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Wiederholt ist die Frage aufgeworfen worden, ob die Babylonier nach Sonnen- oder Mondjahren gerechnet haben. Die Jahre, die urkundlich bezeugt sind, scheinen sämtlich Mondjahre zu sein. Die Kalenderlisten rechnen mit Monaten zu 30 Tagen. Aber die Jahre haben verschiedene Monate zu 30, 29, 28 Tagen. Das Schaltjahr wird verschieden eingesetzt. Daß die Babylonier das Sonnenjahr wenigstens theoretisch in Rechnung zogen, ist selbstverständlich. Die Kalenderkunst beruht ja auf dem Ausgleich von Sonnen- und Mondlauf. Wo Jahreszeitenfeste gefeiert werden (Neujahr ist Frühjahrsfest), muß mit der Sonne gerechnet werden. Für die Epagomenen, die Ausgleichstage der Sonnen- und Mondrechnung, ist keine keilinschriftliche Bezeichnung nachzuweisen. Wir haben freilich auch noch keine Zeugnisse aus den Sonnenkultstädten, z. B. Larsa und Sippar'.

Einen spezifisch,,israelitischen" Kalender gibt es nicht. Man kann höchstens von einem bestimmten der in vielen Varianten vorhandenen Kalender sprechen, der von den Israeliten übernommen, d. h. zum praktischen Gebrauche eingeführt, anerkannt worden ist. Wir würden dann diesen Kalender ,,israelitisch" nennen, wie wir etwa den julianischen Kalender als russischen bezeichnen könnten.

Als israelitische Eigentümlichkeit erscheint uns nach dem bisher zugänglichen Material die Durchführung der durchrollenden siebentägigen Woche. Für das außerisraelitische Gebiet im Bereiche der

Schlachtalter des Jungviehs bestimmen). Wenn die erste Stunde des ersten Wochentages (und auf die Betonung dieser ersten Stunde kommt es in der Astrologie an) z. B. dem Saturn galt, die zweite Jupiter, die dritte Mars, die vierte der Sonne, die fünfte Venus, die sechste Merkur, die siebente dem Monde usf. durch die 24 Stunden des Tages, so traf die erste Stunde des zweiten Wochentages auf die Sonne, die erste Stunde des dritten Tages auf den Mond, die des vierten auf den Mars, die des fünften auf den Merkur, die des sechsten auf Jupiter, die des siebenten auf Venus, und nach dem Planeten, der die erste Stunde regiert, sagte man dann: Saturntag (saturday), Sonntag, Mondtag, Dienstag (Mardi), Mittwoch (Mercredi), Donnerstag (Jeudi, Jovis dies), Freitag (Vendredi, Veneris dies).

1) Eine banausische Renaissance des babylonischen Mondjahres ist Muhammeds Kalender, der Schalttage und Schaltmonate verbietet. Die islamischen Mondjahre laufen durch unser Sonnenjahr. Wenn der Neumond sichtbar ist, beginnt der neue Monat. Bei bewölktem Himmel wartet man ein, zwei Tage, bis höchstens 30 voll sind. Ungefähr aller 33 Jahre kommt Ramadan wieder in denselben Sonnenmonat; dann haben die Muhammedaner wieder ein Jahr gegen die Sonnenrechnung gewonnen.

2) Aus dem durch den Gestirnlauf festgesetzten Kalender erklären sich die Feste, nicht etwa umgekehrt. S. dafür gegen die Erklärung der Wellhausenschen Schule, wonach die Feste als ursprüngliche Erntefeste von einer Bauernbevölkerung ohne Kalenderwissenschaft eingeführt sein sollen, Winckler, Kritische Schriften IV, 62 ff. Die folgenden Ausführungen setzen sich mit Schiaparelli, Astronomie im Alten Testament, Gießen, Ricker 1904, auseinander.

altorientalischen Kultur ist uns nur eine durchrollende Fünferwoche bezeugt (hamuštu, durch die in babylonischer Keilschrift geschriebenen kappadokischen Täfelchen). Mit dem Mondlauf hat diese Siebenerwoche zunächst gar nichts zu tun. Sie kann auch dem Mond nachträglich nicht auf den Leib geschrieben sein, denn 28 ist in keinem Falle Mondzahl (27 Tage, 7 Stunden, 43 Minuten währt der siderische Mondlauf; 29 Tage, 12 Stunden, 44 Minuten der synodische Mondlauf; der Ausgleich wäre 282). Die Siebenerwoche repräsentiert einfach eine Zahl, und es ist für die altorientalische Kulturwelt keine Zeit denkbar, in der man dabei nicht an die sieben Planeten gedacht hat.

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Was die Jahresrechnung anlangt, so ist zunächst erwiesen, daß die Israeliten das ausgeglichene Sonnen- und Mondjahr gekannt haben. Denn die Zahl der Lebensjahre Henochs (365) soll zweifellos Sonnenzahl scin, s. Kap. Urväter. Wenn man in einer bestimmten Zeit offiziell nach Sonnenjahren gerechnet hat, so wäre das Sache der Gesetzgebung gewesen. Es könnte nur durch einen bestimmten historischen Fall nachgewiesen werden. Die Bestimmung Salomos 1 Kg 4,7 ff., daß jeden einer der zwölf Bezirke Staatslieferungen machen soll, deutet auf 12×30 Tage, ebenso die Rechnung des Sintflut-Erzählers: vom 17. des 2. Monats bis 17. des 7. Monats 150 Tage (ein halbes Jahr, entsprechend dem Weltenhalbjahr der Wasserregion). Entspricht das Mondrechnung oder Sonnenrechnung? Vielleicht beiden zugleich. Denn auch bei Mondrechnung kommt es praktisch auf 30 Tage hinaus (abwechselnd 29 oder 30 Tage von Neumond zu Neumond). Die Namen jerah für Monat und roš hodeš (Anfang der Erneuerung) für den Anfang des Zeitabschnittes beweisen, daß man vom Mondlauf (jareah) ausging. Später bezeichnet 9 (1999) =) allgemein 30 Tage (vgl. 4 Mos 11, 19f. die Trauer um Aaron und Moses). Daß man mit Neumondfeier begann, beweisen Stellen wie Am 8, 5; 2 Kg 4, 23 nicht'; sie können sich auf Auszeichnung des 1. Tages der 30tägigen Periode beziehen. Für das benachbarte Phönizien liegt ein Zeugnis für Neumondfeier wohl in der Inschrift von Narnaka vor, wo zwei Opfertermine im Monat, am Neumond und Vollmond (), gestiftet werden?. Die Neumond- und Vollmonddatierungen beim Zuge nach dem Sinai können an sich sehr wohl alten Verhältnissen entsprechen.

ימים

Wann begann das israelitische Jahr? 1 Kg 20, 22 u. 26 wird die Zeit, in der der König von Damaskus zu Felde zu ziehen pflegt, als Neujahrszeit genannt. Dasselbe gilt 2 Sa 11, I vom Kriegszug Davids. Hier ist also Frühjahr Jahresanfang. Sollte das nur vom Überzähler übernommene Form der Einkleidung der Erzählung sein und nicht vielmehr einem

1) Ob 1 Sa 20, 5; 18, 24. 27 eine Berechnung des Neumonds voraussetzt, ist strittig.

2) Text bei Landau, Beitr. II, S. 46 ff. Daß man in Israel, wie überall im vordern Orient vom Mond ausging, wenn es sich um Zeitrechnung handelte, ist gewiß. Der Mond ist der Zeitregler Ps 104, 19; Si 43, 6-8, das betont noch die rabbinische Theologie. Im Midrasch Genesis rabba c. 6; vgl. Pesikta 41b heißt es: „Rabbi Jochanan sagt: Der Mond ist lediglich zur Berechnung der Zeiten geschaffen worden“ (nicht zum Leuchten, wie die Sonne). Bei orthodoxen Juden lehrt wohl noch heute die Mutter den Sohn, beim Anblick des Neumondes die Mütze abzunehmen.

geltenden Kalender entsprechen? Jer 36, 22, wo der König im 9. Monat am wärmenden Feuer sitzt, ist gewiß ein einwandfreies Zeugnis. Wir sind geneigt anzunehmen, daß auch 2 Mos 12, 2 (Nisan als erster Monat) den alten Verhältnissen entspricht: babylonischer Kalender (Stierzeitalter), vielleicht im bewußten Gegensatz zu der in Ägypten geltenden Kalenderrechnung. Als die Juden nach dem Exil einen eignen Staat hatten, setzten sie (unter Sesbașar) in eigner Kalendergesetzgebung im Gegensatz zu Babylon den Herbst (Tišri d. h. Anfang) als Jahresanfang fest, also im Gegensatz zu Babylon (aber übereinstimmend mit der alten im Namen Tišri noch erhaltenen euphratensischen Rechnung). Im praktischen bürgerlichen Leben wurde das Fest der Herbstlese als Jahresende wohl schon in vorexilischer Zeit angesehen. Die Juden haben noch heute zwei Jahresanfänge, im Frühling und im Herbst. 2 Mos 23, 16 kann neben 2 Mos 12, 2 zu alten Verhältnissen stimmen. Aber einer offiziellen KalenderEinrichtung entsprach das kaum. Wollte man das annehmen, so würde es als ein Zeugnis für einen früheren Versuch eines selbständigen jüdischen Staatswesens angesehen werden müssen im Gegensatz zur babylonischen Herrschaft; es würde also auf ein Hinaufrücken der Entstehung des Judentums hinauskommen.

Wenn die Schöpfung der Welt im Frühjahr gedacht ist, so beweist dies nichts für den Kalender, wohl aber bezeugt sie Abhängigkeit von der Lehre Babylons in der Weltjahrrechnung.

Daß das gesamte Jahr zu allen Zeiten auf Ausgleich von Sonnenund Mondlauf beruht, versteht sich von selbst. Sonst könnten die astronomisch bestimmten Feste nicht zugleich Erntefeste sein. Das Fest der Herbstlese und das Fest der Ähren könnte dann nicht in bestimmten Monaten gefeiert werden; bei gebundenem Mondjahr würden sie durch die Monate rücken.

Über den Sabbath vgl Kap. III über Tag und Stunde bei den Israeliten vgl. S. 61 Die nachexilischen Monate und ihr Zusammenstimmen mit den phönizischen und babylonischen Namen werden zu Neh 1, 1 besprochen.

VIII. Die Offenbarung des göttlichen Wissens und Willens.

Die altorientalische Lehre ist identisch mit Religion. Alles Wissen ist göttlichen Ursprungs, den Menschen von den Göttern überbracht, offenbart, das rein geistige Wissen sowohl wie Künste, insonderheit die Schreibkunst, die Handwerke, die Fertigkeiten. Die Religion ist ein Teil des Wissens. Die Pflege des Wissens ist Aufgabe des Priesterstandes, der eine Lehre feststellt, nach der alle Erscheinungen der Welt, die Einrichtungen des Lebens, die gesamte staatliche und gesellschaftliche Ordnung, aber auch die Geschicke des einzelnen Menschen als Ausfluß des Waltens und Willens der Gottheit aufgefaßt und damit als berechtigt erwiesen werden.

Die Popularisierung der Lehre ist der Mythus1. Er stellt die Weisheit dar als eine von der Gottheit im Buche nieder

1) Die andre Art der Popularisierung ist das Festspiel, die dramatische Darstellung der in dem Gestirnlauf und dem auf ihm ruhenden Kalender enthaltenen religiösen Ideen; hierzu s. S. 85 ff.

geschriebene oder auf Schicksalstafeln aufgezeichnete Offenbarung. Nach den oben geschilderten Theorien von der Weltentstehung und der Art der göttlichen Offenbarungsstätten ist eine doppelte Vorstellung möglich: die göttliche Weisheit steigt aus dem Ozean empor1, oder die Erkenntnis des Willens Gottes kommt aus dem Gestirnlauf. Die erste Theorie entspricht der Urwelt, die andere dem gegenwärtigen Welt-Äon2.

a) Die aus dem Ozean emporsteigende Weisheit3.

Als Ea den Urmenschen schuf (Adapa, der Atraḥâsis „Erzgescheiter" heißt und zer amelûti,,Same der Menschheit"), gab er ihm göttliche Vollmacht, einen weiten Sinn, zu offenbaren die Gestaltungen des Landes, verlieh ihm Weisheit". Ein babylonischer Text redet vom šipru (Buch! ) des Gottes Ea, dessen Beobachtung insbesondere dem Könige obliegt. Ea ist nach II R 58,,Gott der Weisheit, der Töpfer, der Schmiede, der Sänger, der Kalû-Priester, der Schiffer, der Juweliere . . . ., der Steinmetzen, der Metallarbeiter."

Die Sage von Oannes kann in diesem Zusammenhange erst gewürdigt werden. Man beachte dabei, daß z. B. nach dem Schlusse des Weltschöpfungsepos die ursprüngliche Weisheit, die auf Marduk übertragen wird, diesem Ea zukommt, ferner, daß das priesterliche Wissen, das die Götter in der Heroensage Enmeduranki zuschreiben, ursprünglich Ea zukommt, wie ja in den Ritualtafeln ,,das Geheimnis Eas", auch gelegentlich das,,Wort aus dem Ozean“, dem Wohnsitz Eas,

1) Vgl. Spr 8: „Als die Urfluten noch nicht waren, wurde ich (die Weisheit) geboren als er dem Meer seine Schranke setzte, als er die Grundfeste der Erde feststellte, da war ich ihm als Werkmeisterin zur Seite."

2) Beides ist natürlich im Grunde identisch. Man beachte, daß Oannes-Ea den Menschen die ,,Zahlen" überließ; Mathematik ist die Grundlage der Astraltheosophie, s. S. 56 ff.

3) Auch in der chinesischen Mythologie bezeugt: Zur Zeit des mythischen Kaisers Fuk-Hi (Anfang des 3. vorchr. Jahrtausends) kam aus den Wassern des Flusses Meng-ho oder Hoang-ho ein Ungeheuer mit Pferdekörper und Drachenkopf, dessen Rücken eine mit Schriftzeichen versehene Tafel trug, auf Grund welcher die Schriftcharaktere, die Kreise der acht mystischen Diagramme und durch sie die Schrift erfunden sein soll. Auch Indien kennt die Oannes-Gestalt: Bei der Sintflut erscheint der warnende Gott in Gestalt eines Fisches.

*) IV R 48 (= CT XV, 50) vgl. VR 51, 30. Vgl. meine Monographie Oannes in Roschers Lexikon der Mythologie III, 590 f.

5) In Verbindung mit Ea von mir in Roschers Lexikon der Mythologie III, Sp. 577 ff. (Art. Oannes), dann von Zimmern KAT3 S. 535 f., zuletzt von Hrozný, MVAG 1903, 94 ff. besprochen.

eine Rolle spielt1. Oannes berichtet in seiner „chaldäischen Archäologie“: ,,In Babylon hätten sich eine große Menge stammverschiedener Menschen, welche Chaldäa bevölkerten, zusammengefunden, die ordnungslos wie die Tiere lebten. Im ersten Jahre (nach der Schöpfung) sei aus dem erythräischen Meere, dort wo es an Babylonien grenzt, ein vernunftbegabtes Wesen mit Namen Oannes erschienen; es hatte einen vollständigen Fischleib, unter dem Fischkopf aber war ein andrer, menschlicher Kopf hervorgewachsen; sodann Menschenfüße, die aus seinem Schwanze hervorgewachsen waren, und eine menschliche Stimme. Sein Bild wird bis jetzt aufbewahrt. Dieses Wesen, so sagt er, verkehrte den Tag über mit den Menschen, ohne Speise zu sich zu nehmen, und überlieferte ihnen die Kenntnis der Schriftzeichen und Wissenschaften (padnuátor) und mannigfache Künste, lehrte sie, wie man Städte bevölkert und Tempel errichtet, wie man Gesetze einführt und das Land vermißt, zeigte ihnen das Säen und Einernten der Früchte, überhaupt alles, was zur Befriedigung der täglichen Lebensbedürfnisse (uέowo) gehört. Seit jener Zeit habe man nichts anderes darüber Hinausgehendes erfunden. Mit Sonnenuntergang sei dieses Wesen Oannes wieder in das Meer hinabgetaucht und habe die Nächte in der See verbracht, denn es sei amphibienartig gewesen. Später seien auch noch andere dem ähnliche Wesen erschienen (ebenfalls aus dem erythräischen Meer, wie Syncellus in einem anderen Berichte hinzufügt), über die er in der Geschichte über die Könige berichten will. Oannes aber habe über Entstehung und Staatenbildung ein Buch (hóyos) geschrieben, das er den Menschen übergab." Helladius (bei Photius, s. Migne, Patrologia graeca Bd. 103) berichtet:,,Ein Mann, namens 'Qs, der einen Fischleib, jedoch Kopf und Füße und Arme eines Menschen hatte, sei aus dem Erythräischen Meere aufgetaucht und habe Sternkunde und Literatur gelehrt." Hyginus (Fabulae ed. Schmidt, Jena 1872, fab. 274) sagt:,,Euadnes, der in Chaldäa aus dem Meere gekommen sein soll, hat die Astrologie gelehrt.“ (Zu Ea-Oannes s. S. 95 ff. und Abb. 10).

b) Die Schrift des Himmels und die Tafeln der

Geschicke.

In der gegenwärtigen Welt ist das göttliche Wissen in der gestirnten Welt gleichsam kodifiziert. Die Sterne heißen im Babylonischen šițir šamê, šitirtu šamê,,Schrift des Himmels" 2.

1) IVR 21, 1 A, 41a; cf. auch KAT3 628, Anm. 2 (zu IV R 23, Nr. 1, col. 1, 6); ferner noch IV R 29, 40 f. a.

2) Die gleiche Vorstellung findet sich Hi 38, 33: „Kennst du den mišṭar des Himmels?"; das Parallelglied sagt nach dem Grundsatz, daß das Irdische Abbild des Himmlischen ist: „Oder kannst du ihn auf die Erde malen?" Darum entspricht die Menschenschrift der Himmelsschrift, Hieroglyphen und Alphabet sind der gestirnten Welt entnommen (s. Hommel, Geogr. u. Gesch. S. 96 ff. und Winckler F. III, 195 ff.). Das gleiche Grundgesetz bezeugt für Arabien Koran, Sure 45, 1-4: „Die Offenbarung des Buches ist von Gott, denn im Himmel und auf der Erde sind die Zeichen für die Gläubigen. Auch in eurer Beschaffenheit und in allem,

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