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Kampfe Gott abgerungen und wir werden annehmen dürfen, daß in dem fragmentarisch erhaltenen Text 2 Mos 33, 8 ff., der die Orakelpraxis Mosis erzählt hat, auch von Urim und Tummim die Rede war. Urim und Tummim dienen zur Orakelbefragung. Das Orakel aber offenbart die Geschicke, und der Träger der Urim und Tummim verwaltet gewissermaßen die Geschicke. So bilden die auf der Brust getragenen Urim und Tummim eine Analogie zu den babylonischen Schicksalstafeln (tup-šimâti, s. S. 46), die ebenfalls auf der Brust getragen werden. Was bedeuten Urim und Tummim? Offenbar sind es Gegensätze. Wir kennen die Hervorhebung des Gegensatzes der beiden

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Kreislauf-Hälften: Licht und Finsternis, Tod und Leben. Urim und Tummim sind Leben und Tod, Ja und Nein, Licht und Finsternis. Im Heiligtum des 'ohel mo'ed verbirgt sich also hinter den Symbolen des Urim und Tummim der gleiche Sinn wie hinter den Bäumen des Lebens und des Erkennens (Leben und Tod, Selene und Helios) im Paradies 3.

Man begreift, daß die Urim und Tummim in der prophetischen Zeit verhältnismäßig heidnisch erscheinen konnten. Des

1) Zum Sinn dieses Kampfes, der die gleiche Bedeutung hat wie Jakobs Kampf, s. S. 377 f.

2) So hatte ich bereits früher erklärt, ohne Tummim sprachlich erklären zu können (Urim ,,Licht" ist deutlich). Die Bestätigung bietet das durch Winckler F. III 420 f. aufgewiesene Tam-Motiv, s. oben S. 371. 3) S. S. 22.

halb werden sie auch nach dem Exil nicht mehr aufgenommen, obwohl man sie nach Neh 7, 65 vermissen mochte.

Zu den zwölf Edelsteinen auf der Orakeltasche vgl. die sechs Edelsteine an der Brust des babylonischen Königs IV R 18* Nr. 3 und s. S. 197. Die Siegelstecherkunst (28, 11) war in der gesamten vorderasiatischen Welt verbreitet.

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2 Mos 30, 13 müssen die Erwachsenen Tribut zahlen, soweit sie,,cingetreten sind in die Zahl der Eingeweihten "1.

2 Mos 32, 4. Das goldene Kalb. Die Sache bleibt

dunkel. Ist an den ägyptischen Stier zu denken??

Aber der

1) Winckler OLZ 1901, 289; nicht ,,vorübergehen beim Zähler". Es handelt sich um einen feierlichen Akt, dem die Beschneidung im 12. oder 13. Jahre bei den Arabern, das Nehmen der toga virilis bei den Römern entspricht. Vgl. zu den Mysten oben S. 76 f., BNT 106 f.

2) Vgl. Abb. 147 und 148. Das 2. Bild zeigt, daß der Kultus astralmythologischen Ursprung hat; an dem 1. ist die Betrachtung der Hörner als Mondsichel besonders deutlich zu sehen. Auch Abb. 156 ist instruktiv. Vgl. ferner S. 389.

Stier wurde doch wohl nur lebend verehrt. Bildliche Darstellungen der heiligen Kuh, die Hathor darstellt, sind allerdings bezeugt; z. B. durch das neuentdeckte Hathor-Osiris-Heiligtum, s. S. 108 A. 1. Wenn die südarabischen Stierköpfe des Wiener Museums (vgl. Nielsen, 1. c. S. 112) alten minäischen Vorbildern entsprechen, so könnte 2 Mos 32, 4 auch Nachahmung eines arabischen Kultus vorliegen. In allen Fällen aber handelt es sich um einen kosmisch-astralen Kultus im Sinne von Am 5, 26 (s. S. 598), vgl. AG 7, 42f. Der Stier soll den Rettergott darstellen, der den Frühling bringt (die Babylonier jener Zeit nannten ihn Marduk)1. Das Bild wird vorher mit einem Griffel vorgezeichnet 2.

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2 Mos 34, 33 und 35 Moses bedeckt sein Antlitz s. S. 110 und 381, Anm. 3. Zu dem „gehörnten Moses" der Vulgata vgl. noch das Wortspiel Der dhû-'l-himâr ,,Schleiermann" der islamischen Legende wird übrigens dem dhû-'l-karnain „Hörnermann“ 3 gleichgesetzt. Alexander der Große sagt in der Alexander-Legende, die ihn als den Erretter darstellt: „Ich weiß, daß du meine Hörner auf meinem Haupte hast wachsen lassen, daß ich die Reiche der Welt zerstoße *.“ Den gleichen Sinn haben die Hörner in der Darstellung von Naramsin Abb. 88 S. 290, auf dem Siegelzylinder Abb. 69 S. 203 und auf dem Haupte des Hadad in der Stele von Sendschirli (v. Luschan, Ausgrabungen in Sendschirli, Tafel VI, Original im Berliner Museum). Es sind die Abzeichen der göttlichen Macht. Ob man an die Hörner einer bestimmten göttlichen Erscheinung zu denken hat, an Mondhörner oder Hadadhörner, wäre in jedem Falle besonders zu untersuchen. Bei der Volksvorstellung, die Moses Hörner gibt, liegt es nahe, an Hadad -Tammuz zu denken: einerseits, weil die Darstellung Mosis Hadad-Tammuz-Züge trägt (s. S. 410) und sodann, weil Jahve, dessen Vertreter Moses ist, in der Volksreligion mit Zügen des Wettergottes ausgestattet erscheint (s. S. 113, Anm. 4). ☀

2 Mos 35, 25 f. Spinnen als Frauenarbeit. Eine altbabylonische Spinnerin zeigt Abb. 91 S. 292. Das Bild ist in Susa gefunden, stammt aus Babylon und gehört etwa in die Gudea-Zeit um 3000. Die Ritualtafeln reden von der Hexe mit der Spindel.

1) Midrasch Schemoth Rabba Par. III zu 3, 8 sagt: „Gott sagt, er werde mit seinem Viergespann (Merkaba) auf den Sinai kommen, die Israeliten werden eins von den hajjot (also den Kerub, der den Stier darstellt) losmachen und ihn erzürnen: das ist das goldene Kalb." Der Mann, der dies spintisierte, kannte den Sinn. Die Stelle ist auch interessant durch die Verbindungslinie, die sie zwischen dem 2 Mos 24, 10 fragmentarisch geschilderten Thron Jahve's auf dem Sinai und der Merkaba Ezechiels herstellt, die wir S. 25 bereits hervorgehoben haben.

2) Eingeritzt, Socin bei Kautzsch irrtümlich: „bearbeitete es“, Luther richtig.

3) Vgl. B. Beer, Welche Aufschlüsse geben die jüdischen Quellen über den Zweihörnigen" des Koran, ZDMG 1855, 791 ff.

1) S. Kampers, Hist. Jahrb. der Görresgesellsch. XIX, 434 ff.

3 Mos 2, 13. Salz beim Speiseopfer. Das Salz ist den Alten heilig. Homer: 9ɛior a, Plato nennt es dɛoqués; Tacitus bezeugt es für die Germanen; bei den Römern fordert die Ehrfurcht vor den Penaten, daß das Salzfaß nie auf dem Tische fehlt. Mc 9, 49f.:,,Alles Opfer wird mit Salz gesalzen." Beim Schlachtopfer Ez43, 241 mag ein sanitärer Grund hinzugekommen sein 2. Babylonisch heißt tâbtu sowohl Weihrauch als Salz. 3 Mos 4, 3, s. S. 431.

3 Mos 5, 16. Es wird also beim Zurücktreten vom Vertrag 1/5, d. i. 20 Prozent Schadenersatz gezahlt. Ebenso im Babylonischen 3.

3 Mos 12, 8. Opfer der Reinigung: Der Wohlhabende cin Schaf; der Arme zwei Tauben. vgl. Le 2, 24. In den Ritualtafeln soll der rubû, der Adlige (Vollbürger), eine Taube zu Asche (?) verbrennen, der muškênu, der Hörige, soll das Herz (?) eines Schafes verbrennen *.

3 Mos 14, 4, s. S. 432.

3 Mos 16, 8. 16. 26. Azazel (vgl. S. 432) gilt nach Henoch 9, 6 u. ö. als Anführer der gefallenen Engel. Der Name ist vorläufig aus dem Babylonischen nicht zu erklären. An die Zeremonie erinnert der Vertragsschlußß zwischen Assurnirari und Mati'ilu von Arpad3, wo zum Vollzuge der Eidschwüre (nicht zum Opfer) ein Bock von der Herde gebracht wird, dessen einzelne Körperteile die Körperteile des Mati'ilu und seiner Familie darstellen. Henoch 10, 4 wird Azazel (er ist mit seinem Tiere identisch) in eine Grube in der Wüste geworfen (bôr Unterwelt, s. S. 348; 384). Der Bock ist gleich Azazel, die Unterweltsmacht, der Teufel. Er wird in die Wüste, d. h. in die Unterwelt gejagt. Vgl. Jes 13, 21.

3 Mos 18, 18, s. S. 325; 358.

1) Ebenso bei den Babyloniern, wofür Beispiele in den Ritualtafeln sich finden.

2) Jalkut Simeoni sagt merkwürdigerweise zu 3 Mos 2, 13), man habe bituminöses Salz genommen, um das Verbrennen zu beschleunigen und den üblen Geruch zu mildern. Nach Menachoth 20a müssen nicht nur die Opfergaben, sondern auch das Feuerholz beim Opfer gesalzen sein. Vgl. ferner Berachoth 5a (Winckler, Neue Beiträge S 39).

3 Belege bei Kohler und Peiser, Bab. Verträge.
KAT 598f. Zu den Ständen s. S. 352 und 464.

5) Peiser in MVAG 1898, 228 ff., vgl. oben S. 369.
6) Bei Se'îr

=

Bock in den Motiven der Esau-Jakob-Geschichte be

gegnet uns bereits die Idee S. 371.

3 Mos 18, 21. Molech (Moloch), s. S. 321 Anm. 1. sammenhang mit der Frage nach der Existenz Molochs auf babylonischem Gebiet pflegt man die Frage zu erörtern, ob die babylonisch-assyrischen Völker Menschenopfer gehabt haben1. Inschriftlich ist keine bestimmte Spur von Menschenopfer bei den Babyloniern zu finden. Die Bemerkung Tieles, man habe vielleicht geflissentlich in den Inschriften dergleichen verheimlicht, ist nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen. Zimmern weist auf folgende Spuren: In einem Beschwörungstext2 scheint die Möglichkeit des Opfers eines Sklaven (amêlûtu) neben der eines Rindes oder Schafes ausgesprochen zu sein. In den juristischen Texten wird für den Fall des Vertragsbruchs die Verbrennung des ältesten Sohnes oder der ältesten Tochter auf

Abb. 149: Assyr. Siegelzylinder. Menant. Glypt. orient. Fig. 95. Menschenopfer?

dem Altar des Sin und der Bêlit-sêri angedroht. Darin verbirgt sich vielleicht die Erinnerung an frühere Kinderopfer. Das gleiche gilt vielleicht von Stellen in den KönigsInschriften, wie bei Asurnaṣirpal*: ,,Ihre Knaben und Mädchen

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brannte ich in der Glut". Zeremonielle Menschenschlächtereien sind bei den Assyrern wenigstens nichts Unerhörtes. Asurbanipal erzählt (VR 4, 70 ff.), er habe bei demselben Stierkoloß, bei welchem einst Sanherib, sein Vater, ermordet wurde, babylonische Kriegsgefangene als Totenopfer hingeschlachtet. Der in Abb. 149 wiedergegebene Siegelzylinder ist unseres Erachtens unter allen

1) Sayces Aufstellungen in dem Aufsatze,,On human sacrifice among the Babylonians" (Transact. of the Soc. of Bibl. Arch. 4, 25; vgl. Zeitschr. f. Keilschriftf. 2, 282) beruhen auf einem argen Mißverständnis: nicht von Menschenopfern ist an der fraglichen Stelle die Rede (III Rawl. 64), sondern von Getreide, das in der Sonnenglut verbrennt! Und die von Lenormant, Études accadiennes 3, 112 als fragment sur les sacrifices d'enfants bezeichnete Stelle entpuppt sich bei näherer Betrachtung als harmlose Beschwörung eines Magiers, der die einzelnen Körperteile des Menschen seinen priesterlichen Manipulationen unterzieht (IV Rawl. 26). 2) Bu 88-5-12, 5, Z. 34, s. Zimmern KAT3 599.

3) Johns, Assyr. Deeds.

4) KB I, 91.

5) Niedermetzelung von Gefangenen wird auch im Alten Testament metonymisch als bezeichnet: Jes 34, 6; vgl. 1 Sa 15, 33 und zu Ri 9, 5.

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