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gelten für das was es ist, für ein Geheimniß zwischen dem Ewigen und den endlichen Geistern, die ihm vertrauen" "). Allerdings ist das Gebet Stärkung, aber eben nur dann, wenn es wahres Gebet ist, d. i. aus dem Grunde des Herzens emporsteigt. Also darf etwa nur dem Anfänger im Christenthum das Gebet als Pflicht vorgestellt werden, vorerst gegen Gott, dann der Nächstenliebe, dann gegen uns selbst. Wer aber nur einmal als gläubiger Christ gebetet hat, weiß nichts mehr von dieser Pflicht, sondern freut sich, daß er beten darf und beten kann. Hört man nun gar das Beten für etwas Unschickliches halten, als etwas Kindisches, so daß der Betende sich selbst lächerlich vorkommen müsse, wenn er sich dabei etwa im Spiegel sähe, so kann man nur die bedauern, die so wenig das Beten, die Natur unserer Secle, und das Verhältniß jedes Geistes zu Gott kennen. So wie wir nur durch das Wort denken können, so müssen wir auch zu dem, an welchen wir mit Liebe denken, reden, schon in Gedanken reden, wie viel mehr, wenn er bei uns ist! Der wahre Got tesverehrer aber weiß den, welchen er mit kindlicher Ehrfurcht liebt, unendlich nahe; kindisch ist vielmehr die Meinung, als könne je ein Mensch, oder wäre es auch ein Engel, Gott anders in Wahrheit denken, als mit Anbetung. „Einen Gott, zu dem man nicht beten kann, will ich nicht, denn es ist ein Göße"; sagt ein Philosoph. Wahrlich, wer das Gebet verwerfen will, weiß nicht, was er thut; er zerrt an seinem heiligsten Leben, und zerreißt sein Herz, wenn es ihn zum Beten treibt. Und wohl ihm, wenn es noch diesen himmlischen Lebenstricb hat! erhalte dir ihn sorgfältig, ehe dir der Himmel verschlossen wird, und du in die Noth kommst, die jede andere übersteigt, wo du nicht mehr beten kannst. Nichts in der Welt hast du mehr zu fürchten, als dich selbst, wenn du

einmal dich von Gott losgerissen hast, und selbstvermessen ihn nicht mehr zu bedürfen wähnst. Verscherze doch nicht dein Heil, und vernimm dankbar froh die freundliche Stimme deines Gottes: rufe mich an in der Noth, und ich will dich erretten, und du sollst mich preißen;" ja denke an die hohe Würde: wer betet steht ja neben dem höchsten Engel ®).

Der Christ lebt überhaupt im Umgang mit Gott; alles was er thut und denkt und sinnt, ist von dem Grundgedanken an den Allgegenwärtigen begleitet; und so ist sein ganzes Leben ein fortwährendes Gebet. Nur ist das noch nicht ein mit Bewußtseyn auf Gott gerichtetes Denken; dieses tritt nur in feierlichen Momenten hervor, wo es dann die Seele mit dem erhabensten Gedanken erfüllt, und deßhalb Andacht heißt. Da einigt sich mit dem tieferen Denken über das höchste Wesen zugleich das unaussprechliche Gefühl, das uns seine Majestät einflößt, und die völlige Ergebung in seinen heiligen Willen; das ist die ächte Andacht, und wenn sie sich steigert, so wird sie Gebet, und kann nichts anders seyn, als das Herzensgespräch mit Gott. Denken wir uns die höheren Geister, die um den Thron Gottes stehen, überall seine Befehle ausrichten, und im Anschauen der Herrlichkeit des Ewigen felig sind, so können wir ihr ganzes geistiges Leben nicht anders denken, als ein beständiges Gebet. Das Leben des Menschen aber bewegt sich unter den Arbeiten und Stürmen auf der Erde, und da mag nur zu Zeiten die Sonne des inneren Himmels zu solcher seligen Stunde hervorbrechen. Du magst dir wohl in guter Gewöhnung bestimmte Andachtszeiten, wären es auch nur kurze, festhalten, aber oft wirst du dich mitten im alltäglichen Treiben und Arbeiten in dein inneres Heiligthum zurückziehen, und wäre es auch nur mit einem betenden Seufzer oder Dankgefühl. Lebt nun Christus in dir, so bildet sich auch jenes himmlische

Leben mehr und mehr in dir ab, welches dann in jedem einzelnen Gebete einen Lichtstrahl über dein Lebensganzes verbreitet.

So denke man sich denn auch die Christengemeine. Schon das öffentliche Beten in ihren Versammlungen erhebt gegenseitig die Herzen, aber wie herrlich erscheint uns diese Gemeine, wenn wir sie in ihrem rechten Bilde sehen, vereinigt mit dem Herrn, sie, die Erlöseten, mit Gott versöhnt, durch ihr ganzes Leben im Reiche Gottes den Preißgefang anstimmend, der in die Ewigkeit forthallet, und als das Gebet der Menschheit den Himmel mit der Erde verbindet.

1. AG. 1, 14, 2, 46. 6, 4. 10, 9. Rom. 1, 10. u. a.

2. Man vergl. hiermit den Pantheismus B. I. §. 22, §. 24, 5. auch das Beten des Stoikers §. 30, 19.

3. Vergl. B. I. §. 23, 26, 28,

4. Matth. 6, 6 fgg. 7, 7 fgg. Luk. 11, 5 fgg. 18, 1 fgg. Joh. 14, 13 fgg. 16, 23 fgg. 11, 41 fg.

5. Bouterweck, Rel. der Vernunft, 1824. Wir fügen noch eine Stelle von einem andern Philosophen der neueren Zeit hinzu von Feder (dessen Leben 1825.): »Wie kann das Gebet fehlen, wo solch ein Glaube ist, solch ein inneres Leben? Über du, der du die Gebetserhörung regerklären oder wegzweifeln willst, glaubst du einen Gott im ganjen Ernst? Ein Räthsel bleibt es mir, wie man an einen geistig lebendigen Gott, der Schöpfer und Leiter der Welt, der Geisterwelt auch, ist, glauben kann, und das Gebet als eine von ihm unabhängig, fimpel psychologisch wirkende Operation betrachten kann.« Dieser Edle erzählt dabei, wie er selbst Gebetserhörung erfahren habe, und fügt hinzu: »Möchte doch diese Erzählung, wenn meine Gebeine im Schooße der Erde ruhen, irgend einer bekümmerten Seele Vertrauen auf den, der für uns alle sorgt, einflößen! Ein solcher frühe mit der Denkart verwebter Grundsag leistet mehr, als ein ganzes System der Spekulation «.

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6. Man lese darüber besonders die schöne Rede des Chryfoftomus über das Gebet. Vgl. übrigens die reichhaltige, belehrende Monogra. phie: Geschichte der Vorstellungen und Lehren vom Gebete C. Fr. Ståudlin 1824.

Dritter Abschnitt.

Der Christ in den bestimmteren Lebensverhältnissen.

I. Naturell. Alter und Geschlecht.

1.

Das göttliche Ebenbild in den verschiedenen Naturen.

Eine andere Klarheit hat die Sonne, eine andere Klarheit hat der Mond, eine andere Klarheit haben die Sterne, und auch ein Stern übertrifft den andern an Klarheit; also auch die Auferstehung der Todten).. Warum sollten wir nicht dieses Bild des Apostels auch auf das ewige Leben anwenden, das schon hienieden der Christ in sich entwickelt? Denn das Gnadenlicht, das ihn verherrlichen will, wird wohl im Irdischen getrübt, es wird aber auch in Farben gebrochen nach eines jeden Natur, und das himmlische Wesen soll in jedem auf eigne Weise hindurchleuchten; wie der Sonnenstrahl Farben vom tiefen Blau bis zum hellen Roth auf dunklem Wolkengrunde, und wie er auf der grünen Erde die unendliche Man

nigfaltigkeit der Blumen hervorruft. Auch die Geseße der Harmonie sind hier ein Symbol; der Grundlaut in seinen Lönen entfaltet, eine Unendlichkeit. Die Geseße der Körperwelt un terwerfen sich auch das geistige Leben auf gewisse Art, so daß sie es vielfach gestalten; und so ist der Menschengeist bestimmt nicht in einem Menschen grade so wie in dem andern zu erscheinen, sondern das Ebenbild Gottes will sein Unendliches auch in den unzähligen Menschennaturen ausstrahlen. Damit sich aber der Beobachter oder Bildner nicht in dieser Mannigfaltigkeit verliere, kündigt die Natur überall auch ihre Einfachheit in ihren Theilungsgeseßen an.

Daher sprach man immer von vier Temperamenten. Wir nennen sie schicklicher Naturarten, und nehmen sie nach dem Gesehe der Zweitheilung an, wie die Natur überall nach zwei Polen hinwirkt, und bezichen eben dieses Geseß zugleich auf das Verhältniß der Einwirkung und, Gegenwirkung. So finden wir grade vier Naturelle als die Hauptclassen, unter deren eine sich immer jeder Mensch mehr als unter die andere stellen kann, das feste und das lebhafte, das sanfte und das innige Naturell. Statt der mehr krankhaften Zustände jener soge= nannten Temperamente, wollen wir hiermit dasjenige Unterscheidende festhalten, nach welchem sich die Naturanlagen der gesammten Bestimmtheit jedes einzelnen Menschenlebens classificiren lassen; und zwar die Hauptverschiedenheiten alle, so daß sich nicht eines finden möge, das nicht unter eine dieser Abtheilungen gehöre. Indessen geschieht es soweit nur erst ganz im Allgemeinen, und man kann sie in unzählige Nuancirungen ausführen. Das mag denn der Einzelne für seine Selbstkenntniß thun; hier wird es genügen, das Sittliche in seiner Gestaltung nur nach jenen vier Hauptclassen anzuzeigen. Und das thut allerdings einer Sittenlehre für das Leben noth, denn

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