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Mensch, solang er strebt," so weiß doch die Gottheit, daß ein von Haus aus „guter Mensch in seinem dunklen Drange sich des rechten Weges wohl bewußt ist,“ und nur damit ,,des Menschen Thätigkeit nicht erschlaffe," da er die „unbedingte Ruhe liebt", wird ihm der dämonische Geselle zugegeben, der reizt und wirkt und als Teufel schaffen muß.

In der Darstellung des Paktes mit dem Teufel war Goethe, abgesehen von den Volksbüchern vom Faust und den Puppenspielen, nicht ohne Parallelen. Schon um die Mitte des 10. Jahrhunderts hatte die fromme Nonne Hroswitha zu Gandersheim die Legende von dem abtrünnigen und reuigen Klosterbruder Theophilus geschrieben, der sich dem Teufel ergiebt und ihm seine Seele verschreibt, wenn er ihm sein Amt wieder schaffe. Aber sofort nach der That erfaßt ihn Reue; durch sein Flehen rührt er die Jungfrau Maria, die dem Satan den Pakt wieder entreißt und dem lobpreisenden Theophilus zustellt.

Doch das Ringen und Streben des Faust ist bei Goethe unendlich weiter gefaßt. Die ganze Natur will er erforschen und erfassen, die Elemente ergründen, aufgehen in der Allgemeinheit, wirken und streben zum Heile der ganzen Menschheit; denn er ruft aus:

was der ganzen Menschheit zugeteilt ist,
Will ich in meinem innern Selbst genießen,
Mit meinem Geist das Höchst' und Tiefste greifen,
Ihr Wohl und Weh auf meinen Busen häufen,
Und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern
Und, wie sie selbst, am End' auch ich zerscheitern.“

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Ein solcher Geist ist nicht dazu geschaffen, in flacher Unbedeutendheit zu zappeln und zu kleben“, wie Mephisto will; auch wird er nicht, wenn er sich nach klösterlichem

Zwang und unbefriedigtem Wissensdrang glühend in die Arme des geliebten Weibes stürzt, im Sinnengenuß vergehen, nein! auch an ihm wird sich die läuternde, heiligende Macht edler Weiblichkeit offenbaren, und anstatt, daß wie es der Teufel will, ihn die Liebe und das Weibliche hinabziehen, klingt zum Schlusse das versöhnliche und tröstliche Wort:

,,Das ewig Weibliche zieht uns hinan!“ Auch kann ein Straucheln im Sinne der wahren Liebe das Wesen der Liebe nicht zerstören, die dereinst, wenn die Geliebte ihren Fehltritt gebüßt und ihrer Schuld entsühnt, zum Himmel sich emporgeschwungen, auf den Geliebten ihr reinigendes Licht herniederstrahlt. Wie wenig sich Gretchen in ihrer blinden und vertrauensvollen Hingabe an den geliebten Mann einer Sünde bewußt gewesen, geht aus den rührend naiven Worten hervor:

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Der Raum verstattet mir nicht, die vielbesprochene Idee und den zum Teil dunklen Inhalt des zweiten Teils von Goethes Faust näher zu beleuchten.

Über die Grundidee des ganzen Goetheschen Faust ist viel geflügelt, gedeutelt, und gefabelt worden. Dem aufmerksamen Leser und unbefangenen Denker wird sich aber wohl die eine Idee als einleuchtend und sich durch das ganze Werk hindurchziehend erkennen lassen, daß der Dichter darstellen wollte, wie ein redlich ringender und ernstlich thätiger Mensch nicht gänzlich verloren gehen könne. „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen," so klingt die tröstliche Verheißung der himmlischen Geister.

Zuerst sehen wir den Faust nach den höchsten Zielen

menschlicher Erkenntnis ringen; er steht im Dienste der Wahrheit. Im zweiten Teile erkennen wir in der Helena-Episode deutlich des Menschen völlige Hingabe an die Kunst. In welch vollkommneren Gestalt aber könnte dem Manne das Wesen der Kunst sich offenbaren, als in der Erscheinung des vollendetsten Schönheitsideals der klassischen Antike, in dem schönsten Weibe, in Helena?! Sonach steht Faust im zweiten Teile zuvörderst im Dienste des Schönen. Zunächst erblicken wir allerdings den Faust im zweiten Teile bei Hofe in Gunst und rastloser Thätigkeit, wobei dem Dichter wohl sein eigener Zwiespalt als Staatsmann und Künstler vorgeschwebt haben mag, wie im Tasso. In der Fabrikation des Papiergeldes erkennen wir eine beißende Satire auf die Goldmacherei des Mittelalters, wie auch die Suche nach dem Stein der Weisen und der Versuch, den Menschen in Retorten zu destillieren köstlich persifliert wird. So hat der berühmt gewordene Dr. Wagner ein Menschlein, homunculus, im Glase zu Tage gefördert. Dieser, wohl als Produkt des grübelnden Menschenverstandes aufzufassen, — führt als Leuchte der Wissenschaft den Faust auf dem Pfade ins kassische Hellenentum, wo er in Helena keineswegs die antike Buhlerin, sondern in der Verkörperung griechischer Formenschönheit und vollendetster Weiblichkeit die höchste Offenbarung der Kunst selbst findet. Ihr giebt sich Faust entzückt und begeistert völlig hin, vermählt sich mit ihr, und dieser Verschmelzung des romantischen Geistes mit der klassischen Antike entspringt, wie man allgemein annimmt, der Repräsentant der modernen Poesie, Euphorion, oder divinatorisch, wie man nach des Dichters eigenen Andeutungen mit deutlicher Beziehung geschlossen hat, Byron. Wenigstens

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klingt Euphorions vorzeitiger Tod an Lord Byrons tragisches Ende an. Und an eine Persönlichkeit zu denken, bietet etwas Greifbareres, als an eine allgemeine Abstraktion, etwa an ein Kunstwerk selbst.

Wir können uns hier nicht weiter in eine Deutung all der Scenen oder Figuren verlieren, die uns der Dichter namentlich in seiner klassischen Walpurgisnacht vorführt; aber eine Idee scheint dann wieder nach all dem Wirrsal von Allegorien und Rätseln gegen Schluß des zweiten Teils deutlich hervorzuleuchten: die rastlose Thätigkeit Fausts zum Wohle der Menschheit, also im Dienste des Guten. Sollte es demnach wohl wie eine gekünstelte Deutung flingen, wenn wir den ganzen Faust für eine Illustration der menschlichen Thätigkeit im Dienste der drei Grundideen des Wahren, Schönen und Guten erfären?

Je mehr Faust die Abnahme seiner Kräfte, das Herannahen des Alters und des Todes verspürt, um so mehr verdoppelt er seine Thätigkeit, um noch die Neige der Zeit möglichst im Dienste der Menschheit auszunuzen, zu wirken, solange es noch Tag ist. Und schleichen sich auch Not, Schuld, Mangel und Sorge durchs Schlüsselloch ein, deckt auch finstere Nacht seine Augen, in seinem Inneren leuchtet helles Licht, und rastlos arbeitet er, dem Meere Land für glückliche Menschenkolonien abzuringen und freut sich schon im voraus des Gewinnes seiner Mühen mit folgendem herrlichen Schwanengesang:

Ein Sumpf zieht am Gebirge hin,
Verpestet alles schon Errungne;
Den faulen Pfuhl auch abzuzieh'n,
Das Lezte wär' das Höchsterrungne.
Eröffn' ich Räume vielen Millionen,

Nicht sichrer zwar, doch thätig frei zu wohnen:

Grün das Gefilde, fruchtbar; Mensch und Herde
Sogleich behaglich auf der neusten Erde,
Gleich angesiedelt an des Hügels Kraft,
Den aufgewälzt kühn-ems'ge Völkerschaft.
Im Innern hier ein paradiesisch Land,
Da rase draußen Flut bis auf zum Rand,
Und wie sie nascht, gewaltsam einzuschießen,
Gemeindrang eilt, die Lücke zu verschließen.
Ja, diesem Sinne bin ich ganz ergeben,
Das ist der Weisheit höchster Schluß:

Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,

Der täglich sie erobern muß.

Und so verbringt, umrungen von Gefahr,

Hier Kindheit, Mann und Greis sein tüchtig Jahr.

Solch' ein Gewimmel möcht' ich sehn,

Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn.

Zum Augenblicke dürft' ich sagen:

Verweile doch! Du bist so schön!

Es kann die Spur von meinen Erdetagen
Nicht in Äonen untergehn!

Im Vorgefühl von solchem hohen Glück

Genieß' ich jezt den höchsten Augenblick.“

Mit diesen Worten sinkt Faust tot nieder, und nun erscheint Satan, sein Opfer zu holen. Allein den Mächten der Hölle gegenüber erhebt sich die Macht des Himmels. In flammenden Rosen überstrahlt die himmlische Liebe die Höllenbrände, und wutschnaubend stürzt der „betrogene Teufel zum Abgrund. Frohlockend erheben sich die Engel mit der unsterblichen Seele, frohlockend tragen sie Büßerinnen der fürbittenden Mutter Maria entgegen, - auch Gretchen erhebt sich geläutert und gesühnt zum himmlischen Chore, der tröstlich und verheißungsvoll von oben herabschallt: ,,Gerettet ist das edle Glied

Der Geisterwelt vom Bösen:

Wer immer strebend sich bemüht,

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