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das Geheimnis, daß Margaretha seine Tochter ist. So überraschend und erschütternd auch diese Entdeckung für Faust diesmal trifft ihn kein nagender Gewissensvorwurf, wehmütig, doch wie zum Troste kann er zu Beginn des V. Aftes beim Anblick von Margarethens Bildnis sagen:

ist,

,,Du Kleinod ohne Gleichen, immer wieder
Senkt sich mein Blick zu Dir hernieder,
Verzaubert wie von einem Heil'genschein.
Was alles schließt Dein kleiner Rahmen ein:
Das Schicksal von zwei innig teuren Wesen
Kann ich in Deiner Fassung lesen.

Was in der Mutter mir verhängnißreich
Ein höllisches Geschick gewoben,

Das zieht versöhnend mild und engelgleich
Im Kind ein himmlisches nach oben“.

Margarethen aber kostet die Eröffnung, daß sie Fausts Tochter sei, das Leben. Diese Hiobspost bringt Faust dem Wahnsinn nahe, - da im höchsten Ausbruch seiner Verzweiflung erscheinen die Häscher der Inquisition, ihn fest= zunehmen.

Mit folgenden Worten erwacht Faust im Kerker:

„Laß mich schlafen, laß mich träumen,
Quälender Geist! Reiße mich nicht umher
Im schrecklich wirbelnden Gedankenmeer!
Laß mich schlafen, laß mich träumen!
Wo bin ich?

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Elend in Fesseln liegst Du nieder!
Schandthätig mit dem frevelhaften Bruch
Der Menschenrechte ohne Urteilsspruch
Sind sie wie Räuber über mich gekommen.
Das süßeste der Güter mir genommen :
Der Freiheit mildes, warmes Sonnenlicht.
Verloren Dich, Dich Kindesangesicht!

Wer hilft, wer rettet, wer erbarmet sich?
Gerechter Himmel Du, erbarme Dich!"

Noch einmal naht Mephisto, durch Gift Faust seinen Peinigern zu entreißen, ihn aber um so fester an sich zu ketten; doch der Held und Märtyrer, der wieder sein besseres Selbst gewonnen, schleudert die dargereichte Phiole zu Boden. Da drängen im wilden Aufruhr die Studenten zur Kerkerthüre herein, ihren geliebten Lehrer zu befreien, doch Faust, die Anzeichen des nahen Todes in seinem Innern fühlend, ruft aus:

,,Ja! Die Zeit ist aus, die lezte Stunde nah,
Ich fühle, wies allmählich stiller wird,

Wie mich des Todes Genius umschwirrt.

Die Zukunft liegt vor mir im Dämmerlicht,
Horch! wie sie flüsternd zu mir spricht:

Schon ringen sich aus des Jahrhunderts Nacht
Hervor zur Klarheit die Gedanken ;

Im Grunde bebt der alten Kirche Macht,

Und ihre morschen Pfeiler wanken,

Was eure Geister dachten, Luther dunkel sprach,
Das ringt durch große Kämpfe sich zu Tag:
Schon sah' ich manch Jahrhundert voll von Streitern,
Es reiht sich Kampf an Kampf und Krieg an Krieg;
Den Glauben muß das Licht der Wahrheit läutern,
Und endlich rufen Völker jubelnd Sieg!

Und mögen wir auch alle fallend sterben,

Die Freiheit werden unsere Enkel erben!"

Da erschallt von außen der Jubelruf: „Sieg!" Herzog Morig von Sachsen hat über Karl V. an der Ehrenberger Klause den Sieg errungen. Der Kerker füllt sich mit siegesfrohen Menschen, und von ferne läuten die Glocken. Der zusammengesunkene Faust richtet sich noch einmal auf und ruft:

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„Willkommen süßer Tod! Mit sanftem Läuten
Willst Du mich auf dem lezten Gang begleiten.
Summend beschleicht das Ohr Dein Wellenton,
Noch auf der Erde, fühl' ich Himmelsnähe schon.
Willkommen, süßer Tod, mit sanftem Klingen
Den Geist zu tragen auf harmonischen Schwingen!
Hinan!

Der Erde dunkle Nebelbilder fliehn

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Stimmen von oben ertönen: Friede, Friede! Selig!

Selig!"

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Mephisto nimmt zwar Fausts Körper als seinen

Anteil mit, doch seine unsterbliche Seele rettet die Gottheit, deren Stimme von oben erschallt:

,,Nach dem Streite

Nach dem Leide

Siegesfreude

Herrlich naht.

Dein Bestreben

Sühnt das Leben

Dein Erheben

Krönt die That!"

Hiermit schließt Müllers Dichtung in ihrer neuesten Fassung,

die uns als Bühnenmanuskript vorlag, deren Drucklegung aber bevorsteht.

Wir haben uns mit Adolf Müllers Dichtung: „Dr. Fausts Ende eingehender beschäftigt, nicht etwa, weil sie bei einer Preiskonkurrenz als das beste posthume Faustdrama anerkannt worden ist, sondern weil sie uns an Originalität der Erfindung, an Gedankenreichtum und an Schwung der Diktion wohl wert erschien, eine Fortsetzung des Goetheschen ersten Teiles genannt zu werden. Während Goethes Faust im zweiten Teile eigentlich nicht zu rechter und ersprießlicher Thätigkeit kommt, sondern am Schlusse nur von der Verwirklichung seiner Kolonisationsprojekte und der daraus erwachsenden Beglückung der Menschheit träumt, sehen wir in der Tragödie Müllers Faust in die weltbewegende geistige Revolution der Reformation thatkräftig eingreifen und schließlich als Märtyrer der Geistesfreiheit und als begeisterten Vorkämpfer für nationale und religiöse Einheit sterben. Sollte es bei aller Pietät für den allverehrten Altmeister Goethe ein crimen laesae majestatis sein, sich an Stelle der Schöpfung seines Alters eine andere Fortsegung zu denken? Gewiß nicht. Und hierzu kommt, daß sich Müller sehr glücklich in den Geist und in die Sprache Goethes hineingedacht hat, so daß er unter den Nachahmern sicherlich einen würdigen Plaz einzunehmen. berechtigt ist. Dies mögen die von uns mitgeteilten Proben beweisen. Gerne hätten wir deren noch mehr gegeben, wenn es der Raum verstatter hätte.

Für eine Art Fortsetzung des Goethejchen Faust könnte auch in gewissem Sinne eine anonyme Dichtung: Justus, Fausts Sohn“ (Dresden und Leipzig, Pierson) gelten, das

sich ein dramatisches Epos in drei Teilen nennt. Wir konnten uns jedoch weder für dies schwankende Charakterbild noch für die darin geschilderten modernen Zeitbilder recht er= wärmen.

7. Schriften über Goethes Saust.
Vischers faust, III. Teil.

Die Zahl der Faustschriften ist Legion. Sie auch nur aufzählen zu wollen, würde einen breiten Raum einnehmen, geschweige auf ihren Inhalt näher einzugehen.

Die Schwierigkeit, den Goetheschen Faust in seiner jezigen Gestalt, abgesehen von der Länge der Zeit und der Schwerverständlichkeit mancher Scenen, namentlich des zweiten Teils, auf der Bühne aufzuführen, hat zu manchen Versuchen seiner bühnengerechten Einrichtung geführt. Der bekannteste ist der des jüngst verstorbenen Schauspieldirektors Otto Devrient, dessen Mysterium in zwei Tagewerken" seit seiner erstmaligen Aufführung zur Säkularfeier von Goethes Ankunft in Weimar bereits mehrere Male mit Erfolg über die Bretter gegangen ist.

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Beachtenswert ist auch ein Vorschlag Emil Mauerhofs in seiner Schrift: „Zur Idee des Faust," in deren erstem Kapitel er sich ähnlich, wie Friedr. Theod. Vischer, über einige Goetheforscher, darunter übrigens recht verdiente Männer in einer Zahl erfundener Briefe lustig macht, dann über die Grundidee der Dichtung und zur Helena-Episode recht schäßenswerte Beiträge liefert. Über die Grundidee selbst hat Kuno Fischer in seinem Werke: „Goethes Faust" zuerst den überzeugenden Nachweis geliefert, daß wir bei des Dichters Werk in seiner jeßigen

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