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Seiner Angabe nach müssen wir also das Ende Fausts vor 1540 sezen.

Eine der wichtigsten Nachrichten über Fausts Auftreten und Ende lesen wir in einem 1562 zu Basel vollendeten, aber erst 1590 daselbst erschienenen Sammelwerke des Manlius aus Ansbach, eines Schülers des Melanchthon, worin dieser selbstredend eingeführt wird, wie folgt:

„Ich habe einen, Namens Faustus, gekannt aus Kundling, einem Städchen nahe bei meiner Heimat. Als er zu Krakau studierte, hatte er die Magie erlernt, wie sie dort früher stark getrieben wurde, wo man öffentliche Vorlesungen über diese Kunst hielt. Er schweifte weit und breit umher und sprach von vielen geheimen Dingen. Als er zu Venedig Aufsehen erregen wollte, kündigte er an, er werde in den Himmel fliegen. Der Teufel hob ihn also in die Höhe, ließ ihn aber auf die Erde fallen, so daß er von diesem Fall fast den Geist aufgegeben hätte; aber er starb dennoch nicht. Vor wenig Jahren saß dieser Johannes Faustus an seinem lezten Tag sehr betrübt in einem Dorfe des Herzogtums Würtemberg. Der Wirt fragte ihn, warum er betrübt sei wider seine Sitte und Gewohnheit, denn er war sonst ein schändlicher Schelm, der ein liederliches Leben führte, so daß er ein und das andere Mal fast wegen seiner Ausschweifungen umgekommen wäre. Darauf erwiderte er dem Wirt in jenem Dorfe: „Erschrick diese Nacht nicht!" In der Mitternacht ward das Haus erschüttert. Da Faustus am Morgen nicht aufgestanden, und fast der Mittag gekommen war, ging der Wirt mit andern Hinzugerufenen in sein Zimmer und fand ihn neben dem Bette liegen mit umgedrehtem Gesicht, so hatte ihn der Teufel getötet. Als er noch lebte, hatte

er einen Hund bei sich, welcher der Teufel war. - Dieser Faust entrann in unserer Stadt Wittenberg, als der vortreffliche Fürst, Herzog Johann, den Befehl gegeben hatte, ihn gefangen zu nehmen. Auf dieselbe Weise entwischte er in Nürnberg; als er sich zu einer Mahlzeit niedergesezt hatte, begann er zu schwißen und stand sogleich vom Tisch auf, indem er dem Wirt seine Schuld bezahlte. Kaum aber war er vor der Thüre, als die Gerichtsdiener kamen und nach ihm suchten. Dieser Zauberer Faust, eine schändliche Bestie und Kloake vieler Teufel, prahlte, daß er alle Siege, welche die kaiserlichen Heere in Italien erfochten, durch seine Magie errungen habe. Und Dies war die unsinnigste Lüge, wie ich der Jugend halber bemerke, damit sie nicht gleich solchen Leuten zufalle."

Es unterliegt keinem Zweifel, daß dieser Bericht von Manlius seinem Meister Melanchthon in den Mund gelegt ist; dies geht schon aus der Ortsbestimmung Kundling als einem seiner Heimat, - natürlich Melanchthons Heimat Bretten benachbarten Städtchen hervor; denn Ansbach, der Geburtsort des Manlius (eigentlich Mennel) liegt ja über 140 km von Knittlingen entfernt. Aus inneren Gründen aber an der Echtheit dieses Zeugnisses zweifeln wollen, als ob ein derartiger Teufelsglaube des großen Reformators Melanchthon unwürdig wäre, ist durchaus verfehlt; denn es ist bekannt, daß er, wie sein Freund Luther, im Teufelswahn seiner Zeit befangen war. Hat doch Luther, abgesehen von anderen Beweisen aus seinen Schriften, auf der Wartburg sein Tintenfaß nach dem vermeintlichen Teufel, der ihn in der Gestalt einer lästigen Brummfliege umschwärmte, geworfen, so daß man noch lange den Flecken davon in der Wand zeigte. Das Zeugnis

aus dem Munde Melanchthons ist aber um so glaubwürdiger, als er zu Neujahr 1509 die Universität Heidelberg bezog, also just in dem Jahre, wo sich Faust dort das Baccalaureat der Theologie erwarb. Darnach hält es Kiesewetter nicht für unmöglich, daß Melanchthon sogar noch ein Studiengenosse Fausts zu Heidelberg war. Was nun die Angabe des Melanchthon, resp. des Manlius betrifft, daß Faust die Magie in Krakau studiert habe, so verdient sie sicherlich vor den abweichenden und wohl tendenziös gefärbten Angaben der Faustbücher, als ob er in Wittenberg, dem Herde der Reformation, oder der katholischen Universität Ingolstadt studiert habe, sicherlich den Vorzug; denn in Krakau ward thatsächlich die Magie gelehrt, unter welchem Deckmantel wohl aber außer den natürlichen Disziplinen der Chemie, Physik, Optik, Mechanik, Magnetismus und Hypnotismus ohne Zweifel dem Geiste und Wahne der Zeit entsprechend aus dem Orient importierte Zauberfünfte gelehrt wurden. Zudem wird des Manlius Angabe durch das Zeugniß des edlen Johann Wier gestügt.

Hinter die Erzählung von dem mißglückten Luftflug in Venedig möchten wir freilich ein großes Fragezeichen sehen, wenigstens können wir nicht an einen wirklichen Versuch derart, oder an eine spiritistische Levitation, wie Kiesewetter andeutet, glauben. Sie riecht zu sehr nach aufgewärmter Kost des alten Simon Magus. Die wunderbaren Vorfälle, die Manlius-Melanchthon von Fausts Ende berichtet, mögen wohl auf seltsamen gleichzeitigen Naturereignissen beruhen, die dann noch durch den Bericht aufgebauscht wurden. Der Ort seines Todes war höchstwahrscheinlich ein württembergisches Dorf, nicht bei Wittenberg, wie die Faustbücher angeben; die Angabe in der Zimmer

schen Chronik, daß es Stauffen gewesen, ist durchaus glaublich.

An der Begleitung endlich eines Hundes bei Faust zweifeln zu wollen, aus dem der Volksaberglaube einen Teufel machte, dazu liegt gar kein Grund vor. Auch von Cornelius Agrippa wird uns berichtet, daß ihn stets ein schwarzer Pudel, genannt Monsieur, begleitete, in dem das Volk gleichfalls den leibhaftigen Teufel sah, obwohl sich sein Schüler Johann Wier noch 1563 die größte Mühe gab zu beweisen, daß es ein ganz gewöhnlicher Hund sei.

Was nun Fausts Aufenthalt in Wittenberg betrifft, so steht er nach dem Zeugnis Melanchthons wohl fest; doch läßt sich die Zeit nicht genau bestimmen; nur soviel ist klar, daß er vor das Jahr 1532 fallen muß, weil dies das Todesjahr Johanns des Beständigen ist, der in dem Berichte erwähnt wird. Auch die übrigen Einzelnheiten: seine Flucht von Nürnberg, ähnlich wie die seinerzeit von Kreuznach wegen schlechter Aufführung, sowie seine Prahlereien bezüglich der in Italien erfochtenen Siege stimmen ganz mit dem sonst überlieferten Leben und Treiben. des Schwarzkünstlers; nur darf aus legterem nicht ge= schlossen werden, daß Faust unter Karls V. Fahnen gefochten habe; wir haben ihn vielmehr an seines Gegners Hofe kennen gelernt.

Wenn wir nun an dem Zeugnisse Melanchthons so festhalten, so ergiebt sich naturgemäß die Frage: „Wie verhielt sich Luther zu seinem großen Zeitgenossen Faust? Besigen wir nicht von ihm auch ein Zeugniß?" Allerdings. Faust wird in Luthers Tischreden ausdrücklich erwähnt, wenn dies auch von Forschern und Gelehrten, wie

Nover, Deutsche Sagen. Faust.

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3. B. Dünger, bezweifelt wird. Die betreffende Stelle (Luthers Tischreden, ed. Förstemann B. I, p. 50) lautet:

„Da über Tisch zu abends eines Schwarzkünstlers, Faustus genannt, gedacht ward, saget Dr. M. ernstlich: „Der Teufel gebrauchet der Zauberer Dienst gegen mich nicht, hätte er mir gekonnt und vermocht Schaden zu thun, er hätte es lange gethan. Er hat mich wohl oftmals schon beim Kopf gehabt, aber er hat mich dennoch müssen. gehen lassen. Ich hab ihn wohl versucht, was er für ein ein Gesell ist. Er hat mir oft so hart zugesezet, daß ich nicht mehr gewußt hab, ob ich tot oder lebendig sei. Er hat mich wohl auch in Verzweiflung gebracht, daß ich nicht wußte, ob auch ein Gott wäre und an unserm lieben Herrgott ganz und gar verzagte. Aber mit Gottes Wort hab ich mich seiner erwehrt. Es ist auch sonst keine Hilfe noch Rat, denn daß Gott (mit einem Wörtlein durch einen Menschen gesprochen, oder daß einer sonst ergreift) einem hilft. Hat man aber Gottes Wort nicht, so ists balde um uns geschehen, denn da kann er die Leute nach seinem Willen reiten und treiben“.

Da haben wir den Teufelsglauben Luthers in der stärksten Art. Auch anderwärts erzählt Luther, daß ihn der Teufel durch sein Rumpeln erschreckt habe, wenn er nachts in seiner Wittenberger Klause studierte. Müssen wir da nicht unwillkürlich an den frommen Mann des Faustbuchs denken, der dem Zauberer ob seines sündigen Treibens Vorhalt machte und dem er dafür zum Dank einen Poltergeist ins Haus schickte, den aber der Gottesstreiter durch heilige Gesänge aus dem Felde schlug? Auch in dem Widmann'schen Faustbuch findet sich eine längere Auslassung Luthers über Faust in obigem Sinne. Aller

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