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dings steht die auf Faust bezügliche Stelle in Luthers Tischreden so vereinzelt, daß der Verdacht nahe liegt, es sei hier viel mit Rücksicht auf die Wahrung der Würde des großen Reformators bei einer späteren Redaktion unterdrückt worden, so daß unser Passus in seiner ZusammenHangslosigkeit selbst dem Spürsinn eines Dünger entging.

Außerdem liegen uns über Faust noch einige Nachrichten von Johann Wier vor, einem Schüler Agrippas und berühmten Bekämpfer der Herenprozesse (1525-1588) und zwar in seinem Werke: De praestigiis daemonum. Darin heißt es (II, 4), daß Johannes Faustus, aus Kundtlingen gebürtig, in Krakau die Magie erlernt und um 1540 in Deutschland ausgeübt habe. So habe er in Battoburg a. Mose (Maas) dem Kaplan Johann Dorsten, der ihm viel Liebs und Guts erzeigt, verheißen, er wolle ihm ohne Schermesser seinen Bart abnehmen. Darauf habe er ihn geheißen, sich Bart und Kinn mit Arsenik einzureiben, worauf ihm die Haut mitsamt dem Fleisch abgegangen sei.

Einen anderen Mann von brauner Gesichtsfarbe und schwarzem Barte habe er seines Aussehens halber mit dem Teufel verglichen und ihn per Schwager angeredet. Aber zulegt sei er in einem würtembergischen Dorfe eines Morgens mit dem Angesicht auf dem Rücken in seinem Bette tot aufgefunden worden, nachdem sich des Nachts zuvor im Hause ein schreckliches Getümmel erhoben.

Sodann habe er einem Schulmeister zu Goslar die Kunst gelehrt, den Teufel in ein Glas zu bannen. Als er jedoch denselben einmal an einem Muttergottestage im einsamen Walde beschwören wollte, wurde er in seiner Kunst irre. Da erschien ihm der Teufel in schrecklicher Gestalt mit feurigen Augen und einer wie ein Ochsenhorn

gekrümmten Nase, mit langen Eberzähnen und Haarzotteln an den Backen wie eine Kaße. Darüber erschrak der Schulmeister so sehr, daß er wie vom Donner gerührt zu Boden stürzte und einige Stunden wie tot dalag. Endlich erholte er sich und kehrte heim; allen aber, denen er begegnete, fiel er seines vergeisterten Aussehens halber auf und gebärdete sich bis zu Ende des Jahres wie ein unsinniger Mensch, bis er endlich fähig ward, sein Abenteuer zu erzählen. Darnach ließ er sich mit den hl. Sakramenten versehen, empfahl sich dem Herrn und gab am dritten Tage den Geist auf.

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Wir lernen aus ersterer Erzählung kennen, daß zu der Magie auch Toilettenkünfte gehörten und die Anwendung von Arsenik als Enthaarungsmittel schon damals bekannt war; nur bleibt unaufgeklärt, wer hier an den üblen Folgen die Schuld trug, ob absichtlich falsche Anweisung oder unrichtige Befolgung. Die andere Erzählung handelt von dem mittelalterlichen Aberglauben, den Teufel als einen Spiritus familiaris in ein Glas zu bannen. Man konnte die Geister auch dem Wahne nach in Ringe, Krystalle, Steine, Spiegel, Bilder u. dergl. bannen. Das arme Goslarer Schulmeisterlein mag wohl dabei eine Hallucination gehabt haben.

Wir hätten nun so ziemlich alle die Hauptzeugen für die Existenz und das Wirken eines Zauberers Namens Faust aufgeführt; doch es giebt noch eine Reihe von Epigonen, welche die Fausttradition fortpflanzen. Zu diesen gehört z. B. der Pfarrer Hondorf, der ihn in seinem 1572 zu Frankfurt a. M. erschienenen Promptuarium exemplorum erwähnt, ferner der Theologe Bullinger in seinem 1569 zu Frankfurt herausgegebenen Theatrum de veneficiis und dessen Schwiegersohn Ludwig Lavater in seiner vielgelesenen

Schrift: De spectris et lemuribus". Bedeutsamer aber sind die Nachrichten Augustin Lercheimers (eigentl. Wittekind) in seinem 1585 erschienenen Werke: „Christlich bedenken u. erinnerung von Zauberey", worin er besonders die Übertreibung der Herenprozesse bekämpft. Er erzählt darin u. a. auch mehrere Zauberschwänke von Faust, die in die Volksbücher übergingen. So, wie er in einem Wirtshause zu M. (vermutlich Magdeburg) einen Kellner, der ihm immer gegen seinen Willen die Kanne zu voll goß, gedroht, er wolle ihn auffressen, wenn er es noch einmal thue. Als der aber darüber lachte und es gerade wieder that, habe er ihn wirklich verschluckt und um ihn besser hinunterzuspülen, einen Kübel voll Wasser darauf getrunken. Da verlangte der Wirt seinen Zapfjungen wieder, Faust aber hieß ihn hinter den Ofen schauen. Und siehe! Da lag der Bursche wie ein begossener Pudel. Dorthin hatte ihn also der Teufel bugsiert und aller Augen so verblendet, daß sie wähnten, er wäre wirklich aufgefressen und das Wasser hinterher getrunken.

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In den lezten Worten liegt auch der Schlüssel zum Verständnis des ganzen Zauberkunststückchens mit dem befannten Motto: Geschwindigkeit ist keine Heyerei!" Faust besaß demnach die Fähigkeit, einer ganzen Gesellschaft die Hallucination einzuflößen, etwas zu sehen, was nicht so geschah.

Bei Lercheimer findet sich auch die Luftfahrt Fausts mit einigen Zechkumpanen von Meißen gen Salzburg in des Bischofs Weinkeller. Als von ungefähr der Kellermeister dazu gekommen, habe ihn der Zauberer mit sich durch die Luft entführt und ihn unterwegs in die Krone einer Tanne fallen lassen.

Ähnliche Sagen erzählt man sich bekanntlich auch von den Heren.

Auch die Erzählung, wie Faust einem gottesfürchtigen Mann, der ihn befehren wollte, den Teufel in die Schlafkammer schickte und wie der ihn durch fromme Gesänge gebannt, findet sich bei Lercheimer u. a. Wir hören dabei auch von einer Teufelsverschreibung auf 24 Jahre, sowie von einer Erneuerung des Paktes infolge eines Reueanfalls bei Faust.

Schließlich wollen wir noch den Juristen Phil. Camerarius (1500-1574) als Gewährsmann citieren, der ein Sohn von Melanchthons intimstem Freunde war. Dieser erzählt das auch in der Erfurter Chronik erwähnte Zauberkunststück Fausts, wie er seinen Zechgenossen mitten im Winter einen Weinstock voll reifer Trauben vorspiegelte und als diese darnach langten, um sie mit den Messern abzuschneiden, jeder des anderen Nase in der Hand hielt.

Kiesewetter nennt dies eine Glanznummer im Programm berufsmäßiger Hypnotiseure und erzählt, daß er es unter großem Beifall von dem bekannten Karl Hansen habe in Meiningen nachmachen lassen. Wir sehen durchaus keinen Zweifel in die Wahrheit dieser Mitteilung, zumal wir uns selbst durch Besuch solcher hypnotischer Vorstellungen von der wahrhaft verblüffenden, ja geradezu unheimlich-dämonischen Wirkung der sogenannten Suggestion überzeugten; allein ein Zweifel bleibt bestehen: Die Wirkung der Zauberstücke Fausts baut auf eine allgemeine, widerstandslose Empfänglichkeit der ganzen Umgebung; was wir aber bei derartigen Vorstellungen von Hypnotiseuren sahen, sezte ein gewisses Entgegenkommen von vornherein, eine absichtliche Absorption des. Objekts voraus, und nicht

jeder Mensch reagierte auf die Manipulationen des Bezauberers. Wie aber steht es dann mit dem Glauben an die Macht solcher Herenmeister, wenn von einer größeren Gesellschaft auch nur ein einziger unberührt oder nicht geblendet ist?

Wir hätten somit die wichtigsten Zeugnisse und Nachrichten über Fausts Leben und Wirken erschöpft und wollen nur noch einmal auf die bereits erwähnte Zimmernsche Chronik zurückkommen, (sogenannt vom Grafen Christof Froben von Zimmern, der sie etwa um 1567 verfaßte). Dieselbe erwähnt nicht nur den Ort seines Todes, nämlich Staufen im Breisgau, sondern auch daß er Bücher hinterlassen habe, die in Besitz der Herren von Staufen gekommen seien. Auch auf das Jahr seines Todes läßt die Angabe der Chronik um die Zeit" schließen, was sich nur auf den Reichstag zu Regensburg beziehen kann, also aufs Jahr 1541, freilich kann er demzufolge kein alter Mann ge= worden sein, wie die Chronik sagt. Doch ist diese Angabe vielleicht nicht buchstäblich aufzufassen, sondern nur von dem früh gealterten Aussehen des Zauberers zu verstehen. In dem Faustbuch von Widmann wird er als ein „hochruckeriges (buckeliges) Männlein“, als eine dürre Person, habend ein kleines grauwes Bärtlin“ geschildert. Er soll eben, weil er „ein klein hockend Mann“ gewesen, von den Salzsiedern zu Schwäbisch Hall verspottet worden sein. Dieser Schilderung entsprechend ist das von Rembrandts Schüler Jan Joris von Vliet um 1630 nach einer Zeichnung seines Meisters radierte anonyme Porträt (j. Titelbild). Das Original war über zwei Jahrhunderte verschollen, und bisher galt als ältestes Faustporträt die in Haubers Bibliotheca magica (I) befindliche, ganz entstellte

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