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Į. Hat es einen Dr. Sauft gegeben ?

,,Geheimnisvoll an: lichten Tag

Läßt sich Natur des Schleiers nicht berauben,

Und was sie Deinem Geist nicht offenbaren mag,

Das zwingst Du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben." (Goethe: „Fausi“.)

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Täglich sind wir von Rätseln und Wundern der Natur und des Lebens umringt, und vergebens versuchen wir den Schleier von Geheimnissen zu lüften, den wohl eine gütige Gottheit absichtlich über Ursprung und Werdegang der Schöpfung gebreitet. Trozdem haben scharfsinnige und wißbegierige Forscher und Gelehrte sich von jeher abgemüht, Licht und Klarheit in die Rätsel der Natur und des Lebens zu bringen, gar manche studierende Häupter haben von jeher darüber gegrübelt, nach Heine Häupter in Turban, Hieroglyphenmügen und Barett, arme schwitzende Menschenhäupter" über dem uralten, qualvollen Rätsel: „Was ist der Mensch? Woher ist er kommen? Wohin geht er? Wer wohnt dort oben über goldenen Sternen?“ Wieviel Kräfte und Mittel hat schon der erfinderische Menschengeist zu Hilfe genommen, wieviel Hebel und Maschinen in Bewegung gesezt, den Urgrund alles Seins zu erforschen! Doch ähnlich wie der Faustische Schmerzensschrei klingt der trostlose Ausruf des Schweizer Dichters und

Gelehrten Albrecht v. Haller: "Ins Innere der Natur dringt kein erschaffner Geist!"

Ja, es fehlt nicht an erschreckenden Beispielen alter und neuer Zeit, zu zeigen nicht nur, wie zwecklos und vergeblich alles menschliche Ringen ist, die Grenzen unseres Wissens und Könnens zu überschreiten, sondern auch für wie frevelhaft und gottlos cs gilt, die von der Natur und der Gottheit gezogenen Schranken zu durchbrechen, wie Strafe und Verdammnis den Vorwißigen und Ruchlosen treffen, der mit übermenschlichen und übernatürlichen Kräften, mit Hilfe der Geister- und Dämonenwelt in die Geheimnisse dringen will, die uns ein allweiser und allgütiger Gott verhüllt. Wohl kein Beispiel lehrt dies, wenngleich selbst nur mit mysteriösen Andeutungen, anschaulicher und dringlicher als Schillers Gedicht: „Das verschleierte Bild zu Saïs"? Schon auf einer Pyramide zu Saïs las man die uralte merkwürdige Inschrift: „Ich bin alles, was ist, was war und was sein wird; kein Sterblicher hat meinen. Schleier aufgehoben“, und im Innern des Tempels der Isis zeigte man allerlei symbolische und mysteriöse Geräte, darunter eine heilige Lade, den sogenannten Sarg des Serapis, den fein Laie berühren oder öffnen durfte. Einer, der die Verwegenheit gehabt, den Deckel aufzuheben, sei wahnsinnig geworden. Doch die menschliche Neugier oder der brennende Wissensdurst ist ein gar mächtiger Trieb. Was könnte auch den Menschengeist mehr reizen als die Erforschung aller Dinge, als die Erkenntnis der Wahrheit? Und die Wahrheit sollte ja auch nach Aussage des Hierophanten gerade jenes verschleierte Bild zu Saïs bedeuten. „Wie!“ ruft da der wissensdurstige Jüngling, nach Wahrheit streb' ich ja allein, und diese gerade ist

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es, die man mir verhüllt?" „Das mache mit der Gottheit aus!" verseßt der Hierophant. Kein Sterblicher", sagt sie, rückt diesen Schleier, bis ich selbst ihn hebe. Und wer mit ungeweihter, schuldiger Hand den heiligen, verbotenen früher hebt, Der", spricht die Gottheit „Nun ?" -Der sieht die Wahrheit!" - Auf das weitere erstaunte Fragen des Jünglings, ob denn der Hierophant selbst nie den Schleier gelüftet, antwortet dieser ernst mit nein. Und doch trennt nur eine so dünne Scheidewand uns von der Wahrheit", erwidert mit wachsendem Erstaunen der Jüngling. Und ein Gesez“, sagt bedeutungsvoll der Hierophant, „ein Gesez, das man nicht ungestraft verlegt". Welches Gesetz? Doch wohl das Naturoder Sittengeset. Und wer kennt nicht den mysteriösen Ausgang des Gedichtes, der noch viel zu raten und zu denken giebt? Warum wohl äfft ihm das Echo spottend nach, als er entschlossen ausruft: „Doch ich will und muß die Wahrheit schauen!?" Etwa, weil er, wie der Erklärer Gözinger meint, Unmögliches erstrebt, denn mit dem Auge schauen lasse sich die Wahrheit nicht, sondern nur mit dem Verstande erkennen, oder weil er, wie Leimbach interpretiert, schauen“ und „besigen" für identisch hält? Nun, und was sah der Jüngling? Der Rest ist Schweigen. Der Dichter weiß es selber nicht, oder will sich nicht näher erklären. Nur aus der Wirkung des Erschauten können wir es erwarten. Besinnungslos und bleich fand man ihn am folgenden Tage am Piedestal des Bildes. „Was er allda gesehen und erfahren, hat seine Zunge nie bekannt." Doch seines Lebens Heiterkeit war dahin, und ein tiefer Gram riß ihn in ein frühes Grab. „Wehe dem, der zu der Wahrheit geht durch

Schuld", dies war auf ungestümes Fragen sein warnungsvoller Zuruf, sie wird ihm nimmermehr erfreulich sein! Obwohl hier der Schwerpunkt auf dem Worte „Schuld" liegt, so scheint doch der tiefere Sinn in der Parabel zu liegen, daß auch schon an und für sich der Besitz oder die Erkenntnis der Wahrheit unglücklich mache. Hätte denn auch sonst eine allgütige und allweise Vaterhand der Gottheit sie uns mit einem Schleier verhüllt? Und was scheint der tiefere Sinn der naiven Erzählung vom Sündenfalle des ersten Menschenpaares im Paradiese anders zu bedeuten, als daß die Erkenntnis der Dinge, die Wahrheit Unglück im Gefolge habe. Darum auch verbot Gott der Vater Adam und Eva von den Früchten. des Erkenntnisbaumes zu kosten. Als sie aber von der Sündenschlange verführt, deren glatten Worten glaubten und sein wollten wie der allwissende Gott und von der verbotenen Frucht naschten, da erkannten sie allerdings, was gute und böse sei, sie erkannten ihre Nacktheit und schämten sich. Zur Strafe für ihren Ungehorsam aber und ihre Verwegenheit gingen sie ihrer paradiesischen Unschuld und Daseinsfreude verlustig, sie nahmen menschliche Arbeit und Mühseligkeit in Kauf, Krankheit und Tod.

Zur Parallele könnte man auch noch die verhängnisvolle Pandorabüchse heranziehen, aus der, als Epimetheus gegen das Verbot den Deckel öffnete, alle Übel der Welt Herausflatterten und seitdem die arme Menschheit heimsuchen. Nur über die Hoffnung, die nach Anschauung der Alten ein sehr trügerisches Gut war, behält er noch die Herrschaft, indem er sie noch in Verschluß hält. Ja die Hoffnung! Wenn die Hoffnung nicht wäre!

Und ähnlich muß auch der Anblick des entschleierten

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