ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

seinem Geistesbruder Faust. Seine Hauptquelle scheint das Spießsche Volksbuch gewesen zu sein, das vielleicht schon 1588 über den Kanal gewandert sein mag. Seine Dichtung führt den Titel: „Tragical history of life and death of Doctor Faustus", sie ward 1595 aufgeführt und 10 Jahre später gedruckt; der Text war nach 1597 vielfach interpoliert worden. So findet sich im Eingang des Stückes ein Passus, worin Fauft sich eine Kriegsmacht wünscht, um den Prinzen von Parma (Alexander Farnese) aus dem Lande zu jagen. Diese Worte beziehen sich auf Vorgänge in den Niederlanden, die noch in das Jahr 1588 fallen. Wenn also diese Stelle von Marlowe selbst herrührte, müßte sein Stück direkt auf das Spießsche Volksbuch gefolgt sein. Eine englische Übersetzung des alten Faustbuches erschien 1592; in dieser fehlt die wirkungsvolle Scene, worin Faust die Höllengeister ruft und den geschwindesten wählt. Daraus zieht Kuno Fischer („Goethes Faust") den Schluß, daß sie Marlowes Quelle war. Dagegen findet sich im Marloweschen Faust die Geschichte, wie der Zauberer einem Bauern ein Fuder Heu verschlang, ein Zug, der sich ähnlich in dem ältesten Volksbuch von Spieß findet, aber in der ältesten englischen Übersetzung fehlt. Ein Urteil hier, bei der Zweifelhaftigkeit des Textes und bei der Wahrscheinlichkeit späterer Interpolationen, fällen zu wollen, ist mißlich. Es könnte eventuell auch noch eine andere Übersezung von Marlowe benugt worden sein.

Eigenartig und genial, ähnlich wie bei Goethe, ist Marlowes Auffassung von dem mittelalterlichen Zauberer als echtdeutscher Forscher und Grübler in der Studierstube. Gleich dem Goethes hen Faust hat auch er sich auf allen Gebieten des Wiss versucht, alle Fakultäten er

Nover, Deutsche Sagen. Fi

5

schöpft. In der Philosophie des Aristoteles, in der Logik und Rhetorik, auch in der Medizin habe er das Höchste erreicht, die Jurisprudenz sei ihm zu eng, die Theologie mit ihrer Sündenlehre zu ungereimt und unmenschlich, nichts bleibe ihm übrig als die Magie."

,, welche Welt von Lust und von Gewinn,
Von Kraft und Ehren und von Allgewalt
Wird hier dem Lernbegierigen verheißen!
Was zwischen beiden Polen sich bewegt,
Soll mir gehorchen, Kaiser, Könige
Gebieten bloß in etlichen Provinzen:

Doch wer in diesen Künsten Meister ward,
Dem dient, was nur des Menschen Geist erfliegt,

Ein weiser Magus ist ein Gott an Macht.

Üb' Dich hier, Faust; der Lohn heißt Göttlichkeit!“
Dies klingt in Wahrheit titanenhaft.

Ähnlich wie Herkules am Scheideweg oder dem wilden Jäger in Bürgers Ballade erscheinen ihm zwei Geister: der gute und der böse Engel; ersterer ihn zu warnen, lezterer ihn zu umgarnen, mit dem Versprechen, er werde durch die Magie die Herrschaft über die Elemente erlangen und auf Erden sein, was Zeus im Himmel. Dies reizt ihn, und er läßt sich von seinen Freunden, die schon Zauberer find, in die geheimnisvolle Kunst einweihen. Dann folgt die Teufelsbeschwörung und der Pakt auf 24 Jahre. Bezeichnend sind dabei Fausts Worte, die ewige Verdammnis schrecke ihn nicht, vielmehr sei die Hölle für ihn ein Paradies, weil er dort die Philosophen des Altertums finden werde. Vergebens sucht ihn noch einmal sein guter Geist zurückzuhalten, drohend zeigen sich in blutiger Schrift auf seinem Arm die Worte: ,,Homo fuge!" d. h. Entfleuch, o Mensch!" - er überantwortet sich Lucifer und seinem

"

höllischen Geiste Mephistophiles, der ihm Dirnen zuführt und ein Zauberbuch mit geheimnisvollen Zeichen überreicht, die ihn zum Herrn des Goldes, der Elemente und der Dämonen machen. Troz mancher Anwandlungen von Reue läßt er sich doch von Satans Gaukelspiel gänzlich umstricken und unternimmt mit ihm abenteuerliche Fahrten zu Himmel und Hölle und durch die Welt. Manches ähnelt den abenteuerlichen Reisen der ältesten Faustbücher, manches ist aber auch frei erfunden. Auch die Citationen geschichtlicher Personen wie Alexanders des Größen und der Roxane, am Hofe des Kaisers kehren wieder, sowie einige burleske Blendwerke der Sinne, z. B. das Anzaubern eines Hirschgeweihs, das Täuschen des Roßtäuschers, das Auffressen des Fuders Heu und drgl., wobei es auch nicht an Clowns fehlt. Prächtig ist die Apostrophe, womit der Dichter die Erscheinung der Helena begrüßt.

,,War dies der Blick, der tausend Schiffe trieb,

Der Feuerbrand für Trojas hohe Zinnen?

Küß' mich unsterblich, süße Helena!

Die Seele saugt ihr Mund mir aus

da fliegt sie

Komm, Helena, gieb sie mir wieder, komm!

Hier bleib' ich: Himmelsthron sind diese Lippen,
Und ekel alles, was nicht Helena!

Ich will Dein Paris sein und Dir zu Lieb'
Sei Wittenberg an Trojas Statt verheert.
Den schwachen Menelas ruf' ich zum Kampf,
Und Deine Farben soll mein Helmbusch tragen,
Ja, in die Ferse stech' ich den Achill,

Dann heim zu Helena um einen Kuß!

O Du bist schöner als der Abendhimmel,

Des Prunkgewand von tausend Sternen glänzt,
Bist strahlender als Zeus in Bligesflammen,
Da er der armen Semele erschien,

Reizvoller als der Herrscher des Olymps
Jm Azurarm der üppigen Arethusa;

Niemand als Du soll mein Buhle sein!“

Das ist sinnlich glühend, doch im Kultus der Schönheit!

Und endlich, als seine Stunde schlägt, und er hinab muß zur Hölle, ruft er in bangem Zählen aus:

„Ach Faustus!

Ein kurzes Stündlein hast Du noch zu leben,
Und dann bist Du in Ewigkeit verdammt.
Steht still, ihr immer regen Himmelssphären ;
Die Zeit halt' an, nie komme Mitternacht!
Steig', steige wieder, schönes Weltenauge,
Mach' ewigen Tag, dehn' diese Stunde nur
Zum Jahr, zum Mond, zur Woche, nur zum Tag,
Daß Faust bereuend seine Seele rette!"

Er will zu Gott empor, doch der Teufel zieht ihn nieder. Er lechzt nach Christi Gnadenblut, — für ihn ist es nicht geflossen. Er möchte seinen Leib preisgeben und die Seele der Hölle entreißen. Gäbe es wenigstens ein Ziel für die Pein, die seiner wartet! Wenn er auch 1000, ja 100 000 Jahre in der Hölle schmachten müßte, aber wenigstens dann erlöst würde! Wenn er doch ein blödes Tier wäre, dessen Seele in Atome zerstiebt;

,,Doch meine lebt noch für die Höllenpein,
Fluch sei den Eltern, daß sie mich erzeugten !
Nein, Fauste! Dir fluche, fluche Lucifer,
Der Dir des Himmels Freuden hat geraubt".

(Es schlägt 12.)

Es schlägt, es schlägt! Nun Körper, werde Luft,
Sonst wird Dich Satan flugs zur Hölle schleppen!
Seele, wandle Dich in Wassertröpflein,

Zerrinn ins Weltmeer, daß man Dich nicht finde!"

In der That man glaubt hier den Angstschrei des verzweiflungsvoll, marker

Verworfenen zu hören,

schütternd!

Mit ernster Mahnung schließt der Chor:
„Faust ist dahin! Betrachtet seinen Sturz,
So daß sein Mißgeschick die Klugen warne,
Verbotner Weisheit grübelnd nachzugehn;
Denn ihre Tiefe lockt vorschnellen Erdenwig,

Zu thun, was hier und dort der Seele wenig nüß.“.

Dies ist die einzige geistvolle und wahrhaft poetische Gestaltung der Faustsage aus dem 16. Jahrhundert.

Freier, aber echt volkstümlich sind die Behandlungen der Faustsage im deutschen Puppenspiele, die sich aus dramatischen Aufführungen entwickelt haben mögen, auf die hinwiederum der Marlowesche Geist eingewirkt haben mag. Wenigstens erkennen wir in ihnen dieselbe dramatische Gliederung, dieselben Figuren, denselben Wechsel tragischer und komischer Scenen, wie bei Marlowe. Nur tritt dem deutschen Volkscharakter gemäß mehr die lustige Person, das Kasperle, in den Vordergrund, die selbst bei der bangen Todesstunde Fausts als Nachtwächter seine Possen machen muß.

Zum erstenmale ward in Deutschland die Fausttragödie (vermutlich die Marlowesche) durch englische Schauspieler am 7. Juli 1626 in Dresden aufgeführt. Dann treten deutsche Wandertruppen in Prag 1651, in Danzig 1668, in Bremen, Berlin, Königsberg, Mainz, Wien u. s. w. auf. In Frankfurt a. M. ward das Stück nach aufbewahrten. Theaterzetteln 1741, 1742 und 1767 gespielt. Die Geistlichkeit nahm großes Ärgernis an diesen Aufführungen. Anfangs hieß die lustige Person unter englischem Einfluß:

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »