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Ostermesse 1735 in Joh. Weigels Verlag, durch Kupferstich ans Licht getreten«. Den dritten Theil zeigt Mizler (Musikalische Bibliothek, Andrer Band, Erster Theil, S. 156 f.) unter den »Merkwürdigen musikalischen Neuigkeiten<< an. Der betreffende Theil der Musikalischen Bibliothek erschien 1740, der nächstvorhergehende sechste Theil des ersten Bandes am Ende des Jahres 1738. Da es ganz unzweifelhaft ist, daß Mizler das Bachsche Werk sofort angezeigt hat, sobald ihm nur nach dessen Erscheinen dazu Gelegenheit gegeben war, so kann dasselbe nicht vor 1739 herausgekommen sein. Unmöglich ist es nicht, daß es auch erst 1740 erschien; aber doch unwahrscheinlich. Denn Mizlers Publikation erschien sicherlich zur Ostermesse; da auch Bach sein Werk nicht wohl früher ausgehen lassen konnte, wenn es überhaupt 1740 erscheinen sollte, hätte Mizler davon Kenntniß gehabt haben müssen, ehe es in den Handel kam. Dann aber hätte er gewiß nicht so ganz einfach geschrieben: »>Hier hat auch der Herr Capellmeister Bach herausgegeben: Dritter Theil«< u. s. w. Was endlich den vierten Theil der »Clavierübung« anbetrifft, den übrigens Bach selbst nicht als »vierten Theil«, sondern einfach als >> Clavier Ubung« bezeichnet hat, wie denn auch sein Format ein andres ist, so läßt sich mit Sicherheit über die Zeit seines Erscheinens folgendes bestimmen. Er kam bei Balthasar Schmidt in Nürnberg heraus. Bei demselben Verleger veröffentlichte Emanuel Bach im Jahre 1742 (s. dessen Selbstbiographie bei Burney III, S. 203) die Friedrich dem Großen gewidmeten bekannten sechs Claviersonaten. Sie tragen die Verlagsnummer 20. Seb. Bachs Variationen haben die Nummer 16; sie sind also früher gestochen. Aber um wie viel früher? Balthasar Schmidt verlegte grade in jener Zeit für seine Verhältnisse ziemlich viel. 1738 finden wir ihn bei Nr. 9 (M. Scheuenstuhls G moll-Concert), 1745 schon bei Nr. 27 (Em. Bachs Ddur-Concert). J. G. Walther, der den bedeutenderen Novitäten des Musikalienmarktes aufmerksam zu folgen pflegte, sagt in den handschriftlichen Zusätzen zum Lexicon, Em. Bachs sechs Sonaten seien >>circa 1743« erschienen. Wenn es nun der Componist selbst auch besser gewußt haben wird, so ist aus Walthers Notiz doch wohl zu schließen, daß die Sonaten nicht schon zur Ostermesse, sondern erst gegen Ende des Jahres 1742 in den Handel kamen. Seb. Bachs Variationen könnten also wohl zu Ostern 1742 ausgegeben sein. Sicher wäre dieses das Erscheinungsjahr, wenn man darauf Gewicht legen wollte, daß in dem Bericht über die Veranlassung der Variationen der hohe Besteller »>Graf« Kayserling genannt wird. Denn ursprünglich war er seines Standes Freiherr, und wurde laut den Acten des sächsischen Hauptstaatsarchivs zu Dresden erst am 30. October 1741 durch August III. in den Grafenstand erhoben. Indessen ist dies eine unzuverlässige Handhabe, und wir müssen uns mit dem Resultat zufrieden geben, daß die Variationen nicht später als 1742 erschienen sein können, und wahrscheinlich in eben diesem Jahre auch erschienen sind.

60. (S. 661.) Im Nachlasse des 1877 verstorbenen Rentiers Gras

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nick zu Berlin fand sich eine Abschrift der Chromatischen Fantasie und Fuge von unbekannter Hand mit dem Datum »>Den 6. December 1730«. Das Heft ist Kleinquerquart und zählt 14 Blätter; es ist offenbar zunächst für die Bachsche Composition angelegt, welche dasselbe auch fast ganz ausfüllt. Der Rest des Raumes ist mit kleinen Stückchen beschrieben, welche Compositionsversuche eines Anfängers darstellen. Trotz mancher Fehler, welche der scheinbar noch wenig geübte Schreiber gemacht hat, ist in Ermanglung eines Autographs dieses Manuscript von allen bis jetzt bekannten das wichtigste. Gripenkerl hat zu seiner Ausgabe der chromatischen Fantasie und Fuge (P. S. I, C. 4, Nr. 1 zwei Varianten gefügt, von denen die zweite keine selbständige Bedeutung hat, die erste aber, nach einer Handschrift des Dessauer Capellmeisters F. W. Rust vom Jahre 1757, das Werk in älterer, vermuthlich ursprünglicher Fassung zeigt. Diese Fassung bietet die Handschrift von 1730 schon nicht mehr; wir sind daher berechtigt die eigentliche Composition der chromatischen Fantasie und Fuge mindestens um 10 Jahre zurückzuverlegen. Die Richtigkeit der Fassung aber, in welcher, als vermeintlich endgültiger, Griepenkerl das Werk edirt hat, erscheint nunmehr in mehr als einem Punkte äußerst bedenklich. Denn in dem, worin die ältere Rustsche und die spätere Grasnicksche Fassung übereinstimmen, wird man, da an eine dritte Überarbeitung Bachs nicht wohl zu denken ist, doch sicher Bachs feststehenden Willen erkennen müssen. Für diese Annahme gewährt eine weitere Bekräftigung eine Handschrift Kittels, eines der letzten Schüler, und Müthels, des letzten Schülers Bachs, von der chromatischen Fantasie allein. Die genaue Collation der ersteren fand sich ebenfalls im Grasnickschen Nachlasse, die letztere besitzt seit langem die königl. Bibliothek zu Berlin. Beide stimmen in den wesentlichen Dingen mit der Handschrift von 1730 überein. Die am tiefsten einschneidende Abweichung in der Fantasie ist Takt 49 beim Beginne des Recitativs, wo es entgegen der Griepenkerlschen, jetzt überall verbreiteten Lesart heißen muß :

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eine Lesart, welche auch innerlich berechtigter erscheint. Auch die Fuge zeigt einige bemerkenswerthe Verschiedenheiten, so z. B. T. 72,

Oberstimme

Griepenkerl folgte der Handschrift Forkels, wie er sich denn auch

dessen Auffassungen anschloß. Er veranstaltete 1819, ein Jahr nach Forkels Tode, bei Peters in Leipzig eine zweite Ausgabe der chromatischen Fantasie und Fuge unter dem Titel: »Neue Ausgabe mit einer Bezeichnung ihres wahren Vortrags, wie derselbe von J. S. Bach auf W. Friedemann Bach, von diesem auf Forkel und von Forkel auf seine Schüler gekommen«<. Dazu schrieb er eine lesenswerthe Vorrede über die Art der Bachschen Spielweise, wie Forkel sie aus Friedemann Bachs Vortragsart entnommen hatte, und die sich so bis heute fortgepflanzt hat. Die chromatische Fantasie und Fuge hatte Forkel handschriftlich ebenfalls zuerst von Friedemann Bach erhalten (s. seine Schrift über J. S. Bach, S. 56). Man darf also annehmen, daß dasjenige, was als Abweichung von den vertrauenswürdigsten übrigen Handschriften in Forkels Handschrift erscheint, von Friedemann Bach herstammt, der in seinen genialischen Launen es mehr als einmal an der erforderlichen Pietät gegen die Werke des großen Vaters hat fehlen lassen.

61. (S. 671.) Ein vollständiges Exemplar der Originalausgabe des Musikalischen Opfers befindet sich auf der Amalienbibliothek des Joachimsthalschen Gymnasiums zu Berlin. Es hat deshalb noch einen besondern Werth, weil es das von Bach an Friedrich den Großen gesandte Dedications-Exemplar ist, welches demnach der König seiner Schwester überlassen haben muß. Durch dasselbe werden zwei Dinge sicher festgestellt: daß Bach unter dem Titel »>Musikalisches Opfer« ursprünglich nur die dreistimmige einfache Fuge, sechs Canons und die canonische Fuge überreichte, sodann, daß er beim Beginn der Arbeit über Gang und Umfang derselben noch nicht mit sich im Klaren war. Das DedicationsExemplar enthält: 1) 3 Blätter mit Noten und zwei Blätter mit Titel und Widmung. Das Papier ist von seltener Schönheit und Stärke, das Format größtes Querfolio. Diese fünf Blätter sind in braunem Lederband mit Goldpressung. Den musikalischen Inhalt bilden die dreistimmige einfache Fuge und ein Canon, in welchem der Alt den Cantus firmus führt, während Discant und Bass canonisch contrapunktiren. Der Canon hat die gestochene Überschrift Canon perpetuus super Thema Kegium, die Fuge ist Ricercar benannt. 2) Einen Hochfolio-Bogen von derselben Beschaffenheit in Bezug auf Größe und Güte des Papiers. Er ist seines abweichenden Formates wegen nur beigelegt, und enthält auf den beiden Innenseiten unter der gestochenen Überschrift Canones diversi super Thema Regium fünf Canons und eine Fuga canonica in Epidiapente.

Die Blätter in Querfolio sowohl wie in Hochfolio tragen aber geschriebene Zusätze. Außer den Glückwünschen, welche dem 4. und 5. Canon des Hochfoliobogens rechts zur Seite beigegeben und von mir im Contexte mitgetheilt sind, findet sich auf der ersten leeren Seite desselben der Titel: Thematis Regii elaborationes canonicae; auf der ersten leeren Seite der Notenblätter in Querfolio aber: Regis Jussu Cantio Et Reliqua Canonica Arte Resoluta. Hierdurch sind die späteren Herausgeber veranlaßt worden, diesen Satz an die Spitze des Gesammtwerkes zu stellen. Weder

dies, noch daß er auch nur der ersten Fuge nebst Canon vorausgehen sollte, war Bachs letzwillige Absicht. Die lateinischen Sinnsprüche, oderwenigstens das Regis Jussu u. s. w. war ihm offenbar erst eingefallen, als der Stich schon vollendet war. Da er es mit der Überreichung eilig hatte, ließ er den Spruch auf das Dedications-Exemplar schreiben. Der Sinn paßt aber für den Inhalt des Querfolio-Heftes nicht recht. Das bemerkte Bach selber und als er hernach einen Streifen mit diesen Worten hatte stechen lassen, ließ er ihn gleichfalls als Titel auf die erste Seite des Hochfoliobogens kleben, wo er besser am Platze ist. An dieser Stelle zeigen ihn die zur Verbreitung bestimmten Exemplare.

Ich sagte, daß es Bach mit der Herstellung des ersten Exemplars eilig gehabt habe. Am 7. und 8. Mai 1747 spielte er vor Friedrich dem Großem. in Potsdam, vom 7. Juli desselben Jahres datirt bereits die gedruckte Dedication des Musikalischen Opfers. In zwei Monaten ist also Composition und Stich ausgeführt worden, und letzterer war um so zeitraubender, als der Stecher nicht in Leipzig wohnte. Nicht zwar auf den hier in Rede stehenden Blättern, wohl aber auf denen, welche das sechsstimmige Ricercar enthalten, steht S. 7 unten: J. G. Schübler sc. Sie stimmen aber mit jenen in Bezug auf Stich, Papier und zum Theil auch Format so vollkommen überein, daß der Stecher hier wie dort dieselbe Person gewesen sein muß. Schübler wohnte in Zella St. Blasii bei Suhl. Über dem Hin- und Zurücksenden des Manuscripts, der Correctur- und Aushänge-Bogen konnten bei den damaligen Communicationen leicht zwei Wochen vergehen.

Aus diesen Umständen erklärt sich nun sehr wohl die sonderbare äußere Form des Werkes; sie trägt den Charakter überstürzter Herstellung. Auch Flüchtigkeiten im Stich fallen auf Rechnung derselben. So fehlt bei dem zweiten Canon des Hochfoliobogens vor dem untern System das Th (Thema) und bei der canonischen Fuge die Angabe, welches Instrument die obere canonische Stimme spielen soll.

Alles übrige, was wir jetzt noch unter dem Namen » Musikalisches Opfer« mitbegreifen, und dem, wie gesehen, dieser Titel streng genommen nicht zukommt, ist von Bach später componirt und nachträglich ohne besondere Förmlichkeiten dem Könige zugesandt. Und auch dieser Rest noch zerfällt seiner äußern Form nach in zwei Partien. Das sechsstimmige Ricercar und zwei angehängte Canons bilden wieder ein Heft von 4 Blättern in Querfolio für sich, das auch seine eigene Paginirung hat. Es liegt dem Prachtexemplare auf der Amalienbibliothek ebenfalls bei, aber in gewöhnlicher Ausstattung; nicht gebunden, nicht einmal geheftet der Rücken der Blätter wird durch eine Stecknadel zusammengehalten. Die Sonate dagegen und der Canon für Flöte, Violine und Bass sind wider in Hochfolio gestochen: drei Bogen, für jedes Instrument einer, ohne jeden Titel und auch ohne Umschlag. Sie werden auf der Amalienbibliothek besonders aufbewahrt, und scheinen auch benutzt worden zu sein, wenigstens sind in der Continuostimme mit

Tinte Correcturen eingetragen. Weshalb Bach hier nochmals das Format hat wechseln lassen, dürfte schwer zu sagen sein.

So wie das Ganze nun ist, erscheint es als ein sonderbares Conglomerat von Stücken, denen sowohl der äußere typographische, als der innere musikalische Zusammenhang fehlt. Daß Bach die Arbeit nicht nach einem bestimmten Plane begonnen und durchgeführt habe, bezeichnete ich oben als das zweite, was aus dem vollständigen Exemplar der Amalienbibliothek deutlich hervorgehe. Der Inhalt gliedert sich nach den musikalischen Formen in Fugen, Canons und Sonate. Aber sowohl die Fugen, wie die Canons sind in der Anordnung der Originalausgabe auseinander gerißen; die Canons finden sich an nicht weniger als vier verschiedenen Stellen, und sind auch hinsichtlich ihrer Form bunt durcheinander gewürfelt. Diese wüste Unordnung mag dem Autor selber fatal genug gewesen sein, war aber, nachdem er sich anfänglich mit der Herausgabe überstürzt hatte, nicht mehr abzustellen. Bach ließ zunächst 100 Exemplare abziehen, die er größtentheils an gute Freunde unentgeltlich verschenkte. Sie waren am 6. October 1748 vollständig verthan; er schrieb aber an diesem Tage an seinen Vetter Elias Bach in Schweinfurt, daß er demnächst wieder einige Exemplare abdrucken lassen wolle, und das Exemplar einen Thaler kosten solle. Ob er hierunter auch das Trio einbegriffen hat, ist nicht ersichtlich und scheint zweifelhaft, da er nur von der >>Preußischen Fuge« spricht. Später kam das Werk in den Handel und wurde von Breitkopf im Jahre 1761, für 1 Thlr. 12 gr, verkauft (s. dessen Verzeichniß von Ostern 1761, S. 39). Weiter aber verbreitete es sich nach damaliger Gewohnheit durch Abschriften. Da es kein abgeschlossenes Ganzes war, so schrieb sich jeder ab, was und wie viel ihm gefiel, und in beliebiger Anordnung. Vollständige ältere Handschriften müßen äußert selten sein, mir ist keine einzige vorgekommen. Agricola schrieb die dreistimmige einfache Fuge ab und darunter drei Canons ; diese Handschrift ist ebenfalls auf der Amalienbibliothek. Ueber dem ersten Canon steht: Canone perp: sopra il soggetto dato dal Rè. Dieselbe Ueberschrift hat Kirnberger, Kunst des reinen Satzes II, 3, S. 45 angewendet.

62. (S. 698.) Rust hat zuerst darauf aufmerksam gemacht, (B.-G. XXV 2, S. V), daß der Titel der Originalausgabe einen Anhalt zur Bestimmung der Erscheinungszeit gewähre. Er irrt nur darin, daß er sie auf 1747-1749 beschränkt. Friedemann Bach wurde schon 1746 als Organist in Halle angestellt (s. Chrysander, Jahrbücher für musikalische Wissenschaft. II. Band, S. 244), und auch zur Ostermesse 1750 ist die Publication des Werkes noch denkbar. Bach stand bis an seinen Tod mit Schübler in Geschäftsverbindung in den Acten über seine Hinterlassenschaft findet sich unter dem Titel »Andere nöthige Ausgaben«< ein Posten >> Herr Schüblern bezahlt 2 Thlr. 16 gr.« Auf die »Kunst der Fuge« läßt sich diese kleine Summe nicht beziehen, abgesehen davon, daß es auch aus einem andern Grunde unwahrscheinlich ist, Schübler habe den Stich derselben besorgt. Man könnte sie aber wohl mit den sechs Chorälen in Ver

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