Er führt sie bei der schneeweißen Hand Und hob sie auf den Sattel bald. Das Wånnelein trug fie auf dem Schooß, Da ritt er vor der Frau Mutter Schloß. Und als er in das Chor einritt, Die Mutter ihm entgegenschritt. Ach Sohne, liebster Sohne mein! Was bringst du für eine Braut herein. Sie führt das Wánnelein ja zur Hand Als ob sie mit einem Kinde gang. Es ist fürwahr keine junge Braut, Es ist euer Tochter Gertraut. Und als sie von dem Sattel sprang, Die Mutter in ein Ohnmacht sank. Und als sie wieder zu Sinnen kam Ihr Tochter sie in die Arme nahm. Laß sie sich's eine Freude seyn, Ich bin Gertraut ihr Töchterlein. Heut sind es fürwahr 18 Jahr, Und ward getragen über'n Rhein Und als sie sprach, da kam der Staar Und sang die Sach ganz offenbar, Und fang:,, weh mein Ohr thut weh, ,,Ich will keine Kinder stehlen mehr." ,,Uch Goldschmidt, lieber Goldschmidt mein, Nun schmiede mir ein Gitterlein.“ ,,Schmied mir's wohl vor das Badwånnlein, ,,Das soll des Staaren Wohnung seyn." 61. Dorothea und Theophilus. Legende. Wunderhorn II. S. 325. Gleich wie ein fruchtbarer Regen Durch's Kreuz die Kirche dringet Von Gott die Frommen kamen, Von Eltern keusch und rein, Dem Feind wollt's nicht gelingen, Christum bekannt sie frei; Ein Urtheil ward gefället Verlaß die falsche Lehr, Und frist dein junges Leben! Drauf Dorothea spricht: ,,Ein beßres wird er geben. ,,Und das vergehet nicht. „Zum schönen Paradiese ,,Komm' ich nach meinem Tod, ,,Daß sie sich Christum wiesen, ,,Stehn da viel Röslein roth, ,,Draus wird mir Christ, mein Herre, ,,Machen ein Ehrenkranz, ,,Der Tod geliebt vielmehre, ,,Uls so ich ging zum Tanz." " Doch Theophil die Rede Erklärt für lauter Spott, und ließ sich unterweisen 62. Construction der Welt. Wunderhorn, II. S. 399. Als Gott die Welt erschaffen Konnt' er nicht ruhig schlafen, Wann nur ein Mensch auf Erden, Dem könnt wohl alles nuhen So schön gemacht voraus; Drauf nahm er einen Buhen und macht' ein Männlein draus, Er schnipt ihn in die Höhe, Blies ihn ein Bissel an, Da sah er vor sich stehen Adam, den ersten Mann. Der Stein, wo Adam saße, Der war sehr kalt und naß, Es fror ihn an's Gesaße Drum legt er sich in's Gras; Gott Vater schaut vom Himmel, Und schaut dem Adam zu, Gedacht bei sich schon immer: Ich darf ihn ja nicht schlagen, Es ist ein jung frisch Blut, Ein Weib muß ich ihm schaffen, Sonst thut er mir kein gut. Dann kommt er hergeschlichen, Daß man's konnt merken schier, Fein geschwind nahm er ein Rippen, Aus Adams Seit herfür. Adam, der thut erwachen, Herr! wo ist mein Rippen? Adam sey nur zufrieden, Ich stell dir's wiedrum zu. Ein Weib will ich draus machen, Ein wunderliches Thier, Du sollst mir drüber lachen, Schau gschwind, da steht's schon hier! Kannst du so schöne Sachen, |