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Verbande stehende monumentale Tempel war da. So treten denn in Tiryns, Athen, Phaistos Tempel als Fortsetzung der Hauskapelle anstelle von Palästen, ohne dass darum das grosse Megaron von Tiryns von vornherein für einen Kultbau gehalten werden müsste. Diese Entwicklung ist. aus einer Einwirkung der kretisch-minoischen Kultur auf die mykenische zu begreifen, obgleich die kretischen Götter weder immer noch alle in Tempeln oder Kapellen verehrt worden sind. Das Gegenteil lässt sich geradezu beweisen.

1. Von den zahlreichen Höhlenkulten gehen wenigstens einige wie die Höhle von Psychro in vorgriechische Zeit zurück.

2. Auch der berühmte Sarkophag von Hagia Triada zeigt nur einen umfriedigten Raum, innerhalb dessen vor einem Altar, dem religiöse Symbole zur Seite stehen, geopfert wird. Die Gestalt rechts vor dem Naiskos und dieser selbst haben mit dieser Handlung offenbar nichts zu tun; ich möchte mit andern glauben, dass dort der Tote steht, der entweder durch Beerdigung im Temenos heroisiert ist oder, da ja der Sarkophag nicht in einem solchen Temenos gefunden wurde, nur bei dieser dauernden Opferhandlung mit samt seinem Grabe anwesend gedacht ist. Ich komme auf die Szene noch zurück.

3. Die Herkunft des eigentlichen Tempelgedankens von auswärts wird dadurch bestätigt, dass auch das altsemitische Heiligtum, wie die Urform der Moschee, der umfriedigte Hof, ein Altar unter einem Baum, ohne überdachten Raum gewesen ist1); ob Babylon oder Aegypten hier eingewirkt haben, oder ob hier eine spontane Entwicklung vorliegt, wage ich nicht zu entscheiden. Jedenfalls ist die Idee des griechischen Tempels nicht urgriechisch, aber ebensowenig bei den Kleinasiaten und Semiten original; wir können daher aus der Tempellosigkeit des Delphinions nur auf sein Alter, nicht auf die ethnologische Zugehörigkeit seiner Gründer schliessen. Aber etwas uraltes muss es sein, älter als die eigentliche ionische Kultur, die den Tempel bereits aus dem Mutterlande mitbringt, wenn sie auch unter ägyptischem Einfluss einen nicht bloss ornamental selbständigen Stil geschaffen hat.

Aber noch eins ist sicher. Die Eigenart des Gottes hat es mit sich gebracht, dass er auch späterhin keinen Tempel erhalten hat. Unter den grossen Heiligtümern gibt es dafür nur wenige Parallelen, ich nenne das Lykaion, das Eleusinion in Athen und die Zeushöhle auf dem kretischen Ida. Einige andere Heiligtümer wie das zu Eleusis 2), zu Dodona, und das des Trophonios in Lebadeia muss ich bei Seite lassen, da sie zwar ihrer Eigenart nach ebenfalls hierhergehören, aber im Laufe der Entwickelung nach bekannten Mustern ebenfalls, wenn auch spät erst, Tempel bekommen haben. Diese erweisen sich als fremdartige Zutat dadurch, dass sie im Kult

1) S. J. Curtiss, ursemitische Religion im Volksleben des heutigen Orients, deutsch von Wolf Wilh. Grafen Baudissin, Leipzig 1903, Kap. 14 und 15, besonders S. 149. 2) Das Telesterion ist kein Tempel, sondern eine Kirche.

keine Rolle spielen. Die genannten Götter sind sämtlich von derart, wie ich sie bereits im kretischen Apollon S. 34 näher charakterisiert habe. Am deutlichsten ist das bei Trophonios, der in seiner Höhle wohnt und bei den eleusinischen Göttinnen, deren eine in der Erde gedacht wird, wenn nicht geradezu in dem Heiligtum des Pluton in Eleusis mit seiner Höhle eine Pforte der Hölle erblickt werden muss. Auch der Gott vom Ida, dessen eigenartige Physiognomie hier nur angedeutet werden kann, da sie andern Orts ausführlich besprochen werden soll, besitzt eine Höhle und wird in ihr wenigstens zeitweise anwesend gedacht. Das zeigt das Lichtwunder, von dem Antoninus Liberalis 191) erzählt, und das nach dem Stande der Sonne möglicherweise wirklich um die Zeit der Frühlingstagundnachtgleiche eingetreten ist, indem minutenlang die sonst dunkle Höhle bis in den tiefsten Winkel von der Sonne beleuchtet ward 2). Es mutet uns seltsam an, uns einen Lichtgott an die Erde, selbst wenn es hoch auf einem Berge ist, gebunden zu denken, und doch hat der kretische Zeus sogar ein Grab gehabt. Dass aber ein Lichtgott auch ohne Höhle an einen bestimmten Erdfleck gebunden sein kann, zeigt das Lykaion, der Ort, wo kein Wesen Schatten wirft 3). Das kann kein Platz unter der Sonne sein, denn selbst in den Tropen ist ein wenn auch minimaler Schatten bemerkbar. Nur da wo das Licht selbst zu Hause ist, das von allen Seiten leuchtet, da, wo der strahlende Gott selbst sich aufhält, nur da kann es keinen Schatten geben, weil das eine Verneinung, eine Unvollständigkeit des göttlichen Lichtkörpers bedeuten würde.

So glaube ich, dass alle die genannten Götter trotz ihrer verschiedenen Eigenart den einen verwandten Zug gemeinsam haben, an einer bestimmten Stelle in freier Natur anwesend zu sein. Suchen wir in primitiven Verhältnissen den Gegensatz dazu, so kann Karneios als Beispiel dienen, der ebenfalls entsprechend der Altertümlichkeit seines Kultes wenn überhaupt, erst spät einen Tempel in Sparta bekommen haben kann. Als Gott eines wandernden Volkes ist er wie dieses selbst vom Orte losgelöst, und dadurch, ähnlich dem Jahve der wandernden Israeliten, der sich vom Sinai loslöst, einem natürlichen Vergeistigungsprozess unterworfen. So kann ich mir auch die 12 Olympier Homers nicht ohne die grosse Wanderung denken, die vergeistigend, verschmelzend und vereinheitlichend gewirkt hat. Vor allem für die Entwicklung des delphischen Apollon) muss eine solche 1) Εν χρόνῳ ἀφωρισμένῳ ὁρᾶται καθ ̓ ἕκαστον ἔτος πλεῖστον ἐκλάμπον ἐκ τοῦ σπη λαίου πῦρ.

2) Ich verdanke diese Feststellung Herrn Professor Georg Meyer in Freiburg. Sie ist nach der italienischen Aufnahme im Museo ital. II 689 ff. gemacht und beruht, solange nicht an Ort und Stelle nachgeprüft wird, auf der Zuverlässigkeit der dortigen Angaben.

3) Vgl. Immerwahr, Arkadische Kulte, Leipzig 1891, S. 8 f.

4) Hier sei noch einmal mit aller Deutlichkeit ausgesprochen, dass Apollon deshalb, weil sein Name ausnahmslos den Gesetzen der griechischen Dialekte gefolgt

Loslösung angenommen werden, die ihn zu seiner ausgedehnten Mission befähigt hat.

Das war das Widerspiel; wir erkennen nun, dass bodenständige Götter auch eine bodenständige Kultur voraussetzen, oder, um griechisch zu sprechen, autochthon sind. Für die Kolonie Milet kann das freilich nur cum grano salis gelten, aber wir dürfen annehmen, dass die ersten Milesier anders als die späteren Ionier die Verhältnisse ihrer Heimat einfach übertragen haben. Vielleicht fanden sie das Zeichen wieder, das in der Heimat die Anwesenheit des Gottes verriet, der so auch in der Kolonie Wurzel schlagen konnte. Es fragt sich nur: Gibt es überhaupt eine autochthone griechische Kultur oder sind wir nicht gezwungen, da auf die vorgriechische Bevölkerung zurückzugreifen? Die Antwort wird verschieden lauten, wie man sich das Verhältnis der beiden Bevölkerungsschichten zu einander denkt. Die Namen der Götter Lykaios, Zeus, Demeter, Pherrephatta, Trophonios sind mindestens zur Hälfte sicher indogermanisch. Und in einem Falle, dem des idäischen Zeus, kommt der archäologische Befund zu Hilfe, der uns lehrt, dass der Kult in der Höhle, obgleich er aus reingriechischen Anschauungen allein nicht erklärt werden kann, um 1400 noch nicht bestanden hat und seinen Höhepunkt erst in früharchaischer, d. h. griechischer Zeit erlebt. Und doch sind alle Griechen, nicht bloss die Dorer von Norden zugewandert und können solche Kulte nicht mitgebracht haben, wie denn die echtgriechischen Götter, der olympische Zeus, der Apollon Patroos, der helikonische Poseidon ein ganz anderes Gesicht zeigen. Auch kann ein Gott mit einem griechischen Namen sehr wohl nur die Uebersetzung eines fremden Gottes sein; gute Beispiele dafür sind Kallone und die unten zu nennenden Meergötter. All diese Schwierigkeiten drängen hin zu der Annahme, dass das ausgehende mykenische Griechentum ganz so, wie die Monumente lehren, eine Mischkultur besessen habe, deren Sprache zwar im wesentlichen griechisch, deren Elemente aber zu einem mehr oder weniger beträchtlichen Prozentsatz kretische oder, wie wir sie auch nennen können, lelegische oder minyeische gewesen sind 1). Nur einer solchen Kulturschicht ist es zuzutrauen, dass sie mit dem Begriff des Autochthonentums auch die genannten Gottheiten zum Teil unter griechischen Namen, zum Teil unter volksetymologischer Anpassung, wohin Delphinios zu rechnen ist, übernommen hat, ohne dass ein Bruch in der Traist, urgriechisch sein muss. Die Erklärung des Namens bei Prellwitz, etymol. Wörterb. 2 S. 47 ist zum mindestens sachlich wie formell die einzige ganz korrekte. Dadurch ist natürlich Beeinflussung der Vorstellung durch den Orient nicht ausgeschlossen. 1) Den Ausdruck kleinasiatisch" vermeide ich absichtlich, um nicht den Anschein zu erwecken, als wenn es sich hier um eine Uebertragung von aussen her handele. Diese in Hellas heimischen Motive haben zwar ihre nächsten Verwandten im Orient; sie haben aber ihre eigene Geschichte und zeigen daher ein ganz anderes Gesicht als die von Osten hereinbrechende Flut des orientalisierenden" Stils, den es nicht bloss in der Vasenmalerei gibt.

dition eintrat, wie ihn vielfach die dorische 1) Wanderung hervorgerufen hat. Zum Schluss noch ein spezieller Beweis, dass wir in der Tat ohne eine solche Mischung nicht auskommen. Ihn liefert das arkadische Lykaion, das uns Pausanias 8. 38. 7 sorgfältig beschreibt. Während an der griechischen Herkunft des Namens, mag man ihn nun richtig von Lateinisch lux, Griechisch vzáßag oder falsch von λúzos ableiten, niemand zweifelt, bietet das Heiligtum selbst folgenden seltsamen Anblick: In einem tempellosen Bezirk befindet sich nur ein Altar und Säulen mit vergoldeten Adlern darauf 2). Es ist meines Wissens noch nicht bemerkt, dass uns die jüngsten Funde dazu eine Abbildung beschert haben, wie sie passender nicht verlangt werden kann. Es ist der oben genannte Sarkophag von Hagia Triada im südlichen Zentral-Kreta, dem entzückenden Sommersitze der Herren von Phaistos. Sehen wir von der schon erwähnten Darstellung des Toten ab, so zeigen beide Langseiten je eine Szene in einem von einer hohen weissen Mauer umgebenen Temenos. Durch eine Lücke im Hintergrund sieht man den blauen Himmel. Eine Prozession mit Musik nähert sich einem Altar, vor dem das eine Mal eine Spende, das andere Mal ein blutiges Opfer dargebracht wird; neben dem Altar stehen zwei Säulen, auf denen über einem Doppelbeil ein schwarzer Vogel sitzt. Ist es auch kein goldener Adler, sondern eher ein Kukuk, Rabe oder Taube, so sind diese und andere Differenzen doch im ganzen unbedeutend. Dennoch ist der Schluss v. Duhns), der, ohne jene Pausaniasstelle zu verwerten, aus der blossen Tatsache des Totenkultus schloss, diese mykenischen Achäer noch für Nichtgriechen erklären zu wollen, gehe nicht an", ganz gewiss irrtümlich. Wenn schon die Physiognomie der dargestellten Menschen und das Doppelbeil dagegen spricht, so sicher die Datierung. Mit Recht setzt Fimmen 1) den Sarkophag vor 1400, in die zweite spätminoische Periode, eine Zeit, in der von Achäern auf Kreta wohl noch keine Rede sein kann. Ausserdem ist das Stück für die spätmykenische Periode, die den oben geschilderten allgemeinen Ausgleich bringt, viel zu gut.

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Nach alledem müssen wir den Sarkophag für ein Werk der echten Kreter halten und können uns dem Schluss nicht entziehen, dass die auf dem Lykaion bezeugte Kultform nicht erst von den zugewanderten Griechen.

1) Die Achäer haben sich auf den alten Stätten angesiedelt (Tiryns, Knosos), die Dorer nicht; daher die Erhaltung der zerstörten Reste. Die Verfluchung des äusseren Pelargikons in Athen gehört jedoch nicht hierher. Das war wohl das Glacis um die Veste.

2) Die Mitteilungen des Pausanias haben sich an Ort und Stelle bestätigt, vgl. die Funde nu. doz. 1904, S. 153 ff. Dass die Dimensionen auf dem Lykaion gewaltige sind, denn der ganze Gipfel des Berges ist Altar, ändert an dem Prinzip der Anordnung nichts.

3) Archiv f. Religionsw. VII (1904) S. 273.

4) Zeit und Dauer der kretisch-myken. Kultur, Freib. Diss. 1909 S. 19 vgl. die Zeittafel am Schluss.

geschaffen worden ist. Man werfe mir nicht ein, dass ich Mitteilungen aus allen Zipfeln Griechenlands unberechtigter Weise zu einem Gesamtbilde vereinigte. Gerade zwischen Arkadien, Kreta, Attika, Eleusis und Milet besteht eine Verbindung. Das beweist die Stadt Arkades in Zentralkreta, die den Enyalioskult mit Mantinea gemeinsam hat; die Beziehungen Athens zu Knosos sind bekannt genug; dass Milet seinen Namen ebenso wie seinen Delphinioskult aus dem nördlichen Zentralkreta bezogen hat, ist ebenfalls nicht neu, und dass Eleusis mitten zwischen Megara und Athen, den beiden von Minos unterworfenen Städten, von kretischem Einfluss frei geblieben sein sollte, widerlegt die bei Hesiod Theog. 971 erzählte Form der Demetersage, der auf Kreta bezeugte Monatsname Eleusinios und die antike Anschauung, Kreta sei das Land aller Mysterien gewesen. Viel eher darf man das ganze Mysterienwesen, die Orphiker eingeschlossen, für Reste vorgriechischen Glaubenslebens halten. Das sind also die Fäden, die das zerstreute Material verbinden. Sind sie auch frühzeitig schon gerissen, so haben sie doch gerade in jener Endperiode vor der grossen Wanderung bestanden. Von allen Seiten werden wir immer wieder in dieselbe Zeit und Kulturperiode gewiesen, der wir von vornherein das milesische Delphinion haben zusprechen müssen1).

Zugleich ergibt sich für die Eigenart des Gottes, dass sich der milesische Delphinios eben wegen des Fehlens des Tempelhauses derselben Gruppe von Göttern zuordnet, der der attischen Delphinios hatte zugesprochen werden müssen. Welches bestimmte Zeichen freilich in Milet 1) Die Kret. Ap. S. 32 zitierte Inschrift IG III 939 möchte ich jetzt nach der Fourmontschen Abschrift etwa so ergänzen:

Εὐβουλὼ [τω]ι Δελφι)ν(1)ω [vac. ?
εἰς Δελφίνι[ον αὐτὴν ἱερ[εύου
σ[αν Εὐθίου Χολλείδ[ου γυναῖκα
ὁ ἀνὴρ [α]νέθηκε Ευθίας Ευθυ
δήμου ?] Χολλείδης (vac.

Anfang erhalten.. POYAN ƆAE^ONO; die Ergänzung 'Arókλovi (so 1G) ist ausgeschlossen, wie ja auch sonst der Gott nur Delphinios heisst. Die erste Zeile ist als Satz für sich zu fassen. ip[av] (so IG) ist zu kurz; die Lücke vorher füllt sich, wenn das Objekt mit aut wieder aufgenommen wird. Steht Delphinios in der ersten Zeile, so kann der Anfang der 2. nur den Namen des Hieron enthalten. Die übrigen Ergänzungen von Boeckh CIG. Auch diese Weihung erlaubt einen Schluss auf die Eigenart des Gottes. Mustern wir die gleichartigen Inschriften (Ehrendekrete für Frauen und Mädchen in gottesdienstlichen Funktionen) IG II 1376 ff. und IG III 885 ff., so steht als Empfängerin an erster Stelle Athene Polias. Teils ist sie ausdrücklich genannt, teils handelt es sich um Kanephoren und Errephoren, teils ist der Fundort am Erechtheion; in zweiter Linie Demeter, meist weil der Fundort Eleusis ist; vereinzelt finden sich Göttermutter, Isis, Eileithyia, die als Mysteriengöttinnen von Demeter kaum zu trennen sind; endlich Asklepios. Die 3 bei Panagia Pyrgiotissa gefundenen 897, 898, 910 (Südecke der Attalosstoa) gehören wohl in das Heiligtum der Eileithyia, das Paus. 1. 18. 5 am Prytaneion nennt. In dieser Umgebung fällt Delphinios nur dann auf, wenn er als Delphinsgott erklärt wird. Dagegen gesellt er sich als Gott der Zeugung und Heilspender zu ihnen.

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