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κέρας . . πρῶτος ἐφίππευσε τοῖς Πέρσαις). Zuerst warf Alexander den linken Flügel der gegnerischen Reiterei in die Flucht, dann machte auch die übrige Menge der persischen Reiterei Kehrt (πρῶτον μὲν οἱ κατὰ τὸν Αλέξανδρον τεταγμένοι φυγεῖν ἠναγκάσθησαν· μετὰ δὲ ταῦτα καὶ τῶν ällov toaπévtov...). Nunmehr stiess das beiderseitige Fussvolk aufeinander. Doch die Perser, die durch die Flucht ihrer Reiter bereits stark erschüttert waren, hielten nicht lange stand, sondern machten alsbald ebenfalls kehrt (μετὰ δὲ τὴν τῶν ἱππέων τροπὴν οἱ πεζοὶ . . ὀλίγον χρόνον ηγωνίσαντο· οἱ γὰρ βάρβαροι διὰ τὴν τῶν ἱππέων τροπὴν καταπλαγέντες καὶ ταῖς ψυχαῖς ἐνδόντες πρὸς φυγὴν ὥρμησαν).

Dieser Bericht Diodors über den Verlauf der Schlacht steht völlig unvereinbar neben dem arrianisch-plutarchischen.

Judeich) erwähnt nur beiläufig die Nachricht Diodors, dass Alexander erst am folgenden Tage in der Frühe über den Fluss gegangen sei, und bezeichnet sie als „ganz sonderbar". Auch die übrigen Bearbeiter der Schlacht haben dieser Darstellung des „elendesten aller Skribenten keine Beachtung geschenkt, sondern ohne weiteres dem Berichte des Militärs Arrian den Vorzug gegeben, abgesehen von Delbrück, der dessen Mangelhaftigkeit bereits empfand. Indessen für die Mängel, die wir bei Arrian feststellen mussten, gewährt uns Diodor Ersatz. Er gibt uns nicht eine lediglich um Alexanders Person kristallisierte Kampfesschilderung, sondern einen wirklichen Schlachtbericht, der auch die Tätigkeit des linken Flügels unter Parmenion berücksichtigt. Vor allem aber hält er sich frei von der unglaubwürdigen Behauptung eines sofort ohne jede Vorbereitung unternommenen Frontalangriffes in parademässiger Schlachtlinie durch einen von 3-4 m hohen, fast lotrechten Uferwänden. eingeschlossenen Fluss, der noch dazu als tief und reissend dargestellt wird, gegen einen in vorbereiteter Stellung am Gegenufer aufmarschierten Feind.

Judeich ist offenbar geneigt, die ganz sonderbare Nachricht" Diodors als unhistorisch zu verwerfen und anzunehmen, dass sie, wohl irgendwie mit dem bei Arrian entwickelten Plan Parmenions in Beziehung stehe". Dagegen möchte ich eine andere Auffassung vertreten. Wenn Alexander wirklich in unwiderstehlichem Ansturm ohne Zögern das gewaltige Fronthindernis angesichts der zur Schlacht gerüsteten Feinde überwunden und das Erklimmen des anderen Ufers in blutigem Handgemenge ertrotzt hätte, so wäre es geradezu undenkbar, dass eine so sinnfällige, eindrucksvolle und gemeinhin unmöglich scheinende Heldentat des Königs einer so farblosen Verwässerung, wie sie nach Diodor angenommen werden müsste. in der Ueberlieferung der Grosstaten Alexanders hätte anheimfallen können. Wer kann sich vorstellen, dass der Angriff der Bayreuth-Dragoner bei Hohenfriedberg oder die Erstürmung der Adda1) S. 394, Anm. 1.

Brücke von Lodi oder der Sturm auf die Düppeler Schanzen jemals selbst von einer feindseligen Geschichtschreibung ihres Ruhmes als einer besonders eindrucksvollen Kriegsleistung entkleidet und mit Angriffstaten eines gewöhnlichen Durchschnitts, mit normalen Angriffsbewegungen auf unbehindertem Gelände auf eine Stufe gestellt werden könnten!

Ich behaupte nun nicht etwa, dass in Diodors Bericht alles einwandfrei und bei Arrian alles falsch sei. Vielmehr halte ich einerseits Diodors Angabe, dass die Perser 100 000 Mann z. F. gehabt hätten, für recht anfechtbar, wenn auch nicht weiter für verwunderlich bei der fast zur allgemeinen Regel gewordenen Annahme von der riesigen Grösse der asiatischen Heeresmassen'). Ferner verwerfe ich durchaus die Angabe, dass man das persische Fussvolk deswegen vom Vorgehen zurückgehalten habe, weil man die Reiterei für stark genug zur Besiegung der Makedonen gehalten habe. Andererseits sehe ich die Ausführungen Arrians über den Gefechtsaufmarsch des makedonischen Heeres als völlig glaubwürdig an, zumal sie mit Diodors Schlachtbericht in vollem Einklang stehen. Ebenso ist es nicht undenkbar, dass Alexander gegen die persischen Reiter, und zwar wohl gegen ihre linke Flanke, zuerst den Amyntas und Ptolemaios hat vorgehen lassen, ehe er selbst zum Frontalstoss an

Auch die Verlustangaben Arrians auf makedonischer Seite halte ich für glaubhaft. Und diese offenbar auf urkundliche, amtliche Quellen zurückgehenden Mitteilungen Arrians mögen wohl Ranke zu seinem günstigen Urteile über den Schlachtbericht dieses Gewährsmannes veranlasst haben. Nur Arrians ganze Schlachtschilderung mit dem Angriff über den Granikos hinweg lehne ich ab, und schliesse mich durchaus der diodorischen an. Was an den Einzelkämpfen Alexanders historisch ist, lässt sich naturgemäss nicht mehr feststellen. Einen Kern von Wahrheit können. sie recht wohl haben.

Nun erklärt sich auch ohne Schwierigkeit die bei Arrian ganz unverständliche Aufstellung der Perser. Denn nicht um das Granikos-Ufer zu verteidigen, war die persische Reiterei vor die Front des Fussvolks gezogen. Sondern da Alexander, die Perser überraschend, im Morgengrauen sein Heer glücklich auf das rechte Flussufer zu bringen vermocht hatte und nun nach ungestörtem Aufmarsch gegen die persische Stellung heranrückte, sahen sich die Perser genötigt, bis ihr eigenes Fussvolk sich zur Abwehr des Angriffes ordnen konnte, schleunigst ihre gesamte Reiterei dem Feinde entgegenzuwerfen, und zwar nicht nur der feindlichen Reiterei auf den Flügeln, sondern πρὸς ὅλην τὴν τάξιν τῶν Μακεδόνων. Al dann nach der Flucht der persischen Reiterei das makedonische Fussvolk mit dem persischen zusammenstiess, bedurfte es für die Makedonen er

1) Beloch allerdings kommt zu dem durch keinen Vorbehalt eingeschränkten Ergebnis (Die Bevölkerung der griechisch-römischen Welt. S. 215 ff.), dass Diodors Stärkeangaben durchaus nicht schlecht sind“.

Klio, Beiträge zur alten Geschichte XI 2.

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klärlicherweise keines langen Kampfes, um die bereits durch Alexanders Angriff überraschten und durch den Anblick des aufgelösten Zurückjagens ihrer Reiterei vollends erschütterten Feinde über den Haufen zu werfen. Dass unter solchen Umständen makedonischerseits der Sieg mit sehr geringen Opfern gewonnen werden konnte und persischerseits die Verluste an Toten unverhältnismässig bedeutender sein mussten (wenn auch gewiss nicht 10000 M. z. F. und 1000 Reiter, wie Diodor angibt), ist durchaus glaublich.

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Auf welche Phase der Schlacht die Notiz Polyäns (IV, 3, 8), wonach der makedonische Angriff zuerst nicht gelingen wollte, zu beziehen sein mag, ist schwer zu sagen, wofern sie überhaupt wirklich die Granikos-Schlacht betrifft. Es heisst dort: 'Aléžavoọos ¿v tỷ ñóóíy лaqaτάξει πρὸς τοὺς Πέρσας ὁρῶν ἐνδιδόντας ἤδη τοὺς Μακεδόνας παριππεύων ἀνεβόα· Ἔτι ἅπαξ ἐπαγάγωμεν, ἄνδρες Μακεδόνες, ἔτι γενναίως ἅπαξ.“ Καὶ δὴ τῆς ἐμβολῆς εὐρώστου γενομένης ἐς φυγὴν ἐτράποντο oi Báoẞago. Indessen könnte diese Nachricht vielleicht auf den zwar βάρβαροι. nicht von Diodor, wohl aber von Arrian erwähnten Angriff des Amyntas, den Alexander zuerst vorschickte, Bezug haben. Auch die zweite Notiz Polyäns über die Schlacht lässt sich nur mit einigen Reibungen in die anderwärts überlieferte Form einfügen: 'Αλέξανδρος Γρανικόν διαβαίνων Πέρσας ἐξ ὑπερδεξίων ἐπιόντας αὐτὸς ἐπὶ δόρυ τοὺς Μακεδόνας ἀναγαγὼν ὑπερεκέρασεν· ἡ δὲ φάλαγξ προσπεσοῦσα τοὺς πολεμίους ἐτρέψατο. Hinsichtlich der Gliederung des persischen Heeres lässt diese Quellennachricht uns völlig im unklaren. Die Bemerkung über die entscheidende Wirkung des Vorgehens steht im Einklang mit der übrigen Ueberlieferung. Das Präsens im Partizip diaßaivov erinnert an die arrianischplutarchische Auffassung von Alexanders Angriff, während der Ausdruck Πέρσας ἐπιόντας ἐξ ὑπερδεξίων für die diodorische Anschauung zu sprechen scheinen könnte. Neu in Polyäns Bemerkung ist die Mitteilung von einem die linke persische Flanke umfassenden Angriff eines makedonischen Heeresteiis (ἐπὶ δόρυ . . ὑπερεκέρασεν). Immerhin lässt sich darunter das Vorgehen des Amyntas ohne erhebliches Bedenken begreifen. Jedenfalls aber sehen wir, dass, wenn Polyän beim Exzerpieren nicht flüchtig gewesen ist, die Ueberlieferung auf ihrem Wege von den Urquellen bis zur vierten oder sechsten Ueberarbeitung bereits sehr starke Trübungen erlitten hat, deren Niederschlag uns in den uns erhaltenen Berichten in verschiedener Stärke vorliegt.

Recht wohl ist allerdings denkbar, dass der König wirklich durch persönliches Eingreifen in das Nahgefecht der Reiterei sich um den Sieg ein wesentliches besonderes Verdienst erworben hat und dabei in eine Lebensgefahr gekommen ist, aus der ihn der treue Kleitos gerettet hat. Doch auch ohne die lange Reihe von achilleischen Heldentaten des Königs rechtfertigt der nüchterne diodorische Bericht (in c. 19 u. 21) das Gesamturteil, dass das Hauptverdienst am Siege dem Könige selbst zu

kommt, während Arrian diesen Ruhm mit phantastischen Mitteln noch zu steigern beflissen ist, indem er den Sieg als das ausschliessliche und rein persönliche Werk des Königs darstellt, dem die makedonischen Truppen und ihr alter, in Ehren ergrauter General Parmenion nur sozusagen als Staffage gedient hätten. Der Plan, auf Grund dessen Alexander seinen Sieg errang, deckt sich vollkommen mit dem Rat, den Parmenion vor der Schlacht dem arrianischen Berichte zufolge dem Könige gegeben hat. Ob diese Meldung richtig ist, d. h. ob Parmenion vor der Schlacht seinem jungen Könige den Rat erteilt und der König ihn befolgt hat, können wir nicht ausmachen. Innere Wahrscheinlichkeit hat sie in hohem Grade. Doch auch in diesem Falle leidet der militärische Ruhm des jungen Makedonenkönigs als des ausführenden und die Verantwortung selbst übernehmenden Leiters der Kriegshandlung keine Einbusse. Durchaus verständig ist auch die Wertung der Leistungen auf der Walstatt selbst, wie sie Diodor gibt: Ὁ μὲν βασιλεὺς ὁμολογούμενον τῆς ἀνδραγαθίας τὸ πρώτιστον ἀπηνέγκατο καὶ τῆς ὅλης νίκης ἔδοξε μάλιστα αἴτιος γεγονέναι· μετὰ δὲ τοῦτον οἱ τῶν Θετταλῶν ἱππεῖς . . . μεγάλην ἐπ' ἀνδρείᾳ δόξαν ἔσχον.

Also alles in allem genommen: in demselben Maße, wie Arrians Schilderung vom Gang der Schlacht als unwahrscheinlich bezeichnet werden muss, ist Diodors Bericht (c. 19 u. 21) innerlich glaubwürdig und in sich harmonisch und verdient darum in allen Punkten, in denen Arrian von ihm abweicht, unbedingt den Vorzug.

Die romanhafte arrianische Darstellung des Schlachtverlaufes verdankt ihre Entstehung, so paradox dieses Urteil auch erscheinen mag, einer mehr poetisch-volkstümlichen als um militärisches Verständnis sich kümmernden Verherrlichung des kriegsgewaltigen Makedonenkönigs. Auf welche Urquelle sie zurückzuführen ist und seit wann sie die Ueberlieferung beherrschte, ist natürlich nicht zu entscheiden. Arrian fand sie bereits vor, wie auch schon Plutarch. Aber durch die Begeisterung für seinen Helden liess er sich wohl verleiten, diese zu seiner Zeit bereits ganz allgemein geglaubte und festgewurzelte Auffassung des sieghaften Heldenjünglings nachzuerzählen, vielleicht auch beeinflusst durch die Tatsache, dass Alexander in seiner zweiten Schlacht gegen die Perser, bei Issos, wirklich durch einen Fluss hindurch ohne Besinnen zum Angriff vorgegangen ist und den Feind geschlagen hat, wenn auch unter einigermassen anderen Bedingungen. Beloch) hat ganz recht zu vermuten, „Arrian habe auch eine oder mehrere rhetorisierende Quellen benutzt". Und ebenso trifft das, was Schwartz 2) ausführt, vollkommen auch für Arrians Bericht über die Granikos-Schlacht zu: Viel verbreiteter war die Manier, die romanhafte Tradition nicht zu beseitigen, sondern mit Hilfe der Primärberichte mehr oder weniger zu retouchieren; von Aristobul bis auf 1) Griech. Gesch. II, S. 657. 2) Curtius Rufus in Pauly-Wissowa RE Sp. 1877.

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Konrad Lehmann, Die Schlacht am Granikos.

Plutarch und Arrian ist das immer wieder versucht worden, bald mehr, bald weniger geschickt."

Diodor hingegen fast zwei Jahrhunderte vor Arrian hat uns. freilich nicht durch eigenes militärisches Verständnis, sondern wohl mehr nur von einem gewissen nüchternen Empfinden geleitet, eine von poetischer Ausschmückung und Entstellung freie Schilderung aufbewahrt, die es uns der Resignation Delbrücks zum Trotz ermöglicht, die wesentlichen Momente für das Verständnis der Schlacht" wiederzufinden.

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Melbers Urteil über Diodor im Gegensatz zu Arrian kann ich für die Granikos-Schlacht allerdings nicht gutheissen, wenn er erklärt 1): „Polyän steht zusammen mit Diodor gegen Arrian, ihre Quelle ist ein Autor, der von militärischen Dingen absolut nichts versteht, und seine Nachrichten. sind daher für das Verständnis der militärischen Operationen ohne Wert.“ Desto zutreffender aber scheint mir Belochs Anschauung zu sein 2). „ Uebrigens enthält auch Diodor mitunter sehr beachtenswerte Angaben über militärische Ereignisse." Und noch mehr die von Rüstow und Köchly vertretene Auffassung3): „Diodoros von Sizilien, . . . der nüchterne, flache Rhetor,... hat wenigstens das Verdienstliche, dass er zuweilen ohne eigene Zutat... gute Quellen ziemlich genau ausgeschrieben zu haben scheint."

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Mittels sachkritischer Prüfung ist es uns möglich geworden, die Spreu von dem Weizen zu sondern und das bisher unbeachtete Korn zu finden. Aber wenn auch des poetischen Schimmers oder, besser gesagt, Flitters beraubt, kann uns die Gestalt Alexanders in seinem ersten Kampfe mit den Persern militärisch nur desto leuchtender und bewundernswerter erscheinen.

Wir sehen an diesem Beispiel, dass Arrian nicht immer von vornherein und unbedingt den Vorzug vor den anderen Quellen verdient, sondern dass dieser militärische Fachmann recht wohl der quellen- und auch sachkritischen Nachprüfung bedarf. Ich schliesse mich in dieser Hinsicht dem Urteil Grotes) an: „Ich weise auf diesen Vorzug des Diodoros" (es handelt sich dort um die Würdigung von Memnons Kriegsplan), um so mehr hin, als neuere Kritiker eine Neigung an den Tag gelegt haben, ein allzu ausschliessliches Vertrauen in Arrian zu setzen und fast allen Angaben über Alexandros zu misstrauen ausser denjenigen, die Arrianos entweder bestätigt oder denen er das Wort redet. Arrianos ist ein sehr schätzenswerter Historiker; er hat den Vorzug, dass er uns" (wenigstens im allgemeinen) „eine einfache Erzählung ohne rhetorischen Schmuck gibt, die sowohl gegen Diodoros als gegen Curtius günstig absticht; aber er darf nur nicht als der einzige vertrauenswürdige Zeuge hingestellt werden.“ Steglitz b. Berlin.

1) Ueber die Quellen und die Strategemensammlung Polyäns. Fleckeisens Jahrbücher f. klass. Philol. 1885. 14. Supplementband, S. 612.

2) Griech. Gesch. II, S. 58. - 3) Geschichte des griechischen Kriegswesens. Aarau 1852. S. XV. 4) Bd. VI, S. 435, Anm. 70.

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