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lich ist, das Floss über den Strom zu rudern. Man denkt zunächst an eine Zahl vor das Floss gelegter Boote, die, schräg gegen den Strom anrudernd, das Floss hinter sich her zum andern Ufer schleppen. Schon die einzelnen Boote hatten Mühe gehabt, sich im Strome zu halten, und nun hing hinter ihnen eine gewaltige Last, die infolge der Grösse der auf dem Wasser liegenden Fläche mit ihren vielen Unebenheiten eine sehr starke Reibung verursachte. Aber abgesehen davon dieser Zug wirkt ja wie ein Hebelwerk, dessen längerer Arm, das Floss, den kürzeren, die Boote, mit aller Gewalt in die Stromrichtung zieht. Es ist vielleicht möglich, die Grösse der Last zu berechnen und nun, die Menschenkraft in den Booten addierend, zu sagen: „Hannibal brauchte nur so und soviel Boote vorzulegen, dann musste es gehn." Das ist in der Theorie sehr schön, aber es stimmt nicht zur praktischen Anwendung. Wenn das eine Boot anzog, dann holten in anderen die Ruderer gerade zum Schlage aus: das hemmte, statt zu fördern. Wollte man wirklich durch die Zahl der Boote einen Effekt haben, so hätten alle Boote im Takte rudern müssen. Es sind mir Versuche aus Sportkreisen bekannt, unter etwa fünf gut ausgebildeten Mannschaften durch Uebungen Gleichtakt zu erzielen; aber bei allen musste man die Versuche einstellen. Und hätte Hannibal mit seinen Soldaten und etwa dem fünffachen jener Zahl von Booten da so etwas improvisieren sollen? Es ist nicht möglich, dass die Boote auf diese Art die von Polybius geforderte Bedingung erfüllen: das Floss gegen die Gewalt des Stromes zu halten 1). Es muss nach alledem als gänzlich ausgeschlossen gelten, dass das Floss über diesen Strom geschleppt worden. ist, und Offiziere der technischen Waffe haben mir die Versicherung gegeben, dass nicht einmal ein Dampfboot dies Unternehmen hätte zur Ausführung bringen können.

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Wir stehen also vor der Frage: Wie hat Hannibal das Floss in Wahrheit hinübergeschafft?" Nun ganz genau so, wie Polybius es beschreibt, wenn auch nicht so, wie er es aufgefasst hat. Wir erinnern uns, dass er von den Booten verlangt, sie sollten dem Flosse einen Halt gegen die Strömung geben." Wenn sie sich selbst bewegen, können sie das nicht; folglich müssen sie verankert gewesen sein, und das Floss war keine Fähre, sondern eine sogenannte fliegende Brücke, d. h. es wurde nicht hinübergeschleppt, sondern von der Strömung hinübergetrieben.

Das muss in folgender Weise geschehen sein. Ueber den ganzen Strom hin waren in bestimmten Abständen die Kähne (C1, C2, C3 etc. s. Skizze auf S. 346), vielleicht des besseren Haltes halber stets mehrere an einem Punkte,

1) Drieu, Leitfaden f. d. prakt. Pontonnier S. 97. Diese schwimmenden Körper (sc. Flösse) können auf so schnellfliessenden Gewässern (gemeint ist die Donau bei Ebersdorf: Stromgeschwindigkeit 1,66 m in der Sekunde) nicht nach Gefallen bewegt werden. Es empfahl sich, für unsere Zwecke ein älteres Werk zugrunde zu legen, da die moderne Technik ja meist mit ganz andern Mitteln arbeitet.

Klio, Beiträge zur alt n Geschichte XI 3.

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fest verankert. Von dem der Anlände zunächst befindlichen (C1) waren mehrere starke Taue, das sogenannte Giertau, zum beweglichen Flosse (B) hingezogen und zwar in der Mitte der Breitseite etwa an zwei Punkten befestigt. Da diese Taue (a) vielleicht nicht in genügender Länge vorhanden waren, sicherlich aber um die schweren Taue1) besser zu stützen, waren in Abständen Boote zwischengeschaltet (b). Sobald nun die Stricke, die Floss

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A. Anlände. B. Fliegende Brücke. C, C, C, verankerte Boote. C, D Richtung der Strömung. E. Wendepunkt, Auswechselung der Taue a, und a. F. Wendepunkt, Auswechselung der Taue a, und a. a, a, a, Giertaue. b, b, b, Boote zu Unterstützung der Giertaue. c. Boote zur Unterstützung von C, C2 C1. d. Schwertbalken der fliegenden Brücke. e. Anker. f. Verankerung der Anlände. a. Neigungswinkel der Anlände zum Ufer.

und Anlände verbanden, gekappt waren, wurde natürlich das Floss in einem Kreisbogen, dessen Radius das Giertau und dessen Mittelpunkt die verankerten Kähne (C1) waren, stromab getrieben, bis es in gleicher Strom

1) Das Giertau muss erfahrungsgemäss 11/2 mal so lang sein als die Sehne des beschriebenen Kreisbogens. Leitf. f. d. prakt. Pont. S. 88.

richtung mit dem Boote lag (D). Um nun die Brücke noch über diesen Punkt hinauszubewegen, bis sie mitten zwischen dem ersten und zweiten Kahnpaare (C1 C2) steht, genügt ja für gewöhnlich, dass man die Brücke mit Hilfe des Giertaues schräg gegen die Strömung stellt: die Kraft des Wassers wirkt nämlich auf die der Strömung zugekehrte Seite und treibt mit einer der Resultanten die Brücke weiter. Da aber das Floss dem Wasser zu wenig Angriffsfläche bot, so bediente sich Hannibal ohne Zweifel einer Anzahl von Schwertbohlen oder Schwertbalken (d), die diagonal unter dem Boden des Flosses befestigt waren. Nun trieb das Wasser die Brücke über die Stromrichtung hinaus, indem es versuchte, die Schwertbalken in die Stromrichtung zu stellen. Hier waren sich die Kräfte Druck des Wassers und Rückhalt des Giertaues etwa im Gleichgewichte (E), d. h. die Brücke stand annähernd still. Nun wurde vom zweiten Kahne (C2) ein neues Giertau (a2) zum Flosse gezogen und ebenso wie das erste an ihm befestigt; das erste wurde losgeworfen, und die Brücke zog ihren Kreis um das zweite Boot (C2), bis sie in der Mitte zwischen ihm und dem dritten (F) wiederum still stand. So umfuhr sie Boot um Boot, bis sie endlich am andern Ufer landete. Dort liess man sie liegen, wie Polybius berichtet. Das hätte Hannibal gewiss an sich schon getan, weil er Material genug hatte und die Mühe sparen konnte, die leere Brücke zurückzubringen. In diesem Falle aber musste es unbedingt geschehen. weil die Diagonalstellung der festen Schwertbalken die Beförderung der Brücke nur nach einer Richtung gestattete.

Jetzt verstehen wir auch, warum Hannibal die Anlände (A) soweit in den Strom hinausbauen liess: 64 m etwa. Für das einfache Floss, das höchstens 4-1/2 m Tiefgang gehabt haben kann, hätten wenige Meter Aufschüttung ausgereicht. Hier aber kam zu dem Tiefgange noch die Tiefe der Schwertbalken; damit die nicht aufsassen und das Abkommen verhinderten, liess er das Werk solang machen. Auch mag die Anlände in einem Winkel (c) zum Ufer geneigt gewesen sein, der Stromrichtung entsprechend, damit die Kraft des Wassers weniger stark wirke; das war ferner für das Abgleiten der Brücke bequemer. Am andern Ufer erübrigte sich etwas derartiges; man liess hier das Floss auflaufen, dann wateten die Elefanten durch das flache Wasser von selber ans Land, froh, aus dieser unangenehmen Lage befreit zu sein. Ein Fachmann mag überhaupt aus der Ueberlieferung noch manches erklärende Moment herausholen können, das ich als Laie übersehen habe.

Im einzelnen Zahlen zu geben, etwa für die verankerten Boote, für die Länge des Giertaues u. s. w. erübrigt sich; die Ueberlieferung gibt hierfür keinerlei Anhaltspunkte und alle diese Zahlen müssten in bestimmten Verhältnissen zu einander stehen, auch wechselt die Breite des Stromes zwischen 800 und 1600 m.

Wir haben also das im Texte geforderte und wirklich anwendbare

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Verfahren erhalten, denn indem die Boote das Floss gegen die Strömung halten, schaffen sie es hinüber 1). Es kommen Boote zur Anwendung; zu diesen Booten sind eine Anzahl Taue gespannt, und dadurch, dass die Boote mittels der Taue das Floss gegen die Strömung halten, schaffen sie es hinüber. Es erhebt sich nun die Frage, ob wir nicht mit allzugrosser Willkür vorgegangen sind und ob wir in den Quellen weitere Belege für unser Verfahren vorfinden.

Nach Polybius 2) war die fiegende Brücke διαφερόντως πεπηγυία ; Schweighäussler 3) erklärt diesen Ausdruck durch praecipua diligentia compacta. So gross darf der Unterschied in der Bauart der Anlände denn mit dieser wird die Brücke verglichen und der Brücke nicht gewesen

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sein, dass man ihn besonders hervorhob: sie hatten beide viel auszuhalten. Viel besser passt die Erklärung: verschieden von den andern in der Bauart" oder „ganz einzig in seiner Bauart". Was aber eigentlich damit gemeint sei, zeigt uns die entsprechende Liviusstelle1). Auch dieser Autor vergleicht beide Flösse und sagt von der Brücke, sie sei ad traiciendum flumen apta gewesen. Wölflin Wölflin verstand darunter die Schleppschiffe. Das wäre doch sehr schief ausgedrückt, wenn Livius sagte: „Die Flösse unterschieden sich darin, dass vor das bewegliche Schlepper gelegt wurden“. Die konnte man ja vor die andern Flösse ebensogut legen. Nein! apta ad traiciendum flumen bedeutet: „Mit Vorrichtungen zum Uebersetzen des Flusses versehen" und erklärt so das diagegórios des Polybius; beides geht auf die Schwertbalken am Boden des Flosses, die in der Tat einen sehr wichtigen Unterschied beider Flösse bilden und das bewegliche überhaupt erst zur Brücke machen.

Ferner liegen die Boote schon im Strome und die Seile sind schon gespannt, ehe noch die Erde auf die Flösse geschüttet ist 5). Stundenlang vorher lässt Hannibal die Boote im Strome liegen, ehe er sie wirklich verwendet? Man mag sagen, das sei eine Vorsichtsmassregel gewesen, denn dadurch sei das bewegliche Floss besser gegen den Strom gehalten worden, solange man die Erde aufschüttete. Unter allen Umständen mussten diese Boote aber gut verankert sein, und ehe man nachher bei der Abfahrt diese Anker löste, verging erhebliche Zeit, während es infolge der Unruhe der Elefanten gerade rasch abgehen musste und auch nach den Angaben der Quellen rasch abging. Hier liegt also in den Berichten ein Widerspruch, der nicht gelöst werden kann.

Ferner liegt bei Polybius ein Widerspruch darin, dass die wasserscheuen Tiere plötzlich in den Fluss springen: die Angst vor dem Wasser treibt sie ins Wasser? Dass die Tiere ängstlich hin und her rennen, ist ja zu verstehen, aber dass sie dann zur Ruhe kommen, um mitten im

1) Pol. III. 46. 5. 2) III. 46. 4.

3) Ler. Pol. VIII 2 unter diaqegóvtos.
4) Livius XXI 28. 8. 5) Pol. II 46.5-6.

Strome ins Wasser zu springen, bedarf der Erklärung. Und die finden wir bei Livius 1). Er sagt die Elefanten seien unruhig geworden, weil sie nach Lösung des Flosses von der Anlände in die Mitte des Stromes-raperentur gerissen wurden. Man kann doch wirklich von den Kähnen, wenn sie schon als Schlepper verwendet sein sollen, nicht verlangen, dass sie das Floss reissend schnell über den Strom befördern! Und in diesem Sinne hat der nachdenkliche Polybius 2) auch diesen Ausdruck dahin abgeschwächt, dass er von einem schnellen Schleppen razέos àлéолаσаv ταχέως ἀπέσπασαν spricht. Auch das ist noch zu viel für das von beiden angenommene Verfahren. Was hier den Tieren wirklich Angst gemacht hat, war nach Kappen der Haltetaue die in der Tat reissende Bewegung, mit der die Brücke im Kreise um das erste Boot (C1) getrieben wurde, war vor allem die wirbelnde Wendung, die sie (E) nach Anholen des zweiten Giertaues und nach Abwerfen des ersten vollführte, um dann wieder in rasender Fahrt um das zweite Boot zu drehen. Es ist wirklich ein höchst unangenehmes Gefühl, in schneller Strömung zu treiben; nun gar dieser Wirbel beim Wechseln der Taue muss bei der Gewalt des Wassers schwindelerregend gewesen sein, muss den Tieren so unerträglich gewesen sein, dass viele es vorzogen, ins Wasser zu springen und schwimmend das jenseitige Ufer zu erreichen.

Man hat mir sogar den Einwurf gemacht, der Ruck bei diesem Auswechseln sei so gross gewesen, dass die Taue ihn nicht hätten aushalten können. Dagegen ist mir von Pionier-Offizieren versichert worden, dass nur genügend Taue vereinigt gewesen zu sein brauchen, um das schon auszuhalten. Dass sich Hannibal aber reichlich mit Tauen versehen hatte, dürfen wir als selbstverständlich ansehen, hatte er doch, um alle Schwierigkeiten des Weges kennen zu lernen, seine Offiziere lange vorher schon in diese Gegenden bis über die Alpen geschickt. Ausserdem handelt es sich hier um ein primitives Verfahren, das oft und noch heute bei schnell. fliessenden Flüssen angewendet wird und das ihm von Spanien her sicherlich wohl vertraut gewesen ist. Leicht möglich, dass das auch die Art gewesen ist, auf die wandernde Völker mit Herden und Karren derartige Ströme zu überschreiten pflegten.

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Ich möchte endlich die Frage stellen, wie man das hier geschilderte Verfahren wohl lateinisch ausdrücken kann. Kaum treffender als: impetu ipso fluminis in alteram ripam rapiuntur (sc. elephanti). Und so hat tatsächlich eine Tradition gelautet, berichtet uns Livius 3). Kein Wunder, dass sich an solche jedem unbefangenen Menschen märchenhafte Darstellung das Märchen vom rasenden Elefanten, wie es uns Livius widergibt, angesponnen hat, um so mehr, als ja wirklich Elefanten ins Wasser gesprungen waren.

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