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auch noch in anderen Fällen eine symbolische Zahl als potentiell gleichwertig nachgewiesen werden könnte. Ein solcher Fall scheint in der Tat in dem Ideogramm (20) für König vorzuliegen. In VR 30 werden für lugal (šarru) 31 Ideogramme aufgeführt. Darunter befindet sich aber nicht. Dies mag daher rühren, dass dieses Ideogramm zu bekannt

war.

Es konnte aber auch sein, dass das Zeichen (210), welches

Z. 5 mit der Glosse is-se-b/pu1) steht, das Zeichen vertritt. Wie dem auch sei auffallend ist, dass die Summe der ersten 20 Zahlen wirklich 210 beträgt, dass also 20 die duvaus von 210 ist.

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3. Das Ueberspringen der Vierer zahlen. Das schöpferische und segensreiche Wirken der Göttermutter Ištar kommt in der ungestörten dynamischen Entfaltung der 15 zum Ausdruck. Eine Störung dieser Entfaltung weist demnach auf die göttliche Ungnade und das Unheil als ihre notwendige Folge. Um dies recht zu würdigen, muss man sich vor Augen halten, dass nach babylonischer Anschauung das Unheil nicht nur von an sich bösartigen Gewalten, dem Reiche der Dämonen und ihrem Beherrscher Nergal herrührt, sondern auch von Gottheiten, die an sich gütig sind. Dies zeigt sich am deutlichsten in den bekannten Fluchformeln, wo die gütigen Gottheiten aufgefordert werden, ihre besondere Heilspendung in das gerade Gegenteil zu verkehren. Mit den Dämonenzahlen 7, 14, 21, 28 hängt ausserdem unsere 150 in keiner Weise zusammen und wir sind daher genötigt, die 150 als die Wirkung einer arithmetischen Störung der durch die 15 implicite gegebenen Zahlenordnung anzusehen.

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1) Was bedeutet iš-še-b/pu? Hommel, OLZ 1907 Sp. 381, deutet es als 3 (× 60) +30, d. i. iš aus gus drei und šebu aus iššib 30. Dies ist mir jedoch nicht recht verständlich, da ich nur sumer. eš 3 und ušu (eš-u) 30 kenne. Möglicherweise ist iš-se-b/pu nicht einmal ein Zahlwort, sondern ein Berufsname, dem das Symbol 210 zukommt. Lautlich erinnert es an den eššepu und den išippu, zwei Priesterklassen, die einander sehr nahezustehen scheinen. Dazu würde auch die Tatsache stimmen, dass gerade die Könige die Würde eines išippu innehatten. So schon altbabylonische Herrscher (vgl. Sternkunde II, 140) und später Tiglathpileser I, Assarhadon, Ašurbanipal u. a. (vgl. die Zusammenstellung bei Frank, Stud, z. Bab. Rel. S. 9). Wahrscheinlich weist auch die Zahl 210 auf eine priesterliche Funktion hin, sei es als 730 (wodurch eine alltägliche 7malige Reinigung angedeutet sein könnte) oder als Summe der heiligen Zahlen 10+20 +30 +40 + 50 +60 (insofern das priesterliche Amt mit den göttlichen Inhabern derselben in Beziehung steht). Möglicherweise ist das ganz ähnliche Ideogramm, welches in den assyrischen Ominatexten für šarru steht, durch Wegfall eines Winkelhakens aus KK entstanden. Ueber Vermutungen kommen wir bei allen derartigen Fragen freilich nicht hinaus; immerhin können erstere gelegentlich nützlich werden.

Wir haben diese Störung darin gesucht, dass alle Vierer zahlen der natürlichen Zahlenreihe ausfallen. Das ist aber keineswegs eine willkürliche Wahl; im Gegenteil erweist sich wovon man sich leicht durch wiederholte Experimente überzeugen kann jedes andere Mittel als völlig unzureichend, weil höchst gekünstelt und im Widerspruch mit der babylonischen Zahlensymbolik. Andererseits hat gerade die Rücksicht auf letztere die von mir getroffene Wahl bestimmt. Die nächste Veranlassung bot die 4 als Prinzip aller körperlicher Gestaltung im pythagoreischen System. Nun ist die wichtigste Gestaltung, die des Menschenleibes, das Werk der Istar. Sie ist die „Töpferin“, die den ersten Menschen geformt, das Kind im Mutterschoss bildet, Kraft und Gesundheit verleiht. Wandelt sie also ihren Segen in Fluch, so versagt sie ihre gestaltende Kraft: die Zeugung wird vereitelt, die Körperkräfte schwinden; es tritt Zerfall, Tod ein. Das wäre nun ganz hübsch, wenn sich die in Anspruch genommene Bedeutung der 4 auch im Babylonischen nachweisen liesse: dies ist aber bislang nicht möglich gewesen. Es ist daher ratsam, auf 4 als Körperzahl keine weiteren Schlüsse zu bauen und lieber die Babylonier selbst zu Rate zu ziehen. Die 4 drückt als Zahl der natürlichen. Himmelsrichtungen und damit zugleich der Himmelsgegenden die allseitige Ausdehnung der Erdoberfläche und folglich auch die Gesamtheit aller Länder aus. Die Herrschaft über die 4 kibrāti,Weltteile', die 4 kippāti,Enden' bezeichnet daher die Universalherrschaft 1). Zur Zeit Sargons und seines Nachfolgers Naram-Sin umfasste dieselben die 4 Grossstaaten Akkad, Elam, Subartu und Amurru, eine politische Gruppierung, die sich auch in der astrologischen Literatur aufs Deutlichste wiederspiegelt. So besonders in der Einteilung der Mondscheibe in Quadranten, von welchen ein jeder eines der genannten Länder repräsentierte 2). Eine Verfinsterung der linken Seite betraf Elam usw., während eine Verfinsterung aller 4 Quadranten eine Finsternis der Länder (atal matāti) d. h. aller Länder war. Die 4 kommt auch bei der Darstellung eines allseitigen göttlichen Schutzes zur Verwendung. So in der 3. Tafel des Werkes „Die bösen Geister" (CT XVI pl. 4, 143 ff.): „Šamaš vor mir, Sin hinter mir, Nergal zu meiner Rechten, Ninib zu meiner Linken " 3). Endlich geht von der Gottheit und insbesondere von Ištar ein vier facher Segen in Gestalt von vier guten Genien aus, die dem Menschen beigesellt werden und sein Heil bedingen. Besonders bemerkenswert ist es, dass zwei dieser Genien geradezu Personifikationen des menschlichen Glückes sind1). Das Fehlen oder

1) Vgl. Hehn, Siebenzahl und Sabbat 13 ff. und 76 f.

2) Ausführlich hierüber handelt m. Sternkunde II, 1, 60; dazu Taf. I.

3) Näheres in m. Im Bannkreis Babels, 68 ff.

4) Zimmern, KAT3 456, 1 (Erklärung zu King, Bab. Magic and Sorcery, Text Nr. 8, 12-13).

Entweichen derselben weist somit auf göttliche Ungnade und bewirkt Unglück.

Wenn aber die 4 die Zahl der göttlichen Segnungen ist, so werden. auch diejenigen Multipla von 4, die keinen „bösen" Faktor (7!) enthalten, der gleichen Natur sein. Dass dies ganz der babylonischen Anschauung entspräche, beweist allein schon die Tatsache, dass nicht nur der 7., sondern auch der 14., 21. und 28. Tag des Monats als „böse" galt (siehe unten). Demnach müsste das Ausscheiden der Zahlen 4, 8, 12, 16 aus der natürlichen Zahlenreihe verhängnisvoll sein.

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4. Das Endglied 19 der gestörten Reihe. Ist unsere Auffassung wenigstens im wesentlichen richtig, so muss wie 15, das Endglied der normalen Reihe Gnade und Heil -- das Endglied der gestörten Reihe implicite oder explicite Ungnade, Unheil bedeuten. Dem ist nun wirklich so.

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In der bekannten Hemerologie (IV R 22 f. und 33*) werden nicht nur die Siebentage (7., 14., 21., 28.), sondern auch der 19. Tag als amu limnu ,böser Tag bezeichnet. Obendrein wird der 19. noch als ib-bu-u ša Gu-la, d. h. als Zornestag der Göttin Gula" angesehen. Diese ist bekanntlich die azugallatu grosse Aerztin', welche die Toten lebendig macht“, d. h. die tödlichen Krankheiten heilt. Man hat versucht, den bösen Charakter des 19. Tages auf den der 7-Tage zurückzuführen, indem man die 30 Tage des vorausgehenden Monats dazu zählte und so 4972 erhielt. Das scheint mir jedoch sehr gekünstelt. Denn jeder Monat ist ein für sich abgeschlossenes Ganzes und ein anderer terminus a quo der Zählung als der 1. Tag des gleichen Monats ist darum unstatthaft. Der Zorn der Heilgöttin am 19. Tag kann daher nur darauf beruhen, dass 19 symbolisch eine Störung jener segensreichen Ordnung ausdrückt, die durch 15 dargestellt wird. Die Beweiskraft unserer Darlegung wird durch die Einführung einer neuen Gottheit (Gula) nicht beeinträchtigt. Denn es kommt hier nicht auf den Namen, sondern das Wesen der vergöttlichten Naturkräfte an. Ist Gula die spezielle Heilgöttin, so ist es Istar in den babylonischen Zaubertexten im eminenten Sinn; denn an sie vor allem wendet sich der Kranke. Und beide Gottheiten verstehen nicht nur zu heilen, sondern auch mit verheerender Krankheit zu schlagen. Dazu kommt, dass Ištar (die Ninni z. Z. Gudeas) im Laufe der Zeit bedeutende Wandlungen durchmachte, indem, besonders in der späteren assyrischen Zeit, mehr und mehr ihr kriegerischer Charakter in den Vordergrund trat.

Dass die obige Charakteristik des 19. Tages nicht auf einer willkürlichen Annahme beruht, zeigt die ganze wohldurchdachte Anlage der Hemerologie. Wie zu erwarten, kommt Ištār sie wird hier Nin e-an-na genannt der 15. Tag zu.

Man könnte nun aber den naheliegenden Einwand erheben, dass die Babylonier die Richtigkeit unserer Auffassung vorausgesetzt den Gegensatz von Heil und Unheil doch naturgemässer durch: 15 19

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F. X. Kugler, Ursprung babyl. Zahlensymbole.

statt durch 15 150 ausgedrückt hätten. Das ist jedoch nicht zutreffend. 15 hat die Bedeutung,Heil' als dúvaus einer höheren Zahl. 19 dagegen ist in unserem Falle keine duvauig; sie ist vielmehr die nächste Wirkung einer Störung, die sich im Zorn der sonst heilspendenden Gottheit offenbart. Die Vollwirkung der Störung kommt erst in 150 zum Ausdruck. An sich hätte es nahegelegen, 120 in Gegensatz zur 150 zu setzen; dadurch wäre aber ihr zahlensymbolischer Zusammenhang völlig verschleiert worden. Ausserdem bedurfte man wie schon oben bemerkt - das Ideogramm für andere Zwecke.

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Damit beschliesse ich meinen Versuch, die merkwürdigen Zahlensymbole für Rechts, Glück“ und „Links, Unglück“ zu erklären. Trotz mehrerer günstiger Anzeichen und der anscheinenden Aussichtslosigkeit jeder andern Lösung sehe ich selbst darin nichts weiter als eine wohlbegründete Hypothese. Bestätigt sie sich, so ist der babylonische Ursprung der pythagoreischen Zahlenspekulation und damit ein bedeutsamer Zusammenhang griechischer und babylonischer „Weisheit“ völlig sicher gestellt. Ihn als sehr wahrscheinlich dargetan zu haben, darf die vorliegende Arbeit wohl beanspruchen und selbst dann, wenn sie zuweilen in die Irre geht. An den von den griechischen Schriftstellern uns überlieferten Beziehungen des Pythagoras zu Babylon 1) mag ja die Sage einen guten Anteil haben; aber ohne festen historischen Kern sind sie gewiss nicht. In zahlreichen Fällen haben die antiken Berichte über babylonische Verhältnisse aller Skepsis zum Trotz durch die Keilschriftforschung eine glänzende Bestätigung erfahren. Und die Zeugnisse mehren sich noch immer 2). Diese Tatsachen sollten endlich auch den übereinstimmenden Angaben der Alten über die Abhängigkeit des Altmeisters der Mathematik von der Schulweisheit der babylonischen Priester ein grösseres Gewicht verleihen.

Valkenburg i. Holland.

1) Die Literatur hierüber bei Zeller, 1. c. p. 300, 4.

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2) So erweisen sich auch die Angaben Diodors von Sizilien über die Astronomie und Astrologie der Chaldäer als völlig zutreffend. Vgl. meinen Artikel Some new lights on Babylonian Astronomy in Zeitsch. f. Assyr. XXV. 310 ff.

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Mitteilungen und Nachrichten.

Zu den Germani corpore custodes.

I.

Auf dem Boden des mauretanischen Caesarea, des heutigen Scherschel in der französischen Provinz Oran, sind zu verschiedenen Zeiten, offenbar aber an derselben Stelle, in der alten Nekropole von El-Kantara, zwei Inschriftfragmente zu Tage gekommen, deren Zusammengehörigkeit alsbald nach der Auffindung des zweiten erkannt worden ist 1). Sie ergeben zusammen folgenden Text 2):

C(h)restus decurio corpor. c.
Aule uxor pos(u)it ob

meeritis (so) eius.

Der hier genannte decurio CORPORC・ ist von Mowat 3) mit Beziehung auf die bekannten Leibwächter der ersten römischen Kaiser als decurio corpor(e) c(ustodum) gedeutet und diese Deutung auch von dem letzten Herausgeber akzeptiert worden. Es ist ohne weiteres zuzugeben, dass diese Auflösung der Abkürzungen möglich, ja naheliegend ist1). Aber sie hat doch andererseits auch ihre Bedenken3), so namentlich das, dass ein kaiserlicher Leibwächter auf afrikanischem Boden eine höchst merkwürdige, wenn nicht unmögliche Erscheinung bildet. Diese Haustruppe der julisch-claudischen Dynastie ist an die Person des Herrschers gebunden und kann daher das kaiserliche Hauptquartier nicht verlassen). Mit besserem Rechte liesse sich, wenn man schon an der Mowatschen Interpretation festhält, an einen Leibwächter eines der letzten mauretanischen Könige, des Juba (II) oder des Ptolemäus, denken, aus deren Zeit eine ganze Anzahl inschriftlicher Denkmäler, zumeist Freigelassene und Sklaven von ihnen betreffend, sich in Caesarea erhalten haben). Dass es an den Höfen der Klientelkönige von Kaisers Gnaden, wo die in Rom am kaiser

1) Schmitter Bull. épigr. de la Gaule IV (1884) S. 65 n. 142.

2) CIL VIII 21068 (der linke, die Zeilenanfänge enthaltende Teil schon von Wilmanns im Scherscheler Museum gesehen: CIL VIII 9459).

3) Bei Schmitter a. a. O.

4) Ihr Urheber ist augenscheinlich durch die Lektüre von Jullians unmittelbar vorher (in derselben Zeitschrift III, 61 ff.) erschienener Abhandlung über die germanischen Leibwächter darauf geführt worden.

5) Anstössig oder zum mindesten ungewöhnlich ist das Fehlen der Bezeichnung des kaiserlichen Dienstes, ferner die Dienstbezeichnung decurio corpor(e) c(ustodum), wo doch sonst dieser Chargierte sich decurio Germanorum nennt (CIL VI 4345. 8811) und überhaupt die kaiserlichen Leibwächter in ihrer Gesamtheit auf den Inschriften immer Germani, nie corpore custodes heissen (vgl. CIL VI 4305. 20216 m. Add. 34 128 a. 8802-8805. 8807-8809); doch möchte ich darauf weiter kein Gewicht legen.

6) Ein tatsächlich vorgekommener Ausnahmefall (Tac. ann. I 24) rechtfertigt sich durch die besonderen Umstände.

7) CIL VIII 9342-9351. 20 977. 21 085-21 096. 21 439.

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