ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

I.

Die öffentliche Meinung über den Minister Eichhorn und sein Ministerium.

Politische und religiöse Parteileidenschaften haben von jeher die Geschichte verfälscht, aber wol selten in dem Maße, wie dieses in unsern Tagen geschehen ist und noch geschieht. Auch finde ich beim Rückblick auf frühere Zei= ten für solche Fälschungen keine so weite und breite Empfänglichkeit bei Hohen und Niedrigen, Gebildeten und Ungebildeten, als in der gegenwärtigen.

Bevor ich daher Das, was ich als Mitwirkender selbst gesehen und erfahren habe, offen und ohne Rückhalt darlege, will ich die Nebel einigermaßen zu zerstreuen suchen, welche, was die Aufgabe und Absicht des Eichhorn'schen Ministeriums angeht, selbst die höchsten Höhen der Bildung und Lebensstellung so dicht umhüllt haben, daß Die, welche auf diesen Höhen stehen, mit

Eilers. IV.

1

ihrer freilich zum Theil schwachen Sehkraft nicht hin= durchdringen können, um die Wahrheit zu schauen. Ich wähle zu diesem Zwecke den untrüglichen Weg der Beispiele in der Art, daß ich den umnebelten Urtheilen thatsächliche Aufklärungen gegenüberstelle, und beginne mit dem Urtheile eines unserer ersten und würdigsten Theologen, des verewigten Professors der Theologie Dr. Lücke. Es lautet so:

,,Hat die Geschichte Preußens, besonders seit dem Regierungsantritte des jezigen Königs, überhaupt die Art und den Gang einer geschichtlichen Tragödie, so gehört das Ministerium Eichhorn zu den Hauptmomenten, welche den fünften Act, die Märzkatastrophe des vorigen Jahres, herbeigeführt haben. Damit hat aber der angefangene tragische Proceß nicht aufgehört. Es ist für eine Tragödie zu viel tragischer Stoff in der Zeit. Das ganze deutsche Vaterland ist davon durch= zogen. Schon hat ein neues Drama angefangen, um= fangreicher, tragischer, als das erste, und, wie es scheint, auf eine weitaussehende tragische Trilogie, ja Tetralogie angelegt. Täglich, fast stündlich schürzen sich neue Knoten, und der Prophet soll erst noch kommen, welcher sichern Blicks den weitern Gang und die endliche Lösung des unheilvollen Räthsels zu weissagen vermöchte. Gott allein weiß es und wird es lösen! Aber es ist Pflicht der Weisheit, sich soviel als möglich über die einzelnen Hauptmomente des Räthsels und ihren pragmatischen Zusammenhang zu belehren, um für die Zukunft zu lernen.

,,Als der jetzige König bald nach seinem Regierungs

antritte den damaligen Geheimrath Eichhorn an die Spitze des Ministeriums der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten berief, wünschten Alle, welche den Mann näher kannten, dem Könige wie dem Vaterlande Glück zu dieser trefflichen Wahl.

,,Eichhorn galt allgemein im Vaterlande als einer derausgezeichnetsten Staatsmänner, als ein ebenbürtiger und mitwirkender Genoß aus dem Kreise der besten preußischen Männer in der glorreichen Epoche des Jahres 1813. Man rühmte seine großen Verdienste um den Staat, ja um ganz Deutschland, besonders in der einsichtsvollen und glücklichen Leitung des allgemeinen Deutschen Zollvereins, und erkannte ihn als einen Mann von untadeligem öffentlichen Charakter allgemein an. Parteiwesen und Parteimänner gab es damals schon genug im Staate wie in der Kirche und in den Wissenschaften. Aber Niemand hat gewagt, ihn in dieser Zeit einen Parteimann zu schelten. Niemand konnte es. Als ein frischer le= bendiger Geist nahm er, wie Recensent weiß, auch an den neuen Entwickelungen in Kirche und Theologie sehr lebhaften Antheil. Aber wie er allgemein als ein treuer Freund Schleiermacher's und aufmerksamer Zuhörer desselben in seinen Predigten galt, so wissen wir auch nicht anders, als daß er ein Liebhaber und Schußredner des lebendigen, aber gesetzlichen Fortschritts in der Kirche und Theologie war, und so war er auch in dieser Beziehung für alle Guten ein Mann des Vertrauens und der bessern Zukunft.

„Indem also der König diesen Mann an die Spi des geistlichen Ministeriums stellte, schien das einst von

Goethe ausgesprochene Lob, daß er die Einsicht und die Kunst habe, sich die rechten Männer zu wählen, vollkommen gerechtfertigt zu werden, und wol nur Wenige gab es, welche nicht mit Zuversicht hofften, Eichhorn sei der rechte Mann, um in seinem neuen Berufe Vieles wieder gut zu machen, was die vorangehenden Ministerien von Schuckmann und Altenstein versehen, ja verdorben hatten. Wer insbesondere den Druck erfahren hatte und deren gab es nicht Wenige, welchen der sonst vortreffliche Altenstein durch seine einseitige Begünstigung der Hegel'schen Schule, sowie durch seine nichts weniger als milde und freie Behandlung der liturgischen Angelegenheit und der altlutherischen Opposition, zu seiner Zeit ausübte -- der hoffte von Eichhorn als einem frischen, vorzugsweise prakti= schen Staatsmanne mit Sicherheit, daß er jene lastenden Uebelstände alsogleich abthun, überhaupt sein Mi= nisterium im Geiste und in der Art Stein's und W. von Humboldt's führen werde. Kein Einsichtiger konnte sich die große, täglich wachsende Schwierigkeit der Aufgabe verbergen, welche der Mann, bisher in ganz andern Berufskreisen wirksam und erfahren, zu lösen unternom= men hatte. Billige, gerechte Beurtheiler mußten sich darauf gefaßt halten, einzelne Misgriffe im Anfange zu übersehen und zu übertragen, in der Erwartung, im Ganzen und Großen werde die rechte Bahn betreten

Um so erfreuter war man allgemein, als die ersten Schritte des neuen Ministeriums den gehegten Erwartungen entsprachen. Von den vertriebenen Göttingern wurden die Gebrüder Grimm, bald auch Dahl

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »