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weisen hat, der mit einem vollern und reinern Herzensschlage für Preußens und Deutschlands Wohlfahrt das Scepter getragen. Ich wäre nach meinem sittlichen Gefühle ein schlechter Mensch, wenn ich diese wohlbegründete Ueberzeugung zu einer Zeit offen auszusprechen und zu begründen Bedenken tragen wollte, wo der König von allen Seiten verkannt, misachtet und verlästert, von Denen aber nur kühl und schüchtern oder gar nicht vertheidigt wird, die er mit Wohlthaten überhäuft hat.“ Daran knüpfte Lücke den Kassandra-Ausruf: „Eichhorn's tragisches Geschick wird vielleicht nur von dem tragischen Geschicke des Königs übertroffen." In Wahrheit konnte man, hinblickend auf die beispiellose Frechheit der berliner Straßenliteraten und des berliner Pöbels, auf alle die Schmähungen und Mishandlungen, die der König persönlich zu erdulden hatte, auf die offen ausgesprochene Absicht, den Prinzen von Preußen aus dem Wege zu räumen, und hinausschauend auf den Geist, der sich in den Städten, auf den Bahnhöfen und in öffentlichen Blättern kundgab, sich einer tragischen Stimmung nicht erwehren. Neben Musterbildern Riehl'scher Proletarier der Aristokratie, von denen sich noch vor kurzem eines, welches ich in seinem Verhältnisse zu einem edlern Freunde persönlich genau kennen zu lernen Gelegenheit hatte, in frechster und schamlosester Weise über den König in einer öffentlichen Druckschrift ausgesprochen hat, dem gewöhnlichen niederträchtigen Irrthume der Selbstsucht sich hingebend, er könne die Gunst neuer Gewalten dadurch gewinnen, daß er die alten lächerlich mache: neben solchen Musterbildern sah ich Thränen der tiefsten Ergriffenheit

in den Augen des deutschen Ritters ohne Furcht und Tadel, des verewigten Ministers von Bodelschwingh, daß es mit der ruhmvollen preußischen Monarchie, zum Ruin Deutschlands, ein solches Ende nehmen solle. Er wollte es nicht mit ansehen und ging mit dem Gedanken um, nach Amerika auszuwandern. Was soll aus Deutschland werden, wenn Geschlechter, wie das Bodelschwingh'sche, nach Amerika auswandern? Ich meinestheils suchte Zerstreuung in dem Studium der Zeitgeschichte. Es schien mir kein unwürdiger Zeitvertreib, den Gedanken des Dichters, daß das Schicksal den Menschen erhebe, indem es ihn zermalme, durch ein großartiges Beispiel aus der Gegenwart zu verwirklichen. Zu diesem Zwecke sammelte ich vom ersten Tage der Revolution an alle Materialien zu einer Geschichte der furchtbaren Leiden, welche der König beim Anblicke der frechen Zerstörung aller seiner hochherzigen, wahrhaft edeln Bestrebungen für Preußens und Deutschlands innere und äußere Wohlfahrt zu er⚫dulden hatte, und entwarf den Plan dazu, während der Pöbel, angeführt von den nichtswürdigen Urhebern des Umsturzes, das Zeughaus plünderte und mit Stricken in der Hand das Schauspielhaus belagerte. Die Erwägung, daß ich eine geschichtliche Verarbeitung dieser Materialien nicht veröffentlichen könnte, ohne das kopflose, feige und zum Theil schmähliche Benehmen mehrer hochgestellter Männer aufzudecken und damit den ehrenwerthen Familien, welchen sie angehören, eine empfindliche Kränkung zuzufügen, läßt mich Abstand nehmen. Aber den Inhalt einer Tragödie, die ich damals träumte, will ich doch mittheilen. Der erste Act enthält die

Freiheitskriege und schließt mit dem Wiener Congreß. Man sieht die mit den Thränen der Mütter, der Witwen, der Bräute u. s. w. gemischten Blutströme, die der Befreiung des Vaterlandes geopfert wurden. Der zweite Act enthält den Wiener Congreß und das Rumoren der Völker über getäuschte Erwartungen und schließt mit der Revolution des Jahres 1848. Von dem dritten Acte ist kaum die erste Scene vollendet, gibt aber Denen, die sich auf solche Tragödien verstehen, Fingerzeige ge= nug, um den weitern Verlauf zu errathen. Laut meiner patriotischen Phantasien wird die ganze Tragödie mit einer wahren und gründlichen Regeneration des deutschen Volks schließen.

IV.

Die Vorträge über Zustände der evangelischen Kirche in preußischen Landen vor und unmittelbar nach den Freiheitskriegen.

Als ich aus meiner stillen Studirstube an die grünen Tische der Verwaltungsbehörden gezogen worden war, machte ich gleich anfangs die Erfahrung, daß man, um zur vollen Klarheit durchzubringen, bei Beurtheilung einer zur Entscheidung vorliegenden Sache auf die Ent

stehung und den Entwickelungsgang derselben zurückgehen müsse. Ich las daher bei meinen Vorbereitungen zu Vorträgen die Acten nicht von vorn nach hinten, sondern umgekehrt von hinten nach vorn. Dieses Bedürfniß empfand ich schärfer als je bei meinen ministeriellen Vorträgen über die gegenwärtigen Zustände der evan= gelischen Kirche. Der Minister billigte diese Methode, indem er die Ansicht theilte, daß die Gegenwart stets ein Kind der Vergangenheit sei und Gott, wie die Schrift sagt und die Weltgeschichte bestätigt, die Missethat der Väter an den Kindern heimsucht bis ins dritte und vierte Glied, wenn sie nämlich fortfahren ihn zu haffen.

Die nächste Veranlassung zu dieser Art von Acten= studien gab mir Eichhorn, indem er im Jahre 1842 die Frage in Anregung brachte, wie die aus der bestehenden Einrichtung der Provinzialbehörden für die kirchlichen Angelegenheiten in stets zunehmendem Grade hervorgehenden Conflicte und Wirren zu beseitigen sein möchten. Bevor aber eine so wichtige und so tief in das bürgerliche sowol als in das kirchliche Leben eingreifende Frage von der höchsten Staatsbehörde, dem königlichen Staatsministerium, in Erwägung gezogen werden konnte, mußten die Lage der Sache, der Stand der Parteien und die vorherrschenden Richtungen und Ueberzeugungen, sowol vom politischen als vom kirchlichen Standpunkt aus genau untersucht werden. Zu diesem Behuse sammelte man die in den berliner Acten befindlichen Materialien und foderte zugleich sämmtliche Oberpräsidenten und Generalsuperintendenten, außerdem noch viele andere urtheilsfähige Männer der verschiedensten Ansichten und

Lebensstellungen zu gutachtlichen Berichten über alle dabei zu berücksichtigenden Umstände auf. Auf Grund aller dieser Aufklärungen wurden dann im Staatsministerium die Berathungen gepflogen, deren Ergebniß die bekannte zu Gunsten der kirchlichen Verwaltung ziemlich durch= greifende Veränderung der Ressortverhältnisse der Provinzialbehörden war.

Die Berathungen bewegten sich um die Frage, ob das Princip der Theilung der innern und äußern Kirchenverwaltung aufzugeben oder festzuhalten sei. Die Natur der Sache brachte es mit sich, daß Diejenigen, welche vermöge ihrer Stellung vorherrschend die Kirche zu vertreten hatten, alle Gegenstände, in welchen Inneres und Aeußeres durcheinanderfließt, den Consistorien vindiciren zu müssen glaubten, während Andere den Standpunkt der Instruction von 1817 soviel irgend möglich festzuhalten suchten. Dagegen konnte nach den vorliegenden Erfahrungen und Erörterungen die unveränderte Beibehaltung der bestehenden Theilung des Kirchenregiments zwischen den Consistorien und den Regierungen keinen durchgreifenden Vertheidiger finden. Darüber aber war man einverstanden, daß das ursprüngliche Princip der evangelischen Kirchenverfassung, wonach die Consistorien landesherrlich eingesetzte Behörden sind, welche innerhalb der Grenzen der staatlichen Ordnung die Verwaltung der Kirche als einer äußern Gesellschaft nach Maßgabe ihrer confessionellen Rechte zu führen haben, im Allgemeinen aufrecht erhalten werden müsse. - Demnach sollten die Consistorien nach wie vor die kirchliche Verwaltung im Auftrage des Landes herrn, jedoch

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