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übernahm. Einige wenige Beispiele werden hinreichen, dies ins Klare zu stellen.

Es ist bekannt und könnte leicht bewiesen werden, daß zu der Zeit, als Eichhorn das Ministerium übernahm, die große Partei der Liberalen, zu welcher sehr viele, österreichische sowol als bairische Katholiken, gehörten, den Ultramontanismus niedergedrückt, den Deutsch katholicismus dagegen kräftigst unterstüßt wissen wollten, und es einem Mangel an Einsicht, Muth und Kraft, auch wol mittelalterlich - pietistischen Sympathien zuschrieben, daß Preußen die Gelegenheit nicht benuße, um das Netz zu zerreißen, womit die österreichische Politik es umsponnen habe. Wie eifrig die Sache, be= sonders von katholischer Seite betrieben wurde, davon erhielt ich im Jahre 1841 sehr merkwürdige Beweise, die ich später geeignetenorts, wenigstens andeutungsweise und ohne Jemanden zu compromittiren, mittheilen werde; hier beschränke ich mich auf das Nöthigste. Die deutschkatholischen Bewegungen hatten das wiener Cabinet mit großer Besorgniß erfüllt, ja in Schrecken gesetzt. Bis dahin hatte dieses Cabinet, ungeachtet Preußen den Grundsaß der Parität treu festgehalten, während des ganzen Verlaufs jener für den innern Frieden der gemischten Bundesstaaten so störenden confessionellen Streitigkeiten eine Stellung behauptet, die weder von der passiven noch von der activen Seite auf wohlwollende Gesinnungen hindeutete, vielmehr schien es, als ob dieses Cabinet mit einer gewissen diplomatischen Selbstgefälligkeit zuschaue, wie schmerzlich Preußen in seinem innersten Staatsleben durch die Maßlosigkeit der

Angriffe berührt wurde, die mit Oesterreichs Vorwissen
und bairischer Censurerlaubniß auf die confessionellen
Verhältnisse in Preußen gemacht wurden. Als einmal
Preußen bei verschiedenen Höfen vertrauliche Erkundi-
gungen einziehen ließ, ob sie geneigt seien, zu einer von
Bundeswegen zu verfügenden Unterdrückung des „Fränki-
schen Courier" mitzuwirken, eines Blattes, welches mit
bairischer Censurerlaubniß täglich die maßlosesten Schmä-
hungen gegen Preußen ins Publicum schleuderte, äußerte
sich Fürst Metternich in einer Note sehr empfindlich
darüber, daß Preußen sich erlaube, dergleichen Schritte
ohne Vorwissen des österreichischen Cabinets zu thun.
Auf einmal änderte sich die Politik des wiener Cabi-
nets, als der Deutschkatholicismus anfing, auf das ka-
tholische Volk und die katholische Geistlichkeit eine an-
steckende Wirkung zu äußern. Es fand nun selbst, daß
die kirchlichen Parteibestrebungen auf die Erhaltung der
Einheit des Deutschen Bundes, welcher auf dem Grund-
saße der confessionellen Parität beruhe, erschwerend ein-
wirke, und knüpfte daran den Antrag an das preußische
Cabinet, gemeinsame energische Schritte zu thun, um
den politischen Tageblättern das theologische und confef=
fionelle Gebiet ganz zu versperren. Es ist den Beur-
theilern und Verurtheilern Eichhorn's nicht zu verargen,
daß sie die großen Schwierigkeiten, welche in der zweck-
mäßigen, das allgemeine Wohl Deutschlands berücksich=
tigenden Behandlung dieser einzigen Sache lagen, nicht
erkannten; aber den schmähenden Broschüren und Zei-
tungsartikeln, die sich von Seiten der Liberalen und der
Deutschkatholiken über Eichhorn ergossen, weil er diese

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Sache nicht in ihrem Sinn behandelte, hätten sie doch ihre Ohren nicht so leichtgläubig öffnen sollen, als sie es, wenigstens theilweise, wirklich thaten.

Was würde wol aus Deutschlands innerm Frieden geworden sein, wenn ein Parteimann, ein Begünstiger des Ronge-Spectakels, diese in das innere Leben der Nation und die Staatenverhältnisse eingreifende Sache mit geseßgeberischer Machtvollkommenheit zu behandeln gehabt hätte?

Schwerer noch fällt es den Beurtheilern zur Last, daß sie sich nicht die geringste Mühe gaben, ein richti= ges Urtheil über diejenigen Aufgaben zu gewinnen, welche der Minister sich nicht selbst gestellt, sondern die das vorhergegangene Ministerium und die Zeiten der Aufklärung, oder vielmehr Verdummung, auf seine Schultern gewälzt hatten. Nicht einmal die ihnen, wenigstens zum Theil, wohlbekannte Denkschrift der Generalfynode, betreffend die in der preußischen Monarchie bestehenden Religionsparteien, welche schon für sich allein Aufgaben anschaulich macht, deren Lösung auf der Grenzlinie des Mög= lichen und Unmöglichen liegen, zogen sie in Erwägung. Es werden dort aufgezählt: 1) Gemeinden lutherischen Bekenntnisses, die theils der Union beigetreten sind, theils dieselbe abgelehnt haben; 2) Gemeinden evange= lisch-reformirten Bekenntnisses, die ebenfalls theils die Union angenommen, theils dieselbe abgelehnt haben; 3) französische Gemeinden evangelisch-reformirten Bekenntnisses; 4) die Böhmische Brüdergemeinde; 5) die Unitätsgemeinden im Großherzogthum Posen; 6) die evangelischen Brüdergemeinden; 7) die Mennoniten;

8) die Quäker; 9) die Philipponen; *) 10) die anglikanische Gemeinde; 11) die Altlutheraner; 12) die

*) Da diese Sekte den meisten meiner Leser wol kaum dem Namen nach bekannt ist, so wird eine nähere, möglichst kurze Auskunft über dieselbe nicht überflüssig sein. Die Philipponen wanderten in den Jahren 1831-33 in den Regierungsbezirk Gumbinnen ein, und wurden in der Qualität einer griechisch - christlichen Sekte unter Zusicherung der freien Uebung ihrer Religionsgebräuche aufgenommen. Diese sind im Wesentlichen folgende: 1) sie haben keine eigentlichen Priester, sondern einen sogenannten Staryk (der Alte), den sie selbst zur Leitung ihrer Religionsangelegenheiten aus ihrer Mitte wählten, und nachdem er gewählt ist, bei ihnen in großem Ansehen steht. Eine wissenschaftliche Vorbereitung ist nicht erforderlich, nur muß er ihr Ritual kennen und russisch schreiben und sprechen können, da ihre Schriften in russischer Sprache geschrieben sind. 2) Sie haben nur Taufe und Beichte. Das Abendmahl hat bei ihnen aufgehört, weil sie glauben, daß dieses nur von geweihten Priestern gegeben werden könne, diese aber alle ermordet seien, sodaß die Weihe nicht habe fortgepflanzt werden können. 3) Die Ehe wird ohne geistliche Handlung blos durch den Segen der Aeltern oder nächsten Verwandten geschlossen. Untreue von seiten der Frau trennt die Ehe. Wiederverheirathung ist nicht gestattet, solange beide Getrennte leben. 4) Den Eid verwerfen sie; statt desselben haben sie eine bestimmte Betheuerungsformel. 5) Sie halten jedes Leiden und Krankheit für eine Schickung und Strafe Gottes, der man sich willig fügen müsse. Der Gebrauch von Aerzten ist ihnen daher durch ihr Gewissen verboten, weshalb sie auch der Schutzpockenimpfung widerstreben. 6) Sie unterrichten ihre Kinder selbst. Sie machen der Regierung hinsichtlich der Regulirung ihrer bürgerlichen Verhältnisse viel zu schaffen, zumal sich mit ihnen auch viele Vagabanden und Diebe eingeschlichen haben.

Altreformirten in Elberfeld; 13) die sogenannten Freien Gemeinden in Magdeburg, Königsberg und andern Orten; 14) verschiedene schwärmerische Sekten. Alle diese Confessionen und Sekten befanden sich in der Gährung neuer Bildungen und bestürmten den Minister tagtäglich mit Petitionen und Beschwerden, die zum Theil in die Region fanatischer Leidenschaften übergingen.

Den Geist der Universitäten kannten die Tadler Eichhorn's gründlich. Es verräth daher fast Absichtlichkeit, daß sie von den Schwierigkeiten, die von dieser Seite auf den Minister einstürmten, die Augen abwendeten. Von welcher Beschaffenheit dieser Geist war, will ich an einem thatsächlichen Beispiel anschaulich machen.

Der als gelehrter Orientalist bekannte Professor Hävernick wurde im Jahre 1841 von Rostock, wo er mit Beifall gewirkt hatte, nach Königsberg berufen. Der Minister ging bei dieser Berufung sehr vorsichtig zu Werke. Er zog Erkundigungen bei vertrauten, von dem sogenannten Pietismus sehr weit entfernten Männern in Königsberg selbst ein, die einstimmig Hävernic's Berufung für wünschenswerth hielten; um dem frechen und liederlichen Geiste eines andern Orientalisten in dersel= ben theologischen Facultät Schranken zu sehen“. Die theologischen Facultäten zu Berlin und Bonn wurden um ihr Gutachten ersucht, und beide sprachen sich zu Gunsten Hävernic's aus. Die mecklenburgische Regierung entließ nur ungern einen Lehrer, der in Rostock so segensreich gewirkt. Kaum war seine Berufung be= fannt geworden, als auch schon in Königsberg das Gerücht verbreitet wurde, der Neuberufene sei ein arger

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