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und äußerte:,, es sei doch sehr zu bedauern und könne nur nachtheilig auf den Ruf und die Achtung Preußens in Deutschland wirken, daß im höhern Staatsdienste nur Mucker auf Gunst und Beförderung rechnen könnten.“ Auf meine Frage, ob ihm derartige Beispiele bekannt seien, erwiderte er mit einiger Verlegenheit: „mir selbst nicht, ich weiß es aber aus dem Munde eines zuver= lässigen Mannes, der selbst längere Zeit als Mitglied eines preußischen Ministeriums fungirt und diesen Dienst erst vor kurzem verlassen hat." Nachdem er dem Kellner ein paar Worte ins Ohr geflüstert und sich wahrschein= lich nach meinem Namen erkundigt hatte, fuhr er fort: ,,Was mich betrifft, so habe ich stets aufrichtige Hochachtung für Preußen und seinen edeln König gehabt. Auch bin ich durch die Gnade Sr. Majestät mit einem preußischen Orden decorirt worden. Ich bin der großherzoglich badische Geheimrath und Kammerherr N. N. und mehren hochgeachteten Männern in Berlin, namentlich dem Oberpräsidenten von Bassewig, persönlich näher bekannt." Auf meine Bemerkung, daß ich in Berlin ein.. Amt bekleide, welches mir Gelegenheit gäbe, die Ver- • waltungsgrundsäße der Regierung genauer kennen zu lernen, und daß mir wahrscheinlich auch sein Gewährsmann nicht unbekannt sei, wenn derselbe noch vor kurzem eine höhere Beamtenstelle in Berlin bekleidet habe, nannte er mir einen Mann, der in Berlin mit Wohlthaten weit über sein Verdienst hinaus überhäuft worden Aehnliche Urtheile hörte ich überall auf meiner Reise durch das südliche Deutschland und die Schweiz. In Tübingen, wo ich von dem theologischen Seminar

Kenntniß zu nehmen beauftragt war, begegnete es mir sogar, daß ein mit Recht berühmter Gelehrter, der auch wegen feiner unter gefährlichen Verhältnissen bewiesenen Charakterfestigkeit alles Lob verdient, mir verächtliche Seitenblicke zuwarf und in auffallender Weise jede Gelegenheit vermied, mit mir auch nur Ein Wort zu sprechen.

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Wie man in der provinziellen höhern Beamten= welt des Inlandes über Eichhorn dachte und urtheilte, wird am urkundlichsten aus einem mir vertraulich zur Warnung mitgetheilten Briefe vom 30. Nov. 1844 hervorgehen, den einer der Ehrenhaftesten und Tüchtigsten aus dieser Sphäre an einen Freund schrieb, der zugleich der meinige war und noch ist. „Ich fürchte“, heißt es, Eichhorn hat sich in Gelzer einen dem N. N. sehr Aehnlichen erwählt und in dieser Zusammenstellung wird sich dessen Wirksamkeit bald beschließen. Man rechnet ihn in Berlin schon zu der ansehnlichen Zahl von Leuten, die wegen einer gewissen Tendenz hervorgezogen und reichlich belohnt werden, die aber gar keine Wirksamkeit haben. Schon der unverhältnißmäßige Gehalt von 1800 Thlrn. zu dem eines Lachmann, Becker, der Grimms und Anderer, die nach langer Arbeit es vielleicht nie dahin bringen werden, ist ihm nachtheilig. Ich wollte, ich könnte deine Freude an Eichhorn theilen. Sein Muth würde mir ehrwürdiger sein, wenn ich nicht wüßte, wie viel Selbsttäuschung dabei im Spiele ist. Glaubt er durch Berichtigungen seine Rolle in Königsberg, die auch nach unverwerflichen mündlichen Erzählungen bedauernswürdig gewesen ist, in eine glänzende

verwandeln zu können? *) Und während er die zahl= reichen Besucher diplomatisch, wenn auch in vertraulicher Form zu behandeln pflegt, baut er felsenfest auf jedes billigende Wort, welches seine hohe Stellung von den Schwächen der Menschen erpreßt. Ich würde ihn höher schäßen, wenn er einsähe, daß er nicht der rechte Steuermann ist. Wem zu einem großen Unternehmen die Kraft fehlt, der pflegt sie wol, wenn er nicht zurückstehen will, durch Leidenschaftlichkeit zu ersetzen und zu Mitteln zu greifen, die sich nicht billigen lassen und die dem Zwecke schaden, statt ihm zu nüßen. So hat er es denn dahin gebracht, daß man auch alles Gute in ihm verkennt. Dergleichen thut mir in der Seele weh, aber ich finde es nicht unerklärlich. Am meisten schadet ihm wol seine nächste Umgebung (Eilers u. s. w.), in der man den Gustav- Adolf-Verein nur bekrittelt und den heiligen Rock gegen Ronge vertheidigt, als wenn die Vormauer des eigenen Glaubens angegriffen sei. Dabei ist man nicht etwa orthodox, sondern man gestattet sich allerlei womöglich geistreiche Denkfreiheiten,

*) Diese,, unverwerflichen" Erzählungen gingen, wenigstens indirect, von denselben Männern aus, die den harmlosen Hävernick von vornherein zu vernichten suchten, und später die bekannten Revolutionsheroen, Hecker und von Ißstein, beriefen, um mit diesen das Schauspiel einer großen Demonstration in Königsberg aufzuführen. Ich hatte bessere und zuverlässigere Quellen über alle diese Vorgänge in Königsberg als der leichtgläubige Verfasser des Briefes. — Der Aftronom Beffel, an deffen Unparteilichkeit und Wahrheitsliebe Niemand zweifeln wird, war mein Freund.

aber man glaubt, daß Andere sich bei diesen Freiheiten erfälten würden und möchte sie darum in die strengsten Formen verpacken, indem man nur sich die Fähig= feit zutraut, zwischen Wesentlichem und Unwesentlichem einen Unterschied zu machen. Ich will dabei gar nicht von Eitelkeit und Herrschsucht reden, obwol man oft genug daran erinnert wird, aber diese peinliche und fleinmüthige Art von Christenthum, die in dem vornehmen und loyalen Theile der berliner Welt fashio= nable geworden ist, hat etwas Widerliches.

Diese berliner Leute fragen nicht, was ist er für ein Mann, sondern was hat er für einen Paß.

da sind bekanntlich die Gauner immer am besten versehen u. s. w.“

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Eichhorn lächelte, als ich ihm den Brief vorlas, und jagte: Sommerroggen und Ziegenmist!“ Freilich war es eine durch die Lügenkünste des Hasses hervorgetriebene Frucht; aber die Frucht war doch da, und der Brief bewies, wie appetitlich sie in der provinziellen Beamten= welt genossen wurde.

Was die Berufung des Professors Gelzer angeht, so hatte derselbe im Jahre 1843 ein Buch über die Strauß'schen Zerwürfnisse in Zürich von 1839 herausgegeben, welches der vornehmen Herren- und Damenwelt es leicht machte, über diese Angelegenheit beim Theetische mitzusprechen und derselben daher auch von Geist= lichen zur Lectüre empfohlen wurde. Eichhorn kannte ihn gar nicht und hat auch nach seiner Berufung, soviel ich weiß, seine Feder nie in Anspruch genommen, am

Gilers. IV.

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wenigsten für absonderliche oder geheime Zwecke; im Gegentheil möchte wol Professor Gelzer Ursache haben, sich über den Minister wegen Nichtbeachtung seiner schriftstellerischen Talente zu beschweren. Gewiß ist, daß Eichhorn Becker, Lachmann, die Gebrüder Grimm u. s. w. höher schäßte als den Professor Gelzer. Uebrigens ist selten ein Minister so unabhängig, daß er willkürlich für höhere Stellungen Männer aus dem Auslande berufen könnte. Die Stellung Gelzer's in Berlin war allerdings eine höchst unangenehme und ist in dem Briefe richtig geschildert. Es ging ihm wie andern von auswärts berufenen Beamten. Wenn irgendein deutscher Staat, sei er groß oder klein, aus einem andern deutschen Staate Jemand in seine Dienste ruft, dann geräth die ganze eigene Beamtenwelt in Aufregung. Weshalb ist der Mann berufen? Welche Verdienste hat er sicy erworben? Wäre nicht unter uns einer zu finden gewesen, der diese Stelle ebenso gut und noch besser hätte versehen können? Und ist nun gar das Gehalt größer als das von Inländern, die sich größere Fähigkeiten zutrauen und mehr Verdienst erworben zu haben glauben, dann wird die Unzufriedenheit erst recht groß und der Berufene kann sich darauf gefaßt machen, von allen Seiten her mit böswilligen kritischen Augen beobachtet und beurtheilt zu werden. Habe ich das doch selbst genugsam erfahren müssen, obwol ich die Hälfte meines frühern Diensteinkommens geopfert hatte, um in preußischen Dienst zu treten. Welchen Hagel des bittersten Spottes und der heftigsten Schmähungen mußte nicht Schelling und Die, welche ihn berufen,

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