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über sich ergehen lassen, wobei immer die 5000 Thlr. Gehalt auf die eine Schale der Wage und seine mög lichst herabgesezten und verhöhnten Leistungen auf die andere gelegt wurden.

So viel zur Beleuchtung und Berichtigung der gröbsten und allgemeinsten Verkennungen des Ministers Eichhorn und seiner Aufgaben. Alle übrigen Fälschungen der öffentlichen Meinung, besonders in den höhern Kreisen der Gesellschaft, werden vor der Wahrheit der Geschichte, wozu die folgenden Capitel die zuverlässigsten Materialien geben, dahinschwinden. Misgriffe, und zwar sehr folgenschwere, hat Eichhorn bei der Lösung seiner höchst schwierigen Aufgaben allerdings gethan. Ich will die wesentlichsten gleich in dem folgenden Capitel kurz hervorheben.

II.

Eichhorn's Misgriffe.

Es ist nicht zu leugnen, daß Eichhorn Misgriffe gemacht hat, die in ihren Folgen seine ohnehin äußerst schwierige Aufgabe bedeutend erschwerten; sie gingen aber alle aus Gemüthsstimmungen hervor, mit denen nur die edelsten Menschen zu kämpfen haben: aus dem Eifer für sittliche Ideen und für Alles, was damit in Bezug auf Vaterlandsliebe, Gerechtigkeit und Treue zusammenhängt; kurz, Eichhorn gehörte, wie sein früherer Chef, der Minister von Stein, zu den Naturen, die mit scharfem und sicherm Blick das Edle und Gemeine unterscheiden, aber die Personen, in welchen ihnen das Gemeine, namentlich die selbstsüchtige Schlauheit unter dem Deckmantel der Dienstbeslissenheit, entgegentritt, mit der gehörigen Ruhe und Besonnenheit nicht zu behandeln vermögen.

Es wird vielleicht manchem meiner Leser unglaublich erscheinen, daß ein Mann, der sein ganzes Leben hindurch fühlbare Veranlassung und reichliche Gelegenheit gehabt hatte, sich in der bekannten diplomatischen Kunst italienischen und französischen Herkommens zu üben, es in der Beherrschung seiner Empfindungen nicht einmal zur Beobachtung der gewöhnlichen Klugheitsregeln gebracht hatte. Es würde ein ganzes Buch füllen, wenn ich alle die selbsterlebten Beispiele davon erzählen wollte; folgen

der Vorgang wird aber meine Behauptung mehr als genügend beweisen und zugleich die bisher verborgenen Quellen enthüllen, aus welchen die heftigsten Angriffe gegen ihn von Anfang an und während der ganzen Dauer seines Ministeriums hervorgegangen sind, Angriffe, die, geleitet von weltklugen Männern, den klar gedachten Zweck im Auge hatten, ihn als Minister unmöglich zu machen, und denen nicht allein Einflüsterer nach oben hin zugebote standen, sondern auch öffentliche Blätter in großer Anzahl mit sammt jenen Soldaten der Fortuna, denen Schiller die Worte in den Mund legt: „Wer das Weiste bietet, hat uns."

Wenn bei irgendeinem Ministerium ein Ministerwechsel stattfindet, so ist es ebenso gewöhnlich als natürlich, daß alle Mitglieder desselben mit gespanntem Interesse die Frage erörtern: weß Geistes Kind ist unser neuer Chef? Jeder will ihm gern dienen und sich seine Gunst erwerben; Schlauföpfe suchen wol auch die Lieblingsideen und die Schwächen des neuen Chefs zu erforschen, um sich bei ihm einzuschleichen und ihn abhängig von sich zu machen, was ihnen leider nur zu oft gelingt. Ich enthalte mich der beweisenden Beispiele aus der Geschichte der Ministerien älterer und neuerer Zeit. Es ist ein böses Capitel.

In ähnlicher Weise ging es auch in dem Ministerium der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten, als die Ernennung Eichhorn's als Chef desselben außer Zweifel war. Man erkundigte sich bei Mitgliedern des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, deren Director Eichhorn bis dahin gewesen, namentlich bei Philipsborn,

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der mir, als seinem Collegen in der Censurcommission, dieses selbst im vertraulichen Austausch unserer Gedanken mittheilte, nach seinen Eigenthümlichkeiten in Behandlung der Räthe, und erhielt die wenig tröstliche Auskunft, daß er herrisch verfahre und nicht selten Verfügungsangaben, wenn sie nicht nach seinem Sinne feien, von oben bis unten durchstreiche, dagegen Räthe, welche in seinem Sinne zu arbeiten verständen, eben in nicht schonender Weise den übrigen vorziehe. Sie haben die Herren wol bange machen wollen?" fragte ich meinen etwas schalkhaften Freund.,,Nein!" antwortete er,,, es war wirklich so.“ Daß der neue Chef eine ganz an= dere Richtung einschlagen werde als der frühere, deren dienstwillige und sehr eifrige Werkzeuge sie gewesen, war Allen klar, aber auch Alle nichtsdestoweniger ganz bereit, ihm in seiner Richtung ebenso treu zu dienen, als sie Altenstein gedient hatten. Jeder maß und übte seine Kräfte zu solchem Uebergange und brachte dabei in Anschlag, daß dem neuen Chef nichts erwünschter sein könne, als willfährige Räthe zu haben, zumal ihm die Wege und Stege des übernommenen Ministeriums gänzlich unbekannt seien. Den Umstand, daß der König ihn zur Ausführung seines Plans, und zwar eines klar gedachten, gewählt hatte und ihm daher auch mit der ganzen königlichen Machtvollkommenheit schüßend und unterstüßend zur Seite stehen werde, übersahen diese Männer, oder sagten auch, wenn sie darauf aufmerksam gemacht wurden:,,Das sind nur Redensarten."

Unter solchen Verhältnissen trat Eichhorn in seinen neuen Wirkungskreis ein. Einen der ersten vertraulichen

Vorträge hielt ihm der Dirigent des Kassenwesens, der es meiner Ueberzeugung nach redlich meinte und auch, da er nur mit der Geldwirthschaft zu thun hatte, Eichhorn, ohne den Hals zu brechen, ebenso treu dienen konnte, als er Altenstein gedient hatte. Er machte seinen neuen Chef aufmerksam, wie wichtig es für ihn sei, sich die Räthe willfährig zu machen; das Mittel dazu habe er in Händen, es stehe eine hübsche Summe zur Disposition, die vertheilt werden könne, ohne mit der Oberrechnungskammer in Collision zu kommen, und knüpfte daran gutachtliche Vorschläge über die Vertheilung dieser Summe unter die Räthe nach Maßgabe ihrer verschiedenen Leistungsfähigkeit und Stellung. Da fiel denn natürlich der dritte Theil der ganzen sehr bedeutenden Summe auf den Director des Ministeriums. Der Minister ließ den Kaffenrath ganz ausreden, fragte ihn dann, ob er diesen Vortrag mit Vorwiffen des Directors ge= halten, und als die Antwort darauf sehr zweideutig ausfiel, machte er seiner Entrüstung in Ausdrücken Luft, die beleidigend sowol für den Vortragenden selbst als be= sonders auch für den Director des Ministeriums und dessen Familie waren. Der Vater des Herrn von L., der sich als Geheimer Staatsminister und Chef der Verwaltung für Domänen und Forsten im Ministerium des königlichen Hauses nicht geringe Verdienste erworben hatte, sprach sich in einer Gesellschaft bei dem damals berühmten Finanzmann B. in Gegenwart meines Freundes, des Geheimen Finanzraths Fallenstein, über Eichhorn in so verächtlichen und zornvollen Ausdrücken aus, daß ich sie nicht wiederholen mag. Daß auch die übrigen

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