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seinen Geheimschreiber zu benutzen gedachte. Daß ich mir bei aller aufrichtigen Verehrung für ihn meine Freiheit nicht beschränken ließ und den Standpunkt meiner eigenen Ueberzeugungen festhielt, so oft sie mit den seinigen in wesentlichen Punkten divergirten, ich also kein „blindes Werkzeug" war, wird schon aus dem folgenden Capitel hervorgehen, mit unwidersprechlicher Gewißheit aber aus meiner mit Herrn von Ladenberg geführten Correspondenz, die ich zum Schlusse des ganzen Werkes mitzutheilen gedenke.

III.

Meine persönlichen Verhältnisse zu Eichhorn.

Ich habe früher erwähnt, daß ich während meines Aufenthalts in Koblenz keinen Aufsatz kirchlichen oder politischen Inhalts drucken ließ, ohne ihn vorher einem Manne mitzutheilen, der ebenso sehr auf dem kirchlichen und politischen Gebiete zu Hause war als auf dem des Ingenieurwesens, wo er bekanntlich Musterhaftes für alle Zeiten geleistet hat, dem General der Infanterie von After. Ich möchte fast sagen, daß Aster jenen Gebieten tiefere und ernstere Studien widmete als seinem eigenen in fich abgeschlossenen Fache. Jedenfalls verband er bei Beurtheilung aller pädagogischen, kirchlichen,

politischen und wissenschaftlichen Entwickelungen der Zeit mit bewundernswürdiger Sachkenntniß einen durchdringenden Verstand. Nachdem derselbe zu einer höhern Stel= lung nach Berlin berufen worden war, schickte ich ihm dorthin meine Manuscripte. Innig befreundet mit dem damaligen Dirigenten im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Herrn Eichhorn, theilte er diesem meine Arbeiten zur Beurtheilung mit, der sie dann auch einer genauern Durchsicht würdigte. Den ersten Aufsatz gab er mit einem Schreiben an Aster zurück, worin es wörtlich heißt: „Ew. Excellenz beehre ich mich, das mir mitgetheilte Manuscript Ihres Freundes zurückzusenden. Ich habe es durchgelesen. Der Geist, worin es gedacht und geschrieben worden, ist vortrefflich. Die Regierung muß eine Stellung nehmen, worin es ihr nur erwünscht sein kann, daß die Sache auch in diesem Geiste besprochen werde, wenn es gleich nicht der einzige und ausschließende sein darf. Viele Zungen preisen die Ehre Gottes, aber gerade wie es in dem Manuscript gesagt ist, trifft es das Bedürfniß des Augenblicks. Zu andern Zeiten Anderes. Was Ew. Excellenz dem Verfasser, den ich hoch ehre, nach Ihrer Proposition zu antworten geden= ken, billige ich ganz. Zu Bodelschwingh habe ich großes Vertrauen; er wird in Allem, was der Regierung in ihrem Conflicte mit den katholischen Fanatikern frommt, gern förderlich sein, und darum mag auch mein Name, mit dem ich sonst gern ökonomisch wirthschafte, gegen ihn genannt werden.“

Eine größere Arbeit, deren ich früher unter dem Namen einer Staatsschrift erwähnt, sandte Eichhorn

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an Aster mit Bemerkungen zurück, die mich veranlaßten fie zurückzulegen. Die Darstellung", heißt es in diesem Schreiben vom 17. Febr. 1840,,,ist fed, aber im Geiste durchaus unverwerflich und schön. Ich habe das Manuscript mit großem Interesse gelesen und bin überzeugt, daß die Schrift den besten Eindruck machen wird. Manche matte Seelen mag sie erschrecken, die eine so starke Sprache nicht gewohnt sind; auch bin ich nicht sicher, daß der Aufsatz bei allen Diplomaten Gerechtig= keit finden werde. Der Verfasser schreibt aber für die Welt und kann freilich nur zwischen Recht und Unrecht, Wahrheit und Lüge unterscheiden. Einzelnes wenig Be= deutendes habe ich angestrichen, wo der Ausdruck mehr zu sagen scheint, als der Autor wirklich aussprechen will.“

Gegenwärtig könnte der Aufsaß, als einer längst vergangenen Zeit angehörend, unbedenklich gedruckt wer= den, was ich jedoch nicht wünsche. Er ist mir überdies abhanden gekommen.

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Bei dieser Gelegenheit lernte Eichhorn meine Schreibart sowie meine kirchlichen und politischen Weltanschauun= gen ziemlich genau kennen. Zu derselben Zeit war die Staatszeitung" unter dem Drucke der damals vorherr= schenden politischen und diplomatischen Kleinmeisterei zur absoluten Nullität herabgesunken, was um so schlimmer war, als darin andere Staaten, namentlich Oesterreich, eine stillschweigende Wiederholung jenes bekannten Hardenberg'schen Hülferufs erblickten:,,Theuerster Fürst! Retten Sie Preußen!" Mit Friedrich Wilhelm IV. kam dann jener echtpreußische Geist wieder zur Herrschaft, der sich seiner politischen Stellung und Wehrkraft bewußt ist.

Darüber erschraken Viele, die bisher sich in dem Grundsaz:,,Preußen kann Desterreich nicht entbehren", sicher gefühlt hatten, während Andere den Grundsaß umkehrten und hoch aufjubelten. Zu Leßtern gehörte auch Eichhorn, was ich deshalb bemerken muß, weil er zum Hauptorgane des neuen Geistes der politischen Selbständigkeit ausersehen wurde. Unter Anderm sollte von nun an auch die Staatszeitung" dazu dienen, die ebenso ehrliche und friedliche als furchtlose Politik und Regierungsweise des Königs den eigenen Unterthanen und dem deutschen Volke offen darzulegen. Da die Ausführung vorzüglich Eichhorn zufiel, so kann es wol sein, daß er sich bei der Frage nach geeigneten Hülfsarbeitern meiner erinnerte, oder doch wenigstens nicht widersprach, als er von einer andern Seite meinen Namen nennen hörte kurz, ich wurde zur Uebernahme eines sehr bedeutenden Fachs bei der,, Staatszeitung“ nach Berlin gerufen. Der Oberpräsident von Bodelschwingh entließ mich mit Worten liebevoller Besorglichkeit für meine Zukunft, machte mir aber nicht einmal eine Andeutung über die Absicht meiner Berufung. Ich dachte zunächst an Verabredungen zur Fortsetzung,,Der deutschen Blätter", dann an mündliche Instructionen für meine fernere Wirksamkeit im Consistorium, im Provinzial-Schulcollegium, in der Regierung, endlich auch an die Möglichkeit einer Beschäftigung in dem Ministerium. Die lettere Vermuthung beschäftigte meine Phantasie auf meiner Hinreise am meisten. Ich träumte von Predigerseminarien, von Reorganisation der Schullehrerseminarien, von großartigen publicistischen Organen u. f. w. Man kann sich leicht denken, wie be

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gierig ich war, ins Klare zu kommen. Man hat Sie", begann der Minister,,,zu einer ehrenvollen und sehr bedeutenden Wirksamkeit ausersehen; man wünscht Ihre Gesinnungen, Ihre Kenntnisse und Ihre allgemein verständliche Schreibart für die «Staatszeitung» zu benußen, die zu einem Organe offener Mittheilung aller bedeutenden Staatshandlungen bestimmt ist, namentlich sollen Sie aus den Protokollen der höhern und höchsten Behörden das Publicum in allen Beziehungen, die das öffentliche Interesse in Anspruch nehmen, fortlaufend in Kenntniß seßen." Ich war wie aus den Wolken ge= fallen, fühlte mich verleßt und antwortete rasch mit accentuirter Entschiedenheit: Das Geschäft werde ich nicht übernehmen! Verleßt fühlte ich mich, weil ich meine bisherige Wirksamkeit für viel wichtiger und ehrenvoller hielt als das Geschäft, aus Protokollen Zeitungsartikel zu fabriciren. Meine so kurze und rasche Erklärung frappirte sichtbar den Minister. Er versuchte es, mich über die große Wichtigkeit der mir zugedachten Beschäftigung aufzuklären, und erwähnte, daß Männer höherer Stellung, die ebenfalls in Vorschlag gebracht worden seien, mit Freuden die Gelegenheit ergriffen haben würden, dem Könige und dem Staate diesen in das Wesen der neuen liberalen Regierungsweise tief eingreifenden Dienst zu leisten. Ich erwiderte, daß ich dazu schon meines Widerwillens wegen nicht der rechte Mann sei. Aber Sie sind schon", fuhr er fort,,,dazu ernannt und alle Ministerien sind davon in Kenntniß gefeßt. Ihre Ablehnung wird Verlegenheiten bereiten und jedenfalls Verzögerung herbeiführen. Ueberlegen Sie die Sache

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