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mir von dem jezigen Herrn Cultusminister selbst eröffnete Aussicht, an der Leitung des Volksschulwesens. theilzunehmen, von Anfang an für eine schwache gehalten; denn die zunächst um die Person des Ministers versammelten Personen u. s. w.

,,Nur den Verdacht schnöder Undankbarkeit konnte ich nicht auf mir sißen lassen, weshalb Sie denn, mein hochverehrter Herr Geheimrath, mir dieses Schreiben zugute halten müssen und werden. Weiche ich auch in Ansichten von Ihnen ab, im Punkte der Ehrenhaftigkeit aber glaubt sich achtungswerthen Menschen zugesellen zu dürfen Ihr ergebenster Diesterweg.

Berlin, 8. Juni 1848."

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So schrieb Diesterweg selbst, während die Zeitungen über meine Amtsentseßung jubelnd ins Publicum hineinposaunten: Jett bekommt er seinen Lohn dafür, daß er den edeln Diesterweg um sein Amt gebracht hat“ - und während die bereitwilligen Werkzeuge seiner Entlassung im Eichhorn'schen Ministerium jest mit einer geschickten, zur rechten Zeit vorbereiteten Wendung die Umgebung Schwerin's bildend, in demokratischen Volksversammlungen mit unerhört frecher Stirn alle Theilnahme an den Mishandlungen", welche Diesterweg unter Eichhorn erfahren, ableugneten.

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Es gereicht dem Minister Eichhorn zur Ehre und wirft ein weiteres vortheilhaftes Licht auf seinen Charakter, daß er weder mir, noch, wie ich glaube, irgend= einem andern seiner Räthe zumuthete, Sachen im Widerspruch mit ihren Ueberzeugungen zu bearbeiten, auch dann nicht, wenn die Sache an und für sich eine gute war und im sittlichen Interesse des Volks zur Ausführung gebracht werden mußte. Ein Beispiel, welches ich unter mehren andern ebenfalls absichtlich wähle, wird das lichtvoll genug beweisen. Es betrifft den noch lebenden Seminardirector Diesterweg.

Ich hatte diesen merkwürdigen, ja in seiner Art ausgezeichneten Mann schon während meiner HausLehrerstation in Frankfurt kennen gelernt und zwar ziem= lich genau, weil die Mutter meiner Zöglinge ihn hochschäßte und darauf bestand, daß er und kein anderer ihren Kindern im Rechnen und in naturwissenschaftlichen Dingen Unterricht ertheile. Er gehört freilich, sagte sie, zu den Leuten, die, Idealen nachjagend, über die Wirklichkeiten des Lebens stolpern; aber er versteht seine Sache und meint es redlich. In der That waren es nicht die schlechtesten Menschen, welche in jener Zeit der siegreichen Freiheitskriege von einem neuen deutschen Himmel und einer neuen deutschen Erde träumten. Hatten sie an den Kriegen selbst nicht theilnehmen können, so wollten sie doch wenigstens an der Wiedergeburt des deutschen Volks um so eifriger mitarbeiten. -,,Naturfräftige, unverdorbene Jünglinge aus dem Volke selbst zu Volksbildnern zu erziehen, sie mit allen den Kenntnissen auszurüsten, wodurch sie befähigt werden, ihre

Standesgenossen auf eine höhere Stufe der Cultur zu heben, wo sie werkthätigen Antheil nehmen können an dem freien und edeln Volksleben, welches uns jezt als wohlverdienter Preis für das viele vergossene Blut bevorsteht“: das war die Idee, von der viele Jünglinge und junge Männer in damaliger Zeit ergriffen waren, und unter diesen auch Diesterweg. Diesterweg hielt sie vermöge seiner zähen Natur fest, und scheute selbst den Kampf mit Mächten nicht, von denen er glaubte, sie wollten nach wie vor das Volk in Dummheit und Knechtschaft erhalten. Mit dieser idealen Belebung verband er eine seltene Geschicklichkeit in methodischer Unterrichtsertheilung. Eben dieser Eigenschaften wegen berief ihn Die preußische Regierung zum Seminardirector in Meurs. Wie zufrieden die Vorgesezten mit seinen dortigen Leistungen waren, bewiesen sie dadurch, daß er nicht nur decorirt, sondern auch zur Direction des Seminars in Berlin, gewissermaßen das Musterseminar für die ganze Monarchie, berufen wurde. So wohlgemeint auch Diesterweg's Bestrebungen waren, so konnten doch Männer, welche die wahren Bedürfnisse des Volks kannten, wozu auch nicht wenige verständige Bürger und Bauern gehörten, mit den Früchten seiner Wirksamkeit unmöglich zufrieden sein. Auf mich machte es stets einen höchst widerlichen Eindruck, wenn ich so einen anmaßenden, hochmüthigen, verbildeten, dem christlichen Glauben ent= fremdeten Schullehrer aus Diesterweg's Schule in einer Dorfschule erblickte. Es konnte daher Niemand inniger von der Nothwendigkeit überzeugt sein, ihn außer amtliche Wirksamkeit zu seßen, als ich; aber mit der Art

und Weise, wie dieses geschehen sollte, war ich keineswegs einverstanden. Es mußte auf eine für ihn ehrenvolle Weise und ohne alle Beeinträchtigung seines dienstlichen Einkommens geschehen. Denn welche Folgen müßte es nothwendig haben, wenn ein Minister dieselbe Wirksamkeit eines Beamten als sträfliches Vergehen behandeln dürfte, welche sein Vorgänger hoch belobt und be= lohnt hatte?

Dieselben Eigenschaften Diesterweg's, derentwegen man ihn aus einem auswärtigen Staatsdienste berufen hatte, konnten daher unmöglich zum Motiv seiner Amtsentsetzung dienen. Er war immer Derselbe geblieben und hatte sich nach Ausweis der Acten bis dahin in seinem Amte nichts zuschulden kommen lassen, was eine so harte Maßregel auch nur im entferntesten hätte rechtfertigen können, selbst in den persönlichen sehr bittern Streitigkeiten nicht, in welche er mit seinen nächsten Vorgesetzten gerathen war. Deshalb ersuchte ich den Minister, mich mit dem Referate zu verschonen, was er sehr bereitwillig that, und einen andern Decernenten ernannte, der die Sache mit großer Energie und Ent> schiedenheit rasch zum Ziele führte. Mir aber erwuchsen doch große Unannehmlichkeiten aus dieser Sache. Ich meine damit nicht die Verunglimpfungen meiner Person in den Zeitungen, denn diese verachte ich ganz und gar, sondern eine arge Indiscretion von seiten Diesterweg's selbst. Derselbe schrieb mir am 29. Juni 1847: „Nur die innerste Gedrücktheit entschuldigt es vor mir selbst, daß ich Sie in meiner Angelegenheit abermals zu behelligen mir erlaube. Aber denken Sie sich meine Lage!

Vor fünf Monaten (d. h. Ewigkeiten) erklärte mir der Herr Oberpräsident: meine Entlassung vom Dienste sei entschieden. Natürlich erwarte ich dieselbe täglich. Aber sie kommt nicht. Jeder Fußtritt eines Menschen deutet sie mir an; eine Stunde verschwindet nach der andern. Vor sechs Wochen gibt der Minister es mir schriftlich, daß mein Abgang bevorstehe. In dieser erwartungsvollen Lage ist an ein stilles, ruhiges, zufriedenes Dasein nicht zu denken. Ich bin schlechthin arbeitsunfähig. Ihnen, einem Menschenkenner, brauche ich mehr nicht zu sagen. Meine gegenwärtige Situation ist schlechthin unerträglich. Können Sie daher etwas zur Beschleunigung beitragen, so bitte ich inständigst darum. Da ich die Gewißheit erlangt habe, daß ich mir bei den Ansichten, die mich beherrschen, das Zutrauen des königlichen Schulcollegiums der Provinz Brandenburg nicht erwerben kann, so muß ich wünschen, je eher, je lieber auszuscheiden. Das Wohl der Anstalt verlangt es auch. Bei schwankenden Verhältnissen kann keine Erziehung gedeihen u. s. w.“

Ich theilte das Schreiben sogleich dem Minister mit und benußte diese Gelegenheit, noch einmal die Rücksichten hervorzuheben, die man dem Manne schuldig sei. Der Minister versprach möglichste Beschleunigung, und versicherte zugleich, die Entlassung werde in vorwurfsfreier Form und mit ungeschmälerter Beibehaltung des bisherigen Diensteinkommens erfolgen. Es trieb mich), den geängstigten Familienvater sobald als möglich zu beruhigen; ich ließ ihn zu mir kommen und theilte ihm vertraulich mit, was der Minister mir gesagt. Kaum

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