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Ich ging von der Ueberzeugung aus, daß ein Minister, der den edeln Absichten des Königs so treu ergeben war wie Eichhorn, der evangelischen Kirche erst dann wahrhaft helfen könne, wenn er den verkommenen Zustand derselben, die Untreue vieler ihrer Geistlichen, ihre selbst verschuldete, aus weltlicher Gesinnung hervorgegangene Verknetung mit den wechselnden Staatsgewalten durchschaue. Der König wollte die evangelische Kirche zu ihrer frühern Freiheit und Selbst= ständigkeit zurückführen; ob König und Minister die rechten Wege zu diesem Ziele einschlugen, will ich dahingestellt sein lassen; aber für gewiß halte ich es, daß diese seit langer Zeit rand- und bandlose, nach und nach zum Schauplatz aller möglichen religiösen Verwirrungen und Kazbalgereien gewordene Kirche ihre Selbständigkeit nur wiedergewinnen und sich der katholischen Kirche gegenüber behaupten kann, wenn sie zu ihren ursprünglichen Principien in reumüthiger Demuth und Bescheidenheit zurückkehrt. Die Hindernisse zu solcher Rückkehr hat seitdem Graf Schwerin gründlich aus dem Wege geräumt, damit aber zugleich freilich auch die Hülfe der weltlichen Macht, die ihr angeboten wurde, hinweggenommen.

Was will sie in ihrem gegenwärtigen Zustande dem Fürstbischofe von Diepenbrock antworten, der sie in seinem,,Hirtenbriefe" vom Jahre 1852 als „eine Gemeinschaft protestirender Geister“ bezeichnete, „welche nur noch durch den Widerspruch gegen die allein von der römischen Kirche bewahrte Wahrheit zusammengehalten werde, in sich selbst aber unfähig sei, irgend

eine artikulirte Glaubenslehre aufzustellen, für die sich auch nur so viele übereinstimmende einzelne Bekenner auffinden ließen, als die katholische Kirche Millionen von Bekennern zähle“? Zwar hat jener wackere Kämpfer für die Wahrheiten des Evangeliums, der vor 30 Jahren den vulgären Nationalismus stürzte, auch diesen Pocher auf die Gottesfülle des Papstthums durch Vergleichung des Bekenntnisses der evangelischen Kirche mit den Bekenntnissen der päpstlichen zurückgewiesen; aber was helfen uns die echtchristlichen Bekenntnisse, wenn es wahr ist, daß die evangelische Kirche nur noch aus einem Haufen negirender Geister bestehe? Eine andere Antwort auf den angeführten Hirtenbrief scheint die Behauptung desselben fast zu bestätigen.,,Das ist eben das Wesen der evangelischen Kirche", sagte man,,,und die wahre Befreiung vom Joche des Papstthums und jeglicher Priesterherrschaft, daß jeder sich aus der Bibel und aus seiner Vernunft diejenige Glaubensüberzeugung herausdenken und frei bekennen darf, die ihm am meisten zusagt.“

Ist es so, dann wird, wie Luther mit seiner Bibelübersehung der ersten Reformation die Bahn brach, Bunsen mit seinem neuen Bibelwerke einer zweiten Reformation die Bahn brechen, die wol noch mehr Millionen Katholiken die Umzäunung des Papstthums überspringen lassen wird, als die erste vermocht hat; zunächst alle die, welche den Anlauf zum Ueberspringen nahmen, als Ronge sich zum Stifter einer deutschkatholischen Kirche aufwarf, und dann auch

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alle die Katholiken, welche,,die hier und da ausgegehauenen Brunnen, die doch löcherig sind und kein Wasser geben“, von Urgroßväterszeiten her erkannt haben. Wie groß aber die Zahl solcher Sprungfertigen, nicht allein in allen deutschen Landen, sondern auch in Italien, ist, habe ich mit Erstaunen aus denselben Kundgebungen ersehen, welche wahrscheinlich auch das österreichische Cabinet erschreckten und zu Wünschen veranlaßten, die fast so lauteten wie der bekannte Hardenberg'sche Hülferuf: „Theuerster Fürst! Retten Sie Preußen!" Eine höchst merkwürdige Erscheinung! Bald nach dem Abschlusse der Heiligen Allianz kam abermals die Frage zur Erörterung, ob nicht die preußische Monarchie zu einer für Oesterreich gefährlichen Macht heranwachsen werde, wenn die päpst= liche Autorität geschwächt würde, und man fand, daß die Politik des Papstes Pius II.:,,der Papst bedürfe des Kaisers, der Kaiser bedürfe aber auch des Papstes; es sei thöricht Denjenigen zu schwächen, dessen Hülfe man bedürfe“, unter den gegenwärtigen Verhältnissen mehr als je zu beachten sei. Dieser Gesichtspunkt ist, wie aus allen Manifestationen hervorgeht, von da an bestimmend für die österreichische Politik gewesen. Wenn nun auch auf der entgegengesetzten Seite rein politische Rücksichten die entscheidende Stimme führen, dann wird, wie es scheint, Preußen mit der Bunsen'schen Auffassung des Evangeliums eine größere Macht ge= winnen, als es in seiner Eigenschaft als Schuzmacht der evangelischen Kirche jemals besessen hat. Denn nach Bunsen's Bibelübersehung wird es einer fünf

tigen Generalsynode wol nicht allzu schwer fallen, eine Glaubensformel zu finden, zu der sich alle Confessionen bekennen könnten, mit Ausnahme der Papisten und Lutheranisten". Auch der General von Aster, der vom Standpunkte der Gegenwart weit in die Zukunft schaute, hielt die Bunsen'schen Unionsideen, die sich schon bei Gelegenheit des Bisthums Jerusalem deutlich genug kundgaben, für ein bedeutungsvolles Zeichen der Zeit, während Eichhorn sie ganz verwarf.

Unter diesen Umständen ist aber doch auch den evangelischen Christen alten Bekenntnisses wahrlich nicht zu verargen, wenn sie sagen:,,Wie können wir in so gefahrvollen Zeiten einem Kirchen- und Schulregimente vertrauen, dessen unmittelbare Organe heute zu Altenstein's, morgen zu Eichhorn's und übermorgen zu Schwerin's Fahne sich bekennen?"

Hiermit glaube ich sowol die Verzögerung des Drucks genügend erklärt, als auch die Besorgnisse meiner Freunde beseitigt zu haben.

Der nächste Theil, mit welchem ich das Werk zu schließen gedenke, wird eine Auswahl derjenigen meiner berliner Erlebnisse enthalten, die am meisten zur Erklärung und Beleuchtung der Gegenwart dienen können.

Die Vorrede ist vor dem Eintritte der Regent= schaft geschrieben, die Note S. 301 bei der letzten Correctur hinzugefügt.

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