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Je bedeutender aber in Faust das Streben nach Erkenntniss, als Quelle seiner Zerfallenheit, hervortritt, um desto wichtiger wird es seyn, über die eigenthümliche Natur und Beschaffenheit dieses Strebens in's Reine zu kommen. Denn wenn Schubarth in seinen schätzbaren Vorlesungen *) gleich sehr richtig bemerkt hat, dass nicht die Erkenntniss des Höheren an sich, seines erhabenen Werthes wegen, Faust's Zweck sey: so scheint dieses die Frage doch keineswegs zu erschöpfen. Was ich selbst zu ihrer Lösung vorzubringen habe, werden Sie als Andeutungen, die ich Ihrer weitern Prüfung unterwerfe, gewiss eben so unbefangen aufnehmen, als ich Ihnen dieselben übergebe.

Man hat, glaube ich, in Faust's Charakter immer zu viel Accent auf sein Streben nach Erkenntniss, als ein positives, und als Grund seiner Zerfallenheit gelegt. Ich will es versuchen, mich deutlicher zu erklären.

Die Kraft, welche in uns nach Erkenntniss strebt, ist, als geistige, eine unendliche. Indem sie, als eine solche

wenn z. B. Faust sich dem Teufel aus unbedingtem Interesse an philosophischer Forschung verschriebe; dieser, als ein Lügner von Anbeginn, den ganzen Cursus, welchen die speculative Philosophie seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts vollendet hat, anticipirend, die Schöpfer der neueren philosophischen Systeme phantasmagorisch seinem Contrahenten in Person vorführte, und Faust zuletzt aus Verdrusș über die jüngsten Wortführer, und ihre barbarische Sprache, sich dem Teufel noch vor Ablauf des pactirten Termines hingäbe. Versuche sich an der Aufgabe, wem jene aristophanische Weihe geworden ist aber nur nicht ohne diese.

*) Ueber Göthe's Faust. Vorlesungen von Dr. K. E. Schu、 barth, Berlin, bei Enslin 1830.

sich an den Schranken der Endlichkeit bricht, ist ihr die Entzweiung mit diesen von vorne herein gegeben, und das drückende Gefühl derselben kann nur dadurch versöhnt werden, dass sie innerhalb jener Schranken selbst sich befriedigt finde. Betrachten wir nun die drei vorzüglichsten Richtungen, nach welchen der Erkenntnisstrieb sich auszubreiten strebt die Richtung auf das scientifische Wissen, in so fern dieses das Nothwendige und Nützliche, wie das Angenehme im Leben zum Gegenstande hat; auf die Kenntniss der Natur, als Inbegriff aller äusseren Erscheinungen, und ihres nothwendigen Zusammenhanges; und auf die Erkenntniss der sittlichen Natur des Menschen, und den Zusammenhang seines gegenwärtigen Daseyns mit einem zukünftigen: so finden wir, dass wie dem menschlichen Geist, wenn er über die ihm gezogenen Schranken hinausstrebt, die Entzweiung, so auch innerhalb derselben die Versöhnung gegeben ist. Diese Versöhnung nun liegt bei dem scientifischen Wissen darin, dass dieses für unsere äusseren Lebenszwecke, für diejenigen sowohl, welche das Nothwendige und Nützliche, als für jene, welche das Angenehme zum Gegenstande haben, und eben so unsre Erkenntniss von der materiellen Natur, wie von der sittlichen des Menschen für unser Bedürfniss in unsern gegenwärtigen Zustande sich als genügend ausweist, um uns, auch innerhalb der unserm Geist gesetzten Marken, eine hinreichende Befriedigung finden zu lassen. Vermittelt aber wird diese Befriedigung nach jeder der angegebenen Beziehungen im allgemeinen, durch das in unserer Natur liegende Wohlgefallen an dem Erreichten, als errungenem, und an dem Erreichbaren, als zu hoffenden Besitz; bei unbefangener Erforschung der materiellen, so wie der sittlichen Natur des Menschen aber auch noch dadurch, dass diese, wie unvollkommen unsre Einsicht auch bleibe, uns jederzeit dem

Glauben an eine sittliche Weltregierung zulenkt, und so nicht nur dem Schmerz über unsere Beschränkung seine Stachel nimmt: sondern uns auch mit der erhebenden Hoffnung erfüllt, dass unsre intellectuellen, wie unsre sittlichen Kräfte im beständigen Fortschritt einer vollkommneren Entwicklung entgegenreifen.

Wo aber dem Trieb nach Erkenntniss diese Bezie hung vom Anfang her fehlt, oder wo er sie aufgegeben hat: da lässt sich von seinem Streben auch nicht sagen, dass es auf ein Positives gerichtet sey; sondern es strebt vielmehr überall vernichtend der Verneinung zu. Denn indem er weder die Natur nach ihrem innern Zusammenhang als ein selbstständiges Ganzes zu erfassen, noch den Bruchstücken seiner Einsicht in diesem Zusammenhang durch die Beziehung auf die Idee einer Gottheit, als Schöpfers und Erhalters derselben, cine sichere Bedeutung abzugewinnen vermag, erblickt er in ihr, wie in seiner innern Welt nichts als eine verworrne Masse von ewig sich feindselig bekämpfenden und zerstörenden Kräften, bei deren Betrachtung ihm nichts als die Verneinung übrig bleibt: da ihm durch den Mangel einer Alles zur Einheit verknüpfenden, und durch sich selbst abschliessenden Idee das Bejahen durchaus genommen ist. Dieses aber ist noch von einer andern Seite her der Fall. Wenn nämlich in dem Vorhergehenden die Freude an der errungenen Erkenntniss, als Besitz, und die Hoffnung, diesen Besitz zu erweitern, mit Recht als Dasjenige bezeichnet wurde, wodurch alle Befriedigung des menschlichen Geistes innerhalb der ihm gezogenen Schranken vermittelt werde: so sieht dieser auch in solcher Hinsicht zur Verneinung sich hingedrängt; da ohne jene ausgleichende Idee einer sittlichen Weltregierung das Streben nach Erkenntniss einer sichern Beziehung zu den höchsten Interessen unsers Daseyns, wie bei dem Zusammenhang

jener Idee mit den theuersten Interessen unsers Lebens einer solchen Beziehung selbst zu den letzteren entbehrt, und somit weder erfreuend noch erhebend auf den Geist einzuwirken vermag. Indem aber auf solche Weise jedes innige Interesse an der Menschen erreichbaren Erkenntniss aufgehoben wird, wird damit zugleich jeder tiefere Ernst und Gehalt des Strebens nach derselben aufgehoben, und es bleibt für das unruhige Bedürfniss des Geistes eben kein Ziel, als das Unerreichbare übrig.

Wie kann aber das Unerreichbare für den Erkenntnisstrieb Ziel eines positiven Strebens seyn, wenn es sich diesem als ein Unerreichbares mit solcher Entschiedenheit darstellt, wie das überall bei den ausser dem Bereich unsers Erkennens liegenden Objecten der Fall ist, Was ausserhalb dieses Bereiches liegt, ist eben nur im allgemeinen Begriff eines erweiterten Erkennens für uns vorhanden. Es gibt daher eine Sehnsucht, ein lebendiges Verlangen, dass es dem menschlichen Geist vergönnt seyn möchte, die Gränzen seiner Erkenntniss zu überfliegen; es gibt ein Verachten und Vernichten des innerhalb dieser Gränzen Liegenden; es gibt ein leidenschaftliches Anstürmen; aber es gibt kein positives Hinausstreben über dieselben, das sich nicht an sich selbst in ein Nichts auflöste. Der regste Trieb nach Erkenntniss um ihrer selbst, wenn auch nicht um ihres erhabnen Werthes in ihrer Beziehung zu den höchsten Interessen des Daseyns willen, wird dabei immer am wenigsten in Gefahr seyn, sich in den Banden eines solchen Irrthums zu verstricken; nicht darum allein, weil er innerhalb der Begränzung selbst Stoff, genügende Befriedigung und Abschluss seines Strebens findet: sondern weil er, durch sich selbst diese zu suchen angetrieben, überall auf ein Wesentliches gestellt ist; wesswegen denn auch auf Faust's Streben nach Erkenntniss um ihrer selbst willen ____ wobei an

ihren höchsten Werth, vermöge welchem sie als die Füh recin des Lebens erscheint, und alle Interessen und Bestrebungen desselben läutert und veredelt, auf keine eatschiedene Weise zu denken ist kein so bedeutendes Gewicht gelegt werden kann.

Vielleicht werden Sie sagen, in Beireff des Strebens nach einem höberen Maass von Erkenntniss, als dem Menschen sonst zu erreicben gegönnt ist, trete im Faust die Magie vermittelnd ein; und eben hier spreche sich Faust's Drang nach Erkennt hiss am entschiedensten aus. Allein weit entfernt Ibre Einwendung gelten zu lassen, finde ich gerade in den Scenen, welche hierher gehören, und in der Art, wie sich Faust bei der Verbindung mit einem Wesen von mehr als menschlichen Kräftea benimmt, den schlagendsten Beweiss für meine Ansicht. Zwar sagt er gleich zu Anfang selbst:

Ich habe mich der Magie ergeben,
Ob mir durch Geisies Kraft und Murd
Nicht manch' Geheimniss würde kund,
Dass ich nicht mehr mit saurem Schweiss
Zu sagen brauche, was ich nicht we'ss.
Doss ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält,

Schau' alle Wirkungskraft und Samen,
Und iho' nicht mehr in Worten kramen :

allein damit ist noch keineswegs die Erkenntniss, als Erkenntniss, abgesehen selbst von den höheren Beziehungea, an welche sie sich zu knüpfen, und welche sie zu verfolgen vermag, als unmittelbarer und letzter Zweck seines Entschlusses dargethan. Etwas Anderes, als ein solches Streben ist es, was noch in der nämlichen Scene sich kund gibt. Als der beschworne Geist Faust's stolz aufschwellendes, kühn ausgesprochenes Selbstgefühl

Ich bin's, bin Faust, bin deines Gleichen

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