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Der du die weite Welt umschweifst,

Geschäftiger Geist, wie nah' fühl' ich mich dir

mit den Worten zu Boden schlägt:

Du gleichst dem Geist, den du begreifst,

Nicht mir!

da ist es nicht die zertrümmerte Hoffnung, in die innersten Geheimnisse der Natur einzudringen, sondern tief verletzter Hochmuth, was den Zurückgestossenen niederwirft.

Nicht dir?

Wem denn?

Ich Ebenbild der Gottheit!

Und nicht einmal dir!

Diese Kränkung ist es, mindestens zunächst, die ihn antreibt, nach der Phiole mit dem braunen Saft zu greifen, und deren Erinnerung in der wildesten Gährung seines Unmuths sich als Veranlassung der letzteren am entscheidensten hervordrängt.

Ich habe mich zu hoch gebläht,

In deinen Rang gehör' ich nur,

Der grosse Geist hat mich verschmäht,
Vor mir verschliesst sich die Natur.

Des Denkens Faden ist zerrissen,

Mir eckelt lange ver allem Wissen.

Lass in den Tiefen der Sinnlichkeit

Uns glühende Leidenschaften stillen etc. etc.

Wenn Faust hier seinem neuen Bundesgenossen auch einen weit tieferen Rang anweist, als jenem, nach dessen Bündniss er zuerst strebte: so verheisst, die wenn gleich verderbte, doch höhere geistige Natur desselben, seinem Wissenstrieb für jeden Fall eine erhöhte Befriedigung, welche auch die alte Sage wirklich zu einer Bedingung des mit Mephistopheles geschlossenen Vertrages macht *).

*) Ueber diese vergl. Dr. Carl Rosenkranz Geschichte der deutschen Poesie im Mittelalter. Halle, bei Anton und Gelbke. 1830.

Eine solche Bedingung aber fand keine Stelle in einem Gedichte, das in der vollkommensten Gliederung darstellt, wie das Streben nach Erkenntniss, wie jedes andere menschliche Streben, sich selbst vernichtet, wenn es, von eigensüchtigen Antrieben gestachelt, verachtet und zerstört, was die von der Natur selbst gestellte Bedingung seiner Befriedigung ist. Denn da, wo das Streben nach Erkenntniss und Wissen, wie bei Faust, der Träger eigensüchtiger Zwecke, titanischen Hochmuthes und unersättlicher Genussgier ist: da wendet sich der gährende Unmuth, wenn er in der Erreichung jener Zwecke sich gehemmt, und in seinen Erwartungen sich betrogen sieht

wie die Leidenschaft in solchen Fällen immer den Unwillen zunächst gegen das unzugängliche in den Mitteln ihrer Befriedigung kehrt mit wilder Heftigkeit und feindseliger Zerstörungslust gegen die Schranken, welche er nicht zu durchbrechen vermag, und sucht das Gefühl seiner Schwäche durch übermüthige Verachtung und freche Verläumdung der Natur zu rächen. Die Erkenntniss aber kommt bei solchem Verfahren nur noch als Mittel jener eigensüchtigen Zwecke in Berechnung; und was dabei noch den Schein eines positiven Strebens behält, ist in der That nicht mehr als Schein; bald Selbsttäuschung des aufgeregten Unmuths über seine wahren Zwecke: bald Nachklang des früheren dem uneigennützigen Drang nach Erkenntniss angehörenden Ernstes.

Nur unter diesen Gesichtspunkt fällt auf der von Faust erreichten Stufe des Zerstörungsprocesses, den er an sich vorgenommen hat, was uns bei ihm als Drang nach Erkenntniss der Natur entgegentritt. Es findet nämlich ein Unterschied statt, zwischen dem Streben nach solcher Erkenntniss innerhalb der Beschränkung, als nach einem Erreichbaren, seines selbstständigen Werthes wegen, der auch dann noch, wenn er sich nicht, wie oben

angedeutet ward, an die höchsten Interessen des Forschens und des Daseyns überhaupt knüpft, gross genug bleibt, um den Forscher anzuregen, zu erheben und zu erfreuen: und zwischen jenem stürmischen Begehren nach einem Unerreichbaren, und nur in einem allgemeinen Begriffe Vorhandenen. Jenes gewährt dem Forscher ein 'ebendiges Gefübl seiner Kraft, und darum, in der Beschränkung selbst, eine genügende, wenn gleich unvollkommne Befriedigung; bei diesem ist jedes inrige und wabrbafte Hinstreben zur Natur unmöglich, weil es die Kraft verachtet und bekämpft, durch welche es sich ihr nähern soll, und mit dem Vertrauen auf dieselbe jede Hoffnung der Befriedigung von selbst aufhebt. Wie rührend daher auch die Liebe zur Natur als Nachklang einer früheren Zeit, gleich in der ersten Scene

Und fragst du noch, warum dein Herz
Sich bang' in deinem Busen klemmt etc,

Flieh! Auf hinaus ln's weite Land!

oder die tief aufgeregte Sebosucht,' aus dem Gewühl wirrer und erdrückender Zweifel an den Busen der heitern Natur zu flüchten, in der herrlichen Stelle.

Doch lass uns dieser Stunde schönes Gut
Durch solchen Trübsinn nicht verkümmern !
Betrachte wie in Abendsonnengluth etc.

sich bei ihm auch ausspricht: weder ibre Grösse und Erbabenbeit, noch ihr Reitz und ibre Anmuth, vermögen seinen Sinn und sein Gemüth stark genug zu ergreifen, und einen vorhaltenden Eindruck darauf hervorzubringen; denn sie finden in Beiden nichts mehr, womit sie sich für die Dauer verbinden könnten.

Auf noch bestimmtere Weise tritt die eigenthümliche Natur von Faust's Zerfallenheit über die Beschränkung des menschlichen Geistes hervor, wenn wir seine Stellung

zum sittlichen Erkennen in's Auge fassen. De menschliche Geist kann sich keine höheren Fragen vorlegen, als jene über seine moralische Bestimmung, über den Zusammen hang seines gegenwärtigen Lebens mit einem künftigen, und über das Daseyn einer moralischen Weltordnung; ihnen wendet der tiefere Denker, als dem höchsten und würdigsten Ziel seiner Anstrengungen, überall zuerst und zuletzt die grösste Kraft seines Vermögens zu, wie die kaum geborne Philosophie zuerst an ihnen die noch ungeübten Kräfte versuchte. Der Schmerz über die Unmöglichkeit ihrer genügenden Lösung, wenn er noch keine befriedigende Versöhnung gefunden hat, ist vielleicht der tiefste und erhabenste, welcher in der Brust des Menschen Raum findet; und welcher andere Schmerz sollte auch tiefer seyn, als jener, der dem Leben keine feste Grundlage übrig lässt, und ihm allen Zusammenhang, wie alle Bedeutung nimmt.

Der menschliche Geist kann über die Unmöglichkeit über jene Fragen durch sich selbst zu einem befriedigenden Abschluss zu gelangen, zerfallen; er kann, wo der ungestüme Drang nach eicer hier ihm unerreichbacen Gewissheit des Wissens den Glauben von sich weist, und zu gleicher Zeit mit einer ihn noch überwiegenden Sinn lichkeit collidirt, das Daseyn einer moralischen Weltregierung sich abläugnen, und die Gränzen seines endlichen Daseyns willkürlich zu den Marken seines Wünschens, Wirkens und Strebens machen: aber er kann, weon er jene Fragen irgend einmal mit tieferem Ernste ergriffen hat, sie nie wieder verläugnen; und wenn er in leidenschaftlichem Unmuth seine Beschränkung anklagt, wird er die Anklage jederzeit zuerst und am heftigsten von die sem Puncie aus erheben. Nie aber bat Faust's Streben nach Erkenntniss jene Fragen mit der rechten Tiefe des Ernstes ergriffen. Das Resultat könnte, wie ich eben br

merkt habe, das nämliche seyn, und er könnte mit der nämlichen Entschlossenheit, wie er es wirklich thut,

sagen

Das Jenseits kann mich wenig kümmern,
Schlägst du erst diese Welt in Trümmern,
Die andre mag darnach entstehn.

Aus dieser Erde quellen meine Freuden,
Und diese Sonne scheinet meinen Leiden;
Kann ich mich erst von ihnen scheiden,
Dann mag, was will und kann geschehn,
Davon will ich nichts weiter hören,
Ob man auch künftig hasst und liebt,
Und ob es auch in jenen Sphären
Ein Oben oder Unten gibt-

aber immer würde die Empörung über die Schranken des menschlichen Geistes mit der grössten Stärke sich nach jener Seite hin wenden, von welcher her sie demselben bei seinem Streben nach dem höchsten Ziel alles Erkennens am schmerzlichsten fühlbar geworden wären. Was bei Faust an jenes höhere Streben seines Erkenntnisstriebes erinnert, seine Rührung bei der Weihe des Ostermorgens und bei der Rückkehr vom Spaziergange, ist, wie er selbst sagt, Nachklang einer früheren Zeit, und geht unter im verwirrenden Gewühl der Zweifel, und in der wiederkehrenden Aufregung des Grollens. Nur an Eine Wahrnehmung hat er sich bei Betrachtung der sittlichen Natur des Menschen festgeklammert, an die des Zerwürfnisses derselben mit der sinnlichen; welche Wahrnehmung, wenn sie, wie bei Faust, aus einem durch die im Beobachter selbst überwiegende Sinnlichkeit bestimmten Gesichtspunkte aufgegriffen wird, den Ernst des Strebens nach sittlicher Erkenntniss jederzeit von selbst aufhebt: weil, indem sie von vorne herein Dasjenige herabsetzt, von dessen Kraft und Werth die Ueberzeugung durch

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