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delt wird; romantische Tragödien mit antiken Chören, und Behandlungen antiker Stoffe, die mit romantischen Chören staffirt sind. Alles ist dem dramatischen Dichter erlaubt, wenn er die Rücksicht auf die Bühne wegwirft, und dabei nicht, was nur dem Höchstbegabten gegeben ist, das letzte Gesetz jedes Kunststrebens, Mass und Begränzúng, in sich selbst findet.

Viel hat, wie ich schon bei andern Gelegenheiten bemerkt habe, von allen Verirrungen des poetischen Strebens die deutsche Kritik zu verantworten. Wenn sie unsre Poesie, seit ihrer Wiedergeburt in der zweiten Hälfte des verflossnen Jahrhunderts, grossgezogen und sich unbestreitbare Verdienste um dieselbe erworben hat: so hat sie ihr andrerseits eben so wesentlich geschadet, und nothwendig nachtheilig auf sie einwirken müssen. Denn indem sie die widersprechendsten Theorien ausbrütete, von der einen zur andern überging, und immer jede, welche sie für den Augenblick in Schutz nahm, zur allgemein Gültigen zu stempeln suchte, erwies sie sich haltungslos in sich selbst; und die Haltungslosigkeit unsrer Poesie wird daher grossentheils ihr mit Recht Schuld gegeben werden dürfen. Sie gleicht eben einem Erzieher, der vielfach anregend auf seinen Zögling einwirkt: der diesem aber keinen bestimmten Charakter anzubilden vermag, weil es daran ihm selbst fehlt.

Was mich, wenn von Kritik die Rede ist, am meisten wundert, ist, nie den Punkt berührt zu sehen, von welchem aus man ihr den stärksten und gerechtesten Vorwurf machen sollte. Sie nämlich, die immer über Flachheit und Seichtigkeit und Geschmacklosigkeit des Publikums klagt, hat in der neuesten Zeit nur wenig Namhaftes gethan, um den Geschmack desselben zu bilden; und am wenigsten hat sie es auf die rechte Weise gethan. Denn um es auf die rechte Weise zu thun, müsste sie zu

nächst populär zu werden suchen. Dass ich diesen Ausdruck hier nicht in dem Sinne nehme, in welchem er Gründlichkeit und Tiefe ausschliesst, sollte ich nicht erst insbesondere zu bemerken brauchen. Aber so müsste sie sich bei ihren Untersuchungen benchmen, dass nicht der Literator allein, sondern jeder Gebildete mit Antheil auf diese einginge. Sie müsste demnach nicht, wie bisher, sich am liebsten in allgemeinen Ansichten aussprechen, und solcher allgemeinen Aussprüche und Machtsprüche sich überhaupt entwöhnen: sondern sie müsste bei ihrem Geschäfte zu gleicher Zeit zërgliedernd, und wie Goethe es angedeutet, nicht vernichtend, sondern producirend verfahren; jedes Werk als ein organisches Ganzes auffassen; und seine Vorzüge, wie seine Fehler nicht bloss im Allgemeinen bezeichnen: sondern durch Entwicklung der Gründe in ein klares Licht stellen; sie müsste dabei Unbefangenheit mit würdigem Ernst, Schärfe des Geistes mit Klarheit und Besonnenheit, und umfassenden Geist mit richtiger Beachtung des Einzelnen vereinigen: und indem sie selbst diese Eigenschaften entwickelte, als Bedingungen jedes gesunden Urtheils sie auch bei ihren Lehr lingen zu entwickeln, und zur Reife zu bringen suchen. Zuletzt endlich müsste sie jene Frechheit und jenen Ueber- muth vermeiden, die ein Paar von ihren Wortführern erst neulich noch auf eine so auffallende Weise kund gegeben; und bei welchen man wohl den augenblicklichen Beifall der Menge erringt: aber selbst wenn sie mit glänzendem und echter Genialität gepaart sind, die Ansprüche an die Achtung der Besseren und Besonneneren verwirkt werden.

Doch es findet sich wohl künftig einmal eine Gelegenheit, über diesen Gegenstand ausführlicher und freimüthiger mit Ihnen zu sprechen. Sollte ich vor der Hand

mich wirklich entschliessen, diese Briefe herauszugeben: so würde ich wenigstens meine Absicht dabei vor mir selbst rechtfertigen können; und es mit der Ueberzeugung thun, keinem Freunde unsrer Literatur, und keinem unbefangnen Verehrer des Dichters eine billige Veranlassung zum Anstoss gegeben zu haben.

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