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die darin angegebenen Beweggründe den stimmfähigen Beurtheilern eben so zureichend scheinen mögen, als sie ihm selbst geschienen haben.

Geschrieben am 12. December 1833.

M. E.

Briefe über Goethe's Faust.

Laudes streperae et importune effusac famae nihil profunt: immo potius im

pense nocent.

Bac. De. Aug. Sc. Lit. 8. c. 2.

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Erster Brief.

Als Sie mir vor ungefähr drei Monaten die Ehre Ihres

Besuches gönnten, und den zweiten Theil von Göthe's Faust, den ich kurz vorher erhalten hatte, aufgeschlagen auf meinem Pulte fanden, fragten Sie mich um meine Meinung von demselben. Ich hatte über das Werk noch nicht hinreichend nachgedacht, und versprach ganz obenhin, Ihnen künftig einmal darüber zu schreiben. Ich dachte damals nämlich nicht, dass es Ihnen einfallen würde, mich beim Wort zu nehmen. Sie thun es inzwischen, und somit bleibt mir nichts übrig, als mein Wort zu lösen.

Der besagte zweite Theil sollte also zunächst der Vorwurf dieses Schreibens seyn, wie er dessen nächste Veranlassung ist. Ich kann inzwischen durchaus auf keine Erörterung darüber eingehen, ohne mich vorher über den ersten Theil des Gedichtes mit Ihnen verständigt zu haben. Die Erlaubniss, dieses zu versuchen, werden Sie mir, ohne unbillig zu seyn, wohl nicht verweigern können. Besorgen Sie nicht, dass ich dieselbe missbrauche. Freilich werde ich ein wenig weit ausholen müssen: aber nicht immer ist der kürzeste Weg der beste. Jener ist der beste, welcher in der kürzesten Zeit am sichersten zum Ziele führt.

Sie erinnern sich wohl noch des Jünglings, der, als Sie mich das letzte Mal besuchten, zu mir in's Zimmer trat, um einen kleinen Auftrag auszurichten, und bald. darauf sich wieder entfernte. Sein interessantes Gesicht

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fiel Ihnen auf durch einen sprechenden Zug von Melancholie, der sich darauf ausdrückte. Ich sagte Ihnen, dass in dem jungen Manne früh eine sehr glückliche Naturanlage ausgefunden, dass ich viel Mühe und Sorgfalt auf ihre Entwicklung gewendet, und dass mich diese bisher zu den schönsten Hoffnungen berechtigt habe; dass aber mein Pflegling seit einiger Zeit in eine trübe Stimmung verfallen sey, die bereits zu lange her anhalte, um mir nicht lebhafte Besorgnisse einzuflössen.

Sehr richtig bemerkten Sie bei dieser Gelegenheit, dass jene melancholische Stimmung eben bei den am reichsten begabten Naturen im Jünglingsalter sehr häufig vorkomme; und träten nicht einige besondere Umstände in's Spiel, deren Erörterung nicht hierher gehört, so würde ich in dieser Hinsicht meines Zöglings wegen vollkommen ruhig seyn. Denn nichts ist bei dem Jüngling natürlicher, als jene Trauer bei dem ersten Gewaḥrwerden des Widerspruchs zwischen Ideal und Wirklichkeit. Steht doch in der idealen Welt, welche er sich gebildet hat, Alles in so reitzendem Einklang; ist doch der Farbenschimmer, der sie, wie das zarteste Morgenroth umfliesst, so rein und ätherisch; sind doch alle Tinten so warm und lebensfrisch: wie sollte es ihn nicht mit Trauer erfüllen, diese erbleichen und erkalten, und jenen magischen Farbenduft gegen seine Erwartung so schnell zerfliessen zu sehen!

Dieser Schmerz gehört inzwischen ganz einer poetischen Auffassung des Lebens, und einem unschuldigen sinnlichen Behagen an den reitzenden Farben an, welche die jugendliche Phantasie darüber ausgiesst. Er ist rein elegisch: indem darin das Wohlgefallen an jener idealen Schöpfung mit der Trauer, sie in der Wirklichkeit so schnell versinken zu sehen, zur sanften Wehmuth verschmilzt. Zieht aber dieser Schmerz in poetisch gestimm

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