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Summe meiner Vorträge,

oder

Ein Wort an AII e.

Nirgends hat sich wohl der Apostel Paulus so stark, so vielumfassend und so ganz im Geiste des Evangeliums über den Hauptzweck des christlichen Predigtamts, über den göttlichen Ursprung und über das tief in unserer Natur gegründete Bedürfniß der Versöhnungslehre ausgesprochen, als in diesem herrlichen Zeugniß: Gott war in Christo und versöhnte die Welt mit Jhm selber, und rechnete ihnen ihre Sünde nicht zu, und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. So sind wir nun Botschafter an Christus Start; denn Gort vermahnet durch uns. So bitten wir nun an Christus Statt: Lasset euch versöhnen mit Gott!"1)

Die Erziehung 2), die Gott dem Menschen durchs Evangelium gibt, behauptet den entschie: densten Vorzug vor Allem, was je die Weisesten, Besten und Berühmtesten unsers Geschlechts über Menschenleitung und Menschenbildung ausdachten, und was sie in dieser großen Angelegenheit zu lei: sten vermochten.

1) 2 Kor. 5, 19. ff. 2) vgl. Tit. 2, 11.

Das Evangelium hat den eigenthümlichen Charakter, daß es den Menschen zwischen den beyden gleich gefährlichen Abwegen der Selbsterhebung und der Muthlosigkeit auf der goldenen Mittelstraße der Demuth und des Glaubens glücklich und sicher zum Ziele seiner Bestimmung führt. Denn indem es an dem großen Menschensohne die Würde unserer Natur ins stärkste Licht seht 1), so macht es uns an Ihm zugleich den bedeutenden Verlust aufs schmerzlichste fühlbar, den wir durch die Sünde erlitten haben 2). Es zeigt uns in. unserm erhabensten Retter, dem Sohne Gottes, die vielseitige 3) Hülfe, deren wir bedurften, wenn uns volle Erlösung werden sollte.

Hoch geehrt und erfreut fühlen wir uns, wenn uns die Gesandten des Herrn in Seinem Namen bitten dürfen: Laßt euch versöhnen mit Gott!" — aber auch bis zum Staube beugt uns der Inhalt dieser Bitte,

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Treten wir mit Nachdenken, Gefühl und mit einem erleuchteten Gewissen an die Leidensstät ten des Herrn! Was sagt Er uns, der Mann voll Schmerzen 4) und voll Liebe 5), dort in Gethsemane, auf seinem Angesichte liegend, von blutigem Schweiße triefend und mit dem Tode rin gend ? 6) Was dort auf Gabbatha, im höhnischen Purpur, mit Dornen gekrönt, mit

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Ps.

"

1) vergl. Ps. 8, Hebr. 2, 6. ff. 2) Rdm. 5, 12. ff. 3) vergl. 1 Kor. 1, 30. 4) Jef. 53, 5. ff. Pf. 22. 5)Joh. 15, 13. 6) Matth. 26, 39. f. Luc. 22, 44.

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Wunden bedeckt, dem Haß und der Verachtung des Volks dargestellt? Was auf Seinem schwe ren Todesgange, belastet mit dem Holz des Fluchs ), und niedersinkend unter dieser entsehlichen Bürde? Was dort auf Golgatha,

wo Er unter unerhörten Quales in die Klage ausbricht: Mein Gott! mein Gott! warum hast du mich verlassen?" und doch dieser

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Qualen nicht bålder enthoben seyn will, als bis Er in der Alles besiegenden Kraft des Glaubens, der Liebe, der Hoffnung ausrufen darf:,,Es ist vollbracht!" Was winkt uns sein brechendes Auge ? sein erblassendes Angesicht? — seine Sterbenden Lippen

was jeder Blutstropfe, der

aus seinem heiligen Leibe fließt ?

der segensreiche Strom 2),

ten Seite hervorquillt?

Was endlich

der aus seiner geöffne

Es ist die tausendfach

verstärkte Stimme unsers bittenden Heilandes: „Laßt euch versöhnen mit Gott!"

Man kann sich bey der Betrachtung der vick fachen, eigenen, ausgesuchten Leiden des Herrn, die sein ganzes Menschenwesen in lauter Schmerz verwandelten, den Eindruck nicht entzie: hen, daß große, das ganze Menschengeschlecht umfassende Zwecke dabey zum Grunde liegen. Alles spricht darin den heiligen Ernst einer feyerlichen Gerichtshandlung, eines über die Welt gehaltenen Rechtstags aus. Von dem mächtigen Eindruck unserer Strafwürdigkeit ergriffen, schlagen

1) Gal. 3, 13. 2) Joh. 19, 34. f.

wir sterblichen Sünder alle an unsere Brust und flehen aus Einem Munde: Gott sey uns. Sündern gnädig!" Mit ehrfurchtsvoller Des muth vernehmen wir aus dem Munde eines Apostels die Deutung jener unerhörten Leiden des Herrn : Gott hat den, der von keiner Sünde wußte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir würden in Jhm die Gerechtig keit, die vor Gott gilt!"1) Welch ein ers staunenswürdiger Wechsel! Unsere Sünde wird die Seinige; Seine Berechtigkeit die uns frige. Wir fallen nieder auf unser Angesicht, und beten Ihn an den großen Erlöser, den Weis sen, Gerechten, Heiligen. Aber freylich das Geheimniß des Kreuzes 2) Jesu Christi kann nur denen aufgeschlossen wereen, denen dle Tiefen ihres Herzens aufgedeckt worden sind.,

Unser Herz! Wie viel nennen wir mit diesem Worte ! Wie viel Klares und wie viel Dunkles! - Welch eine Welt voll der wuns derbarsten und mannigfachsten Ansichten öffnet sich uns auch nur bey den ersten flüchtigen Blicken, die wir in unser Inneres werfen! Welch ein uns übersehbarer Schauplah von Kräften und Trieben, die bald mit, bald gegen einander wirken! Wir bedürfen daher ein höheres Licht, um bey der Menge von Darstellungen nicht getäuscht, nicht verwirrt zu werden. Denn durch die listigsten, überras

1) 2 Kor. 5, 21. vergl. Hebr. 7, 26. ' 2) vergl. 1 Kor. 1. 16. ff.

schendsten Wendungen weiß das Herz öfters dem schärfsten Beobachter zu entfliehen, und nur dem erleuchteten Auge des vom Geiste Gottes, dem Geiste der Zucht, der Weisheit und Wahrheit geleiteten Selbstbeobachters wird es gelingen, die Spuren des Entfliehenden zu verfolgen, und durch dieselben sogar zu neuen Entdeckungen geleitet zu werden. Das Herz, als das beherrschende Prinzip unserer gesammten innern und åussern Thåtigkeit, nimmt alle Kräfte des Menschen in Ans spruch. Sobald es sich für Etwas interessirt, so bekommt der trockenste oder geringste Gegen: stand eine ungemeine Wichtigkeit in unsern Augen. Berührbar von unzähligen Seiten, durch Einflüsse von oben aus dem Reiche des Lichts und von unten aus dem Reiche der Finsterniß, kann es sich bis zur Gottheit erheben, oder bis zur Hölle heruntersinken; kann ein entsehlicher Abgrund werden, aus welchem giftige, weit umber verderbliche Dünste aufsteigen, oder einer reinen Quelle gleichen, aus welcher reiche und süße Erfrischungen fließen. Wer kann es aber leug

nen, daß unser Herz von Natur viel leichter, öfter und rascher seine Richtung auf Scheingüter als auf wahre nimmt 2 daß es bey seiner unbegreiflich schnellen Beweglichkeit sich unvermuthet vom Ziele, von seinem Mittel- und Ruhepunkte ents fernt, und gleich einem Irrstern in kurzer Zeit unermeßliche Bahnen durchlauft ?

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