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möchte. Man vergegenwärtige sich z. B. nur eine Versäumniß seiner Pflicht, nur eine Untreue gegen seine bessern Ueberzeugungen, nur eine Beleidigung, die man seinem Nächsten zugefügt oder die man zu verhindern unterlassen hat. Man hüte sich aber sorgfältig, den Ernst der Une tersuchung gleich am Anfang durch Entschuldigungen zu entkråften. Man denke nicht zuerst und zunächst an Uebereilung, leidenschaftliche Hiße, ges reizten kränklichen körperlichen Gesundheitszustand, an Verstimmung durch Laune, Vorurtheil, an Unwissenheit oder unverschuldete irrige Ansicht des Gegenstandes. Man gebe auch der Vorstellung, die sich so gern und scheinbar einschmeichelt, nicht sogleich Gehör, daß man, gehemmt durch die ungünstigeu Zeitumstände, nicht anders handeln oder nichts habe thun können *). schneide vorerst alle diese Vorwände scharf ab, und überschaue nur genau und anhaltend die wirklis chen, wahrscheinlichen, möglichen Folgen unseres Betragens. Man denke sich die stillen, tief eingedrungenen Kränkungen, die dadurch nicht nur in dem Gemüthe des Mißkannten und Mißhandelten, sondern auch in seinen Umgebungen auf

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*) „Da aber Pilatus sahe, daß er nichts schaffte, sondern daß viel ein größer Getümmel ward, nahm er Wasser, wusch seine Hände und sprach: Ich bin unschuldig am Blute dieses Gerechten; da fehet ihr zu!“ Joseph aber, ein würdiger Nath, der aufs Reich Gottes wartete, ein guter frommer Mann, willigte nicht in ihren bösen Handel (Pf. .1).“ .

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Lange Zeit vielleicht verursacht wurden. Man vergegenwärtige sich besonders die Folgen, die auf keine Weise mehr zu vergüten sind. Ach! sie find nicht aufzuspüren die tausendfach in einander verschlungenen Wurzeln und Verzweigungen auch nur eines Unkrauts, wozu wir das Saatkorn mit mehrerer oder minderer Schuld ausstreuten oder ausstreuen ließen ). Und sollte unter uns Allen auch nur eines sich finden, das sich keines einzi gen Bergehens dieser Art bewußt wåre; ́dem sein redlich gefragtes an und ausgehörtes Gewissen über keine seiner Reden, Handlungen - und Unterlassungen unbeantwortliche Vorwürfe zu machen. håtte? Eine besondere Wichtigkeit und einen bedeutenderen Einfluß erhält dann noch ein solcher Vorgang durch den Standpunkt, auf dem wir uns befinden. Man ist gewohnt und wohl auch dazu berechtiget, uns als Beyspiel anzusehen. Wie viel schärfer und mit wie weit stärkerem Eindruck wird dann erst Alles von uns aufgefaßt! Wer bedenkt's doch oft und ernsthaft genug ben allen seinen Worten und Werken: Ich bin ein Såes mann für die Ewigkeit!" Wenn sich's Ewigkeit!/Wenn nun aber also mit uns verhält, wenn es unlåugbar ist, daß wir aus Mangel an Bedachtsamkeit, und weil wir nicht beym Herrn und bey un ferm Herzen waren, uns manches erlauben konnten, was jezt bey dem Lichte unsers Wahrheitsfinns, unsers Gewissens, des göttlichen Worts und

1) Matth. 13, 25.

Gerichts uns ganz anders als ehemals vorkommt; wenn Anklagen gegen uns erhoben werden über Dinge, die wir sonst als Kleinigkeiten ansahen; wenn wir mit Angst und Entsegen die bis in die Ewigkeit hinüberreichenden Folgen solcher Kleinigkeiten uns denken: so ists wahrhaft nichts Uebertriebenes, wenn wir von tiefem Kummer ergriffen ausrufen:

Wer nimmt sich meiner Seele an,

Wenn ich von dem, was ich begann,

Soll Rechenschaft dem Höchsten geben?

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Jene Menschen dürfen wir uns freylich nicht jum Muster nehmen, denen es mit ihren früheren Versündigungen geht, wie mit einer mit schlechter Dinte geschriebenen Handschrift, die immer blasser und zuleht ganz unleserlich wird. Nicht also, meine lieben Brüder! Vergessene Sünden find noch eine vergebene Sünden. Ge rade die verblichenen und kaum noch leserlichen Stellen in unserm Lebensbuche wollen wir mit um so geschärfterem Blicke betrachten; denn so wir uns selbst richten, so werden wir einst nicht gerichtet, und mit der (leichtsinnigen, forglofen) Welt zur Strafe verurtheilt1).

Wer ist mein Nächster?" Diese Fras ge eröffnet uns für unsere Selbstprüfung ein neues Feld, auf dem wir uns um so sorgfältiger umzus feben haben, je mehr unser flüchtiges Herz geneigt

i) bgl. i Kør. 11, 32.

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ift, über manche bedeutende Entdeckungen, die wir da machen könnten, hinweg zu eilen.

Wir tadeln den Schriftgelehrten 1), der mit jener Frage *) seine Pflicht listig umgehen wollte. Aber fanden denn wir unsern Nächsten immer da, wo ihn uns die göttliche Vorsehung hingestellt hatte? Und behandelten wir ihn als unsern Nächsten ? — oder verkannten wir ihn vielleicht in unsern täglichen Umgebungen ? →→→ Waren wir nicht wohl gar thdricht und eigenliebig genug, die gleichgültige Friedfertigkeit, womit wir ihn neben uns hingehen ließen, für Nächstenliebe auszugeben? Wo 'ist der Trost? Rath Two besonders die That, womit wir ihm beyspringen follten ?!!

//Eure Lindigkeit lasser kund seyn allen Menschen! Diese Forderung macht an uns das menschenfreundliche Evangelium. In wie vielfache Berührungen sind wir auf unserer Le bensreise mit unsern Mitreisendèn gekommen? Haben wir jedem mit sanfter, weiser Liebe seinen Weg erleichtert ? haben wir nie einem mit raus hen Worten und Geberden einen Stein in den Weg geworfen, und seinen ohnehin schon mühsa

1) vergl. Luc. 10, 29.

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* In Fragen, in Sweifeln, in Einwürfen fucht Mancher seine ganze Weisheit, gleich jenen übers flugen Kindern, die nie mehr zu fragen und einzus wenden haben, als wenn sie ein ihnen unangenehmes Geschäft thun sollen,

men Gang noch mehr erschwert? Vielleicht war es wohl gar unser. Allernächster, unser Haus, Berufs, Amtsgenosse, bey dem wir von der Pflicht allgemeiner Lindigkeit eine Ausnahme uns aus diesem oder jenem Scheingruns De erlaubtengilsta

Wie hielten wir's mit allen den Menschen, die zufällig in unsere Nähe tamen? Wir erins nern uns etwa, daß uns gerade von einem unges fåhr ) mit uns zusammengetroffenen lieben, freundlichen, gefälligen, weisen Mitpilger eine Bes lehrung Ermunterung, ein Grundsah, oder daß uns durch sein stilles Beyspiel ein unvergeßlich tiefer und für unser ganzes künftiges Leben gesegneter Eindruck in die Seele gelegt worden war. Trugen wir nun diese Erfahrung immer auch auf unser Berhalten gegen den Nebenmenschen über, mit dem wir auf unserm Wege vielleicht auf ganz kurze Zeit, vielleicht nur dieß einémal — jusammentrafen? Wie er uns fand, daraus wird sich sein Urtheil über unsern Charakter bilden. →→ Und dieß kann dann nicht nur für unsere Perfon, sondern in noch höhern, bedeutendern Beziehungen die wichtigsten Folgen haben.

In dem, was wir Zufall und Schickung nens nen, liegen nicht selten die Keime zu den größs ten Ereignissen 2). Die Erzählungen der herrlichsten Thaten' Jesu beginnen går oft mit der Bes merkung: // Es begab sich oder wie wir zu

1) vgl. Luc. 10, 31. 33. a), vgl. Luc. à, 1. 7. ff.

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