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zwischen den beiden getrennten Reichen des Werdens und der Zwecke; und möchte sie vereint in einer weiteren einheitlichen Beherrschung fassen. Nicht blofs aus äusserem unitarischem Bedürfnisse. Nein, ein jedes jener Reiche führt in sich allein nicht zu vollem befriedigendem Abschlusse; sie sind aufeinander angewiesen und harren jeweils der eingreifenden Mitarbeit des andern.

Das blofse Werden nach natürlichem Gange ist wirr und führerlos. Und wer immer es sich anquält, gewaltsam jenes blofs zu sehen und vor dem elementar sich aufdrängenden Gedanken des Zweckes den Kopf zu verbergen: Er selbst bringt ihn mit dem Begriffe der Entwickelung, wie wir sahen, wieder in seine Forschung hinein. Und niemals wird er gesonnen sein, den festen Willen zur Wahrheit und das edle Ziel wissenschaftlicher Erkenntnis der Natur als Inhalt seines Bewusstseins zu streichen. So gibt es ohne Zuhilfenahme des Wollens und seiner Gesetzmässigkeit auch keine genügende Aussicht auf rechte Erfahrungswissenschaft, noch auch auf ihre gute praktische Verwertung im begründeten Interesse der Menschen.

Die Gesetzmäfsigkeit der Zwecke wieder ist von dem wirklichen Erfolge im besonderen Falle zwar ganz unabhängig; das objektive Urteil über Richtigkeit gewisser Ziele und Bestrebungen wird von dem Werden und dem Verwirklichen in sich nicht berührt. Aber es geht doch auf etwas, was bewirkt werden und danach da sein soll. Und wenngleich die gegenständliche Begründetheit dieses Bewusstseinsinhaltes für sich besteht, so ist es ein begreifliches Drängen und Wünschen, sich von seiner Durchführung und von dem Ausgestalten der Gegenstände im Sinne des Grundgesetzes der Zweckbetrachtung ein Bild machen zu können.

Arm ist die Zeit, welche nur das eine der zwei Gebiete schätzt; am dürftigsten die, so es mit nichts als Naturgeschehen zu tun haben will. Sie baut das Land nicht an, dessen Ertrag sie reichlich versorgen könnte. Und dient als Sklave unterwürfig da, wo sie zu gebieten im stande wäre.

Umsonst, dafs sie eine Befreiung von der Hingabe an das Schöne erhofft. Aber alles, was die Kunst zu liefern vermag, um Menschen zu erheben und zu erfreuen, es kann nur als Ergänzung dienen; kann nur das sein, was ja auch sinnenfällig man ihr nachsagt: Ein Schmuck des Lebens, aber nicht seine Unterlage und sein Ziel. Die Verschönerung ist keine Vollendung. Wert und Bestimmung des Menschendaseins mifst sich nicht nach ihr.

So gibt es in dem vorwärts drängenden Fragen unserer Gedanken keinen festen Punkt und obersten Anhalt, als in der Idee einer letzten, allumfassenden Einheit: bei deren absolutem Sein auch das gesetzmäfsig bestimmte Erkennen, Wollen, Gestalten der Menschen wieder als etwas Besonderes und nur einzeln Bestimmtes erscheint,

begleitet gerade überall von der Beziehung auf jenes unendliche Sein. Es ist die Stellungnahme eines jeden zu solcher gleichmäfsig waltenden Einheit des Alls, welche wir eine Weltanschauung nennen. Auf sie sollen dann alle Einzelheiten bestimmend gebracht werden, in ihrem Lichte sie sich zeigen, durch die Gesetzmässigkeit der grundsätzlichen Bewusstseinsrichtungen nur vermittelt.

Aber es baut sich andererseits auch das ideale Denken der obersten Einheit des Seins auf der soeben genannten Gesetzmäfsigkeit auf. Nur durch die geklärte Methode von richtigem Bewusstseinsinhalte wird jenes in Sicherheit

errungen. Es ist die Fortführung des Lehrbegriffes der Richtigkeit in allen seinen Anwendungen. Will es doch gerade, sie vereinend, über sie herrschen. So setzt seine Darlegung und Bewährung das Wissen des Richtigen, als einer grundsätzlichen Lehrart, überall voraus. Und es mag die so entspringende Grundauffassung den Namen Orthosophie wohl führen.

Sie weicht von metaphysischen Unternehmungen früherer Zeiten durchaus ab. Die Fragen nach den Urgründen, nach der Erklärung der Welt, den letzten Ursachen der Dinge, und anderes mehr sind allemal in sich schon unklar und verschwommen; und bleiben es namentlich auch bei ihrer oft versuchten Anwendung auf die Probleme des Rechtes und der Gesellschaft.

Andererseits kann nicht zugegeben werden, dafs die erkenntniskritische Grundlegung einer Weltanschauung von dieser letzteren selbst sich systematisch trenne; so dass das prinzipielle Betonen der Notwendigkeit jener die Ausführung der zweiten ausschliefse. Das Gegenteil ist der Fall. Die grundsätzliche Kritik unserer Einsicht und die Klarlegung der allgemeingültigen bedingenden Elemente der letzteren würde zwar auch schon genug getan haben, wenn sie vor mangelhaftem Dogmatismus und Dilettantismus im Philosophieren bewahrte; und umgekehrt: vorschnelle Praxis oder gar beschränktes Haften nur an solcher verhütete. Noch sind wir nicht so weit, dafs wir ohne stets erneute gewissenhafte Prüfung der Methode zum Richtigen unbesorgt uns ausschliefslich der Einzelbewährung hingeben dürften; und am wenigsten ist dieses in den sozialen Wissenschaften der Fall. Aber auch wenn dem anders wäre, so müfste doch der erkenntniskritischen Nachforschung die

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weitere und gröfsere Aufgabe bleiben, den Weg zum Erlangen der stets von neuem zu erwerbenden geeinten Lebensauffassung zu bahnen: Nicht im Gegensatze zu dieser, sondern gerade als ihr Fundament.

Wendet man diese Erwägung auf den letzten Beruf der hier behandelten Lehre an, so zeigt es sich: Dafs das richtige Recht in dem jetzt vorgenommenen Probleme nicht mehr die bestimmende Bedingung ist, wie bei der sozialen Systematik und der gesellschaftlichen Entwickelungslehre; aber doch eine der nötigen Vorstufen. Denn wer zu dem Ziele einer letztlich abschliefsenden und allumfassenden Einheit des Seins überall gelangen will, mufs zuvor durch eines der besonderen Gebiete des Bewufstseins mit gesetzmäfsiger Einsicht geschritten sein. Und erst nach dieser Arbeit, am Treffpunkte der Richtigkeiten, beginnt das Wandern nach dem ferneren einen Ziele.

Besonders häufig sieht man es, dafs das letztere als weitere Folge auf die Erforschung der Natur gesetzt wird. Das mag auch angehen, sobald der nach der Welt Fragende sich neben dem Reiche der Erscheinungen auch desjenigen der Zwecke und seiner Gesetzmässigkeit versichert hat. Aber dringlicher noch und harmonischer zugleich mag es doch sein, von dem Wollen und seinem Grundgesetze her in die Weite der Welt erst zu gehen.

Denn es liegt nahe, dafs man auf der dann kommenden Bahn, die nach eigenem Plane ja zu durchmessen ist, Erinnerungen stofflich bedingter Art als mafsgebliche Führer mitnimmt. Allein jede unvermittelte Übersetzung begrenzter, wenngleich gesetzmäfsig bestimmter Gegenstände in die Welt des Unendlichen wirft auf der

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vorgesetzten Flucht der Gedanken ja nur zurück. Und dabei ist es wohl aufser Zweifel die Zeichen lehren es —, dafs der blofse Ausgang von der Beobachtung natürlicher Erscheinungen leicht dazu führt, auch in dem idealen Reiche, dessen man sich versichern wollte, im Grunde nichts zu erschauen, als ein gewisses Spiegelbild der uns umgebenden bedingten Natur. Und nicht nur Verteidiger, auch Angreifer des nun erwogenen Planes sind gleichermafsen so vorgegangen.

Das Wollen aber und sein Gesetz, die Zwecke und ihre sachliche Begründetheit legen solche Gefahr von sich aus weniger nahe. Und gesicherter mag darum von diesem Teile aus der, den es auf das All hindrängt, den Ausgang und die Zurüstung nehmen. Dazu mithin die Hand zu bieten, zu helfen und förderlich hinzuleiten, das ist der letzte Beruf unserer Lehre, und ein Ziel des richtigen Rechtes.

Hier ist der Grenzstein seiner Marken. Wer nach der letzten Grundauffassung sucht, verläfst sie nun. Anderes und wohl Gröfseres mag es sein, was des Beschauers Sinnen und Denken dann erfüllt; Neuem geht er entgegen. So möge er beim Abschiede noch einmal den Blick wenden und gedenkend auf das Land sehen, in dem er den Pfad und die Mittel zu weiterer Fahrt gefunden: Auf die Lehre von dem richtigen Rechte.

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