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Wie Alles sich zum Ganzen webt!

95 Eins in dem Andern wirkt und lebt!

Wie Himmelskräfte auf und nieder steigen
Und sich die goldnen Eimer reichen!
Mit segenduftenden Schwingen
Vom Himmel durch die Erde dringen,
100 Harmonisch all' das All durchklingen!

Welch Schauspiel! Aber ach, ein Schauspiel nur!

B. 1574: „Der Philosoph, der tritt herein". Die Anführungszeichen sollen die Rede eines Andern in Faust's Monolog, nicht ein eigentliches Allegat bezeichnen. Wollte man aber in dem Weisen eine bestimmte Persönlichkeit erblicken, so könnte mit Dünger nur der eben genannte Nostradamus angenommen werden. Dann jedoch nicht so, daß Goethe einen Ausspruch desselben wiedergäbe, sondern nur so, daß er die allgemeinste Lehre und die Grundlage aller Magie, daß es nämlich möglich sei, in die Geisterwelt einzudringen, frei an Jenes Namen knüpfte. Das Baden im Morgenroth ist höchster Ausdruck für: Studium der Magie. Morgenroth hieß ein bestimmtes magisches Experiment. Goethe konnte davon in Widman's Faust (Th. I, Kap. 1) gelesen haben: Zur Uebung „brauchte er auch an hohen Festtagen, wann die Sonne zu morgens früh auf ging, das crepusculum matutinum [Morgenroth] und andre mehr Zauberstücke". Das Experiment sollte zum Stein der Weisen (dem philosophischen Stein) führen. Denn Welling lehrte „Unsere Materie liegt der ganzen Welt vor Augen, alle Menschen leben in dem philosophischen Meer", und mit Hinweisung auf Fabri secreta secretorum pag. 5: „Dasjenige Wesen, welches die Weisen den nicht gemeinen Vitr. nennen, wird bei Aufgang der Sonne in größester Menge ausgebreitet und sehr häufig durch die ganze Welt zerstreuet angetroffen" (Opus mago-cabb. E. 561). Diese Lehre steht im Zusammenhange mit der kabbalistischen Kosmogonie, wonach der Makrokosmus drei Welten umfaßt; zwischen der Welt um Gott und der Welt der zwölf Kreise der himmlischen Heerschaaren (bei Welling S. 97 in besondrer Figur dargestellt) liegt die Welt Lucifer's, des Sohns der Morgenröthe, so genannt als der herrlichste der Geister, d. h. als das herrlichste Produkt des aus Gott strömenden Salzes. Dies Salz wird einem lieblich leuchtenden Lichte verglichen und Morgenröthe genannt (Welling S. 36): Gold, Schamajim in kabbalistischer Sprache, der Stein der Weisen. Die Scholastik und Theosophie verband alle höhere Erkenntniß, alles Schauen, mit dem Morgenroth; Thomas von Aquino, aus der Kabbala schöpfend und noch auf Schelling wirkend, nennt alle Erkenntniß a priore morgendlich, cognitio matutina, später Jakob Böhme sein Hauptwerk Morgenröthe im Aufgang", Erasmus Francisci sein Lehrbuch „Gegenstrahl der Morgenröthe“ und ähnlich Andre.

Wo faff' ich dich, unendliche Natur?

Euch, Brüste, wo? Ihr Quellen alles Lebens,
An denen Himmel und Erde hängt,

105 Dahin die welke Bruft sich drängt

Ihr quellt, ihr tränkt, und schmacht' ich so vergebens?

(Er schlägt unwillig das Buch um und erblickt das Zeichen des Erdgeistes.)

Wie anders wirkt dies Zeichen auf mich ein!

Du, Geist der Erde, bist mir näher;

Schon fühl ich meine Kräfte höher,

110 Schon glüh' ich wie von neuem Wein.

Ich fühle Muth, mich in die Welt zu wagen,
Der Erde Weh, der Erde Glück zu tragen,
Mit Stürmen mich herumzuschlagen

Und in des Schiffbruchs Knirschen nicht zu zagen.

115 Es wölkt sich über mir

Der Mond verbirgt sein Licht

Die Lampe schwindet!

Es dampft! Es zucken rothe Strahlen

Mir um das Haupt

Es weht

120 Ein Schauer vom Gewölb' herab

Und faßt mich an!

Ich fühl's, du schwebst um mich, erflehter Geist!
Enthülle dich!

Ha, wie's in meinem Herzen reißt!

125 Zu neuen Gefühlen

All meine Sinnen sich erwühlen!

Ich fühle ganz mein Herz dir hingegeben!

Du mußt, du mußt, und kostet' es mein Leben!

(Er faßt das Buch und spricht das Zeichen des Geistes geheimnißvoll aus. Es zuckt eine röthliche Flamme, der Geißt erscheint in der Flamme.)

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Geist.

Du flehst erathmend mich zu schauen, Meine Stimme zu hören, mein Antlig zu sehn; 135 Mich neigt dein mächtig Seelenflehn:

Da bin ich! Welch erbärmlich Grauen

Faßt Uebermenschen dich! Wo ist der Seele Ruf?
Wo ist die Brust, die eine Welt in sich erschuf
Und trug und hegte? Die mit Freudebeben
140 Erschwoll, sich uns, den Geistern, gleich zu heben?
Wo bist du, Faust, deß Stimme mir erklang,
Der sich an mich mit allen Kräften drang?
Bist du es, der, von meinem Hauch umwittert,
In allen Lebenstiefen zittert,

145 Ein furchtsam weggekrümmter Wurm!

Faust.

Soll ich dir, Flammenbildung, weichen?
Ich bin's, bin Faust, bin deines Gleichen!

Geist.

In Lebensfluthen, im Thatensturm

Wall ich auf und ab,

150 Wehe hin und her!

Geburt und Grab,

Ein ewiges Meer,
Ein wechselnd Weben,

Ein glühend Leben,

155 So schaff' ich am sausenden Webstuhl der Zeit Und wirke der Gottheit lebendiges Kleid.

Faust.

Der du die weite Welt umschweifft,

Geschäftiger Geist, wie nah fühl ich mich dir!

Geist.

Du gleichst dem Geist, den du begreifft,

160 Nicht mir! (Verschwindet.)

B. 156. Kleid Gottes bildlich, Jesaias 51, 6; Licht ist dein Kleid, das du [Jehovah] anhast, Psalm 104, 2. Goethe in „Grenzen der Menschheit": Küß ich den letzten Saum seines Kleides.

B. 159-64. Schiller (Würde der Frauen):

Seiner Menschlichkeit vergessen,

Wagt des Mannes eitler Wahn,

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Wagner, im Schlafrocke und der Nachtmüße, eine Lampe in der Hand. Faust wendet

sich unwillig.

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Verzeiht! Ich hör' euch deklamiren;

170 Ihr last gewiß ein griechisch Trauerspiel? is classical titration

In dieser Kunst möcht' ich was profitiren;

Denn heut zu Tage wirkt das viel.

Ich hab' es öfters rühmen hören,

Ein Komödiant könnt' einen Pfarrer lehren.

Mit Dämonen sich zu messen,

Denen nie Begierden nahn.

Aber Gleiches wird nur von Gleichem erkannt, begriffen, sagt der griechische Weise. Begreifen im Sinne von comprehendere, in der geistigen Bedeutung, die auf der finnlichen des Greifens ruht, wie dies Augustin in seinen Konfessionen (X, 11) ausführt. „Gott schuf den Menschen sich zum Bilde“, war das Motto von Lavater's Physiognomik, nach 1. Mosis 3, 5 (fiche unten V. 1694) und 1, 27.

B. 165. Der Famulus, welcher auf einigen Universitäten noch jetzt vorkommt, war ein dem Professor zur Aushülfe in gelehrten und UniversitätsAngelegenheiten beigegebner Student, zugleich sein Schüler und sein Sekretär und die Mittelsperson zwischen ihm und den übrigen Studenten. Er wohnte meist im Hause des Professors, wie dies bei Wagner vorausgesetzt wird.

B. 174. Gregorius von Nazianz klagt: Die ungezügelte Luft jener Menschen nach zerstreuenden Genüssen drohte die Kirche in ein Theater und den Prediger in einen Komödianten zu verwandeln (Orat. XXII, 8. p. 419); im engl. Volksliede heißt es:

The friar will often play the fool,

The fool will play the friar,

und Leffing frägt, ob Pastoren Komödien, Komödiendichter Predigten schreiben
dürfen (Anti-Goeze 2). Vergl. Boilean's Epistel an seinen Gärtner.

Fauft.

175 Ja, wenn der Pfarrer ein Komödiant ist;
Wie das denn wohl zu Zeiten kommen mag.
Wagner.

Ach, wenn man so in sein Museum gebannt ist
Und sieht die Welt kaum einen Feiertag,
Kaum durch ein Fernglas, nur von weiten,
180 Wie soll man sie durch Ueberredung leiten?

Faust.

Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen,
Wenn es nicht aus der Seele dringt
Und mit urkräftigem Behagen

Die Herzen aller Hörer zwingt.

185 Sigt ihr nur immer! Leimt zusammen,
Braut ein Ragout von Andrer Schmaus
Und blast die kümmerlichen Flammen
Aus eurem Aschenhäuschen 'raus!
Bewundrung von Kindern und Affen,

190 Wenn euch darnach der Gaumen steht;

Doch werdet ihr nie Herz zu Herzen schaffen,
Wenn es euch nicht von Herzen geht.

Wagner.
Allein der Vortrag macht des Redners Glück;
Ich fühl es wohl, noch bin ich weit zurück.

Faust.

195 Such er den redlichen Gewinn!

Sei er kein schellenlauter Thor!

B. 177. Museum s. Textrevision.

V. 192. Simrock (Die deutschen Sprichwörter, S. 247) führt den alten Spruch an: Was nicht von Herzen kommt, das geht nicht zu Herzen. Goethe spricht die Forderung der damals (1774) neuen Dichterschule aus, sich anlehnend an Klopstock, dessen Lieder „vom Herzen kamen, Gingen zu Herzen" (Mein Wäldchen 1778). So auch Bürger (Heloise an Abälard 1792):

Denn nur Der beweget leicht die Herzen,

Welchem selbst ein Herz im Busen schlägt. Auch vom Redner fordert Quintilian, daß er fühle, was er sage. Pectus facit disertum.

B. 196. Schellenlaut d. h., der klingenden Worten nachjagt. Der Ausdruck wird allgemein auf die Bibelstelle (1. Korinther 13, 1) vom tönenden

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