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Wie ich beharre, bin ich Knecht,

Ob dein, was frag' ich, oder wessen.

Mephistopheles.

Ich werde heute gleich beim Doktorschmaus

Als Diener meine Pflicht erfüllen.

1360 Nur Eins! · Um Lebens oder Sterbens willen Bitt' ich mir ein paar Zeilen aus.

Fauft.

Auch was Geschriebnes forderst du, Pedant?

Hast du noch keinen Mann, nicht Manneswort gekannt?
It's nicht genug, daß mein gesprochnes Wort

1365 Auf ewig soll mit meinen Tagen schalten?
Rast nicht die Welt in allen Strömen fort,
Und mich soll ein Versprechen halten?
Doch dieser Wahn ist uns ins Herz gelegt,
Wer mag sich gern davon befreien?

1370 Beglückt, wer Treue rein im Busen trägt,
Kein Opfer wird ihn je gereuen!

Allein ein Pergament, beschrieben und beprägt,
Ist ein Gespenst, vor dem sich Alle scheuen.
Das Wort erstirbt schon in der Feder,

1375 Die Herrschaft führen Wachs und Leder.
Was willst du, böser Geist, von mir?
Erz, Marmor, Pergament, Papier?

Soll ich mit Griffel, Meißel, Feder schreiben?
Ich gebe jede Wahl dir frei.

Mephistopheles.

1380 Wie magst du deine Rednerei Nur gleich so hißig übertreiben?

Ist doch ein jedes Blättchen gut.

Du unterzeichnest dich mit einem Tröpfchen Blut.

Faust.

Wenn dies dir völlig G'nüge thut, 1385 So mag es bei der Frage bleiben.

V. 1367. „Wenn doch der Mensch sich nicht vermessen wollte, irgend etwas für die Zukunft zu versprechen! Das Geringste vermag er nicht zu halten, geschweige, wenn sein Vorsatz von Bedeutung ist" (Wilhelm Meister's Lehrjahre 7. Buch, 8. Kap.). V. 1375. Wachs, die in Wachs ausgedrückten Siegel.

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Nur keine Furcht, daß ich dies Bündniß breche!
Das Streben meiner ganzen Kraft

Ist grade das, was ich verspreche.
1390 Ich habe mich zu hoch gebläht,
In deinen Rang gehör' ich nur.
Der große Geist hat mich verschmäht,
Vor mir verschließt sich die Natur.
Des Denkens Faden ist zerrissen,
1395 Mir efelt lange vor allem Wissen.
Laß in den Tiefen der Sinnlichkeit
Uns glühende Leidenschaften stillen!
In undurchdrungnen Zauberhüllen
Sei jedes Wunder gleich bereit!

1400 Stürzen wir uns in das Rauschen der Zeit,
Ins Rollen der Begebenheit!

Da mag denn Schmerz und Genuß,

Gelingen und Verdruß

Mit einander wechseln, wie es kann;

1405 Nur rastlos bethätigt sich der Mann.

Mephistopheles.

Euch ist kein Maß und Ziel gesetzt.
Beliebt's euch, überall zu naschen,
Im Fliehen etwas zu erhaschen,
Bekomm' euch wohl, was euch ergeht.

1410 Nur greift mir zu und seid nicht blöde!

Fauft.

Du hörest ja, von Freud' ist nicht die Rede.

Dem Taumel weih' ich mich, dem schmerzlichsten Genuß,

V. 1386. Die Verschreibung mit dem eignen Blut parodirt den Say: Non sacramentum sine sanguine. Der Teufel ist der Affe Gottes (Roskoff I, 224); Dei sacramenta Satanas affectat (Tertullian), ebenso Luther: keine Noth so gering, der Teufel hat ein Sakrament drauf gestift. Die Blutverschreibung kennen das erste Faustbuch und Marlowe (Bodinus S. 282 u. Kühne S. 251).

V. 1412 fgg. enthalten die Parole der von Goethe als fordernde be

Verliebtem Haß, erquickendem Verdruß.

Mein Busen, der vom Wissensdrang geheilt ist,
1415 Soll keinen Schmerzen künftig sich verschließen,
Und was der ganzen Menschheit zugetheilt ist,
Will ich in meinem innern Selbst genießen,

Mit meinem Geist das Höchst- und Tiefste greifen,
Ihr Wohl und Weh auf meinen Busen häufen
1420 Und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern
Und, wie sie selbst, am End' auch ich zerscheitern.

Mephistopheles.

O glaube mir, der manche tausend Jahre

An dieser harten Speise kaut,

Daß von der Wiege bis zur Bahre

1425 Kein Mensch den alten Sauerteig verdaut! Glaub unser Einem, dieses Ganze

Ist nur für einen Gott gemacht;

Er findet sich in einem ew'gen Glanze,
Uns hat er in die Finsterniß gebracht,

1430 und euch taugt einzig Tag und Nacht.

Allein ich will!

Faust.

Mephistopheles.

Das läßt sich hören!

zeichneten Sturm- und Drangperiode, die jedoch im Schlusse der Tragödie eingelöst wird.

„Lieben, Hassen, Fürchten, Zittern,

Hoffen, Zagen bis ins Mark,

Kann das Leben zwar verbittern,

Aber ohne sie wär's Quark"

lauten Verse eines andern Genossen jener Zeit (Lenz, Mus.-Alm. 1777, S. 28). Goethe selbst spricht davon (Brief an Lavater S. 133): sein „eigenes beschränktes Selbst zu einem Swedenborgischen Geisteruniversum erweitert zu fühlen“, dagegen später im Wilhelm Meister (Lehrjahre 8. Buch, 7. Kap.): „Wer Alles und Jedes in seiner ganzen Menschheit thun oder genießen will, wer Alles außer sich zu einer solchen Art von Genuß verknüpfen will, der wird seine Zeit nur mit einem ewig unbefriedigten Streben hinbringen.“

V. 1430. Nach Moses: „Da ward aus Morgen und Abend der erste Tag." Dazu Helmholtz (Vortr. 2, 123): „Nun erst, und nachdem sich das Wasser im Meere gesammelt und die Erde trockengelegt hatte, konnten Pflanzen und Thiere entstehen; denn für sie taugt einzig Tag und Nacht.“

Doch nur vor Einem ist mir bang:
Die Zeit ist kurz, die Kunst ist lang.
Ich dächt', ihr ließet euch belehren.
1435 Associirt euch mit einem Poeten,
Laßt den Herrn in Gedanken schweifen
Und alle edlen Qualitäten

Auf euren Ehrenscheitel häufen,
Des Löwen Muth,

1440 Des Hirsches Schnelligkeit,

Des Italiäners feurig Blut,
Des Nordens Dau'rbarkeit!

Laßt ihn euch das Geheimniß finden,
Großmuth und Arglist zu verbinden
1445 und euch mit warmen Jugendtrieben
Nach einem Plane zu verlieben!

Möchte selbst solch einen Herren kennen,
Würd' ihn Herrn Mikrokosmus nennen..

Faust.

Was bin ich denn, wenn es nicht möglich ist,

1450 Der Menschheit Krone zu erringen, Nach der sich alle Sinne dringen?

Mephistopheles.

Du bist am Ende was du bist.

Sez dir Perücken auf von Millionen Locken,
Set deinen Fuß auf ellenhohe Socken,

1455 Du bleibst doch immer, was du bist.

Faust.

Ich fühl's, vergebens hab' ich alle Schäße

V. 1433 s. oben zu V. 205 fg. und Divan III, 9, V. 2.

V. 1448. Mikrokosmus s. oben V. 77; Welling (S. 38, 91, 92): „Daß also der Mensch, die kleine Welt, die einzige Versammlung [Extrakt] ist dieses ganzen Universi, der großen Welt, darinnen alle ihre Ausgeburten, so unzählbare Formen und Gestalten, wiederum vereiniget zusammenkommen,“ und Reuchlin (III, u), den Menschen als Bild der göttlichen Trinität darstellend: Mens illuminat rationem, et ratio fluit in sensum, omnia unus animus.

V. 1454fg. Young in den Nachtgedanken (VI): Zwerge bleiben Zwerge, wenn auch auf Alpen gesetzt, nach dem italiänischen Sprichwort: Un nano é sempre piccolo, anche sulla cima di una montagna.

Des Menschengeists auf mich herbeigerafft, Und wenn ich mich am Ende niederseße, Quillt innerlich doch keine neue Kraft; 1460 Ich bin nicht um ein Haar breit höher, Bin dem Unendlichen nicht näher.

Mephistopheles.

Mein guter Herr, ihr seht die Sachen,
Wie man die Sachen eben sieht;
Wir müssen das gescheiter machen,
1465 Eh uns des Lebens Freude flieht.

Was Henker! Freilich Händ' und Füße
Und Kopf und H--, die sind dein;
Doch Alles, was ich frisch genieße,
Ist das drum weniger mein?

1470 Wenn ich sechs Hengste zahlen kann,
Sind ihre Kräfte nicht die meine?
Ich renne zu und bin ein rechter Mann,
Als hätt' ich vierundzwanzig Beine.
Drum frisch! Laß alles Sinnen sein,
1475 Und grad' mit in die Welt hinein!
Ich sag' es dir: ein Kerl, der spekulirt,
Jit wie ein Thier, auf dürrer Heide

Von einem bösen Geist im Kreis herumgeführt,
Und rings umher liegt schöne grüne Weide.

1480 Wie fangen wir das an?

Fauft.

Mephistopheles.
Wir gehen eben fort.

Was ist das für ein Marterort?

Was heißt das für ein Leben führen,
Sich und die Jungens ennuyiren?

B. 1460. Maler Müller im ersten Monologe seines Faust: „Warum so grenzenlos an Gefühl dies fünffinnige Wesen, so eingeengt die Kraft des Vollbringens! Trägt oft der Abend auf goldnen Wolken meine Phantasie empor, was kann, was vermag ich nicht da! Wie bin ich der Meister in allen Künsten! Wie spanne, fühl ich mich hoch droben und bin doch nur Kind, wenn ich körperliche Ausführung beginne."

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