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vom Stein der Weisen, vom nachtforschenden Magus.*) Von dem Zauberstücke selbst zeigt sich jedoch in den Dokumenten der Zeit keine Spur vor dem Jahre 1773. In Rom, am 1. März 1788, verlegte Goethe die Faust-Anfänge funfzehn Jahre zurück, was also auch auf dasselbe Jahr treffen würde. Der Schluß der scherzhaften Epistel, womit Gotter im Juli 1773 ihm für die Uebersendung des Göz dankte (Gedichte 3, 142, Note):

Schick mir dafür den Doktor Faust,

Sobald dein Kopf ihn ausgebraust!

das früheste Zeugniß, erscheint wie eine Antwort auf eine Aeußerung Goethe's, daß er nun den Faust zu bearbeiten vorhabe.

Von dieser Arbeit sollte sich der Dichter Zeit seines Lebens nicht wieder befreien. Stellt man der Gotter'schen Epistel ein andres Zeugniß gegenüber, den Brief des Kanzlers von Müller vom 24. März 1832, worin er Goethe's Tod einer von dessen Freundinnen meldete und zugleich bemerkte: „Vor wenig Wochen schloß er den fünften und lezten Akt des neuen Faust also ab:

Es wird die Spur von meinen Erdentagen
Nicht in Aeonen untergehn", **)

so überblickt man den sechzigjährigen Zeitraum, in welchem unsre Tragödie, als ein Ganzes angesehn, entstanden ist. Der Faust in seinen beiden Theilen ist daher, wie kein andres der Goethischen Werke, Produkt eines ganzen Lebens, woran die stürmische Jugend wie das Mannesalter und der Abend des achtzigjährigen Greises gleichmäßig sich betheiligt haben, um eine Tragödie zu schaffen, welche ihrerseits gleichfalls den Verlauf eines ganzen Menschenlebens und ungefähr dieselben Lebensepochen bis zu einem noch höhern Greisenalter hinauf biographisch umfaßt.

Gotter und seine Zeitgenossen mußten ihre Hoffnungen auf ein baldiges Erscheinen auch nur des Anfangs von Faust noch lange vertagen, wenngleich Goethe in der Zeit nach Beendigung des Werther, im Jahre 1774 das Stück im ersten Anlauf gleich so weit fortführte, daß er diese Erwartungen auch schon damals wohl hätte befriedigen können, wären seine eignen nicht höher gespannt ge=

*) Dichtung und Wahrh. Buch 8; Jahn, Briefe S. 138, 140, 147, 151. **) Grenzboten 1869, Nr. 32. S. 212.

wesen. Zeugnisse ergeben, daß, was damals bereits fertig vorlag und was sonst noch im Jahr 1775 hinzukam, sich schon wie ein beinahe fertiges Stück ausnahm. Seit dem Herbst 1774 pflegte Goethe seinen Freunden und den durch Frankfurt reisenden Schriftstellern Scenen daraus vorzulesen. Boie, der am 15. Oktober dieses Jahres ihn besuchte, schreibt darüber: „Einen ganzen Tag allein, ungestört mit Goethen zugebracht, mit Goethen, dessen Herz so groß und edel wie sein Geist ist. Er hat mir viel vorlesen müssen, ganz und Fragment, und in Allem ist der originale Ton, eigne Kraft und bei allem Sonderbaren, Unkorrekten Alles mit dem Stempel des Genies geprägt. Sein Dr. Faust ist fast fertig und scheint mir das Größte und Eigenthümlichste von Allem."*) Damit stimmt eine, allerdings viel spätre Aeußerung Jacobi's in einem Briefe an Goethe vom 12. April 1791 überein. Aus einer Mittheilung des Darmstädter Petersen geht hervor, daß nach Boie's Abreise im November 1774 wieder an Faust gearbeitet wurde. **) Zu Ende März 1775 konnten Klopstock, der von Karlsruhe über Frankfurt nach Hamburg zurückkehrte, neue Scenen aus Faust vorgelesen werden, und das Zusammentreffen der Bemerkung „Da ich aufstund, war mir's gut; ich machte eine Scene an meinem Faust" in dem Briefe an die Gräfin Auguste Stolberg vom 17. September 1775 mit der vorhergehenden Schilderung einer Ratte, welche Gift gefressen, fie läuft in alle Löcher, schlürft alle Feuchtigkeit, verschlingt alles Eßbare, das ihr in den Weg kommt, und ihr Innerstes glüht von unauslöschlich verderblichem Feuer“ - läßt auf eine Beschäftigung mit der Scene in Auerbach's Keller und mit dem Rattenliede schließen.***) Um diese Zeit muß Zimmermann, der berühmte Hannöversche Leibarzt, das Stück gelesen haben, da er zu Ostern 1776 davon an den Leipziger Buchhändler Reich mit folgenden Worten schreibt: „Wenn Sie heren können, so heren Sie ihm [Goethen] doch seinen Doktor Faust heraus. Noch hat Deutschland kein solches Werk ge= sehen, und drum sollten Sie's drucken."+) Zulegt noch in der Muße unmittelbar vor dem Abgange nach Weimar war viel am Faust

*) Boie, von K. Weinhold 1868, S. 70.
**) S. Dünßer, Erläuterungen, Faust S. 20.
***) Vergl. Böttiger, Lit. Zustände 1, 217.

†) K. Buchner, Wieland und die Weidmann'sche Buchhandlung 1871, E. 19; Merd, Briefe 2, Nr. 22 11. 3, Nr. 51.

geschehn, und grade dies Lezte erregte Merd's Bewunderung (An Nicolai 19. Jan. 1776).

Lessing mochte damals mit seiner Bearbeitung nicht hervortreten. Nach Engel's Angabe hätte er gesagt, er werde seinen Faust sicher herausgeben, sobald Goethe mit dem seinigen erschienen; „meinen Faust holt der Teufel; aber ich will Goethe's seinen holen“ (Weim. Jahrb. 2, 471). Der Buchhändler Mylius in Berlin bemaß schon 1775 das Honorar für Stella besonders in der Befürchtung äußerst niedrig, Goethe möchte sich sonst in seiner Honorarforderung für Faust etwa bis zu hundert Louisd'or versteigen. In Weimar selbst begrüßte Wieland zu Neujahr 1776 Goethe als Zauberer mit deutlicher Anspielung auf Faust und seinen Nostradamus“,*) und zur selben Zeit heißt es von ihm in einem Gedichte Einsiedel's:

Parodirt sich drauf als Doktor Faust,

Daß 'm Teufel selber vor ihm graus't.

Unter Goethe's ungedruckten Schauspielen wurde daher auch in Reichard's Theaterkalendern auf 1777, 1778 und 1779 neben Julius Cäsar, dem Vogelschießen vor Brüssel (d. h. Egmont) u. a. der Doktor Faust genannt, und die Dichter suchten ihn schon zu übertreffen, ehe er nur erschienen war. Ueber den Faust des Maler Müller**) schrieb die Berliner Literatur- und Theaterzeitung 1779 (Bd. 2, S. 237): „Der Goethe'sche, den das Publikum erwarten sollte, würde doch den Müller'schen hinter sich lassen. Herr Müller sage, was er will, Goethe ist sein Vorbild. Und so viel Nachahmer Dieser gefunden, so wenig scheinen sie sein Gutes zu erreichen; sie übertreffen ihn aber in dem Fehlerhaften, in dem immer neu, groß, kraftvoll, erhaben sein Wollenden." Auch in dem zu Goethe's Geburtsfeste am 28. August 1781 in Weimar aufgeführten Festspiele Minervens Geburt wurden Iphigenie und Faust vor seinen übrigen Werken gefeiert. Der Herzog selbst schrieb in diesem Jahre in das Tiefurter Journal (Nr. 3) davon als von dem Stücke eines Stückes, welches das Publikum immer nur leider als ein Stück zu behalten befürchtet, von einem Manne, welcher jezt als einer unserer besten, und gewiß mit Recht, als der weiseste Schriftsteller geehrt wird." Veröffentlicht wurde zu jener Zeit (1782) daraus aber nur,,Der König in Thule" im dritten Bande von Seckendorf's Volksliedern in einer etwas abweichenden Fassung, woneben

"

*) Im Gedicht „An Psyche“, Merkur 1776, S. 17.

**) Faust's Leben, dramatisirt 1778.

noch die Nachahmung von Gretchen's Monolog „Meine Ruh' ist hin" (S. 145) erwähnt sein mag, welche 1786 in Korona Schröter's Liedern erschien.") Auch in Weimar hatte Goethe sein Stück oft vorgelesen, in der allerersten Zeit und in den Achtziger Jahren, nachdem er das 1778 seiner Mutter übersandte Manuskript zurückempfangen hatte. Diese hielt es, nach Petersen's Zeugniß, wie ein Heiligthum, zeigte es jedoch guten Freunden und gab es gelegentlich Merck zum Vorleien. Einzelheiten drangen daher ins Publikum. Wieland citirt schon 1779 in einem Brief an Sophie La Roche**) das bekannte: „Ein politisch Lied ein garstig Lied" (Thl. I, V. 1737). So warf der Faust nach allen Seiten schon seine Schatten. Seine Veröffentlichung wurde dann endlich in dem Briefe an Göschen vom Juli 1786 und in dessen Ankündigung von der bevorstehenden ersten Gejammtausgabe der Goethischen Schriften***) „sicher als ein Fragment, doch mit der Aussicht auf mögliche Vollendung" für den Sommer 1787 verheißen.

Goethe hatte im Jahre 1786 sein altes, schon mürbes und vergriffenes Faust-Manuskript, welches in den letzten zehn Jahren wohl faum einen nennenswerthen Zuwachs erhalten, nach Italien mitge= nommen. Als er dort erst im Februar 1788 in Rom zur Arbeit gelangte, erschien es ihm wie das Fragment eines alten Koder". Fragment blieb es auch hier, da in Rom erweislich nur die im Garten der Villa Borghese geschriebne Scene in der Herenküche (S. 102) hinzugekommen ist. †) Die Abreise von Rom verhinderte die Fortsegung, und unterwegs und im ersten Jahre in Deutschland trat die Ausarbeitung des Tasso, dann die erste Redaktion und Herausgabe der Gedichte dazwischen; endlich entfernten die Elegien und Epigramme nach antiken Mustern den Dichter so weit von der Welt des Faust, daß nichts übrig blieb, als ihn gegen die erregte Erwartung in nothdürftigem Zusammenhange als "Fragment" zu veröffentli= chen. Nur Faust's Monolog in „Wald und Höhle" trägt nach Form

*) S. den Abdruck dieser Nachahmung in Goethe's Gedichten Bd. 3, Auhang, S. 395, Note.

**) Auswahl denkw. Briefe von Wieland, herausgegeben von Ludw. Wieland, Wien 1815. 1, 157.

***) In Bibra's „Journal von und für Deutschland“ 6. St. S. 575, in Wieland's „Merkur“, August 1786 (Anzeiger CXVI), und im „Deutschen Museum“, Ott. 1786 (. Jördens 6, 206).

†) S. Eckermann 2, 134.

und Inhalt das Gepräge dieser Zeit. Nur er läßt sich als Beweis dafür heranziehn, daß Goethe damals, gleichwie er die prosaische Jphigenie, den Tasso und die Jugendstücke Klaudine und Erwin für die erste Ausgabe seiner Schriften in jambischen Fünffüßlern umarbeitete, auch für den Faust in demselben Ton zu dichten angefan= gen hat. Innere Gründe nöthigten ihn, damit bald aufzuhören. In der Zeit vom Juli bis zum November 1789 stellte er den ersten Theil des Faust als Fragment zusammen. Ein herzoglicher Kanzlist besorgte die Abschrift für den Druck. Goethe schreibt dem Herzog am 5. November dieses Jahres (Briefw. Nr. 62): „Ich bin wohl und fleißig gewesen. Faust ist fragmentirt, das heißt in seiner Art für diesmal abgethan. Mittelsdorf schreibt ihn ab. Ein wunderlicher Concept ist ihm wohl nie vorgelegt worden. Es ist recht eigen, alle diese Tollheiten von eben der Hand zu sehen, welche uns sonst nur: "Veste, Liebe, Getreue" vorzulegen gewohnt ist.“

Während der Dichter also nach einem Briefe an Bertuch aus Rom vom 5. April 1788 gehofft hatte, schon zu Ostern 1789 den siebenten Band seiner Schriften zu bringen, „welcher den Faust und also die Girandel enthält", erschien dieser nun erst zu Ostern 1790, unmittelbar nach dem Ausbruche der französischen Revolution, unvollendet, als ein Stückwerk, jedoch effektvoll abschließend mit der Domscene.

Von den jetzt hier mit Vers 3477 endigenden Scenen fehlte jedoch, ganz abgesehn von den erst später gedichteten Eingangsstücken, der Zueignung, dem Vorspiel und dem Prolog im Himmel, die Scenenreihe von V. 253 bis 1415, also der Ostergesang, die Frühlingsfeier, der Spaziergang, die Aufnahme des Pudels, der Ueber= sehungsversuch, die Beschwörung nebst den ersten Gesprächen mit Mephistopheles. Es war dies die im Briefwechsel mit Schiller vielfach erwähnte große Lücke", deren Vorhandensein wesentlich zur Herausgabe des Stücks als Fragment nöthigte. Dann fehlte die Valentinscene (V. 3263 bis 3418), die Walpurgisnacht und alles Weitere von da ab.

Das Fragment machte dem Umfange nach noch nicht die Hälfte des jezigen ersten Theiles aus; es enthielt nach Vorstehendem den ersten Monolog, die Erscheinung des Erdgeistes, das erste Gespräch mit Wagner, die Schülerscene, Auerbach's Keller, die Herenküche und alle Gretchen-Partien mit Ausnahme der Kerkerscene, doch einschließlich der zwischen der Brunnenscene und

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