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Seinem

verehrten Lehrer und Freunde

BERNHARD BECKER

Direktor des Theol. Seminars der Brüderunität in Gnadenfeld

widmet dieses Buch

als ein Zeichen seiner unwandelbaren

Hochachtung, Dankbarkeit und Liebe

Der Verfasser.

Vorwort.

Die Unität der Böhmischen Brüder, deren Katechismen ich hiermit der Öffentlichkeit übergebe, ist, auf ihr Geschick hin angesehen, eine jener aus verschiedenen inneren und äufseren Gründen auf einen verhältnismässig kleinen Kreis von Mitgliedern beschränkten kirchlichen Genossenschaften, die von den gröfseren Volkskirchen teils mit Feuer und Schwert vernichtet, teils auf friedlichem Wege absorbiert wurden. Solche Kirchen pflegen nicht nur durch ihr tragisches Geschick Interesse und Teilnahme zu erwecken, sondern sie haben nicht selten auch einzelne Güter in besonderer Weise in ihren Kreisen verwirklicht und eben dadurch eine weiter reichende Bedeutung gewonnen. Ein solches von der Unität der Böhmischen Brüder in besonderer Weise verwirklichtes Gut, welches auch seiner Zeit in weiteren Kreisen Anerkennung gefunden hat, ist die von den Brüdern geleistete kirchliche und religiös-sittliche Erziehung des Volkes. Schon Hus' Bedeutung liegt ja nicht in seinem sogenannten,,Vorreformatortum", sofern man dabei in erster Linie an seine Theologie zu denken pflegt; er ist als Theolog sehr inkonsequent und in vielen Punkten sehr abhängig von Wiclif, aber dafs er, eine unantastbar reine und edle christliche Persönlichkeit, es in wunderbarer Weise verstand, das Volk in breiten Schichten für die sittlichen Ideale des Christentums nachhaltig zu begeistern, beweist die Frucht seiner verhältnismäfsig kurzen Thätigkeit in der Gegend von Kozi Hradek, dem späteren Centrum der Taboritenpartei, und ist der eigentliche Kern seiner geschichtlichen Bedeutung. Diese Volkstümlichkeit ist das Erbe, welches die Unität von dem Husitismus überkam. Wir werden es darum nicht auffallend finden, wenn wir im Folgenden sehen werden, dafs der Katechismus der Brüder, der ein nicht unwesentliches Mittel der Volkserziehung bildete, nicht nur andere Katechismen unter den Husiten zu Vorläufern gehabt hat, sondern auch in seinem Text sich an solche anlehnt, die, wahrscheinlich von Taboritenpriestern zum praktischen Gebrauch entworfen und von dem

Einzelnen je nach Bedürfnis frei verändert, an gewisse böhmische Traktate des Hus anknüpfen. Demnach ist der erste Brüderkatechismus, die Kinderfragen, Blüte und Abschlufs der originalen husitischen Katechismustradition, verfafst von Br. Lukas, einem Manne, der die, von Hus und Wiclif empfangenen Anregungen selbständig zu einer theologischen Gesamtanschauung verarbeitet hatte, wie das aus seinen zahlreichen Schriften hervorgeht. Mit Lukas ist jedoch die theologische Selbständigkeit der Unität zu Grabe getragen worden, und nach ihm wird das Schifflein der Unität immer unwiderstehlicher von einer fremden Geistesströmung fortgerissen. Mögen seine Lenker, wie

Augusta, im Prinzip mit ihr segeln oder, wie Blahoslav, alle Segel beisetzen, um in das alte Fahrwasser des Br. Lukas einzulenken, das Resultat bleibt das gleiche, weil auch Blahoslav ein klarer kirchlicher Gedanke fehlte. Was das Resultat war, das zeigt die Rolle, welche die Brüder bereits 4 Jahre nach Blahoslavs Tod beim Zustandekommen der böhmischen Konfession 1575 spielten. So nehmen denn die späteren Katechismen, je weniger original sie sind, um so weniger unser Interesse in Anspruch, zumal da in ihnen, wenigstens in dem Gyrcks, bestimmte theologische Auffassungen mehr verhüllt als dargestellt werden.

In diesem Sachverhalt liegt zugleich die Rechtfertigung dafür, dafs ich insofern von dem für die Editionen der Monumenta Germaniae paedagogica vorgeschriebenen Plan* abgewichen bin, als ich nicht zuerst die zu veröffentlichenden Originaltexte in ununterbrochenem Zusammenhang gebracht und dann zusammen besprochen und erläutert habe. Um ihrer besonderen Stellung willen erforderten zunächst die Kinderfragen eine eingehende und völlig selbständige Behandlung. Ein zweiter Abschnitt mufste dann die Bearbeitung der Kinderfragen bringen, welche zusammen mit den zahlreichen deutschen Ausgaben der Kinderfragen selbst beweisen, eine wie grofse Bedeutung der erste Brüderkatechismus für Deutschland erlangte. Endlich musste der spätere Brüderkatechismus wieder für sich gesondert betrachtet werden, weil derselbe mit den Kinderfragen nur noch in sehr loser Weise zusammenhängt.

Die Abhandlung über das Schulwesen der böhmischen Brüder ist infolge der spärlich fliefsenden Quellen dürftig ausgefallen. Die wenigen Dokumente, die ich über die Einrichtung der Brüderschulen

* K. Kehrbach, Kurzgefafster Plan der Mon. Germ. Paed. etc. Berlin. A. Hofmann & Comp. S. 18. Es wird hier auf die Grundsätze der Edition hingewiesen, die Kehrbach in seiner Ausgabe der sämtlichen Werke J. F. Herbarts (Band I. Vorrede zur gesamten Ausgabe) aufgestellt und befolgt hat.

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