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uneheliche Kinder fälschlich und absichtlich als eheliche zu dem Kirchenbuche angemeldet worden sind. Es sind ferner mehrfach Fälle vorgekommen, in denen Frauenspersonen bei der Anmeldung des Aufgebotes als „Jungfrau“ bezeichnet worden und auch mit dem jungfräulichen Kranze zur Trauung erschienen sind, welche ihre jungfräuliche Ehre keinesweges be: wahret, ja zum Theil schon uneheliche Kinder geboren hatten, die theils schon an demselben Tage gleich nach der Trauung, theils am folgenden Tage zur Taufe gebracht wurden."

Wenn unsere Kirchengemeinden Gemeinschaft hätten und sich als ein Leib Christi wüßten und fühlten, würde nicht nur das Ganze, sondern jeder Einzelne sich betrüben und fragen müssen:

Soll und darf ich ein Mitglied einer Gemeinschaft sein, an der man öffentlich Solches rügen muß? Was soll ich thun, wenn die Gemeinde nichts thun, sondern solchen Tadel ruhig dahinnehmen kann? Ist es vor Gott und Menschen recht, zuzugeben und anzuerkennen, daß Jesus der Stifter einer solchen Gemeinschaft sei? Soll und darf ich still zusehen, wie sein herrlicher Name und seine Stiftung dadurch der Verachtung preisgegeben wird? Ist eine solche Gemeinde ein Leib Christi? Ja noch mehr, ist sie ein Tempel des heiligen Geistes, ein Tempel des lebendigen Gottes? eine Verherrlichung seines heiligen Namens? Wo aber Niemand betrübt wird, noch es fühlt, noch danach fragt, da ist gewiß keine christliche Gemeinschaft, kein Leben und kein Antrieb zur Besserung, sondern Tod. ist ein Leib, dem man Glieder abschneiden kann, ohne daß er es fühlt, ein Leichnam. In einem lebendigen Leibe leiden und trauern alle Glieder mit jedem Gliede und dem Ganzen. Möge Gott sich erbarmen und seinen heiligen Geist in diese Todtengebeine senden! Er allein hat Macht, sie zu neuem Leben zu erwecken!

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Je mehr Betrübniß entsteht, desto mehr wird man arbeiten und wirken, daß wieder Leben erweckt wird, und solche Thätigkeit wird den Namen der Gemeinde zu Ehren bringen; thut die Gemeinde aber nichts, so hat sie den Namen einer christlichen verwirkt.

Die Vereine zur Besserung entlassener Sträflinge sind ebenso ehrenwerth; allein es wäre viel besser, wenn sie die Thätigkeit und Aufopferung dazu verwendeten, daß die Leute nicht erst in das Gefängniß kämen. Ich habe viele junge Menschen vor Gericht stehen sehen und sie wegen Verbrechen sogar selbst vertheilen müssen. Wenn aber Jeder sich selbst die Frage vorlegte: was würde aus mir geworden sein, wenn ich an der Stelle dieses Men= schen aufgewachsen wäre? so würden wir einsehen lernen, daß die Ge= sammtheit oft mehr Schuld an dem Verderben hat, als der Verbrecher

selbst. Man sehe nur die armen Jungen, die auf den Straßen stehen oder in irgend einem Hausflure fißen und ihre Mahlzeit verzehren. Oder Kinder, die von den Angehörigen Betteln und Stehlen geschickt werden. Werden diese als uns von Gott zur Erziehung anvertraute Wesen angesehen und gehalten? Was thut die Gemeinde, der sie angehören, für solche? Jesus sagt: wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf; und ein echter Jünger Jesu thut seine Lehre, und nur diese sind seine Freunde. Wer fie aber vor die Thüre weiset, der hat den hinausge= gewiesen, der ihm das Leben und alle Kräfte des Leibes und der Seele gegeben hat, und der einst Rechenschaft fordern wird; und dann wird das Urtheil lauten: was ihr nicht gethan habt einem von diesen, das habt ihr mir auch nicht gethan 2c., und sie werden in die ewige Bestrafung gehen.

Die Consumvereine sollen dem Arbeiterstande dadurch aufhelfen, daß fie ihm die Lebensbedürfnisse billiger verschaffen. Man legt zu dem Ende Geld zusammen und stellt einen eigenen Kaufmann an, der die im Ganzen eingekauften Waaren an die einzelnen Theilnehmer verkauft. Wenn diese Vereine sich erst über das Ganze verbreiten, dann werden sie sich nicht nur die Kaufmannswaaren besorgen, sondern auch Schuhe, Kleider, Tische c. auf eigene Rechnung machen lassen, und dann werden sowohl die Angestellten leben können, und auch die Ansteller ihre Bedürfnisse billig und gut bekommen. Dann hört der Unsinn der Gewerbefreiheit von selbst auf, denn diese Vereine stellen gewiß nicht mehr Kaufleute, Arbeiter 2c. an, als fie bedürfen, und wenn die Leiter dieser Vereine auch Gewerbefreiheit procla miren, werden sie dieselbe doch niemals zur Geltung kommen lassen, und wollen fie Gewerbefreiheit beibehalten, so müssen sie jedem eine Niederlage ihrer Waaren geben, der eine haben will, und wenn es deren drei in einem Hause wären, und Arbeiter anstellen, so viel, als sich melden; thun sie das nicht, so haben diejenigen, welche eine Niederlage haben oder in Arbeit stehen, nach den Ansichten der Gewerbefreiheit ein Privilegium, und das soll doch keiner haben. Die Consumvereine in ihrer Vollendung müssen gerade so handeln, wie die chriftliche Gemeinde handeln muß, die ihre Glieder als ihr angehörige Glieder anerkennt und sie schüßen und erhalten will. Bei der jeßigen Einrichtung der Consumvereine nüßen sie nicht nur nichts, sondern find effectiv schädlich, denn die Consumvereine nehmen dem Kaufmanne das, wovon er lebte, und zwingen ihn, den Mitgliedern des Consumvereins die Arbeit und Kundschaft wegzunehmen, denn wenn er als Kaufmann nicht mehr eristiren kann, muß er in die Reihen der Arbeiter treten, es werden also nur mehr arme Leute. Und gesezt auch, die Ar

beiter könnten sich ihren Unterhalt dadurch billiger verschaffen, so wird der Andrang größer, und der Markt bald mehr mit Arbeitern gefüllt, daher werden sie bald billiger arbeiten, und ebenso elend leben wie bisher. Die durch kein Geses geregelte Concurrenz, die Feindschaft ist es, die den Lohn herabschraubt; fie mögen es machen, wie sie wollen, der Zopf hängt hinten.

So könnte ich noch lange fortfahren, und verschiedene Vereine nennen, und wir würden immer finden: sie helfen auf eine kurze Zeit, machen dann aber das Uebel immer ärger, wie die französischen Nationalwerkstätten, und alle dergleichen Dinge.

Haben wir dagegen christliche Gemeinde, so haben wir zuerst ehrliche treue Menschen, die ihre Pflichten erfüllen und dadurch Rechte erwerben. Wir haben dann so viel Kaufleute und Handwerker jeder Art, als wir bedürfen, aber nicht mehr und nicht weniger, und die Entscheidung wird eine gerechte, weil die ganze Gemeinde, daher Producent und Consument diese Frage entscheidet und ordnet, indem sie für jedes Glied gleich sorgt. Wir bedürfen dann weder Gesellen noch Meisterprüfungen, denn die Gemeinde nimmt gewiß jeden an, den sie als einen solchen ansieht, den sie gebrauchen kann, und für den sie ein gesichertes Arbeitsfeld hat, aber sie nimmt nicht jeden an, der da irgendwo herkommt, und noch nichts gethan hat, weil sie für ihn sorgen will, so lange er seine Menschenpflichten erfüllt; sie ordnet die menschlichen Verhältnisse, und mit ihnen sind die gewerblichen in Ordnung gebracht. Die vollkommenste Liebe ist die höchste Gerechtigkeit und hat die strengste Ordnung, denn nur dadurch ist das Wohl Aller zu erlangen und dauernd zu erhalten; wo aber Ordnung ist, muß Beschränkung der persönlichen Freiheit sein. Gott ist ein Gott der Ordnung und des Friedens, und wo er regiert, da ist kein Chaos, sondern Alles hat seinen angewiesenen Wirkungskreis, seinen Plaz gesichert, so lange als er ihn ausfüllt. Diese eine Verbindung macht die andern alle übrig, sie ist eben vollkommen und eine göttliche Einrichtung, die sich auch als eine solche bewähren wird, sobald man sie hält, und ohne sie ist kein Heil, kein Gedeihen möglich. Jesus ist der uns von Gott gesandte Arzt, durch ihn allein erhalten wir Gesundheit und Leben (nämlich geistige), wenn wir seine Lehre thun; wenn wir sie aber kennen und nicht thun, müssen wir in noch tiefere Finsterniß, und es wäre uns besser, den Weg der Wahrheit nicht kennen gelernt zu haben, 2. Petr. 2, 21, denn wir verwirken ein um so härteres Urtheil.

Welche Furcht herrscht überall? wie muß sich der Mensch vor dem Menschen fürchten! welche ungeheueren Anstrengungen und Opfer müssen wir im Dienste der Feindschaft bringen? Wie ist der Irrthum so einge=

wurzelt, daß der Mensch unser Feind sei, gegen den man sich bewaffnen und schüßen müsse, während doch die Feindschaft der Feind ist, der uns alle die Lasten, Mühen, Entbehrungen und Entwürdigungen auferlegt. Wie viel Kummer, Sorge, Elend und Krankheit ist unter uns, welche Folgen der Sünde sind, wovon wir auch niemals frei werden können, so lange wir in der Knechtschaft der Sünde bleiben; wir können aber nicht herauskommen, wenn wir nicht thun, was das göttliche Geseß uns sagt, 1. Joh. 3, 8-10. Durch Jesum Christum hat uns Gott zu höherer Vollkommenheit berufen, damit wir den Segen der Verheißungen ererben sollen; wir können dahin aber nur auf dem Wege gelangen, den uns Jesus Christus gelehrt und gezeigt hat, den Weg der Liebe und Selbstverleugnung. Sowie wir davon nach rechts oder links abweichen, kommen wir auf Irrwege, die uns vom Ziele ab und zulezt in Finsterniß führen. Jesus Christus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben; er ist der Weinstock, an dem wir blei ben müssen, wenn wir Frucht bringen wollen; er ist es, der uns zur wahren Menschenwürde, zur Kindschaft Gottes erhebet, daß wir das Wort erkennen: Gott hat mich erschaffen; daß wir sagen: ich bin ein von Gott mit Verstand und Gefühl begabtes Wesen, und daß wir uns selbst als Geschöpfe der Vaterliebe Gottes erkennen und fühlen, und uns dieser hohen Gnade auch bewußt werden; und wenn das der Fall ist, dann sehen. wir auch jeden Menschen als ein von Gott geschaffenes und geliebtes Wesen an, und beweisen unsere Liebe und Verehrung zu Gott durch Liebeserweisungen gegen sein Geschöpf.

Es muß unsere Aufgabe sein, dahin zu wirken, daß der Segen Jakob's über die Völker komme. So lange Israel dies Ziel: die Vervollkommnung der Menschheit erstrebte, die aus der reineren Gotteserkenntniß hervorgehet, war es ein Volk Gottes; als es aber diese Mission mißachtete, ist es zerstreut, und sehr viele von ihnen find Gößendiener geworden; diese, denen das Geld der Beweggrund ihres Denkens, Redens und Handelns ist, und die da sagen: es ist immer so gewesen und wird immer so bleiben, denn der Mensch ist mit Leidenschaften geboren 2c. Solche leugnen die Bildungsfähigkeit des Menschen und zugleich ihren Beruf, für die Ausbildung der Menschheit thätig zu sein, und so lange sie so denken, sind sie der Menschheit kein Segen und können den Segen nicht ererben. und find wie Kain: soll ich meines Bruders Hüter sein?

Sie sagen

Noch weniger werden diejenigen, die so denken und handeln, denen das höhere Licht erschienen ist, und die sich sogar Christen (Gesalbte) nen= nen, das Ziel und die Vollkommenheit erlangen, zu der wir von Gott ge=

schaffen und bestimmt sind. Menschenwohl und Menschenwürde erlangt nur der, welcher es fördert und daran arbeitet.

Das Bibelbuch ist das Buch göttlicher Weisheit und Kraft, darum rufe ich Allen zu:

Halt' fest an Gottes Wort,
es ist dein Glück auf Erden,
und wird, so wahr Gott ist,
dein Glück im Himmel werden.
Verachte christlich groß
des Bibelfeindes Spott,
die Lehre, die er schmäht,

bleibt doch das Wort aus Gott.

Darum will ich nach dem Worte meines Meisters Menschenfischer werden, eine Heerde unter einem Hirten erstreben und rufe Allen denen zu, die Menschengefühl in sich tragen und für Menschenwohl thätig sein wollen:

Reich' Bruder, mir die Hände,
sei freundlich mir und wende
den Blick vor deinem Ende
nicht wieder weg von mir.
Ein Ziel unser Bemühen,
Ein Glück, für das wir glühen,

Ein Himmel mir und dir!

Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden; leite unsere Füße auf den Pfad des Friedens, und mache uns selbst zum Tempel, in dem du wohnest, damit wir werden deines Namens Verherrlichung durch den, den du gesandt hast, Jesum Christum, unsern Herrn! Amen.

Breslau, den 18. Februar 1867.

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3. G. Hofmann.

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