Mephistopheles. Da die? Sie kam von ihrem Pfaffen, Das eben für nichts zur Beichte ging; Fauft. 3ft über vierzehn Jahr doch alt. Du sprichst ja wie Hans Liederlich, Fauft. Mein Herr Magister lobesan, Laß er mich mit dem Gesetz in Frieden! Bedenk, was gehn und stehen mag! Fauft. Hätt' ich nur sieben Stunden Ruh', Ihr sprecht schon fast wie ein Franzos; Was hilft's nur grade zu genießen? Als wenn ihr erst herauf, herum, Durch allerlei Brimborium, Das Püppchen geknetet und zugericht't, Hab' Appetit auch ohne das. Mephistopheles. Jezt ohne Schimpf und ohne Spaß! Lauft. Schaff' mir etwas vom Engelsschaß! Schaff' mir ein Halstuch von ihrer Brust, Ein Strumpfband meiner Liebeslust! Mephistopheles. Damit ihr seht, daß ich eurer Pein Wollen wir keinen Augenblick verlieren, Will euch noch heut in ihr Zimmer führen. Und soll sie sehn? sie haben? Mephistopheles. Nein! Sie wird bei einer Nachbarin seyn. Mephistopheles. Können wir hin? Es ist noch zu früh. Lauft. Sorg' du mir für ein Geschenk für sie. (A6.) Mephistopheles. Gleich schenken? Das ist brav! Da wird er reüssiren! (Ab.) Abend. Ein kleines, reinliches Zimmer. Margarete (ihre Zöpfe flechtend und aufbindend). Ich gäb' was drum, wenn ich nur wüßt' Er sah gewiß recht wacker aus, Und ist aus einem edlen Haus; Das konnt' ich ihm an der Stirne lesen Er wär' auch sonst nicht so keck gewesen. Mephistopheles. Faust. Mephistopheles. Herein, ganz leise, nur herein! Faust (nach einigem Stillschweigen). Ich bitte dich, laß mich allein! Mephistopheles (herumspürend). Nicht jedes Mädchen hält so rein. Faust (rings aufschauend). Willkommen süßer Dämmerschein! Der du dieß Heiligthum durchwebst. Ergreif, mein Herz, du süße Liebespein! Die du vom Thau der Hoffnung schmachtend lebst. Wie athmet rings Gefühl der Stille, Der Ordnung, der Zufriedenheit! In diesem Kerker welche Seligkeit! (Er wirft sich auf den ledernen Sessel am Bette.) (Ab.) (Ab.) O nimm mich auf, der du die Vorwelt schon Schon eine Schaar von Kindern rings gehangen! Der Füll' und Ordnung um mich fäuseln, Den Teppich auf den Tisch dich reinlich breiten heißt, Sogar den Sand zu deinen Füßen kräuseln. Oliebe Hand! so göttergleich! Die Hütte wird durch dich ein Himmelreich). (Er hebt einen Bettvorhang auf.) Was faßt mich für ein Wonnegraus! Hier möcht' ich volle Stunden säumen. Natur! hier bildetest in leichten Träumen. Den eingebornen Engel aus; Hier lag das Kind, mit warmem Leben Den zarten Busen angefüllt, Und hier mit heilig reinem Weben Entwirkte sich das Götterbild! Und du! Was hat dich hergeführt? Wie innig fühl ich mich gerührt! Was willst du hier? Was wird das Herz dir schwer ? Armsel❜ger Faust! ich kenne dich nicht mehr. Umgiebt mich hier ein Zauberduft? Mich drang's so grade zu genießen, Und fühle mich in Liebestraum zerfließen! Sind wir ein Spiel von jedem Druck der Luft? Und träte sie den Augenblick herein, Geschwind! ich seh' sie unten konimen. Fort! Fort! Ich kehre nimmermehr! Hier ist ein Kästchen, leidlich schwer; Um eine andre zu gewinnen. Zwar Kind ist Kind und Spiel ist Spiel. Fauft. Ich weiß nicht, soll ich? Mephistopheles. Fragt ihr viel? Meint ihr vielleicht den Schatz zu wahren? Dann rath' ich eurer Lüsternheit, Die liebe schöne Tageszeit Und mir die weitre Müh' zu sparen. Ich hoff' nicht, daß ihr geizig seyd! Ich krag' den Kopf, reib' an den Händen (Er stellt das Kästchen in den Schrein und drückt das Schloß wieder zu.) Nur fort! geschwind! Um euch das füße junge Kind Nach Herzens Wunsch und Will' zu wenden; Und ihr seht drein, Als solltet ihr in den Hörsaal hinein, Als stünden grau leibhaftig vor euch da Physik und Metaphysika! Nur fort! (Ab.) |