Nun braut mir unverzüglich dran! Was heute nicht geschieht, ist morgen nicht gethan; Prolog im Himmel. Der Herr, die himmlischen Heerschaaren, nachher Mephistopheles. Die drei Erzengel treten vor. Raphael. Die Sonne tönt nach alter Weise Und schnell und unbegreiflich schnelle Mit tiefer, schauervoller Nacht; Es schäumt das Meer in breiten Flüssen Am tiefen Grund der Felsen auf, Und Fels und Meer wird fortgerissen Michael. Und Stürme brausen um die Wette, Vom Meer aufs Land, vom Land aufs Meer, Und bilden wüthend eine Kette Der tiefsten Wirkung rings umher. Da flammt ein blißendes Verheeren Der Anblick giebt den Engeln Stärke, Sind herrlich wie am ersten Tag. Da du, o Herr, dich einmal wieder nahst, Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen. Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag, Und ist so wunderlich), als wie am ersten Tag, Ein wenig besser würd' er leben, Hätt'st du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben; Er nennt's Vernunft und braucht's allein, Nur thierischer als jedes Thier zu seyn. Er scheint mir, mit Verlaub von Ew. Gnaden, Wie eine der langbeinigen Cicaden, Die immer fliegt und fliegend springt Und gleich im Gras ihr altes Liedchen singt: Der Herr. Hast du mir weiter nichts zu sagen? Mephistopheles. Nein, Herr! ich find' es dort, wie immer, herzlich schlecht. Die Menschen dauern mich in ihren Jammertagen; Ich mag sogar die armen selbst nicht plagen. Fürwahr! er dient euch auf besondre Weise. Nicht irdisch ist des Thoren Trank noch Speise. Er ist sich seiner Tollheit halb bewußt: Befriedigt nicht die tiefbewegte Brust. Der Herr. Wenn er mir jetzt auch nur verworren dient, Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt, Mephistopheles. Was wettet ihr? den sollt ihr noch verlieren, Wenn ihr mir die Erlaubniß gebt Ihn meine Straße sacht zu führen! Der Herr. So lang' er auf der Erde lebt, So lange sey dir's nicht verboten. Es irrt der Mensch, so lang' er strebt. Mephistopheles. Da dank' ich euch; denn mit den Todten Hab' ich mich niemals gern befangen. Am meisten lieb' ich mir die vollen, frischen Wangen, Für einen Leichnam bin ich nicht zu Haus; Mir geht es wie der Kaße mit der Maus. Der Herr. Nun gut, es seh dir überlassen! Zieh diesen Geist von seinem Urquell ab, Und steh' beschämt, wenn du bekennen mußt: Mephistopheles. Schon gut, nur dauert es nicht lange. Erlaubt ihr mir Triumph aus voller Brust. Der Herr. Du darfst auch da nur frei erscheinen; 3st mir der Schalk am wenigsten zur Last. Des Menschen Thätigkeit kann allzuleicht erschlaffen; Er liebt sich bald die unbedingte Ruh'; Drum geb' ich gern ihm den Gesellen zu, Der reizt und wirkt, und muß, als Teufel, schaffen. Erfreut euch der lebendig reichen Schöne! (Der Himmel schließt; die Erzengel vertheilen sich.) |