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Zwinger.

In der Mauerhöhle ein Andachtsbild der Mater dolorosa, Blumenkrüge davor.

Gretchen

(steckt frische Blumen in die Krüge).

Ach neige,

Du Schmerzenreiche,

Dein Antlig gnädig meiner Noth!

Das Schwert im Herzen,

Mit tausend Schmerzen

Blichst auf zu deines Sohnes Tod.

Zum Vater blicst du,

Und Seufzer schickst du

Hinauf um sein' und deine Noth.

Wer fühlet,

Wie wühlet

Der Schmerz mir im Gebein?

Was mein armes Herz hier banget,

Was es zittert, was verlanget,
Weißt nur du, nur du allein!

Wohin ich immer gehe,
Wie weh, wie weh, wie wehe
Wird mir im Busen hier!
Ich bin, ach! kaum alleine,
Ich wein', ich wein', ich weine,
Das Herz zerbricht in mir.

Die Scherben vor meinem Fenster
Bethaut' ich mit Thränen, ach!
Als ich am frühen Morgen
Dir diese Blumen brach..

Schien hell in meine Kammer
Die Sonne früh herauf,
Saß ich in allem Jammer

In meinem Bett schon auf.

Hilf! rette mich von Schmach und Tod!

Ach neige,

Du Schmerzenreiche,

Dein Antlig gnädig meiner Noth!

Nacht.

Straße vor Gretchens Thüre.

Valentin, Soldat. Gretchen's Bruder.

Wenn ich so saß bei einem Gelag,
Wo mancher sich berühmen mag,

Und die Gesellen mir den Flor
Der Mägdlein laut gepriesen vor,
Mit vollem Glas das Lob verschwemmt,
Den Ellenbogen aufgestemmt;

Saß ich in meiner sichern Ruh,
Hört' all dem Schwadroniren zu.
Und streiche lächelnd meinen Bart,
Und kriege das volle Glas zur Hand,
Und sage: Alles nach seiner Art!
Aber ist eine im ganzen Land,
Die meiner trauten Gretel gleicht,

Die meiner Schwester das Wasser reicht?
Top! Top! Kling! Klang! das ging herum!
Die einen schrieen: Er hat Recht;
Sie ist die Zier vom ganzen Geschlecht!
Da saßen alle die Lober stumm.

Und nun! - ums Haar sich auszuraufen
Und an den Wänden hinauf zu laufen! -
Mit Stichelreden, Nasenrümpfen
Soll jeder Schurke mich beschimpfen!
Soll wie ein böser Schuldner siten,
Bei jedem Zufallswörtchen schwitzen!
Und möcht' ich sie zusammenschmeißen
Könnt' ich sie doch nicht Lügner heißen.

Was kommt heran? Was schleicht herbei?
Irr' ich nicht, es sind ihrer zwei.

Ist er's, gleich pack' ich ihn beim Felle;
Soll nicht lebendig von der Stelle!

Faust. Mephistopheles.

Fauft.

Wie von dem Fenster dort der Sakristei
Aufwärts der Schein des ew'gen Lämpchens flämmert
Und schwach und schwächer seitwärts dämmert,
Und Finsterniß drängt ringsum bei:

So sieht's in meinem Busen nächtig.
Mephistopheles.

Und mir ist's wie dem Käßlein schmächtig
Das an den Feuerleitern schleicht,

Sich leis dann um die Mauer streicht;
Mir ist's ganz tugendlich dabei,

Ein bißchen Diebsgelüst, ein bißchen Rammelei.

So spukt mir schon durch alle Glieder

Die herrliche Walpurgisnacht!

Die kommt uns übermorgen wieder,

Da weiß man doch warum man wacht.

Lauft.

Rückt wohl der Schatz indessen in die Höh',
Den ich dort hinten flimmern seh'?

Mephistopheles.

Du kannst die Freude bald erleben,
Das Kesselchen herauszuheben.

Ich schielte neulich so hinein;

'8 sind herrliche Löwenthaler drein.

Fauft.

Nicht ein Geschmeide? Nicht ein Ring,
Meine liebe Buhle damit zu zieren?

Mephistopheles.

Ich sah dabei wohl so ein Ding,

Als wie eine Art von Perlenschnüren.

Lauft.

So ist es recht! Mir thut es weh,

Wenn ich ohne Geschenke zu ihr geh'.
Mephistopheles.

Es sollt euch eben nicht verdrießen,
Umsonst auch etwas zu genießen.

Jezt, da der Himmel voller Sterne glüht,
Sollt ihr ein wahres Kunststück hören;
Ich sing' ihr ein moralisch Lied,

Um sie gewisser zu bethören.

(Singt zur Zither.)

Was machst du mir

Vor Liebchens Thür
Kathrinchen, hier

Bei frühem Tagesblicke?

Laß, laß es sehn!

Er läßt dich ein,

Als Mädchen ein,

Als Mädchen nicht zurücke.

Nehmt euch in Acht!

Ist es vollbracht,

Dann gute Nacht

Ihr armen, armen Dinger!

Habt ihr euch lieb,

Thut keinem Dieb

Nur nichts zu Lieb',

Als mit dem Ring am Finger!

Valentin (tritt vor).

Wen lockst du hier? Beim Element!

Vermaledeiter Rattenfänger!

Zum Teufel erst das Instrument!

Zum Teufel hinterdrein den Sänger!

Mephistopheles.

Die Zither ist entzwei! an der ist nichts zu halten.

Goethe, sämmtl. Werke. XI.

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