Mephistopheles. Das wär' sie denn! Vor dieser hätt' ich Ruh; Für mich ist dießmal weiter nichts zu thun; Fauft. Hab' ich noch Augen? Zeigt sich tief im Sinn War nnr ein Schaumbild solcher Schöne! Dir Neigung, Lieb', Anbetung, Wahnsinn zolle. So faßt euch doch und fallt nicht aus der Rolle! Aeltere Dame. Groß, wohlgestaltet! nur der Kopf zu klein. Jüngere. Seht nur den Fuß! Wie könnt' er plumper seyn? Diplomat. Fürstinnen hab' ich dieser Art gesehn, Mich däucht, sie ist vom Kopf zum Fuße schön. Hofmann. Sie nähert sich dem Schläfer listig mild. Dame. Wie häßlich neben jugendreinem Bild! Poet. Von ihrer Schönheit ist er angestrahlt. Dame. Endymion und Luna! wie gemalt! Port. Ganz recht! die Göttin scheint herabzusinken, Duenna. Das Maß ist voll. Vor allen Leuten! das ist doch zu toll! Sie schleicht sich weg, leichtfüßig; er erwacht. Dame. Sie sieht sich um! das hab' ich wohl gedacht. Hofmann. Er staunt! Ein Wunder ist's was ihm geschieht. Dame. Ihr ist kein Wunder was sie vor sich sieht. Hofmann. Mit Anstand kehrt sie sich zu ihm herum. Dame. Ich merke schon, sie nimmt ihn in die Lehre; Ritter. Laßt mir sie gelten! Majestätisch sein! Dame. Die Buhlerin! Das nenn' ich doch gemein! Goethe, sämmtl. Werke. XI. 17 Page. Ich möchte wohl an seiner Stelle seyn! Hofmann. Wer würde nicht in solchem Netz gefangen? Dame. Das Kleinod ist durch manche Hand gegangen; Auch die Verguldung ziemlich abgebraucht. Andre. Vom zehnten Jahr an hat sie nichts getaugt. Gelegentlich nimmt jeder sich das Beste; Ich seh' sie deutlich, doch gesteh' ich frei, Nicht Knabe mehr! Ein kühner Heldenmann Faust. Verwegner Thor! Du wagst! Du hörst nicht! halt! das ist zu viel. Mephistopheles. Machst du's doch selbst, das Fraßengeisterspiel! Astrolog. Nur noch ein Wort! Nach allem was geschah, Nenn' ich das Stück: den Raub der Helena. Faußt. Was Raub! Bin ich für nichts an dieser Stelle! Ist dieser Schlüssel nicht in meiner Hand! Er führte mich, durch Graus und Wog' und Welle Hier fass' ich Fuß! Hier sind es Wirklichkeiten! So fern sie war, wie kann sie näher seyn! Ich rette sie und sie ist doppelt mein. Gewagt! Ihr Mütter! Mütter! müßt's gewähren! Aftrolog. Was thust du? Fauste! Fauste! Mit Gewalt Faßt er sie an; schon trübt sich die Gestalt. Den Schlüssel kehrt er nach dem Jüngling zu, Berührt ihn! Weh uns, Wehe! Nu! im Nu! (Explosion. Fauft liegt am Boden. Die Geister gehen in Dunft auf.) Mephistopheles (der Fausten auf die Schulter nimmt). Da habt ihr's nun! Mit Narren sich beladen, Das kommt zuletzt dem Teufel selbst zu Schaden. (Finsterniß, Tumult.) Zweiter Act. Hochgewölbtes, enges gothisches Zimmer, ehemals Faustens, unverändert. Mephistopheles (hinter einem Vorhang hervortretend. Indem er ihn aufhebt und zurücksieht, erblickt man Fausten hingestreckt auf einem altväterischen Bette). Hier lieg', Unseliger! verführt Zu schwergelös'tem Liebesbande! Wen Helena paralysirt, Der kommt so leicht nicht zu Verstande. (Sich umschauend.) Blick' ich hinauf, hierher, hinüber, Allunverändert ist es, unversehrt: Die bunten Scheiben sind, so dünkt mich, trüber, Die Spinneweben haben sich vermehrt; Die Dinte starrt, vergilbt ist das Papier; Doch alles ist am Plaz geblieben; Sogar die Feder liegt noch hier, Mit welcher Faust dem Teufel sich verschrieben; Ja, tiefer in dem Rohre stockt Ein Tröpflein Blut, wie ich's ihm abgelockt. Zu einem solchen einzigen Stück Wünscht' ich dem größten Sammler Glück. Auch hängt der alte Pelz am alten Haken, Mich als Docent noch einmal zu erbrüsten, |