Encheiresin naturae nennt's die Chemie, Schüler. Kann euch nicht eben ganz verstehen. Mephistopheles. Das wird nächstens schon besser gehen, Und gehörig classificiren. Schüler. Mir wird von alle dem so dumm, Als ging' mir ein Mühlrad im Kopf herum. Nachher, vor allen andern Sachen, Damit ihr nachher besser seht, Daß er nichts sagt, als was im Buche steht; Doch euch des Schreibens ja befleißt, Als dictirt' euch der Heilig' Geist! Schüler. Das sollt ihr mir nicht zweimal sagen! Ich denke mir wie viel es nüßt; Denn, was man schwarz auf weiß besißt, Kann man getrost nach Hause tragen. Mephistopheles. Doch wählt mir eine Facultät! Schüler. Zur Rechtsgelehrsamkeit kann ich mich nicht bequemen. Mephistopheles. Ich kann es euch so sehr nicht übel nehmen, Ich weiß, wie es um diese Lehre steht. Es erben sich Gesetz' und Rechte Wie eine ew'ge Krankheit fort; Sie schleppen von Geschlecht sich zum Geschlechte, Und rücken sacht von Ort zu Ort. Vernunft wird Unsinn, Wohlthat Plage; Weh dir, daß du ein Enkel bist! Mein Abscheu wird durch euch vermehrt. Ich wünschte nicht euch irr' zu führen. Was diese Wissenschaft betrifft, Es ist so schwer den falschen Weg zu meiden; Es liegt in ihr so viel verborgnes Gift, Und von der Arzenei ist's kaum zu unterscheiden. Am besten ist's auch hier, wenn ihr nur Einen hört, Im Ganzen haltet euch an Worte! Dann geht ihr durch die sich're Pforte Schüler. Doch ein Begriff muß bei dem Worte seyn. Mephistopheles. Schon gut! Nur muß man sich nicht allzu ängstlich quälen; Denn eben wo Begriffe fehlen, Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein. Mit Worten läßt sich trefflich streiten, Mit Worten ein System bereiten, An Worte läßt sich trefflich glauben, Von einem Wort läßt sich kein Jota rauben. Verzeiht, ich halt' euch auf mit vielen Fragen, Wollt ihr mir von der Medicin Nicht auch ein kräftig Wörtchen sagen? Mephistopheles (für sich). (Laut) Der Geist der Medicin ist leicht zu fassen; Ihr durchstudirt die groß' und kleine Welt, Um es am Ende gehn zu lassen, Wie's Gott gefällt. Vergebens, daß ihr ringsum wissenschaftlich schweift, Ein jeder lernt nur was er lernen kann; Doch der den Augenblick ergreift, Das ist der rechte Mann. Ihr seyd noch ziemlich wohlgebaut, An Kühnheit wird's euch auch nicht fehlen, Und wenn ihr euch nur selbst vertraut, Vertrauen euch die andern Seelen. Aus Einem Punkte zu curiren. Dann habt ihr sie all' unter'm Hut. Ein Titel muß sie erst vertraulich machen, Daß eure Kunst viel Künste übersteigt; Zum Willkomm tappt ihr dann nach allen Siebensachen, Um die ein andrer viele Jahre streicht, Zu sehn, wie fest geschnürt sie sey. Schüler. Das sieht schon besser aus! Man sieht doch wo und wie? Grau, theurer Freund, ist alle Theorie, Und grün des Lebens goldner Baum. Schüler. Ich schwör' euch zu, mir ist's als wie ein Traum. Was ich vermag, soll gern geschehn. Schüler. Ich kann unmöglich wieder gehn, Ich muß euch noch mein Stammbuch überreichen. Mephistopheles. Sehr wohl! (Er schreibt und giebt's.) Schüler (lief't). Eritis sicut Deus, scientes bonum et malum. (Macht's ehrerbietig zu und empfiehlt sich.) Folg' nur dem alten Spruch und meiner Muhme, der Schlange; Fauft tritt auf. Fauft. Wohin soll es nun gehn? Mephistopheles. Wohin es dir gefällt. Wir sehn die kleine, dann die große Welt. Wit welcher Freude, welchem Nußen, Allein bei meinem langen Bart Fehlt mir die leichte Lebensart. Es wird mir der Versuch nicht glücken; Ich wußte nie mich in die Welt zu schicken; Ich werde stets verlegen seyn. Mephistopheles. Mein guter Freund, das wird sich alles geben; Wie kommen wir denn aus dem Haus? Wir breiten nur den Mantel aus; Der soll uns durch die Lüfte tragen. Du nimmst bei diesem kühnen Schritt Nur keinen großen Bündel mit. Ein bischen Feuerluft, die ich bereiten werde, Hebt uns behend von dieser Erde. Und sind wir leicht, so geht es schnell hinauf; Ich gratulire dir zum neuen Lebenslauf. |