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Die

theologische Fakultät zu Bern

und

ihre Geguer.

Ein Beitrag zur Charakteristik der religiösen
Richtungen der Gegenwart.

Zürich.

Verlag von Meyer & Zeller.

1864.

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Einleitung.

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Die am 15. November 1834 gestiftete Universität Bern zeigte im Anfang einen schönen Aufschwung; man glaubte noch an die Kraft der Bildung und Wissenschaft. Die theologische Fakultät, mit der wir es hier allein zu thun haben, war durch ausgezeichnete Lehrer vertreten, wie Luß, Schneckenburger, Hundeshagen. Ganz ohne Anfechtung blieb aber die theologische Fakultät auch in den Dreißiger Jahren nicht, aber diese Anfechtungen kamen vielmehr aus dem radikalen Lager, das an der Hochschule hauptsächlich durch die beiden Snell vertreten war. Doch auch von anderer Seite ließ sich bisweilen ein Gemunkel hören, wenigstens hörte der bekannte Dr. de Valenti nicht auf, seine Galle gegen Luß auszuschütten, freilich nur privatim; denn gegen öffentliche Angriffe war Luz sowohl durch seinen persönlichen Charakter, als durch den Panzer seiner auf Schuß und Trug gerichteten Gelehrsamkeit hinlänglich gewaffnet.

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Im September 1844 starb Luß; in ihm verlor die Fakultät ihre festeste Säule. Ihn zu erseßen war schwer. Auch dauerte es bis in den Winter 1846-47, ehe wirksame Anstalten dazu getroffen werden konnten. Dies war die Periode. des blühendsten Radikalismus, und gleichwie einst die Zürcher Regierung durch die Berufung des Dr. Strauß dem Gebäude des Liberalismus die Krone aufzuseßen glaubte, so gedachte auch die Berner Regierung durch die Berufung von Dr. Zeller der Hochschule einen radikalen Charakter zu verleihen. Entgegen zahlreichen Petitionen von Geistlichen und Gemeinden

glaubte die Regierung auf ihrem Beschluß beharren zu müssen, wußte sich aber zugleich stark genug, um einem drohenden

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Putsch" zu begegnen. Der Gr. Rath genehmigte in seiner Mehrheit den Beschluß der Regierung und Zeller ward berufen.

Jegt glaubte die Regierung auch, ihrer Ehre unbeschadet, der kirchlich-conservativen Partei eine Concession machen zu können und berief Herrn Pfarrer Wyß, einen einsichtsvollen und allgemein hochgeachteten Mann, auf den Lehrstuhl der praktischen Theologie.

Aber die Hochschule sollte noch andere Veränderungen erleiden: Im Herbst 1847 verließ Hundeshagen Bern für Heidelberg, und im Juni 1848 starb Schneckenburger, ein unerseßlicher Verlust! Ja selbst Zeller schien sich in der Atmosphäre der politischen Parteiung in Bern nicht wohl zu fühlen und nahm im Sommer 1849 seine Entlassung. - Die Fakultät war nun in einen Zustand der Verwaisung eingetreten, welcher dringende Abhülfe erheischte. Mittlerweile aber begann in Bern's politischer Welt ein anderer Wind zu wehen; die Unzufriedenheit mit dem radikalen Regiment verbreitete sich immer mehr und bereitete die 1850er Katastrophe vor. Die Reaktion gegen den Radikalismus, der in der Snell'= schen Schule seinen Halt hatte, war jedoch nicht bloß eine politische, sondern zugleich eine nationale. Schon die Agitation gegen Zeller hatte hier und dort eine etwas nationale Färbung gehabt; es waren Stimmen laut geworden, welche einen Kantonsbürger auf den erledigten Lehrstuhl verlangten. Unter dieser Constellation, welche sich im Herbst 1849 bestimmt genug zeichnete, schien es die Klugheit zu gebieten, für die Beseßung der erledigten theologischen Lehrstellen sich im Vaterlande, und wo möglich im eigenen Kanton umzusehen. - Allein obgleich wenigstens zwei Stellen zu beseßen gewesen wären, so beschränkte sich die Regierung auf eine einzige. auf A. Jmmer, damals Pfarrer in einem städtchen des Kantons.

Die Wahl fiel

kleinen Land

Ob es wohl gethan war, ohne Einholung eines FakultätsGutachtens eine solche Berufung vorzunehmen; ob es wohl gethan war, an den erledigten wichtigen Lehrstuhl der systematischen Theologie, mit welchem nun auch das Pensum der Neutestamentlichen Eregese verbunden wurde, einen Mann zu berufen, der sich in wissenschaftlicher Hinsicht auf keinerlei Weise ausgewiesen hatte, mag nach vollendeter Thatsache unbeantwortet bleiben. Das Wesentlichste war nun, nachdem der Schritt der Regierung geschehen war, die Persönlichkeit des Berufenen. Was uns darüber bekannt geworden, ist Folgendes: Immer war ungewöhnlich spät, nämlich erst im dreißigsten Lebensjahre, in Folge einer religiösen Umwandlung und aufgemuntert durch Freunde, zum theologischen Studium gekommen. Bald ward er ein begeisterter Zuhörer von Luß. Jn wenig Jahren hatte er seine Studien vollendet. Durch einen Freund auf die Hegel'sche Philosophie aufmerksam gemacht, studirte er in Berlin vorzüglich Hegel, und da gerade um diese Zeit Baur's große dogmenhistorische Werke erschienen, auch Dogmengeschichte. Seine Illusion, im Hegel'schen System die vollendetste systematische Consequenz des Christenthums zu finden, zerstreute sich nur allmählig; denn noch im Zellerstreit nahm er Partei für Zeller, und einige Referate, welche er über die negative Aufklärung der Zeit hielt, waren von der Hegel'schen Bildung noch ziem lich tingirt. Dabei glaubte Immer nach wie vor auf dem Boden des positiven Christenthums zu stehn und den religiösen Impulsen, denen er seine theologische Laufbahn verdankte, nicht ungetreu geworden zu sein. Das war der Mann, der im Anfang des Jahres 1850 auf den Lehrstuhl der systematischen Theologie und Neutestamentlichen Eregese berufen wurde.

Die theologische Fakultät bestand damals aus folgenden Männern: Prof. Schaffter, ein würdiger, seines religiöskirchlichen Charakters und Wirkens halber allgemein hochgeachteter, theologisch sehr positiver Mann; Prof. Wyß, früher schon Professor der praktischen Theologie, dann auch als Pfarrer

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