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Die conjugation ist sehr arm, sie entbehrt namentlich des praeteritums war, wollte u. s. w. und nur bei haben scheint eine form hèd (hatte) neben had ghàbed zu bestehen. Ein versehen war es aber von mir, daß ich nicht nach einem conditionalis forschte wie in v. 32 der parabel Gr. ein sèldift, in v. 16 Iss. ein hèdde, Al. ein hadde (hätte), Gress. ein wäre, Rl. ein wär, Mac. ein wier zeigen, so besizt vielleicht sogar R., das sich an dieser stelle mit had behilft, noch spuren eines welde, mechte, mięßte, tèrfte, trüege u. s. w.

Die fürwörter die ich mir in Rima gemerkt habe, lauten:

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Als proben von declination der hauptwörter sind mir zur hand:

tag bär hand frau alp schaaf haus auge

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gen. dat. tàgun bèrun hèndun vrauun albun shåfun hîsrun augun

Nominativ und accusativ sind wie auch in der Schweiz zusammengeworfen, und haben beim masculinum gleichmäßig den artikel der; der genitiv wird meist durch den dativ mit van gebildet, wie auch in andern süd-deutschen mundarten und in den romanischen sprachen; doch findet sich daneben noch die reine form. Die unterscheidung des genitivs vom dativ bèru war vielleicht nur ein versuch meines lehrers, bei bèro dieselbe manigfaltigkeit zu gewinnen wie bei tåg.

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Die ordnungszahlen: der erfto, zwaito, dretto, achtio,

ninto, zento, ailfto, zwailfto, drîzęnto,

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zwèng to u. s. w.

Ich laße die versprochenen angaben über meine silvische rechtschreibung folgen. Da die einzelnen thäler manche laute verschieden faßen z. b. unser gut (ahd. guot, alem. guet) in Iss. gûd, in Gr. und Al. gued, in R. gued oder guad, in Mac. güçd, in Rl. giód lautet; unser kleid (ahd. chleid, alem. chlaid, chlèid) in Al. und R. chlaid, in Mac. chleid, im Lysthal chleid oder in Rl. chlèid oder chlèdd, so kann keine ühereinstimmende silvische rechtschreibung verlangt werden.

Im wörterbuche jedoch, dem eine solche der natur der sache nach nothwendig ist, habe ich sie versucht. Wo die einzelnen mundarten auseinanderweichen, ist diejenige form gewählt die den meisten gemeinsam zukommt, z. b. nicht das lysthalische dfin sondern fin, nicht das rimellische giód, noch das güed von Macugnaga, noch das issimische gûd, sondern gued wie in Gressoney, Alagna und Rima; oder die am ehesten geeignet ist das Silvische nachdrücklich von andern deutschen mundarten zu unterscheiden z. b. fîn, fun; nicht sîn, sun. Wo ein theil des Silvischen gegenüber dem andern auf der seite des

sprachorganismus steht z. b. Gr., das brôd und tôd hat, gegenüber den entstellungen der andern, bruęd, tued (Iss. Mac.) oder dem umlaut brüd, bröd (RI.) da habe ich das organische vorgezogen.

Es ließe sich auf diese weise eine silvische gesammtorthographie herstellen, die einerseits viel dazu beitragen müste diese mundart in ihren hervorragenden eigentümlichkeiten aufzufaßen, und mit sicherheit zu beantworten welcher hoch-deutschen familie sie zunächst steht, wie sie sich namentlich zum Wallisischen und Alemannischen verhält, welchen einfluß im allgemeinen das Italienische darauf ausgeübt und welcher grad von althochdeutscher eigentümlichkeit sich in ihr erhalten hat; andrerseits veredelnd auf die mundart zurückwirken, ihrem hang nach immer stärkerem auseinandergehen wirksam entgegentreten müste.

Dieser gedanke, auf dem eigentlich die möglichkeit jeder gesammtsprache beruht, ist auch sonst schon für mundarten ausgeführt worden. Fernow berichtet in seiner lehrreichen abhandlung über die mundarten der italienischen sprache s. 423 von dem artigen einfall eines Lombarden, Franzesco Boaretti, eine lombardische schriftsprache zu schaffen. Er habe zu diesem endzweck in seinem Omero in Lombardia nur solche formen und ausdrücke gebraucht die allen lombardischen mundarten gemein seien, und sich im übrigen möglichst an die italienische gesammtsprache oder die sprache der gebildeten Lombarden angeschloßen. So sei ein idiom entstanden, worin sich etwa ein gebildeter Lombarde in einer gesellschaft von landsleuten aus den verschiedenen provinzen Nord-italiens ausdrücken würde um allen verständlich zu sein, ohne jedoch seinen provinziellen charakter zu verleugnen. Der italienische geist und geschmack hat bekanntlich schon sehr früh den werth der mundarten für die gebildete sprache erkannt, und dieselben deshalb ausgebildet. Boarettis beispiel ist nicht das schlechteste.

Auf ähnliche weise verfährt Joseph Planta, wenn er, um die verwandtschaft des Chur-welschen mit dem Provenzalischen zu zeigen, den vielbesprochenen schwur Ludwigs des Deutschen, das älteste denkmal romanischer sprache, zuerst in seiner ursprünglichen form giebt und ihm dann eine chur-welsche gegenüberstellt, die keine der beiden Bündner mundarten, weder

rein Ladin noch rein Rumonsch ist, sondern das altertümlichste aus beiden enthält.

Einzelne laute die einer besonderen bemerkung bedürfen, sind folgende:

A (a) ist bald kurz, bald lang; lezteres mit â bezeichnet.
Ae (ä) s. bei è.

A (à), der mittellaut von A und O, der allen deutschen mundarten wol bekannt, aber von der deutschen gesammtsprache doch verachtet ist, erscheint ebenfalls bald kurz, bald lang; im leztern fall nach schwedischer weise mit å bezeichnet.

E (è) lautet offen, wie im französischen succès. Die verlängerung ist mit ä bezeichnet.

E() ist jener farblose vocal dem sich in abgeschliffenen sprachen die mehrzahl der endsylben zuwendet z. b. auch im Hoch-deutschen vater, höret. So wichtig er für die beurtheilung der sprachen ist, so hat sich doch die theorie erst vor kurzem seiner angenommen: Schmeller gab ihm als zeichen ein umgekehrtes e (ə); Moriz Rapp einen namen: urlaut, weil in ihm gleichsam der grundstoff für alle andern laute enthalten sei. Die diphthongen ei und eu z. b. teil, ouch (auch) haben ihn gleichfalls: teil, çuch; doch ist die bezeichnung hier der einfachheit wegen unterlaßen.

EI (ei) schwebt zwischen ai (das eigentlich ae ist), çi und èi; meist das lezte das auch im Berner oberland überwiegt.

IE (ie), diphthong wie in allen süd-deutschen mundarten z. b. wier, diener, und nicht zu verwechseln mit dem ie das im Hoch-deutschen für f steht z. b. wiese.

OE (ö), bald kurz (ö), bald lang (8).

OU (ou, eigentlich ęu) diphthong wie im engl. house, im sw. hous. Nicht zu verwechseln mit dem französischen ou, das nur scheinbar diphthong, in wahrheit u oder û ist.

U (u) in Iss., R. und Rl. nicht selten für w z. b. uît (weit) gl. W. Im übrigen bald kurz z. b. und, bald lang: hûs (haus). UE (ü), zu unterscheiden von ü, liegt zwischen ö und ü. Ich habe diesen laut der nach Rapps physiologie 1, 25 außerdem nur noch im Elsäßischen, Schwedischen und Neu- isländischen

vorkommt, im Silvischen anfangs nicht hinlänglich beobachtet und daher vielleicht nicht oft genug verzeichnet.

UE (ue) diphthong wie im alem. und sw. guet, mueß u. s. w. Rl. hat ió (giód) welche form mit gued durch güęd vermittelt ist.

B. P. (p, b.) Was weiter unten vom unterschied des D und T gesagt ist, gilt in geringerem grade schon hier. Das beste ist, sich nach dem hoch-deutschen gebrauch zu richten, doch hat mir Ragozzi das bèn (bin) das ich geschrieben hatte, in pèn verändert und Gnifetti schrieb Al. 13 lustporkaite. Die formel bb findet sich z. b. in g'hèbbę (I. 11) in anderem sinn bei bbûr Gr. 15 wo es für g'bûr steht. Die sprache der West-schweizer hat bûrę, die der Ost-schweizer bbûrę (pûrę), und es unterscheidet sich so die größere derbheit des alemannischen landvolks auch im anlaute der benennung von der feineren art des burgundischen (vergl. s. 116).

Ch (ch) wie im Alem. und Lep. in der regel für nhd. K z. b. chranz, bircho (kranz, birke) aber nicht jener hartkrachende laut wegen dessen das Alemannische berüchtigt ist, sondern auffallend weich. Es wird theils auch mit der kehle gesprochen wie in chalb, lachon, theils mit der zunge wie in chind, und dann ganz entsprechend einem theil unserer ch und g z. b. in lieblich, mutig. Die verdoppelung ist cch (k-ch) z. b. bocch (bock) und auch hier zeigt sich der linguale charakter des Silv., gegenüber dem gutturalen des Al., denccht fast wie dengjt.

D. T. (d. t.) Der unterschied dieser beiden laute ist vielleicht die schwächste seite meines orthographischen bildes. Die heillose verwirrung worin sich alle hoch-deutschen mundarten in dieser hinsicht befinden, und die ungewöhnung eines hochdeutschen ohres diesen unterschied aufzufaßen, müßen mich entschuldigen wenn ich hier zuweilen den unrechten laut gewählt habe. Wo nicht besondere gründe walteten habe ich den hoch-deutschen gebrauch gelaßen, was wenigstens zur verständlichkeit beiträgt. In beziehung auf die verbalendungen ―ed, ud, und einiges sonst auffallende bin ich durch einheimische vorgänger gerechtfertigt, indem namentlich der pfarrer von Alagna immer schreibt: hed, mid, nid, glaid, gsaid, ghaid, toud, broud, chind, tuad, haind, gscindigud, keird, gfeild, gmachud (hat, mit, nicht, gelegt, gesagt, geht, todt, brot,

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