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schmähen, sind über mich gefallen. Was aber zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf daß wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben. Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, daß ihr einerlei gesinnt seid unter einander, nach Jesu Christ; auf daß ihr einmüthiglich mit einem Munde lobet Gott und den Vater unsers Herrn Jesu Christi. Darum nehmet euch unter einander auf, gleich wie euch Christus hat aufgenommen zu Gottes Lobe. Ich sage aber, daß Jesus Christus sei ein Diener gewesen der Beschneidung, um der Wahrheit willen Gottes, zu bestätigen die Verheißung, den Vätern geschehen. Daß die Heiden aber Gott loben um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht: Darum will ich dich loven unter den Heiden, und deinen Namen singen. Und abermal spricht er: Freuet euch, ihr Heiden, mit seinem Volk. Und abermal: Lobet den Herrn, alle Heiden, und preiset ihn alle Völker. Und abermal spricht Esaias: Es wird sein die Wurzel Jesse, und der auferstehen wird zu herrschen über die Heiden, auf den wer= den die Heiden hoffen. Gott aber der Hoffnung erfülle euch mit aller Freude und Friede im Glauben, daß ihr völlige Hoffnung habt durch die Kraft des heiligen Geistes.

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eliebte in Christo Jesu! Es hat der Apostel | ten der Schwachen, die sich über unnöthige Dinge Paulus an die Römer uns hinterlassen ein Gewissen machten. Diesen Streit schlichtet eine reiche Unterweisung vom Glauben und Paulus im 14. Capitel und zeigt, wie jeglicher guten Werken; zu Ende aber derselbigen Epistel sich verhalten soll. Im folgenden 15. Capitel segt seßt er seine Ermahnung, die Einigkeit zu erhalten, er eine gemeine Lehre, wie die Schwachen zu ertra sowohl im Glauben, als im Fleiß guter Werke, gen seien, daß man nicht Uneinigkeit im Glauben daß dacin keiner was sonders zu sein gedenke. Zu anricht, im Effen oder Trinken, oder eines zeitlichen solchem Ende hebt er hinweg die Ursachen der Miß- Dings willen; sondern, daß der da stark ist eine helligkeit, als da war der Unterschied unter den Zeitlang mit dem Schwachen schwach werde, daß wahren Christen, deren doch etliche stark, etliche sie sämmtlich bleiben in einem Glauben und in schwach sind, und nicht alle gleich zunehmen im einer Liebe. Weil denn aus dem 15. Capitel unsere Christenthum. Es war zu Rom Christo eine Kirche heutige Lection genommen ist, wird uns auf diesmal versammelt aus Juden und Heiden, denn es hielt vorgetragen ein vornehm Stück der Liebe: den sich zu Rom auf eine große Menge der Juden. gebrechlichen Wandel unsers Nächsten zu tragen. Die aus den Juden bekehrt waren zu Christo, hins Wir leben hier nicht unter Vollkommenen. Viele gen noch an den Ceremonien, erwählten sonderliche sind schwach im Glauben; viele find gebrechlich im Tage und Speise, und machten ihnen ein Gewissen, Leben; viele fallen gar ab. Da ist es keine geringe so sie darin keinen Unterschied hielten. Hingegen Kunst, gegen die Schwachen, Frrenden und Gefallenen die Bekehrten aus den Heiden machten so gar kei in der Liebe sich recht zu verhalten; das wird uns nen Unterschied, daß sie sich auch nicht enthielten aber der Geist Gottes lehren. Gott verleihe Gnade! vom Fleisch, das dem Gößen geopfert war; brauch Amen. ten ihre Freiheit allzu frech mit Verachtung der Schwachen; doch waren auch etliche Schwache unter denen, die aus dem Heidenthum bekehrt waren, die sich fürchteten Fleisch zu essen, obwohl es frei auf dem Markt verkauft ward, daß sie besorgten, es möchte vom Gößenopfer sein. Hieher kam Zwie: spalt. Die sich enthielten, wollten heiliger sein, denn die andern; die der Freiheit gebrauchten, spotte:

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ie Hauptregel bestehet in diesen Worten: Wir, die wir stark find, sollen der Schwachen Gebrechlichkeit tragen, und nicht Gefallen an uns sel ber haben. Es stelle sich aber ein jeglicher unter uns also, daß er seinem Nächsten gefalle zum Gu ten, zur Besserung. Diese Regel handelt von der Geduld der Starken gegen die Schwachen, wie

dieselben, die stark find, sollen umgehen mit denen, | nun will stark sein, der muß auf zweierlei sehen. die schwach sind.

Hier müssen wir erstlich wissen, welche denn die Schwachen sind. Schwache sind nicht allein die Unverständigen, welche die christliche Freiheit noch nicht recht verstehen, sondern sich ein Gewissen machen, da es nicht vonnöthen ist. Alle, die da rren im Glauben oder Leben, sind auch für schwach zu halten, so lang sie nicht mit Muthwillen oder Bosheit alle christliche Vermahnungen verachten. Denn etliche irren und fündigen aus Einfalt und aus Unvermögen, den Sünden zu widerstehen; an dere aber fündigen vorsäglicher Weise und sind Spötter.

Erstlich, daß er nicht in ein Lafter falle. Zum andern, daß er auch eine sonderliche Tugend be: weise. Die Laster, welche alhier zu meiden, sind insonderheit zwei: Ungeduld und Hochmuth. Des sen lasset ein Erempel sein. Wenn einer über ein freies Ding ihm ein Gewissen machet und spricht: Das ist nicht recht, ich kann das in meinen Ge wissen nicht gut heißen, und enthält sich damit von einem freien Ding, so wirst du ungekuldig dar über und sprichst: Es sei nicht unrecht, verspottest auch die Unwissenheit dessen, der so leicht in freien Sachen ein Gewissen machet. Hier ist wohl wahr, wenn einer die christliche Freiheit mit Lehren und Predigen angreift, und will nicht allein für sich sein Gewissen in Acht nehmen, sondern auch anderer Leute Gewissen in einer freien Sache zwingen, und aus einer Freiheit eine Nothwendigkeit und einen Gewissens zwang machen, so soll man nicht still vazu schweigen, sondern einem folchen das Maul stopfen. Gleichwie es Paulus nicht hat mögen leiden, da man aus der Beschneidung hat wollen eine Nothwendigkeit machen. So lang aber einer andere Gewissen ungezwungen läßt, und siehet nur auf sein Gewissen, indem er der Freiheit nicht zu gebrauchen weiß, da ists ein Laz

Zweitens ist zu wissen, welche die Starken find. Es sind Leute, die sich stark halten. Als wenn ein Vornehmer reputirlich mit der Welt lebet, und siehet einen andern, der sein Leben begehret anzustellen aufrichtig nach Gottes Wort in allen Stücken, und strebet nach der wahren Heiligkeit in Christo, so spricht der Weltchrist in seinem Herzen: Welch ein Narr ist das, der will sonderlich heilig sein. Also gefällt ihm der Weltchrist selber, und tommt ihn recht stark vor. Hernach sind Leute, die gegen andere zu rechnen in ihrem Christenthum in der Wahrheit stark sind, die verständig sind in der christlichen Lehre, und verstehen die christlichester, darüber ich ungeduldig werde und ihn verspotte. Freiheit, und sind erfüllet mit der Erkenntniß des Willens Gottes, daß sie wissen, was gut oder böse sei. Ulso find auch für stark im Glauben zu halten, die durch Gottes Geist gestärket werden, den groben, wissentlichen Sünden zu widerstreben.

Drittens müssen wir wissen das Amt der Starken gegen die Schwachen, welches der Apostel mit solchen Worten beschreibet, daß sie der Schwachen Gebrechlichkeit tragen, und, nicht Gefal | len an ihnen selbst haben, daß sie sich also stel len, daß sie ihren Nächsten gefallen zum Guten, zur Besserung. Die Meinung ist, so einer irret, entweder daß er der Freiheit nicht weiß zu gebrauchen, oder daß er sonst in der Erkenntniß schwach, und im Leben gebrechlich ist ohne Muthwillen, so soll ein Christ Geduld üben, und nicht hochmüthig werden, nicht auf seine Erkenntniß und Stärke sehen, und sich darin gefallen; sondern viel | mehr soll er darauf sehen, daß er seinent Nächsten gefalle, und ihn mit Bescheidenheit bessere. Wer

Wenn man sich von solchen Lastern enthält, das heißt dann der Schwachen Gebrechlichkeit tragen, und nicht Gefallen an ihm selber haben. Also in andern Stücken, wenn einer irret oder fündiget, sollen wir uns selbst nicht gefallen, uns nicht dar über kizeln, daß wir etwas vermögen und ein an derer nicht. Wir sollen auch nicht ungeduldig über des Nächsten Schwachheiten werden, nicht allsofort eifern, sondern mit Geduld leiden und ertragen, was für Laster zu fliehen sind, zeigen. Ueberdies müssen wir allhier auch noch eine Tugend üben, nämlich, daß wir uns also stellen, daß wir unserm Nächsten gefallen zum Guten, zur Besserung; wir müssen ihm allenthalben dienen und helfen, und uns gegen ihn also verhalten, daß wir ihm gefallen können, nicht auf heuchlerische Weise, daß man alles wollte gut heißen, sondern auf christliche Weise, daß wir begehren ihm einen Wohlgefallen zu thun, indem das gut ist zu seiner Befferung; daß wir nämlich in seinem Gebrechen nicht so rauh

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und greulich mit ihm verfahren, daß er uns nur | hat herzlich gern unsere Schwachheit auf sich ge: meide, weiter von uns laufe und ärger werde, sons nommen, und sich theilhaftig gemacht unserer Ge dern so mit ihm handeln, daß er einen guten Wils | brechlichkeit. len zu uns habe und behalte. Wie aber, wenn Hierzu zieht der Apostel einen Spruch aus nichts helfen will, was wir an ihm thun? Du dem 69. Psalm: Die Schmach derer, die dich schmä: bist nicht schuldig, bei den Haaren ihn auf den rech: ben, ist über mich gefallen. Ist eben, das bei ten Weg zu reißen, Gott thut uns viel zu Gefal | dem Esaia Cap. 53. stehet: Er trug unsere Krank len, das doch der Welt nicht fort gefallen will. beit, und lud auf sich unsere Schmerzen. Die Will der irrende und schwache Christ ihm nicht ges❘ Sünde ist unsere Krankheit. Sünde ist unsere Krankheit. Die Shinde ist die fallen lassen, was du ihm zu Gefallen thust, so laß Schmach, damit wir Gott geschmähet haben. Denn ihn fahren. gleich wie ein heiliges Leben Gottes Ehre ist: also Dies ist die gemeine Regel für die, so da ist die Sünde eine Schmach und Unehre Gottes. wollen stark sein, daß sie nicht ungeduldig und Daher sind wir alle Gotteslästerer, die Gott ges stolz werden über die Schwachheit des Nächsten, schmähet haben. Was sollte nun der Sohn Got nicht alles eifern, noch mit Ungestüm verdammen, tes mit uns thun? Hätte er uns als Gotteslafondern sich also gegen ihn stellen zum Guten und sterer verstoßen wollen, wo wären wir geblieben? zur Besserung, daß der Nächste ein Wohlgefallen Aber er nimmt unsere Schmach und Gottesläßtes daran tragen kann. Dies gilt dem gemeinen Haus | rung auf sich, daß sie von uns käme, und hilft fen der Christen, und zeiget, wie im gemeinen im gemeinen uns auf mit seiner Herrlichkeit. Also sollen auch Leben sich ein Christ gegen einen Schwachen ver: wir mit den Schwachen umgehen, und nicht als halten soll. Was aber das Amt der Obrigkeit ein hoffärtiger Pharifäer mit dem Zöllner; sollen sei, hat die Schrift an seinem Ort auch geleyret. | Obrigkeit ist von Gott geordnet zur Strafe der Bösen, und zu Lob den Frommen. Willst du dich nicht fürchten, so thue Gutes, so. wirst du Lob von ihr haben. So du aber Böses thust, so furchte dich, sie trägt das Schwerdt nicht vergebens, das ist, es hat Gott ihr das Strafamt nicht umsonst befohlen. Es ist ja gut und fein, im Strafen einen Unterschied zu halten unter muthwilligen, be harrlichen Sünden und unter ungefährlichen Ueberz tretungen. Doch wo ein Laster in einer Gemeine überhand genommen, muß demselben allenthalben mit rechtem Erust gewehrt werden.

Wie aber im gemeinen Leben die Schwachen zu ertragen, hat Paulus allhier gelehret, und spricht es weiter aus, erstens mit dem Erempel Christi. Denn auch Christus nicht an ihm selber Gefallen hatte, sondern, wie geschrieben stehet: Die Schmach derer, die dich schmähen, ist über mich gefallen. Christus hatte alles, wir aber nichts, ja den Fluch; Christo aber war das nicht lieb, und verschmähete uns nicht, ließ sich auch nicht viel dünken, daß er etwas habe, da wir nichts hatten. Es war ihm Leid unser Elend, und dachte darauf, wie er uns davon möchte losmachen und das geben, was er hätte, und that uns alles zu Gefallen; er H. Müllers Herzensspiegel.

ihn nicht gleich verdammen, verachten, und an uns ein Wohlgefallen haben, sondern vielmehr Fleiß anwenden, daß wir ihn aus dem Irrthum heraus reißen.

Durch diese Gelegenheit giebt Paulus eine gemeine Regel, die Schrift nüzlich zu lesen: Was vorher geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrie ben, auf daß wir durch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben. Als wollte er sagen: Ob schon dieser Spruch im 69. Psalm von Christo redet, und von ihm schon erfüllet ist, so ist er doch, wie auch die Historien der Altväter und die ganze Schrift, uns zur Lehre geschrieben, nicht Christo und den Heiligen zu Trost. Christus_be: darf es nicht, die Heiligen find nicht mehr vorhane den; uns aber muß es zur Lehre dienen. Daher ist es erstlich unser Lehrbuch; hernach auch unser Troftbuch. Es seget Paulus bei einander Geduld, Trost und Hoffnung. Denn die heilige Schrift nimmt nicht hinweg Widerwärtigkeit und Leid, sons dern verkündigt es, weil auch das ganze Leben eines Christen nichts anders ist, als eine Törtung des alten Menschen. Hingegen das Gute, das wir haben sollen, sehen wir nicht, da ist Geduld und Trost vonnöthen, daß wir Hoffnung haben und behalten. Das wirket aber die Schrift, und slärs

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einer den andern. Wenn das geschiehet, so folget
dieser Nug. Wir können alle einmüthiglich mit
einem Munde loben Gott und den Vater unsers
Herrn Jesu Christi. Aller Gottesdienst soll geschehen
einmüthig in Christo, das heißt dann, loben Gott und
den Vater unsers Herrn Jesu Christi. Was außer Chris
sto ist, ist alles verdammt; wenn wir aber
zu Christo
kommen, empfangen wir alle gleiche Güter, da fängt
denn ein jeglicher an Gott zu loben über dasselbige Gut,
und hat der Schwache eben dasselbige in seinem
Herzen und Mund, darüber er Gott lobt, was der
Starke hat. Das machet uns einig fürs erste im
Glauben, hernach im Leben und Wandel, daß durch
unsern Wandel Gott geehret werde in Christo un
ferm Herrn.

let den Menschen mit Trost mitten im Leiden. | gieret werden; wo solcher Sinn ist, da verträget Denn wenn die leidende betrübte Seele höret und recht ins Herz fasset nur ein Wort von ihrem Gott, wie derselbe bei andern gestanden sei, wie der auch bei ihr stehe und ihr aushelfe, und was sie von ihm zu erwarten habe, so schwinget sie sich | durch die Hoffnung zu der Seligkeit, die sie doch nicht siehet; das bringet dann Geduld, daß sie mitten im Leide fröhlich und getrost wird. Das kann die Schrift wirken. Das sollte billig alle Christen bewegen, dieses Buch, die heil. Schrift, täglich im Gebrauch zu haben, daß es unser Lehrs und Trostbuch sei, denn also legt sie uns der heilige Geist allhier vor, daß wir darin fleißig studiran sollen. | Wie nun alle Schrift Gottes uns nicht allein wider die Sünde Trost geben muß, also muß auch, was von der Sanftmuth Christi geschrieben, wie er die Sünder ertragen, uns zur Lehre dienen, daß wir ihm in der Sanftmuth nachfolgen, und gleich wie Christus unsertwegen viel erduldet hat, wir auch nach seinem Erempel mit Geduld des Näch ften Gebrechen tragen.

Weiter zweitens, was der Apostel mit Christi Erempel erkläret, solches bittet er auch mit einem Wunsch. Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, daß ihr einerlei gesinnet seid unter ein ander nach Jesu Christo, auf daß ihr einmüthiglich mit einem Munde lobet Gott und den Vater uns sers Herrn Jesu Christi. Hochmuth und eigener Sinn machet Zwistigkeit, indem einer den andern verachtet und verwirft und hält viel von sich selbst. | Daher fündigten bei den Römern sowohl die Schwaz chen, als die Starken. Jene, indem sie für eine sonderliche Heiligkeit hielten, sich vom Fleisch zu enthalten; die andern, indem sie die Schwachen durch ihre Frechheit erbitterten und verachteten. Das | gegen wünschet der Apostel, daß sie mögen eines Sinnes sein, einer so gesinnet, wie der andere, nicht fleischlich und zum Bösen, sondern geistlich nach dem Geist Christi, daß wir alle einen solchen Sinn haben, wie Christus Jesus, wie auch ges schrieben stehet zu den Philippern am andern Capitel. Ein jeglicher sehe nicht auf das Seine, sondern auf das, das des andern ist; ein jeglicher sei ge finnet, wie Jesus Christus auch war. Denn gleich wie wir alle Glieder sind eines Leibes, so sollen auch wir alle von einem Geist in einem Sinn re

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Soll aber das geschehen, so muß erstlich keiz ner in dem Gottesdienst und im Glauben etwas souders sein, nicht mehr noch höher vor Gott denn ein anderer, und nach seinem eigenen Gutdünken ihm nicht selbst wohlgefallen. Zum andern muß einer dem andern können fügen; denn wo ein jeg licher auf seinen Sinn will halsstarrig dringen und keiner weichen, da entspringet Zwietracht und Secten. Darum, so die Schwachgläubigen in der Erz kenntniß und Freiheit noch nicht mögen folgen, sollen die Starken sie nicht treiben oder verachten, sondern mit Sanftmuth unterrichten; wo aber solches nicht fortgehet, sollen sie sich den Schwachen gleich halten, mit den Schwachen schwach sein, sols len ihnen ihren Dünkel und ihre Weise lassen gut sein, bis sie auch einmal stark werden. Desgleichen so einer im Wandel gebrechlich ist, verwirft die Liebe ihn auch nicht sofort als einen Heiden, sons dern thut das an ihm, was Christus an uns ges than hat. Hierzu aber gehört göttliche Kraft, das rum wünschet der Apostel, daß Gott der Geduld und des Trostes solche Einträchtigkeit in uns wirke. Gott heißt ein Gott des Trostes, denn er nicht als lein in seinem heiligen Wort Trost aufgezeichnet hat, sondern er muß auch den Trost selbst ins Herz drücken, denn sonst soll in der Noth das angsthaftige Herz kaum einen Troßspruch finden, der zur Sache dienet; viel weniger den Trost ems pfinden, wo Gott nicht einen Spruch hervor suchet, und die Kraft desselben in unserm Herzen heraus drücket. Wie aber Gott ist ein Gott des Trostes, |

also ist er auch ein Gott der Geduld; denn durch | weissaget haben. Wie denn der Apostel aus ihren Troft wirket er Geduld. Er zeiget, wie er mit Weissagungen ztliche hervor bringt. Die erste aus uns Sündern nicht verfahre nach seinem Zern, son dem 118 Psalm: Darum will ich dich loben unter dern Geduld mit unserer Uebertretung und Schwach, den Heiden, und deinen Namen fingen. Die ans heit habe. Also schaffet er auch diese edle Tugend, dere aus dem 5. Buch Mos. Cap. 32: Freuet euch, die Geduld, in unsere Herzen, und schafft Trost ihr Heiden, mit seinem Volk! Die dritte aus dem daneben, das sind dann Gottes Gaben. Darum 117. Psalm: Lobet den Herrn, alle Heiden, und zeiget allhier der Apostel an, daß aus eigenen preiset ihn, alle Völker. Die vierte aus dem Jes Kräften Geduld und Trost der Schrift niemand saias Capitel 11: Es wird sein die Wurzel Jeffe, haben kann, und also auch nicht diese Tugend, daß und der auferstehen wird zu þerrschen über die Heis wir einmüthig im Glauben an einander halten, und den, auf den werden die Heiden hoffen. In wel mit Geduld die Schwachen tragen. Gleich wie chen Sprüchen schon zuvor verkündiget die Barms das Leiden Christi dem Menschen keinen Trost brin-herzigkeit, welche den Heiden einmal widerfahren get, es sei denn, daß der Geist des Trostes ven Trost in uns wirke: also wirket auch das Leiben Christi keine Geduld oder Langmuth, es sei denn, daß Gott die Greuld in uns wirke.

Drittens wiederholet der Apostel die Haupte regel, doch mit andern Worten, und erkläret weit läufiger das Exempel Christi, indem er spricht: Darum nehmet euch unter einander auf, gleich wie euch Christus hat aufgenommen zu Gottes. Lob. Ich sage aber, daß Jesus Christus sei ein Diener gewesen der Beschneidung um der Wahrheit willen Gottes, zu bestätigen die Verheißung, den Vätern geschehen, daß die Heiden aber Gott loben um der Barmherzigkeit willen. Christus hat uns auf genominen zu Gottes Lob, denn wir waren Gottes Schmach und Schande; Chriftus aber verwirft uns darum nicht, sondern nimmt uns auf in seine Cur, nimmt die Schmach auf sich, und theilet uns mit seine Heiligkeit, da werden wir ein Lob und Ehre Gottes. Und solche Geduld hat Christus bewiesen, beide an Juden und Heiden, er ist geworden ein Diener der Beschneidung, das ist: Gottes Sohn hat den Juden in ihren Sünden zur Seligkeit ges dienet und das um der Wahrheit willen, dieweil Gott solche Verheißung ihren Vätern gegeben hatte: nichts desto weniger ist er auch ein Diener gewors den der Heiden, daß dieselbigen nun auch Gott los ben, und in Chrifto Gottes Ruhm und Ehre sind, und dasselbe aus Barmherzigkeit. Es ist zwar keine Verheißung zu unsern, der Heiden Vätern, ge: schehen, dennoch hat Gott Barmherzigkeit geübet, daß wir ein Lob Gottes geworden sind, die wir vorhin eine Schmach und Fluch waren, von wel cher Barmherzigkeit auch vorhin die Propheten ges

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würde, daß sie auch Gott preisen und auf ihn hoffen, wie es jest klar am Tage ist. Sehet, wie Gottes Sohn allen Menschen in ihrer Sünde ges dienet, beides Juden und Heiden, und sie aus der Schmach und aus dem Fluch geriffen, und zu Gottes Lob gebracht hat.

Weil nun Christus die Juden so werth ges achtet, daß er ihr Diener und Lehrer geworden, darum ob sie schon die christliche Freiheit nicht vers stehen: sollen die Christen aus den Heiden sie doch nicht verlachen als unverständige Thoren. Hins wieder hat auch Christus die Heiden angenommen aus Barmherzigkeit, darum sollen die Christen aus den Juden dieselben nicht verachten als Fremdlinge. Also in allen Dingen sollen wir Christo carin nach. folgen, daß wir uns unter einander aufnchmen, wie Christus uns Sünder nicht verstoßen hat, ob wir schon Gott mit unsern Sünden geschmähet hatten; sondern zu sich gezogen und uns mit seiner Heiligkeit geholfen, daß wir ein Lob Gottes würs den. Also sollen wir uns auch unter einander aufs nehmen, keinen Schwachen verstoßen, sondern ihm zum Guten mit behülflich sein. Finden wir einen, der sich leicht ein Gewissen machet in einem freien Ding, sollen wir ihn darum nicht verlachen; find wir aber selbst schwach im Gebrauch der Freiheit, und halten ein freies Ding für Sünde, müssen wir uns nicht selbst für heilig halten und den andern, der der Freiheit gebrauchet, verdammen.

Es ist allhier zu merken, wie zweierlei Ursachen angedeutet werden, die uns zur Freundlichkeit gegen die Schwachen anreizen. Erstlich das Erempel Christi, weil derselbe uns nicht verachtet noch verworfen, sondern hat uns aufgenommen, daß wir von

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