ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

XV.

Vorkämpfer und Führer im Bayerischen
Volksschullehrerverein.

Das ist ein hoher Geist, ein wahrhaft großer Mann,
Der flammend Tausende verwandter Geister
Für das, was Edles er erstrebt, begeistern kann
Zu freiem Dienst, als ihrem Herrn und Meister.
(Friedrich Güll.)

Ein jeder muß seinen Helden wählen,
Dem er die Wege zum Olymp hinauf
Sich nacharbeitet.

(Goethe.)

Die nachfolgenden kleinen literarischen Bilder wollen nicht einem übelangebrachten Personenkultus huldigen oder das Verdienst wackerer Kollegen, die vielleicht im kleineren Kreise unter schwierigen Verhältnissen für unsere Sache Bedeutendes geleistet haben, in den Schatten stellen, denn: ,,Noch bleibt uns vieles zu erringen; Noch ist die Erd' kein Himmelreich, Und bei des Geistes Vorwärtsdringen Zählt jeder wack're Kämpfer gleich!"

Sie sollen und wollen vielmehr nur der warme Ausdruck des Dankes und der Liebe sein, den die bayerischen Lehrer denjenigen unter ihren Berufsgenossen entgegenbringen, die sich als Bahnbrecher, Wegzeiger und Bannerträger im Krieg und Frieden bewährt haben, die lange Jahre in den vordersten Reihen für uns gesprochen und geschrieben, gearbeitet und gekämpft, denen wir soweit sie zum großen Teile,,nun ruhen von ihrer Arbeit" stets eine dankbare und bleibende Erinnerung bewahren. Die Lebensabrisse mancher dieser Vorkämpfer bilden für sich allein schon oft eine Geschichte des Lehrerstandes und der Lehrerbewegung.

[ocr errors]

Zugleich soll auch den Wünschen derer Rechnung getragen werden, welche von den in der neuen und neuesten Geschichte des Bayerischen Lehrervereins eine Rolle spielenden Männern, die geachtet und geliebt werden und mit denen viele häufig in geistigem Verkehr stehen, auch wissen wollen: wer und was sind sie, welches ist ihr Sein und Werden, ihr Streben und Wirken, welches sind ihre Lebensumstände ?

In breiterem Rahmen erscheinen zunächst die Männer, welche in den bewegten Jahren der Gründung des Vereins und zum Teil auch später noch durch Wort und Schrift hervorragend tätig waren (Heiß, Marschall, Brand) oder dem Verein viele Jahre auf vorgeschobenem Posten in Treue und Eifer dienten (Strauß, Breuning, Koppenstätter, Sittig, Pfeiffer). Wenn endlich auch Schubert, dem Unermüdlichen, dem Allverehrten, dem Vielgeliebten, mehr Blätter gewidmet werden als seinen übrigen zeitge= nössischen Mitarbeitern, so ist das einfach Dankesschuld und Dankespflicht.

Karl Heiß.

Der Dienst der Freiheit ist ein harter Dienst, sagt Uhland. Nicht minder schwer ist der Dienst dessen, der sich die Aufgabe gesetzt hat, das Volk zur geistigen Freiheit zu erziehen, der Dienst des Volkslehrers, der die Frucht

seiner Tätigkeit nur langsam reifen sieht und dessen materieller Gewinn noch immer in keinem Verhältnisse steht zu seinen Leistungen. Das nußte auch Heiß erfahren, der zwar zum Kreisschulinspektor sich emporgeschwungen, als Schullehrer aber jahrelang mit uns entbehrt und gelitten, geduldet und gehofft, gestrebt und gerungen hat.

Karl Heiß, geboren am 10. August 1827 zu Starnberg am Würmsee, ist der Sohn eines Schullehrers. Die Volksschule besuchte er in Vilsbiburg bei Landshut, wo sein Vater vom Jahre 1831 an über 30 Jahre segens reich wirkte. Schon frühzeitig zeigte Heiß große Lernbegierde und besuchte mit Fleiß und Erfolg die lateinische Schule in Landshut und München. Im Jahre 1843 bestand er glänzend die Aufnahmsprüfung in das Lehrerseminar zu Straubing und nach zwei Jahren trat er als der Zweite mit der I. Note aus; die Anstellungsprüfung machte er im Jahre 1848 als der Erste mit der I. Note. Seine Lehrerlaufbahn begann Heiß als Schulgehilfe in Mengkofen und Dingolfing; im Jahre 1851 wurde er auf die definitive Schulstelle Gerzen, Kgl. Bezirksamts Vilsbiburg, berufen, welche er aber schon 1853 mit Achdorf nächst Landshut vertauschte. Mit Begeisterung und rüstiger Frische lag er seinem Lehrerberufe ob und in dem stillen Dorfe verstrichen 14 Jahre rasch in gesegneter Tätigkeit.

In den 50er Jahren, als der Weizen der Reaktion in vollster Blüte stand, arbeitete Heiß viel für die Interessen der Schule und seines Standes in der Presse; die bei Datterer in Freising verlegte „Bayerische Schulzeitung" freisinniger Richtung erhielt manche gelungene Arbeit aus seiner fleißigen Feder. Als im Jahre 1859 dem Redakteur der Schulzeitung, Öchsner, wegen einiger mißliebig aufgenommener Artikel unter Androhung der Amtsentsetzung die Niederlegung der Redaktion befohlen wurde, wußte Datterer den ihm als tüchtige Kraft bekannten Heiß zur Übernahme der Schulzeitung zu gewinnen. Von 1860 ab erschien die Schulzeitung" redigiert von einem Schullehrer“; nur näher mit der Sache Vertraute wußten anfangs, wer der Schullehrer war. Von der Zeit datiert seine ausgebreitete öffentliche Tätigkeit, zugleich erwuchs ihm bei nicht überreichem Stoff für die Schulzeitung die Aufgabe, selbst außerordentlich produktiv zu sein. Unter den vielen von ihm verfaßten Abhandlungen und Artikeln aus damaliger Zeit seien erwähnt: Zur Charakteristik um das Schulwesen verdienter Männer und Pädagogen, welche Arbeit sich durch zwei Jahrgänge zieht. Über Stenographie und ihren Nutzen. Über den Einfluß der Sprache auf die Bildung überhaupt und insbesondere auf die Jugendbildung in den Volksschulen und über die Hindernisse bei Erteilung des Unterrichts in der Muttersprache und deren Beseitigung. Was ist von der Lancaster-Methode zu halten? usw.

Im Jahre 1861 zeigte sich in allen Kreisen Bayerns eine hoffnungsvolle pädagogische Stimmung; ein Schulgesetz wurde verheißen, ein Dotationsgesetz vorgelegt; wegen der auseinandergehenden Meinungen der Lehrer wurde in hohen Kreisen oft die Äußerung laut, daß den Lehrern beim besten Willen nicht geholfen werden könne, weil ihre Wünsche zu weit auseinander gingen“. Da unternahm es Heiß, die Meinungen zu

vereinigen. In einem Artikel An unsere Kollegen" beleuchtete er die Forderungen und Wünsche der Lehrer in Bezug auf Stellung, Bildung, Besoldung und Ruhegehalt und richtete an alle Lehrer die Aufforderung, einer darauf fußenden und der Kammer vorzulegenden Bittschrift sich anzuschließen. Viele Zustimmungserklärungen aus allen Gegenden Bayerns liefen ein, welcher erfreuliche Umstand in ihm den Plan reifte, die Lehrer Bayerns zu einem Ganzen zusammenzuschließen. Am 16. August 1861 ging der bekannte Aufruf hinaus; auf diese Anregung hin erwachte in Bayern unter den Lehrern ein ganz neues, frisches Leben, das von Heiß mit Wort und Schrift nach jeder Richtung gefördert wurde.

Die Gründung des Bayerischen Lehrervereins muß ihm für alle Zukunft als hervorragendstes Verdienst angerechnet werden. Zum 1. Vorstand und Redakteur berufen wehrte er den Widerspruch kräftig ab; 13 Jahre verwaltete er sein Amt pünktlich und gewissenhaft, nutvoll und schlagfertig, aber auch in hohem Maße besonnen und bedächtig; gewandt und überzeugend kämpfte er gegen die Gebrechen des Schulwesens und der Erziehung.

Am 9. Februar 1863 ward ihm die hohe Ehre zuteil, Sr. Majestät dem König May II. das Jahrbuch des Vereins persönlich überreichen zu dürfen. Am 10. März 1864 schied May II., dieser Gönner des Lehrerstandes, aus dem Leben. Heiß gab der Trauer desselben in einem Gedichte in der Schulzeitung und als 1. Vereinsvorstand in einer Beileids- und Ergebenheitsadresse an Se. Majestät König Ludwig II. Ausdruck, auf welche die bekannte allerhuldvollste Antwort in einem königlichen Handschreiben an Heiß erfolgte (siehe S. 84).

Die Gründung der Waisenstiftung erforderte kolossale Arbeiten, bei welchen Heiß von seinen Freunden Marschall, Pfeiffer, Sittig, Strauß usw. getreulich unterstützt wurde. Den ersten Beitrag für das Waisenstift erhielt Heiß von seinem Jugendfreunde, dem damaligen Rektor Dr. Wolfg. Bauer am Kgl. Wilhelm-Gymnasium in München.

Die 3. Hauptversammlung in Augsburg im Jahre 1867 brachte dem bewährten Kämpen seine Berufung in die alte Augusta, welchem Rufe er am 1. Oktober 1867 folgte.

Der im Jahre 1868 in die Öffentlichkeit gelangte Schulgesetzentwurf erforderte die aufreibendste Tätigkeit. Um manche Härten, welche in demselben sich zeigten, abzustellen, verfaßte der Hauptausschuß ein Memo randum, welches an sämtliche Mitglieder der beiden Kammern verteilt wurde; mehrmals führte ihn (1869) behufs persönlicher Rücksprache mit hervorragenden Abgeordneten sein Vereinsamt nach München, welche Reisen auch von Erfolg begleitet waren.

Doch das Schulgesetz fiel. Den Schmerz hierüber gab Heiß bei seiner Grußüberbringung in der Allgemeinen Deutschen Lehrerversammlung zu Berlin*) 1869 in den Worten kund: „Wir waren unserem Ziele nahe, wir glaubten, eine bessere Ära sei angetreten, da Regierung und Volksver

*) Die Regierung, städtische Behörden und Privatvereine vereinten sich da zumal zu dem Zwecke, möglichst vielen Lehrern die Teilnahme an der Lehrerversammlung in Berlin zu ermöglichen.

tretung sich bemühten für eine gesetzliche Regelung des Schulwesens auf freisinniger Grundlage. Schwarze Wolken haben aber das Morgenrot verdunkelt. Wir verlieren aber nicht den Mut. Wir trösten uns mit dem Worte des bekannten Liedes: Die Nebel zerreißen, der Himmel wird hell.' Ja, hell muß es werden! und darum wieder die Parole: Eine freie Volksschule, ein tatkräftiger Lehrerstand durch ganz Deutschland.“ Von der Bürgerschaft Augsburgs 1869 zum Gemeindebevollmäch tigten gewählt, sowie zum Lehrer der Stenographie am Gymnasium zu St. Anna ernannt, bewies er neuerdings eine unverwüstliche Arbeitskraft. Im Jahre 1870 vertrat Heiß mit Pfeiffer den Bayerischen Lehrerverein bei der Allgemeinen Deutschen Lehrerversammlung in Wien.

Zwei Jahre später wurde er vom Magistrat der Haupt- und Residenzstadt zum Oberlehrer präsentiert. Von der Kgl. Regierung jedoch beanstandet nicht wegen seiner pädagogischen und politischen Richtung. sondern wegen seiner Privatbeschäftigung als Vorstand und Hauptredakteur erhielt er erst auf den vom Magistrat erhobenen Einspruch unterm 7. Oktober 1872 seine Bestätigung durch das Kgl. Staatsministerium.

Die Lehrerversammlung in München 1872 war die leßte, welche er leitete und bei welcher er seine Befähigung auch zur Beherrschung großer Massen glänzend bewies. Hier ließ er sich sowohl in Anbetracht seiner schweren Berufslast als zu dem Zweck, den Inhalt des Vereinsorgans mehr in einen Guß zu bringen und „der tendenziösen Identifizierung von Vereins leitung und Redaktion den Boden zu entziehen“, von der Redaktion der ,,Lehrerzeitung“ entheben.

Sein entschiedenes Eintreten für die in München nach den Anforde rungen der modernen Pädagogik durchgeführte Schulreform jog auch ihm heftige Anfeindungen von jenem Teil der Münchener Lehrerschaft zu, welcher jener Reform gegenüber eine ablehnende Stellung eingenommen hatte.

Am 5. September 1874 wurde Heiß zum Stadtschulinspektor und Oberlehrer der Simultanschule III befördert; von diesem Zeitpunkte an war er ordentliches Mitglied der Lokalschulkommission München. Die mit dem Amte verbundene Arbeitslast veranlaßte Heiß, mit Schluß des Jahres 1874 auch die Führung der Vereinsleitung niederzulegen.,,Volle 13 Jahre“, sagte er in Nr. 1 der Bayerischen Lehrerzeitung 1875, „,sind es, daß ich die Stelle eines 1. Vorstandes des Bayerischen Lehrervereins bekleide. Während dieser langen Zeit fehlte es nicht an Kämpfen nach außen und innen, an Verdächtigungen und Verunglimpfungen, so daß ich in gewissem Sinne St. Paulus zitieren könnte. Bei all' diesem mühevollen Ringen stählte mich jedoch stets der Gedanke an die Tausende, die mit mir zu einem Streben verbunden sind, und das Bewußtsein der Achtung und des Vertrauens bei den Standesgenossen und Schulfreunden. . . . So freudig ich nun von jeher dem Ganzen gedient und so bereitwillig ich jederzeit das persönliche Interesse dem allgemeinen zum Opfer gebracht habe, so bin ich doch nicht länger mehr imstande, die Funktion als 1. Vorstand des Vereins zu führen, und erkläre deshalb hiemit, daß ich diese Ehrenstelle mit Neujahr niederlege. Die Gründe, die mich zu diesem wohl

überlegten Schritte bewegen, liegen nur in den vermehrten amtlichen Pflichten und in der dringend gebotenen Fürsorge für meine heranwachsenden Kinder."

In der Hauptausschußsißzung vom 27. Dezember 1874 wurde dieser Rücktritt aufs herzlichste bedauert und Heiß der wärmste Dank ausge= sprochen für die vielen Opfer, die er während seiner langen Amtsführung dem Vereine gebracht. Im Vereinsorgan, in der Augsburger Abendzeitung“, von vielen Bezirksvereinen und einzelnen Vereinsmitgliedern wurde ihm für seine Mühen und Verdienste der verdiente Dank gezollt.

Als sein Nachfolger Koppenstätter bei der VI. Hauptversammlung in Kaiserslautern an den zurückgetretenen Gründer und Vorstand erinnerte, ,,der mit fester, sicherer Hand das Schifflein des Vereins durch die stürmischen Wogen vergangener Jahre steuerte und auch dann nicht verzagte, wenn so manche schwere Bö heranbrauste", erhoben sich unter Bravound Hochrufen zum Zeichen des Dankes die zahlreichen Teilnehmer der Versammlung einmütig von ihren Sitzen. Und fürwahr, Heiß konnte von seinem treu verwalteten Amte mit dem Bewußtsein zurücktreten, eine sichtlich gedeihliche Ernte auf dem Felde der Vereinsarbeit vorbereitet zu haben!

Sein reiches Wissen, seine vielseitige Erfahrung, sein edler Charakter und seine unermüdete Tätigkeit erfuhren von amtlicher Seite immer noch größere Würdigung. Unterm 2. Juni 1875 wurde ihm die Allerhöchste Anerkennung seines beruflichen Wirkens ausgesprochen; am 17. Oktober 1878 erfolgte seine Ernennung zum Kgl. Kreisschulinspektor in Augsburg. Vor seinem Abgang dorthin wurde ihm Anerkennung und Dank für die dem Münchener Schulwesen als Inspektor und Oberlehrer geleisteten ersprießlichen Dienste durch die Kgl. Lokalschulkommission bezeugt. Auch in Augsburg ruhte eine große Geschäftslast auf seinen Schultern, die er 12 Jahre trug, bis er 1890 die nachgesuchte Versetzung in den wohlverdienten Ruhestand erwirkte.

Noch einmal lieh er dem Bayerischen Lehrerverein seine geschätzten Kräfte. Von 1893 bis 1904 bekleidete er die Stelle eines Hauptkassiers des Bayerischen Lehrerwaisenstifts, das er zu seiner Freude wachsen und blühen sehen konnte. Es war ihm aber auch vergönnt, das gewaltige Emporkommen seines eigensten Werkes zu schauen, des Bayerischen Lehrervereins, der allen Anfechtungen und Anstürmen Trotz bot und im Krieg und Frieden seinem Gründer alle Ehre machte. In seinem idyllisch gelegenen Geburtsorte gedachte Heiß seinen Lebensabend in beschaulicher Ruhe zu beschließen. Familienverhältnisse führten ihn jedoch im Jahre 1910. nach Nürnberg, wo er sich trotz seiner hohen Jahre noch großer Frische und Rührigkeit erfreute, bis auch ihm am Osterdienstag (18. April) 1911, kurz vor dem Gründungsgedenkfeste, das Los alles Irdischen zuteil ward. In Augsburg hat man ihn unter Beteiligung vieler Vereinsvertreter begraben; Schubert hielt dem hochverehrten Gründer und Ehrenmitglied des Bayerischen Volksschullehrervereins die mächtig wirkende Gedächtnisrede.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »