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II

Ich sah die weise Wala leise nahen,

ich griff sie fest mit meiner straffen Faust:
„Die Antwort muß ich heut von dir empfahen,
wenn auch des Todes Nachtung mich umbraust.

Du mußt mir künden unsres Weltalls Wesen!
Was soll der Geist? was soll das stete All?
Was soll der Zeiten Kreis, die einst gewesen?
Was soll der Ewigkeiten Wogenschwall?"

Da sprach die Göttin und ich hört die Worte;
die Sprache klang wie ferner Weltenlaut,
und still eröffnet sich die weite Pforte
der Ewigkeiten, die ich bang geschaut.

"In des Weltalls Weben der tiefe Kern,
im Frühlingssproffen der strebende Keim,
im Wintergrauen das eisige Wehn;
ich bin dir nah, ich bin dir fern;
die Welten fluten, wie wechselnder Reim,
ich bin, wenn rings die Zeiten vergehn.

Im Sterne bin ich der leise Hauch,

im Aether schweif ich als schimmernde Kraft,
am Himmel gleit ich als zückender Blitz;
du suchst mich spähend in jedem Strauch,

du suchst mich in der Pflanze Saft,

du suchst mich forschend im zündenden Witz.

Das Leben bin ich, ich bin die Ruh;

alt werd ich nimmer; es glüht mein Licht,

ob auch der Welten Strom entwich;

du bist mir fern, du schwebst mir zu,

du kennst mich und du kennst mich nicht;
wo bin ich? ich bin das eigene Ich“.

III 1)

Ich glaube an ein ewig Weltenmeer;
die Gottheit flutet als die heilige Kraft,
und in der Wesen starrer formenhaft
erbebt des Geistes Walten mild und hehr.

Der Ullgeist rauscht; in steter Wiederkehr
der Jahre glüht des Werdens frischer Saft,

und was der Menschheit Sinnen dämmernd schafft,
ist seines Weltenodems still Begehr.

Drum seid gegrüßt, wenn ihr auf Himmelsauen
den Heiland sucht, der einst als unsresgleichen

gelitten in des Ostens milden Gauen.

Uns trennt die form. Was solls? Der Liebe Zeichen

vereint uns treu; des Lebens Schranken weichen,
wenn wir des höchsten Dulders Bild erschauen.

1) Bei Uebersendung eines Christusbildes.

IV1)

Ich möchte still entschweben, mild und rein,
befreit vom dunklen Zauberbann des Bösen,
dann soll der höchste Geist mein Herz erlösen
von unsres Erdenwesens trübem Schein.

Aufschweben möcht ich, auf zum heiligen Hain,
befreit vom fluch und von des Schicksals Stößen,
gelöst aus dunkler Haft, von tausend Mesen, 2)
darin verknüpft im Wahn die Seele mein.

[Der Weise spricht:]

„Die Gottheit mußt du mit dem Geist umfangen,
der Gottheit mußt du Geist und Seele weihen,
so darf dich niemand mehr der Sünde zeihen.

Kannst du zur Gottheit ewigem Thron gelangen,
dann trittst du aus der Wesen Schöpfungsreihen,
und keine Sünde hast du je begangen.

V

Ein süß Gedenken steigt zu uns hernieder,
als wie aus fernen, längstvergeffnen Tagen;
von fernen Welten kommt es, still getragen,
und leidvoll klingts im bangen Herzen wieder.
Was sind des Dichters ahnungstiefe Lieder?
Sinds Töne, die zu unsrer Welt der Plagen
aus Sphären, wo die Lüfte nimmer klagen,
sich tauchen sanft in himmlischem Gefieder?

Sanft bebt die Saite, ihre zarten Schwingen
erstarken an den trauten Resonanzen,
daß sie als Lied zum weiten Aether dringen.

So tönt des Dichters Lied in süßen Stanzen;
denn Klänge, die zerstreut vom Himmel klingen,
erstarkt der Dichtergeist zum holden Ganzen.

VI

Die Wasser rauschen und die Stunden leise
zerfließen; langsam naht des Lebens Ziel;
zum Porte neigt sich bald des Schiffes Kiel,
zu rasten von der schweren Weltenreise.

Doch immer zieht das Denken neue Kreise,
und wenn des Schicksals schwerer Würfel fiel,
mir dünkt es nichts, nur leises Gaukelspiel,
denn ewig faßt der Geist die hehre Weise.

Das Denken schweift in fernen Himmelszonen
dorthin soll unser Sein die Flügel lenken,
nach fernen Weltalls ewigen Uräonen.

1) Nach Motiven der Vedantalehre. 2) Eine indische Vorstellung.

Im Jenseits wollen wir uns still versenken, dann faßt uns nicht das Dräuen der Dämonen; der Tod ist unsres Geistes letztes Denken.

VII

Was soll das gelbe Laub an müden Aesten,
indes die tiefen Lebensquellen fließen?
Die Welt ist nicht zum ewigen Genießen,
und öde Weile keimt aus frohen Festen.

Ein neues Leben glüht vom warmen Westen,
und neue Blumen werden einst ersprießen;
wenn sich die bangen Knospen sanft erschließen,
erwacht der Lenz mit tausend frohen Gästen.

Was will des Herzens bänglich mattes Zagen? Verzagen soll, wer nie den Kreis durchmessen; der Kreis zerfließt, doch neue Kreise ragen.

Durchmiß den Kreis, und schleunig sind vergessen die Wehgelüste, die den Busen nagen; denn nie verlierst du, was du hast besessen.

VIII

Ich schau dich wieder, Buddhas Statuette,
und deiner Blicke liebesanft Betrachten
dringt durch der Himmel ewig Dämmernachten,
wo Welt an Welten hangt in dunkler Kette.

Da fällt durch freudig glühende Rosette
ein Strahl: hell schimmerts in den tiefen Schachten,
die Gemme glänzt, die Blumen blühn, die sachten,
der Hain erbebt an hochgeweihter Stätte.

Werft ab der Erde blutumhüllte Schauer

und öffnet schnell des Wissens leuchtend Chor, dann flieht des Ichgefühles düstre Trauer.

Des Wissens Kraft trägt uns zum Licht empor; das Höchste winkt; den kühnen Weltbeschauer umrauscht der Sphären reiner Engelchor.

Schüpfungsgeschichte der Zuni-Indianer.

Yon

Peter Knauer.

ielen Besuchern der Chicagoer Weltausstellung ist im Regierungsgebäude der Vereinigten Staaten eine eigentümliche Indianergruppe in einem Glasschrank aufgefallen; von der Bedeutung derselben aber hatten nur sehr wenige einen Begriff. Die drei Indianer dieser Gruppe be deuten drei der Hauptdarsteller eines merkwürdigen indianischen Schöpfungsdramas, oder, wenn man will, eines dramatisierten Epos, welches bei den Zunis schon seit alter Zeit alle vier Jahre aufgeführt wird und ein seltsames Seitenstück zu den in Süddeutschland und Oesterreich noch heute vereinzelt vorkommenden „Passionsspielen" bildet. Einer der besten Kenner des Lebens und der Religion der Zuni Indianer aus vieljähriger eigener Anschauung, Frank Cushing, hat nun vor dem anthropologischen Weltkongreß in Chicago einen längeren Vortrag über dieses epische SchöpfungsDrama gehalten, dessen Inhalt für die Leser der Sphing" und für alle, denen das „Welträtsel“ je Gedanken. gemacht hat, nicht ohne Interesse sein dürfte. Als Ueberlieferung eines schlichten Naturvolkes ist diese Schöpfungs geschichte jedenfalls von bemerkenswerter philosophischer Tiefe.

Sie beginnt folgendermaßen: „Im Anfang war nur ein Ein-Wesen inmitten von Dunkelheit A-wo-na-wil-o-na", der All-Erhalter, Vater der Sonne, dessen Person oder glänzender Schild die Sonne ist. Indem er an Etwas dachte, das heißt, indem er seine Gedanken konzentrierte, erzeugte er Licht, welches die Dunkelheit niederwarf und sie zu Wasser verdichtete. Dies war das Mutter Wasser, welches grünwachsende Dinge hervorbrachte, wie es noch das Wasser in einem Gefäß thut, wenn es vom Sonnenlicht beeinflußt wird. So wurde die Mutter Welt geboren. Die Oberwelt, welche auf den Wolken der Dunkelheit ruhte, die nicht zu Wasser geworden waren, wurde der Himmels Vater, und aus der Vereinigung beider entsprang der Same aller Schöpfung, welcher in seinem Wachsen zu Menschen und zu Thieren und zu allen Arten lebender Wesen wurde."

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Dieser Teil der Zuni-Schöpfungsgeschichte hauptsächlich hat mich veranlagt, an dieser Stelle Kenntnis davon zu nehmen. Wer erinnert sich da nicht des Anfanges (oder angeblichen Anfanges) der mosaischen Schöpfungsgeschichte, des neutestamentlichen Spruches Jm Anfang war das Wort (logos)" u. s. w., vor allem der ganzen indischen, deutschen und anderen mystischen Litteratur über die Welt und die Entstehung des Lebens? Schon der indisch klingende Name A-wo-na-wil-o-na" scheint mir bezeichnend, sehr bezeichnend zu sein. Denn er erinnert an „AU Willen", und das Weitere deutet erst recht auf das Schopenhauer'sche „Die Welt als Wille und Vorstellung" hin. Mögen vielleicht manche über jene Namens Spekulation lächeln: die Naturelemente der Sprachen haben gewiß ihren tiefen inneren Zusammenhang, dessen Ergründung wohl erst in ihren Anfangsstadien steht. Schon Böhme, der Schusterphilosoph, hat es gesagt, daß, wer die Sprache und ihre geistige Natur wahrhaft erkennen würde, einen tiefen Einblick in das Wesen der Dinge gewinnen könnte. Ich glaube, daß die noch so junge Wissenschaft der Sprach. vergleichung sich noch als sehr wertvoll für den Mystiker erweisen.

kann.

Doch ich möchte diese Schöpfungsgeschichte, schon ihres poetischen Gehaltes halber, in der Hauptsache vollends wiedergeben. „In den Tagen der Schöpfung", heißt es weiter, waren alle Kreaturen viel mehr ein ander ähnlich, als gegenwärtig. Sie waren aber weich und bildsam, sodaß nach dem, was in der späteren Zeit mit ihnen vorging, sie so wurden, wie wir sie jetzt kennen. Die Leute hatten damals Schwänze, waren schwimmfüßig und hatten auch Schwimmhäute zwischen den Fingern. Denn die Erde war weich, und sie hatten auf Händen und Füßen zu kriechen.“ Wie man sieht, fehlt es auch nicht an Darwinistischen Anklängen.

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eine Erder

Dann kam eine mächtige Umwälzung der Natur schütterung denn die Erde war härter geworden, und das Volk, die Zunis, machten sich auf, um das Centrum der Welt, ihr Land, zu finden. Am vierten Rastplate auf ihrer Wanderung erörterten sie, was das Beste für sie zu thun sei." Erst hier. beginnt in dem Zuni-Drama die öffentliche Aufführung; die vorigen Akte werden so geheim aufgeführt, wie ehedem die egyptischen Mysterien. „Daher sendeten sie Boten nach verschiedenen Richtungen aus. K'yak-lu nun war der Aelteste von allen und galt für den Weisesten; denn er hatte seit dem Beginn dagesessen und zugehört und alles verstanden, was gesagt wurde, und selber nichts gesagt. Sein Name bedeutete: „Der, welcher von jeder Zeit und jedem Orte sprechen kann“, und er wurde nach dem Norden geschickt, um das Centrum der Erde zu finden.

Er wanderte so weit, daß der Atem auf seinem Gesichte gefror, seine Thränen in die Wangen Kanäle schnitten und sich dort verhärteten, und sein Mund geschwollen wurde und derart verquoll, daß seine Worte flangen wie das Schnattern von Enten. Er hatte sich verloren, als eine

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