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wenn sie wieder erschienen, enthielten sie Bemerkungen, die sich auf den Inhalt bezogen. Als dies das erste Mal vorkam, war meine Ueberraschung keine geringe. Eines Morgens in der Frühe (meistenteils kamen die Briefe für uns mit der ersten Post) erhielt H. P. B., am Frühstück - Tische sitzend, verschiedene Briefe, deren Durchlesung sie sofort vornahm. Für mich war einer aus Schweden gekommen, der mich in einige Verlegenheit setzte. Da ich nicht wußte, was ich darauf antworten sollte, legte ich ihn bei Seite auf einen Tisch, machte mich wieder über das Frühstück und dachte über den Inhalt nach. Nach Beendigung des Frühstücks, stand ich auf, und streckte meine Hand nach dem Brief aus. Er war verschwunden. Ich suchte unter meinem Teller, auf dem Boden, in meiner Tasche, konnte ihn jedoch nirgends finden. H. P. B. blickte von der russischen Zeitung auf, die sie gerade las, und sagte: „Nach Was suchen Sie?" Ich antwortete: „Nach einem Brief, den ich diesen Morgen erhielt“. Sie: „Es ist nutzlos, danach zu suchen. Meister war eben neben Ihnen, ich sah ihn ein Couvert wegnehmen". Drei Tage vergingen, ohne daß ich irgend etwas weiter von dem Briefe hörte; da, eines Morgens ich schrieb eben eifrig an meinem Schreibtisch sah ich plötzlich das Couvert auf dem vor mir liegenden Löschpapier und auf dem Rande des Briefes darin standen Anmerkungen geschrieben, Winke enthaltend, wie ich vorgehen sollte. Später gemachte Erfahrungen bewiesen mir dann, wie weise der gegebene Rat gewesen war. Ich habe überhaupt gefunden, daß dies stets der Fall war; und hätte ich immer dem mir aus dieser Quelle zugeflossenen Rat gefolgt, so wären mir nicht bloß pekuniäre Verluste, sondern auch mancher Verger und Verdruß erspart geblieben“.

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Die Gräfin erzählt fernerhin, wie zu jener Zeit ihre Freunde in Schweden sie fortwährend brieflich bearbeiteten, sich doch dem Einfluß von H. P. B., die diese für eine alte Intriguantin hielten, unter deren fortwährender Suggestion sie stünde, zu entziehen. Die folge dieser wohlgemeinten Rat schläge war, daß sie damals den Anweisungen des Meisters, die ihr in der beschriebenen Weise zugegangen waren, kein Gehör schenkte ein Mißtrauen, das sie, wie ihr die Zukunft bewies, schwer zu bereuen hatte. Es mag der Gräfin einen harten inneren Kampf gekostet haben, an diese unsichtbaren Führer zu glauben, und das offen und aufrichtig gezeichnete Bild dieser inneren Kämpfe, das sie dem Leser in ihren Erinnerungen" entrollt, macht eben das Buch so ungemein wertvoll, dessen Wirkung so außerordentlich überzeugend.

Ueber den Inhalt der „Secret Doctrine" selbst erfahren wir in diesen „Erinnerungen" nichts. Sie haben nur den Zweck, den Leser mit den außerordentlichen Vorgängen bekannt zu machen, die während deren Niederschrift in Würzburg und später in Ostende und London fortwährend um H. P. B. sich abspielten; sie schildern mit ergreifenden Worten die inneren und äußern Mühseligkeiten und Aufregungen, unter denen dieses Werk nach und nach zustande kam, und lassen in dem aufmerksamen Leser den Eindruck zurück, daß dasselbe thatsächlich so entstanden ist, wie alle Anhänger der Theosoph. Gesellschaft jederzeit behaupteten, unter der Suggestion und beständigen Kontrolle von Adepten, die dabei nur geistig, nicht körperlich anwesend waren, die auch nicht etwa verstorbene Menschen, sondern vielmehr lebende, von höherer psychischer und geistiger Entwickelung sind und die über Kräfte verfügen, von denen sich unsere Schulweisheit bis heute nichts träumen lägt.

Daß ein unter solchen außergewöhnlichen Umständen entstandenes Werk naturgemäß in der ganzen Anlage und Disposition des Stoffes, ganz abgesehen von der großen Schwierigkeit seines metaphysischen In. haltes, bedeutende Mängel aufweisen muß, liegt auf der Hand. In die Arbeit der Fertigstellung für den Druck, namentlich der Einteilung und Ordnung in Kapitel teilten sich dann mehrere treue Anhänger der Theosophie, welche im Anhang der Erinnerungen" zum Wort gelangen, wo auch der Herausgeber der „Sphinx“ über seine eigenen Beobachtungen und Erfahrungen berichtet, die er während seines längeren und nahen persönlichen Verkehrs mit H. P. B. machte.

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Ob H. P. B., die, wenn auch ganz ungewöhnlich begabt, denn doch auch ein Mensch war, mit menschlichen Fehlern und Gebrechen, durch ihren Bekehrungs- Eifer für ihre gute Sache sich niemals verleiten ließ, irgend ein Phänomen künstlich nachzuahmen und es dann für übersinnlich gemacht zu erklären und gar den Mahâtmâs zuzuschieben, ob auch keiner ihrer Nachfolger und Schüler sich jemals zu irgend welchen propaganditischen Mitteln unredlicher Art hat hinreißen lassen, das sind delikate Fragen, die zu beantworten ich mich nicht anheischig machen werde. Meine Aufgabe, die ich mir in diesen Ausführungen gesetzt hatte, nur die auf Grund der Erfahrungen und Erlebnisse der Gräfin Wachtmeister dem Leser den Nachweis zu liefern, daß Herr Coleman in St. Francisco der, wie ich in New-York hörte, mit der vollen Energie des Amerikaners das Geschäft betreibt, die theosoph. Bewegung in den Vereinigten Staaten zu untergraben, freilich mit schlechtem Erfolge Unrecht hat, wenn er die sämtlichen psychischen Phänomene, ohne die das Gebäude der modernen Theosophie nicht wohl aufzubauen war, für Be. trug erklärt.

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Mit dem Inhalte der „Secret Doctrine" selbst hatten wir hier uns nicht zu beschäftigen. Ueber diese Lehre werden wir demnächst einmal ausführlichere Mitteilungen machen. Nur so viel mag hier schon gesagt ein: Wenn einer findet, daß sie gegen seinen Menschenverstand" ver. stößt, so spricht dies gegen seinen Verstand, nicht gegen die Lehre.

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ur sehr mit Widerstreben benutze ich die drängende Veranlassung, die auch meinen Freund Ludwig Deinhard zu seiner vorstehenden Aeußerung trieb, hier etwas über meine Erfahrungen und Ansichten in Sachen der Blavatsky und ihres Wirkens mitzutheilen. Aber es ist nöthig.

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Nur wenige unserer Zeitgenossen sind bereits soweit Männer, daß sie Lehre und Person, Wesen und form, Zweck und Mittel zu unterscheiden wissen. Alle, deren Bewußtsein noch durch ihr persönliches Gefühl und durch äußere Eindrücke bestimmt wird, haben es besonders schwer, ein unbefangenes Urteil über unsre theosophische Bewegung sich zu bilden. Besonders jetzt, wo alle Thatsachen noch der Gegenwart angehören und wo das Persönliche sich unvermeidlich in den Vordergrund des Wahr. nehmungsbereiches drängt. Das wird besser werden mit der Zeit. Die maßgebenden Personen werden in Zukunft der Bewegung nur als folie dienen; und wenn die Personen dann idealisiert erscheinen, so wird dies nur ein geringes Maß derjenigen Gerechtigkeit sein, die ihrem seelischen und geistigen Kraftaufwande gebührt.

Was zunächst das Geistesmaterial betrifft, die Lehre, welche der Be wegung zur Grundlage dient, so ist das Urteil, das jemand darüber fällt, der beste Maßstab für die geistige Befähigung des Urteilenden. Zwar erfordert ihr Verständnis noch keine höhere, innere Bewußtseinsstufe, wie dies für die Mystik nötig ist; und eigentliche Mystik ist in der Esoterischen Lehre nicht enthalten. Jene ist Erlebnis, diese ist Erkenntnis. An Voll. ständigkeit, Umfang und Tiefe der Erkenntnis aber ist unsrer Kulturwelt bisher nie soviel geboten worden, wie durch die Quellen dieser unsrer Bewegung.

Wer nun, wie Herr Coleman, sich bemüht, den Weg dieser Erkennt. nis dadurch herabzusetzen, daß er nachzuweisen sucht, wo ihre einzelnen Elemente auch schon vorher ausgesprochen waren, der verkennt den Unterschied zwischen einem Walde und zahllosen einzelnen Bäumen.

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Doch in diesem Walde" finden sich nicht nur unzählige Bäume, die man vorher noch nicht kannte, dieser Wald" gestaltet sich auch zu einem märchenhaften Parke von wunderbarer Schönheit, und im Innern seiner tiefsten Gründe birgt er ein göttliches Heiligtum, das nur der Eingeweihte aufzufinden weiß und in das selbst der Eingeweihte nur mit größten Schwierigkeiten eindringt.

Um übrigens den Wert der Coleman'schen Agitation gegen die Theo. sophische Gesellschaft recht zu würdigen, wird es für Physiognomen interessant sein, hier eine Photographie seines Antlißes zu sehen und gegenüber das Bild von H. P. Blavatsky und Henry Olcott.

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Wenn aber selbst der von mir, sowie von allen Einsichtigen, hoch verehrte Altmeister der Sanskritforschung und Begründer der vergleichenden Religionswissenschaft, der wissenschaftlichen Theosophie", wenn selbst May Müller1) die durch die Begründer der theosophischen Bewegung dargebotene Erkenntnis durch den Nachweis schädigen will, daß Frau Blavatsky, die als Werkzeug der Vermittlung diente, selbst ganz ungelehrt war, und sogar grobe philologische Schnitzer machte, so bestätigt er damit gerade das, was uns von vorne herein veranlaßt, jene Lehren eingehend zu prüfen. Darum nämlich handelt es sich: Kann Frau Blavatsky, die durch sie geschriebene Geheimlehre" (Secret Doctrine) aus vorhandenen Quellen zusammen gestellt haben, oder diente sie den eigentlichen, tiefer eingeweihten Verfassern als äusseres Werkzeug, das zwar als verhältnis. mäßig bestes ausgewählt ward, aber doch sehr unvollkommen war. Denn

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1) Im Maihefte 1893 des Nineteenth Century in London.

daß Frau Blavatsky selber ungelehrt war, das behaupten gerade wir, die wir sie aufs genaueste kannten.

Ebenso nun, wie „Isis entschleiert" 1) entstand, so ward auch die "Geheimlehre") geschrieben. Dafür bin ich selbst theilweise Zeuge; und ich habe einige dieser meiner Erlebnisse in dem von Ludwig Deinhard besprochenen Buche der Gräfin Wachtmeister mitgeteilt. Aber den Wert der Lehre selbst beurteile ich nicht nach dieser Art ihrer Darstellung, sondern nach ihrer mir einleuchtenden inneren Wahrheit.

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Gelehrsamkeit ist nicht der Maßstab für die Wahrheit. Für diese fragt sich lediglich, löst sie die Rätsel unseres Daseins? Ist die Wirkung die sie ausübt gut und heilsam? Befriedigt sie nicht nur die Vernunft sondern auch Herz und Gemüt des Menschen?

In dieser Hinsicht nun entspricht nichts, was ich kenne, so völlig den höchsten Anforderungen, wie diese Geheimlehre. Dieser Thatsache gegen.

1) Vergl. unser februarheft 1894, S. 133.

2) The Secret Doctrine, zu beziehen von der Theosophical Publishing Society, 7 Duke Street, Adelphi, London W. C. 2. Aufl. für Subskribenten 35 sb. Sphing XVIII, 97.

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