ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

zustoßen! Mir war in dieser bedrängten Lage des Vaterlandes (denn daß alle Deutschen zusammenstehen würden, war mir unzweifelhaft) der beliebte Heerführer zum guten Ausgange des Krieges fast noch notwendiger erschienen, als der Königssohn. Daß er die süddeutschen Kon tingenten führen würde, war noch unbekannt, am allerwenigsten wurde es in dem kohlschwarzen Bamberg vermutet, wo die Hetzer im Hinblick auf das Jahr 1866 ihre volle Schuldigkeit gethan hatten. Doch änderte sich dies gottlob sehr schnell und gründlich.

[ocr errors]

Um zur Sache zu kommen, sei gesagt, daß ich mich früher als gewöhnlich zur Ruhe begab, um rechtzeitig, wie ich mir vorgenommen hatte, um 1/25 Uhr zu erwachen. Ich wachte bald auf. Meine jetzt verstorbene Frau sagte damals: Du hast noch Zeit, ich werde Dir eine Tasse Kaffee kochen.“ Ich sah auf die Uhr und sagte: „Ja, es ist noch eine Stunde Zeit; in einer halben ist erst Kreuzung; beeile dich." Meine Frau ging in die Küche und ich, vor einer Sekunde noch vollständig schlaffrei, sank von einem ganz ungewöhnlichen Schlaf übermannt, halb angekleidet auf's Sopha und träumte sofort:

Ich ging in der sogenannten Gärtnerei spazieren, ungefähr eine halbe Stunde über Bamberg hinaus. Da brachte eine mir bekannte Gärtnersfrau einen Herrn auf einem Schubkarren, dem beide Veine dicht über den Knieen abgefahren oder abgedrückt waren und nur noch an den Sehnen der Kniekehle hingen, während man deutlich durch die dunklen, fast schwarzen Beinkleider starke Schenkelknochen erkennen konnte. „Aber Kättel (Katherina) fürchtest Du Dich keiner Sünde, das muß doch dem Herrn arg wehe thun, thue doch nur die Beine hinauf!" "Ja, sagte sie fast weinerlich, was soll ich denn thun?" Ich sah mich um und bemerkte am Schubkarren neben angebunden mit einer Schnur ein Gärtners. häulein (kleine Haue mit langem Stiel); herunterreißen, zerbrechen und so die Tragbalken verlängern und die abgedrückten Schenkel behutsam darauflegen, war gleich geschehen und nun gleich zum Berr in's Spital. (Verr war ein tüchtiger Arzt und Operateur im städtischen Spital).

Jetzt erst nahm ich mir Zeit, während die Frau sich anschickte fortzufahren, einen Blick auf das leichenblasse, ohnmächtige Antlitz zu werfen. Aber welch ein Schreck: es war leibhaftig der Kronprinz. Ich hatte ihn nie persönlich gesehen; nur kurze Zeit vorher hatte ich sein Bild von einem Ulmer Händler erstanden, und es war kein Zweifel für mich, alles stimmte, nur die offenen Augen und die gesunde Gesichtsfarbe fehlten. Während des Traumes, wenn es nichts anderes war, sah ich nicht etwa einen verunglückten Militärzug, wohl aber hörte ich ganz in der Nähe das Anschlagen der Hufe an die Wagenwände, dabei denkend, wer von den unglücklichen Soldaten nicht von den Pferden zerdrückt ist, wird jezt gar totgeschlagen. Im Momente, als ich den Kronprinzen erkannte, wachte ich in folge des Erschreckens auf, war augenblicklich wieder ganz munter, sah auf die Uhr und bemerkte zu meinem größten Erstaunen, daß

kqum zwei Minuten seit meinem Einschlafen verflossen waren. Ich dachte mir: Ist das aber ein guter Schutzgeist! jetzt ist's gewiß höchste Zeit und so war es auch. Ich kleidete mich schnell vollständig an und lief, da Niemand auf der Straße war, den kurzen Weg bis zum Bahnhof hinauf, obgleich ich garnicht begreifen konnte, weshalb ich mich so beeilte; denn es war ja noch Zeit. Am Bahnhofe angekommen, wurde mir jedoch sofort klar, daß es doch Eile hatte, da der leere Wagenzug bereits im Gange war und mir aus den Händen schlüpfen wollte. Mit einigen Sprüngen war ich die Stiege hinauf und in meinem Bureau, wo gerade die letzten leeren Wagen vor den Fenstern vorüberfuhren und wo ich Alles antraf, wie ich vermutete. Der diensthabende Telegraphist, Amtsgehilfe Speck, schlief den Schlaf eines Sorglosen. Ich schrie ihn an: „Wo Gegenzug ?" "Ich weiß nicht“, sagte er schläfrig. Den Hebel in die Hand nehmend und Breitengüßbach anrufend, wollte ich den leeren Wagenzug abmelden, weil der Betriebsassistent Benkert von unten heraufrief: „LZug ab“ (leerer Wagenzug ab). Breitengüßbach gab mir jedoch sofort zur Antwort: Mug ab" (Militärzug ab). Also beide Züge waren unmittelbar gegenseitig abgefahren. „Ach Gott, die Unglücklichen!" „Benkert!" rief ich in höchster Angst, „um Gotteswillen, Kronprinz in Güßbach ab, schau, daß Du den leeren Zug noch kriegst.“ Benkert, dessen Bureau parterre lag, nahm seine Mühe und stürzte dem Bahnhof entlang, dem leeren Wagenzug nach. Er konnte ihn zwar nicht mehr einholen, wurde aber mit seinem Pfeifen und seinen Gesten von einem Wechselwärter, ich glaube es war der vorletzte, verstanden. Da der Zug noch nicht ganz an ihm vorüber war, so setzte dieser Wechselwärter einen, vielleicht auch zwei der letzten Bremser in Kenntnis, welche dann tüchtig bremsten, worauf der Zug ein langsameres Tempo einhielt. Vom Eintritt in's Bureau bis ich Benkert von der Abfahrt des Gegenzuges verständigte, war höchstens eine Minute verflossen. Da ich von meinem Fenster aus den Zug nicht verfolgen konnte, so ging ich in's sogenannte Staatstelegraphenzimmer und sah deutlich, daß der Zug schwer fuhr und nicht recht vorwärts kam, obschon der Führer sich alle Mühe gab. Als es nun garnicht mehr gehen wollte, sah er sich erst um. Hinter ihm der leere Zug wird gebremst, die Bahnwärter und Bremser pfeifen, blasen und schwenken rothe Fahnen und vor sich auf höchstens einen Kilometer sieht er aus einem Einschnitt die weißen Dampfwölkchen eines Gegenzugs. Zwei schrille Bogenpfiffe (Bremsen auf) Gegendampf und Ausreißen war ein Augenblick. Und es wurde auch die höchste Zeit, denn der kritische Moment berechnete sich nur noch nach Sekunden. Der Militärzug fuhr in einem ziemlich tiefen Einschnitt außerhalb des Marktes Hallstadt, sodaß kein Zug den andern sah. Benkert, zur Zeit Offizial in Bamberg, war mittlerweile nicht unthätig, sorgte für zwei offene Geleise, so daß Zug hinter Zug fast gleichzeitig in den Bahnhof Bamberg einfuhren. Der in Mitte des Militärzuges eingestellte Personenwagen des Kron prinzen hielt vor dem Königssalon, der Oberkondukteur öffnete den

Wagenschlag und der Kronprinz stieg aus und begab sich in den Saal, da Niemand weiter zum Empfang anwesend war, als der an der Thüre harrende Portier, um den Abgang des Personenzugs nach München ab. zuwarten. Ein inbrünstigeres „Gott sei Dank!" habe ich mir nie gedacht. Denn, obwohl der Wagen des Kronprinzen in der Mitte des Juges ganz richtig eingestellt worden war, so war in einem schweren Kavallerie zuge dieser fast leere, leichte Personenwagen bei einem heftigen Zu sammenstoße in sehr kritischer Lage. Doch hat es, Gott sei Dank, nicht sollen sein.

Vom Himmel.

Schmerzlich-süß ist dein Sehnen, du große Seele, und du lauschst den Worten, die dein ewig-junger Erlöser vom Himmel dir kündet, und die ein Echo finden in deinem Innersten. Opfern mußt du deine große wünschende Sehnsucht jenem Ewigen, dessen Stimme dir erklingt und das da in dir wirkt und dir deine wunschlose Auferstehung verheißt. F. E.

[graphic][merged small][subsumed]
« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »