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erkenntnis eines Menschen ist durchaus individuell, und hat mit seiner Stellungnahme zu der Kirche nichts zu thun. Der sogenannte „Atheismus“ ist eine Durchgangsstufe, die zu reinerer Gotterkenntnis führen kann, als sie der Kirchenchrist erreicht, solange er noch unbewußt und träge an den ihm blos angelehrten Formen festhält.

K. Aber durch wissenschaftliches Studium, durch sein Gewissen und durch sein Gefühl wird doch ein Atheist nie zum Bewußtsein „Gottes“ kommen ?

M. Warum denn nicht? Er muß es sogar; es ist das für ihn nur eine Frage der Zeit, vielleicht einer Zeit von vielen Jahrtausenden. Doch der Weg ist sicher, wie langsam er auch gegangen wird. Es handelt sich ja überhaupt nur um die immer bessere Lösung der Frage: Was ist Gott? Was ist die Kraft, die alles schafft, trägt und erhält, durch die alles sein Dasein hat und von der alles Werden abhängt ? Wenn der Kirchenchrist noch überhaupt die Frage stellt, ob man an „Gott" glaubt, zeugt dies nur von einem sehr geringen Verständnisse des Gott wesens.

K. Wieso denn? Man kann Gott doch nur erkennen in der Gestalt des Mensch gewordenen Gottes, unseres Meisters Jesus Christus, der da sagte: „Wer mich siehet, der siehet den Vater“, d. i. Gott (Joh. 14, 9).

M. Ob man einen vollendeten Meister Mensch gewordenen Gott oder einen Gott-gewordenen Menschen nennen will, hängt ganz davon ab, ob man ihn von dem Standpunkte seiner göttlichen Individualität (dem „Christus“) oder von dem seiner menschlichen Persönlichkeit (dem „Jesus von Nazareth") aus betrachtet. Der Sache nach ist es ganz dasselbe. In einem Meister sieht man Gott um so völliger dargestellt, je näher er seine Vollendung schon erreicht hat. Eben das aber, was in ihm zur Vollendung reift (der „Gott“), das ist dem Wesen nach genau dasselbe, was im Keim schon in jedem Menschen liegt, das „Ebenbild" Gottes, mit dessen Wachstum und zunehmender Verwirklichung jeder mehr und mehr zum „Kinde Gottes" wird. So nach Ihrer kirchlichen Ausdrucksweise.

K. Ich verstehe Sie wohl nicht ganz. Wollen Sie sagen, daß man Gott noch besser als durch seine Offenbarung in seiner Menschwerdung erkennen könne ?

M. Ganz gewiß! Es ist auch schon ein großer Unterschied in dem, wie man die Erkenntnis Gottes in der Offenbarung durch den Meister findet.

K. Nun, ich meine, diese ist nur in den Evangelien zu finden, die uns unzweifelhafte Kunde von der Gottheit unseres Meisters geben.

M. Die Unzweifelhaftigkeit dieser Kunde kritisch zu beleuchten, überlasse ich der wissenschaftlichen Theologie, der Bibelforschung. Auch ziehe ich die Göttlichkeit" des in den Evangelien verherrlichten Meisters nicht in Frage, obwohl man sich dabei erst wieder darüber klar werden. sollte, was man unter „Göttlichkeit“ verstehen will und wie man sich

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dieselbe denkt. Soviel aber ist gewiß, daß dies die erste, die unterste Stufe der Gotterkenntnis ist. Wenn Sie von Ihrem Meister nicht mehr wissen, als das, was Sie über ihn geschrieben oder gedruckt lesen, dann ist ihr Gottesbewußtsein doch wohl kaum lebendiger, als wenn Sie Ihren Gott über den Wolken oder in der Kirche suchen.

K. Welche andere Gotterkenntnis sollte es wohl sonst noch geben? Woher wollen Sie denn wohl andere Erkenntnis nehmen? Und wonach wollen Sie solche ermessen?

M. Ermessen will ich sie wie jede andere Erkenntnis nach ihrer Lebendigkeit und Klarheit. Und aus welcher Quelle sie zu entnehmen ist, das sollte Ihnen schon vorher mein Hinweis auf das „Ebenbild“ im Kinde Gottes" andeuten. Indessen ist dies schon eine viel höhere Erkefintnisstufe, auf die wohl die kirchliche Belehrung hinzielt, die aber nur selten, sehr selten auf diesem Wege durch plötzliche Erleuchtung sprungweise erreicht wird.

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K. Nun, was halten Sie denn für den richtigen, naturgemäßen. Weg?

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M. Naturgemäß“ ist hier eine sehr treffende Bezeichnung. Denn thatsächlich führt der Weg zur Göttlichkeit durch die Natürlichkeit, und die lebendige Erkenntnis Gottes fängt erst in der Regel damit an, daß man den Blick von jenen alten Ueberlieferungen über das Leben und die Lehren der Meister auf die rings umher lebendige Natur lenkt und in ihr die Offenbarung Gottes findet. Das ist freilich auch noch eine niedere Stufe der Gotterkenntnis. Ist sie freilich wohl lebendiger als die blos durch Hören und Lesen angenommene, so ist sie immer doch noch eine äußere und äußerliche.

K. Wird sie wohl mehr Befriedigung gewähren?

M. Insofern dabei der Erkennende mehr selbstthätig ist, wohl. Vor allem aber hat sie den Vorzug, den Menschen leichter darauf hinzuführen, daß er weiter die Erkenntnis Gottes auch in seinem eigenen Innern sucht, da doch sein eigenes Wesen zu dem Wesen der Natur gehört.

K. Sie legen offenbar das größere Gewicht stets auf das Innerliche. Wie entwickelt sich die Gotterkenntnis, Jhrer Meinung nach, denn weiter?

M. Ganz so, wie Sie jetzt und vorhin sagten. Sie besteht in der Erkenntnis Gottes als des Meisters und sie wächst im Maße der Verinnerlichung dieser Erkenntnis. Man kann seinen Meister in den Evangelien finden. Man kann ihn auch in der äußeren Natur empfinden. Um so höher aber ist der Mensch gestiegen in der Gotterkenntnis, je lebendiger und innerlicher er den Meister in sich selber findet und mit ihm verkehrt.

K. Ich habe allerdings auch in den Briefen des Apostels Paulus an verschiedenen Stellen gelesen, daß er sagt: „Christus lebet in mir“ (Gal. 2. 20) oder: „Ziehet an den Herrn Jesum Christum“ (Röm. 13, 14) und: „Ziehet an den neuen Menschen, der da ist alles und in allen

Christus" (Colosser 3, 11). Aber ich muß gestehen, daß das Worte sind, bei denen ich mir eigentlich nichts Rechtes denken kann. Wie kann denn Christus in uns" sein?

M. Daß Ihnen dies Verständnis schwer wird, liegt wohl daran, daß Sie das Wort „Christus" für einen Eigennamen halten. In der einen der von Ihnen angeführten Stellen ist dies nicht einmal der Name Jesus. Aber wissen Sie denn wirklich nicht, was Christus" heißt?

K. Nein. Was soll das anders heißen, als „Jesus von Nazareth"? M. Dieser war ein „Christus“. Christus aber ist nichts anders als die griechische Uebersetzung des hebräischen Wortes „Messias“; und beide Worte heißen nichts anderes als: „Der Gesalbte". Christus ist nur die Bezeichnung für einen Zustand oder für die höchste Stufe der Vergeistigung eines Menschen, der in sich die Gottheit, der sein innerstes Wesèn entstammt, wieder verwirklicht hat und der zugleich durch solche Vollendung seiner eigensten Bestimmung seinen Mitmenschen zum Meister und zum Vorbild wird. Dadurch erscheint er ihnen als der „Gesalbte Gottes".

K. Das mag wohl sein. Aber das erklärt mir immer noch nicht, wie ein solcher Meister, ein „Gesalbter Gottes", der bereits gestorben ist, noch wieder in uns leben kann.

M. Freilich ist es nicht die Person jenes vorzeiten gekreuzigten Christus oder irgend eines gestorbenen Meisters, der in uns lebendig wird, sondern vielmehr der „Christus“, der wir selbst werden, indem wir dieselbe Gottheit und es giebt nur Eine Gottheit in uns selbst zur Offenbarung bringen.

K. Davon hat man mir niemals etwas gesagt. Ich habe immer nur von einer „Nachfolge Christi“ oder von einer „Nachahmung Jesu“ gehört. Sollte das Christentum denn gar in etwas ganz anderem be stehen, als was überall und von jeher gelehrt wurde und wird?

M. Gelehrt kann Jedermann nur das werden, was er verstehen kann. Will man ihm anderes lehren, so entnimmt er daraus doch nur immer soviel, als er eben selbst versteht. Daß aber jenes „Christus in uns selbst Verwirklichen“ der Sinn und Geist des Christentums ist, das muß Ihnen doch verständlich sein. Was denken Sie sich denn wohl sonst dabei, wenn Sie in der Apostelgeschichte (10, 38) lesen: „Jesus war gesalbet mit dem heiligen Geiste", und wenn der Apostel Paulus sagt (2 Kor. 13, 13): „Die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch Allen!" oder wenn er an Titus (3, 5) schreibt von der „Freundlichkeit Gottes durch das Bad der Wiedergeburt und die Erneuerung des heiligen Geistes, welchen er über uns ausgegossen hat reichlich"?

K. Nun, dabei denkt sich Niemand wohl etwas Bestimmtes.

M. Wer sich dabei nichts Bestimmtes denkt, in dem ist jedenfalls sein Christentum noch nicht lebendig, sondern nur erst äußerlich erlernte oder anempfundene Vorstellung. Aber dieses eigentliche Wesen des Christentums ist allerdings nicht mehr das, was es von der wahren Religiosität aller anderen Religionen unterscheidet, sondern vielmehr

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das, was es mit allen diesen ohne Ausnahme gemein hat. Das Christentum besteht für den, der innerlich zum geistigen Leben erwacht ist, garnicht in der äußerlichen Nachfolge oder Nachahmung eines bestimmten Meisters, sondern es ist die Geburt und das Wachsen des heiligen Geistes in uns.

K. Das kann ich doch nicht gelten lassen. Dann wäre ja auch der ein Christ, der irgend einem andern Meister nachfolgte, dem Buddha oder dem Quetzalkoatl der Azteken.

M. Ob einer sich „Christ“ nennt oder wie er sonst immer mag, das ist ganz gleichgültig für das Eine und Einzige Ziel der ewigen Glückseligkeit und der höchsten Vollendung, der alle Entwickelung über. haupt zustrebt.

K. Aber jeder wirklich religiöse Mensch wird und kann doch immer nur sich in Verbindung mit einem bestimmten Meister fühlen, und zwar mit dem Meister, in dem sich für ihn die Fülle der Gottheit offenbart.

M. Gewiß. Je weiter aber er in seiner eigenen Vergeistigung voranschreitet, um so weniger wird er solches äußeren Vorbildes bedürfen, um so mehr wird er das Wirken des Meisters in sich fühlen. Diesen Unterschied wird er auf jeder Stufe seines weiteren Voranschreitens von Neuem empfinden. Als sein Meister wird ihm ohne Namen und Gestalt stets diejenige Individualität erscheinen, welche ihm auf der nächst höheren Daseins und Bewußtseinsstufe am nächsten geistesverwandt ist. Thatsächlich jedoch ist für jeden der „Meister“ nur die Gottheit selbst oder, wie Ihr es nennt, der heilige Geist".

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