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Nacht und der bey Nacht nichts sieht, ist deßwes gen bey Tag nicht auch blind.

Anders mit dem, der die Fenster zumauert, damit andere nicht sehen, der ihnen die Augen verbindet und aussticht, und anders, der sein Nachtlicht, bey dem er zur Noth Geschriebenes Lesen kann, vor Sonnenlicht verkaufen will. Endlich ein Unterschied, die Wahrheit erkennen und: sie bekennen; und noch ein größerer: sie nur predigen und vor sie zu streiten, zu leiden und zu sterben; das Vaterland lieben, ihm Gutes wünschen und zu rathen und das Leben zu lasfen vor die Brüder.

Im Kampf und Dienst der Wahrheit müßen auch Minirer, Felsensprenger, Brückenbauer, Sturmläuter, lermenbläser, Feuerrufer, FeldTrompeter, ja Profosen und Strickreuter seyn, die zum Soldaten weder Willen und Muth, noch Beruf haben, aber gut genug und dazu da seynd, um die Träge zu ermuntern, die Schlafende aufzuwecken, die Muthige zu begeistern, Bahn zu machen, Hindernisse aus dem Weg zu räumen, den Uebergang zu erleichtern, endlich auch, um die Ueberläufer und Ausreiffer zu fangen, zu züchtigen und zu bestrafen.

Alle diese in ihrem innern Valor und dußern Gebrauch so äußerst verschiedene Menschen sind in der Hand der Vorsehung Werkzeuge, deren sie sich zu Einleit und Ausführung ihrer großen Anstal ten zu bedienen weiß.

Es ist ein schönes Wort: Fortiter in re, fuaviter in modo, es ist aber nicht zu allen Zeis ten und unter allen Umständen anwendbar, viels mehr erfordert der Dienst der Wahrheit und das Bedürfniß des Zeitalters zuweilen Kraftmänner von der Art, die sich selbst sagen können: Gott lob! daß ich grob seyn kann; und in solchem Fall steht ein Luther neben einem Melanch thon, ein gutten neben einem Erasmus vortreflich beysammen.

Hingegen giebt es unter Freunden und Fein den der Wahrheit, unter allen Stånden und Verz hältnissen, Menschen, die zu ehrlich zum Schurz ken und zu schlecht zum ehrlichen Mann sind, mit diesen ist der gerade, cordate, offene, hochherzige Mann am übelsten dran und, wann er sich ihnen vertraut, am sichersten von ihnen betrogen.

Immer werden sie eine gute Sache loben, ftets einer Wahrheit scheinbaren Beyfall geben, aber an der Anwendung und Ausführung so viel zu mindern, zu tadeln, zu erinnern, zu wüns schen, zu spötteln und zu wizeln finden, bis am Ende durch die viele Aber ein ganz ander Ding heraus kommt und von der guten Sache selbst wenig oder nichts übrig bleibt.

Habe daher ein jeder, der sich mit lehre und Zeugniß der Wahrheit abgeben will, lieber immer, wann er kann, mit offenbaren Seinden zu thun, find sie sonst ehrliche Leute, so lassen sie sich entweder früh oder spåt überzeugen, oder man weiß doch, wie man mit ihnen dran ist und wird, bey allem Zwiespalt von Gesinnung, in ihrem Herzen legitimirt.

Als Herzog Georg von Sachsen, luthers bitterster Feind, einst den Erasmus in geistlichen Sachen um Rath fragte und darauf die gewöhn liche zwehdeutige und verschraubte Antworten von ihm bekam, sagte der Herzog: lieber Erasme, wasch mir den Pelz und mach mir ihn nicht naß. Ich lobe noch die von Wittenberg, die behalten doch kein Meel im Maul, sondern sagen frey und. redlich heraus, was ihre Meynung ist.

Einen doppelherzigen Menschen belehren, bedeuten, bekehren, überzeugen zu wollen, ist Wasser in ein Sieb gefaßt; weil der Irrthum nicht in seinem Verstand, sondern in seinem Willen haftet; mit ihm anzubinden, um zu streiten, ist weder Ehre vor die Wahrheit, noch vor den Streiz ter; vincam, heißt es da immer, feu vincar, femper ego maculor.

Es kommt nicht auf die Person eines Bekens ners, Zeugen oder Vertheidigers der Wahrheit, auf seinen übrigen Character, leben und Wandel, fondern auf das Recht und die Güte seiner Sache an. Simson war ein sehr unmoralischer Mensch, machte es den Philistern, wie gutten den Mönchen, gleichwohl war er Rächer und Retter seines Volks; guttens leben war nichts weniger als Evangelisch, und Erasmus brauchte nicht weit zu suchen, um ein ganzes Register von Sünden und Ausschweifungen von ihm zusammen zu bringen und zwar just von solchen, welche er, der dürre, schwächliche und furchtsame Schleicher, zu begehen nicht einmal fähig war. Es ist also immer ein böses Zeichen, wenn man, statt Gründe vor oder wider die Sache, sich an die Sitten und Character der Person halten will; gleichwohl

geschieht solches alltäglich, daher so viele schiefe und ungerechte Urtheile; daher der große ehemalige Streit de Theologia Irregenitorum. laßt eis nen Mann von der ganzen Zusammensezung, wie Zutten, seyn, was er ist, mag er dann auch weiter nichts als ein Besen seyn, (und diß war er nicht allein, war zugleich Ruthe und Geißel) der Besen wird stumpf, man wirft ihn ins Feuer und das Haus wird doch rein.

Hutten war ein in seiner Grundlage rauher, feuriger, fester, gerader, hochherziger, biederer. Mann, der glaubte, daß alle Welt die Wahrs heit, die ihm so helle leuchtete, sogleich annehmen werde, wenn mans ihr nur sagte, und so laut, derb, und unverblümt sagte, daß keine Ausflucht und Widerrede statt fånde; daher kas men seine glühende Freyheits-Briefe an Carl V. und sein stürmendes Herausfordern an Eras, mus. Der deutsche Ritter sahe in Carln nur den deutschen Kaiser, den Pflichtmäßigen Beschüzer der politischen und Gewissens-Freyheit und in Erasmus nur den Freund der Wissenschafs ten und die Geißel fauler unwiffender Mönche, übersahe den doppelten Menschen, so in ih nen war, ward vom Kaiser zum Dank seines

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