ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

wenn sie damahls gelebt hätten, ein Mosheim und Jerusalem Luthern auch geschrieben haben. Wasser wird nie Feuer und wenns beym Erasmus auch zum Kochen kam, so ward doch nie Flamme daraus. Konnte er mit Luthern nicht einklingen, wie viel weniger mit gutten, da dies. fer die Feder mit dem Schwerdt vertauschte; das Luther, der feurige Luther, selbst mißbilligte und deßwegen auch mit gutten nichts weiter gee mein haben wollte. *)

So wie sichs mir mit diesen drey Männern darstellt, so hatte Erasmus mehr Verstand und Wissen und Luther mehr Geist und ein besser Herz, Erasmus hatte Kenntniß und Anwandlung von der Wahrheit, aber sie hatte nicht sein Herz durchdrungen, er achtete die Ehre bey Mens schen höher, als die bey Gott, er haßte und neckte

* In dem Schreiben an Spalatinum An. 1521.:,, Was Hutten sucht, sehet ihr wohl. Ich wollte nicht, daß man mit Gewalt und Morden für das Evangelium ftritte; das hab ich auch an den Mann geschrieben. Die Welt ist überwunden worden durchs Wort, durchs Wort ist die Kirche erhalten und wird auch durchs Wort wieder gebeffert werden. Auch der Antichrist, wie er hat angefangen ohne Hand, so wird er auch ohne Hand aufgerieben werden durchs Wort. //

die Mönche, heuchelte, schmeichelte und räucherte aber den Königen und Fürsten, die ihn hinwiedes rum ftreichelten, bestachen und stumm schenkten; so bald also die Sache der Wahrheit mit seinem Interesse collidirte, mußte freylich das arme Evangelium verliehren und dem Verstand ward, bey seinem weichen schüchternen Temperament, um so leichter, das Herz zu übertäuben und eins zuschläfern.

Zutten und Erasmus einander gegen über gestellt, so stund da Stolz gegen Stolz, Ritters Holz gegen Gelehrtenstolz, jeder bat den andern um lob; Erasmus hatte mehrere, tiefere, aber buchstäblich todte Erkänntniß der Wahrheit, Zutten mehr lebendiges Gefühl, Erasmus lebte unsträflicher und regelmäßiger, gutten konnte fagen und sagte: Gott sey mir Sünder gnädig! gutten wollte immer erringen, Eras mus nur erschleichen, Erasmus ftritte nur vor Wissenschaften und Freyheit des Geistes, Zuts ten nebst jenem vor Freyheit der Gewissen und politische Freyheit, Zutten verlohr alles, Erase mus wollte gewinnen und genießen, er starb als ein Reicher, und Ehren-Säulen, Stiftungen, Lobreden, Sammlungen seiner Werke verewigten sein Andenken; Zutten starb arm, verachtet, vertrieben, verlassen, ohne Denkmahl, ohne

1

Dank der Nation, vor deren Freyheit er litte und ftritte. Nach zweyhundert Jahren und drüber wollte ein durch den Anblick des patriotischen Hels den erschütterter und durch Göthens Lobrede bes geisterter Deutsche *) seine Werke und zerstreute Blåtter sammeln, das erste Båndgen kam vor vier Jahren kärglich heraus; das Unglück wollte, daß alles Lateinisch war und wir nicht mehr Rdz mer, sondern Deutsche und Deutsch - Franzosen find; die Fortsezung bliebe aus Mangel des Des bits bis jezo stecken, mit nur noch schwacher und ungewisser Hofnung: Ob es bey diesem Torso eines Monuments auf einen großen Deutschen verbleiben oder, in Ermanglung eines Buchhänd fers, etwa eine deutsche Akademie den patriotis schen Entschluß faffen werde, Huttens Werke, auf eine seines Nahmens würdige Weise, in Lis nem Stück herauszugeben.

[ocr errors]

Goethe hat zu unsern Tagen gutten ein Denkmahl gestiftet, das schön und dankenswerth ist, wiewohl es minder Raisonnement, als sentimens tale Declamation, minder kaltblütige Prüfung, als lob des einen und Verdammung des andern ist.

*. Herr Wagenfeil in Kaufbeuren.

Meinem Wunsch nach sollte sich nun auch Schloß ser dran machen, der gemeiniglich das Licht unten und oben zugleich anzündet, und, nach einer ges wissen neuern Methode, *) den Bäumen die Crone abhaut und fie dann an den über sich gesezten Wurzeln wieder ausschlagen läßt, der so ganz des Glaubens eines großen deutschen Manns ift: **)

Mit Ach! und O! und Bildern ist es wahrlich eben so wenig, als mit bloßer kalter Abstraction gethan.,, Da würde, weil beyde große Zeichner find, ein in sicht und Schatten wohl geordnetes Bild erscheinen.

Ueberhaupt zu sagen, deucht mir: Männer, wie Zutten und Erasmus, richtig zu wardis ren, muß man selbst in ftatu confeffionis & paffionis, felbft Bekenner und Dulder gewesen seyn. Das Declamiren machts nie aus, weder im lob noch Tadel, weil Rede und Handlung zweyerley ist, und, wanns zur Noth kommt, die, so einen Hutten am eifrighten loben und einen Erasmus am årgften schimpfen, zuerst und am B3

*) Medicus in den Septrägen zur schönen Gartenkunft. ** In den Betrachtungen über das Universum S. 149.

meisten Erasmi find und mit dem gehezten Hasen die, nicht so ganz verwerfliche, Antwort entgegen halten: Tu, fi hic effes, aliter fentires.

Freylich ist der beederseitige Fall zu unsern Zeiten je långer je seltener. Unsere heutige Erass mi, wenns ihrer noch welche giebt, sind vor den goldenen Bechern, Ketten und Uhren, womit man sonst ihren Beifall lohnte und erkaufte, sicher, vors Heucheln und Schweigen wird heut zu Tag keiner so leicht mehr bezahlt; hingegen sind auch die gutten, wenn und wo es ihrer noch welche giebt, vor Acht und Schwerdt eben wohl gesichert. Unsere Herodes schlagen ihren politischen und theologischen Hofpredigern nicht mehr so, wie ehedem, den Kopf ab, sie wissen eben so kräftige und menschenfreundlichere Mittel, fie lassen ihnen doch ich höre auf, denn indem ich dieses schreibe, erhalte ich den Brief eines theuren Freundes, der selbst Bekenner ist, mit dessen wichti gen Worten ich diese Betrachtungen schließe: „Jezt, wo die Bekenner der Wahrheit nicht auf Schaffot und Scheiterhaufen, sondern im Exilio, in der Verachtung, wie Ugolino auf dem Thurm, nach Leib und Seele langsam verhungern müßen, jezt kostets mehr. Der Tod fordert nur eine kurze Beharrung bis ans Ende, aber Jahre lans ges Schmachten will mehr sagen, hat also auch

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »